Olivaro hatte diese Kultserie ja schon einmal bei "Schusters Gespenster" erwähnt. Und tatsächlich ist sie ein Meilenstein in der damals ohnehin hervorragend besetzten Welt des Kinderprogramms.
Mittlerweile gibt es auch von diesem Klassiker eine furchtbare Neuauflage, für Leute, die nicht in den 70er/80er aufgewachsen sind, wird sie wohl nicht ganz so grauenhaft sein, dafür ist sie natürlich auch nicht sehenswert.
Das Original von 1976 ist jedoch all jenen zu empfehlen, die wissen, wie großartig damals Fernsehen für heranwachsende sein konnte, davon macht man sich ja keine Vorstellung mehr.
Und Olivaro (so wie ich und viele, die ich kenne) sprechen gerne von der unheimlichen Atmosphäre, die da präsentiert wurde. Natürlich muss man das alles im Kontext betrachten, denn Das Haus der Krokodile ist auch ein Dokument seiner Zeit, was sie nebenbei so kulturell wertvoll macht.
Oh, habe ich gar nicht gesehen, dass da schon jemand das Haus der Krokodile besucht hat...
Die Serie hat ganz wunderbare Szenen (die "wartende" Cäcilie im Treppenhaus) und recht passende Schauspieler, wenngleich die eigentlichen Hauptdarsteller das Haus und die Wohnung der Familie Laroche sind. In einem Neubau oder Wohnblock hätte man diese Geschichte gar nicht spielen lassen können. Es brauchte dazu die hohen, dunklen Räume, die knarrenden Treppen und Dielen, das verschnörkelte Treppenhaus, die verstaubten Dachkammern und den Lastenaufzug in der Wohnung. Thomas Ohrner, der recht früh schon von seinen Eltern "verheizt" wurde (bereits mit vier Jahren eine Rolle in einer Folge des "Kommissar" um mörderische alte Männer), spielt zwar ohne großartiges Talent, aber dafür glaubhaft unbekümmert die Rolle des Victor an der Seite seiner Halb- und auch Filmschwester Carolin Ohrner. In der Neuverfilmung von 2012 spielte Thomas Ohrner übrigens den Vater des Viktor. Nora Minor hat perfekt die Rolle der strengen und auch zweilichtigen Frau Debisch verkörpert, auch wenn ihr Schwiegersohn, dargestellt von Mathias Eysen, etwas überzogen und auffällig verdächtig dargestellt wird. Und wenn man es genau betrachtet, ist er für "Onkels" Zusammenbruch und späteren Tod zumindest indirekt verantwortlich.
Dass die Serie ein Kind ihre Zeit war, erkennt man nicht nur an der Kleidung und den Autos, sondern an der Unbekümmertheit der Erwachsenen, die Kinder schon mal mit Alkohol abzufüllen ("Bub, du bist ja betrunken!"). Immerhin hat man schon damals Larry Brent-Romane von Dan Shocker gelesen ("Orungu, Fratze aus dem Dschungel") oder "Horror"-Comics von DC im Sammelband:
https://www.youtube.com/embed/Qb0CnSlMhEc
(bei 3:45 Minuten)
Leitmotiv der Geschichte ist die Tragödie um das Mädchen Cäcilie, das zwanzig Jahre vorher beim Spielen mit dem Jungen Friedrich durch einen Sturz in das Treppenhaus ums Leben kam. Hinterlassen hat sie ein gezeichnetes Tagebuch, in dem Krokodile und große rote Augen Victor und Cora Rätsel aufgeben. Zudem wird Viktor durch Geräusche, Schritte und eine menschliche Gestalt in einem Spiegel in der dämmrigen Wohnung erschreckt.
Die Auflösung, wer und warum dahinter steckt, kommt erstaunlich unaufgeregt und auch ernüchternd daher, kann aber die Erinnerung an diese stimmungsvolle Serie in keiner Weise trüben oder beeinträchtigen. Im Gegenteil: Die Musik von Frédéric Chopin hat einen extrem großen Eindruck auf mich hinterlassen:
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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Ja, dieser Joe Peng war nicht ohne. __________________
Chopins Prélude Nr. 14 es-Moll war in ihrer fiebrigen und unruhigen Art die perfekte Untermalung nach den Schlußszenen.
I like Chopin.
Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.
Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene
Der Komponist war eigentlich ein Chinese mit dem richtigen Namen Zhou-Feng, den er aber später änderte.
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