Eine interessante Theorie zur Entstehung der Ghule (warum eigentlich nicht Ghoule?) entwirft Camilla Brandner mit dem vorliegenden Roman. Ein hartherziger Adeliger weist eine Bettlerin, die ihn um Almosen bittet, mit den Worten zurück, sie solle doch eine tote Ratte aus der Gosse essen. Die verflucht ihn daraufhin mit den Worten: "Da du mir Aas zum Essen anbietest, sollen deine Nachkommen Leichenfleisch fressen!"
Gesagt, getan. Die Frau des Adeligen gebiert Zwillinge, sowohl optisch als auch vom Verhalten her eigenartige Kinder, die sich alsbald als Ghule entpuppen, woraufhin die Gräfin in den Fluten eines Wasserfalls den Tod sucht, damit nicht ihr eigener Nachwuchs über ihren toten Körper herfällt.
Die Zwillinge wachsen heran, zeugen Nachwuchs - ebenfalls Ghule -, und die Jahre ziehen ins Land. Was im siebzehnten Jahrhundert beginnt, wo das Schloss des Grafen noch eine prunkvolle Residenz ist, endet im ausklingenden neunzehnten Jahrhundert, als das Heim der Ghule nur noch eine verfallene Ruine ist, die aber immer noch Menschen anlockt, soll es hier doch verborgene Schätze geben...
Eine schön-schaurige Geschichte, die zur Gänze in der Vergangenheit spielt, und sich flott lesen lässt. Vor allem bei der Schilderung grausig-widerwärtiger Szenen bevorzugt die Autorin eine blumige ( im positiven Sinn!) Sprache, wodurch das Grauen vor dem geistigen Auge des Lesers/der Leserin eine plastische Form annimmt.
Für mich sowohl vom Inhalt als auch vom Stil her der bisher beste Roman von Camilla Brandner.