Nach dem furiosen Zweiteiler um einen alten Drachengott, wie will man sich zum Staffelfinale da noch steigern? Das habe ich mich gefragt, als ich die Neuinterpretation zum Gnom mit den Krallenhänden angefangen habe. Am Ende habe ich meine Antwort. Mit weniger Action, dafür mehr mehr persönlicher Brisanz für John Sinclair. __________________
Der Geisterjäger hat im letzten Abenteuer eine junge Frau kennen gelernt. Eigentlich öffnet er sich keinen Frauen, wegen seinem Job. Dieses mal riskiert er es und wird natürlich bestraft. Sourette und Cascabel locken die beiden in eine Falle und entführen Johns Flamme. Will er sie zurück haben muss er sich den beiden beim Nocte Meridian in Ashbury stellen. Einem Tor in die Hölle oder Unterwelt.
Was ist eigentlich mit den beiden Gegenspielern aus dem Heft? Selbstverständlich wurden sie umgeändert. Einem behinderten Krüppel ganz normal die Rolle eines Bösewichts zu geben passt nicht mehr wirklich in unsere Zeit. Cascabel wurde daher dämonischer gestaltet. Er führt ein armseliges Leben in Ashbury, tötet kleine Kinder um sich von ihnen zu ernähren. Und wird endlich von den Dörflern erwischt. Da spricht eine Stimme zu ihm, bietet ihm Rettung an. Es ist Asmodis, der im Reboot nicht direkt der große Höllenherrscher ist, sondern nur ein uralter mächtiger Dämon. Sogleich schickt er den Dämonengnom nach London, wo er ihm dabei hilft den Leichnam von Sourette zu besetzen. Diesen hat er zuvor in den Selbstmord getrieben. Schlaues Kerlchen, wie auch in der Heftserie.
Also wird die Falle für John gelegt. Denn nur er als Sohn des Lichts kann das Tor zur finsteren Dimension öffnen. Dafür muss er freiwillig die Frau umbringen, die er liebt. Eine knifflige Sache für Asmodis. Aber der Gute findet eine Lösung. Am Standort des Nocte Meridian lässt er Johns Freundin auf einem Scheiterhaufen verbrennen. Ich könnte jetzt anmerken, dass lebendiges verbrennen sehr lange dauert, aber die armen Opfer eigentlich schon früh am Rauch ersticken. Vielleicht ist es ein magisches Feuer, denn die Dame brennt ziemlich lang und qualvoll. John ist auch nur ein Mensch und erlöst sie wider besseren Wissens mit einem Kopfschuss. Freiwillig. Das Tor wird geöffnet. Und mit diesem gelungenen Cliffhanger endet die zweite Staffel.
Armer John, lässt er einmal eine Frau in sein Leben wird er direkt richtig bewiesen, was seine Ängste angeht. Und nun hat er auch noch das Tor zu Hölle aufgestoßen. Asmodis hat obsiegt. Gabriel Conroy kennt keine Gnade. Ich weiß nicht wie John das verkraften soll. Zum Glück kannte er sie erst einige Tage und keine Jahrzehnte wie andere Männer die es in der eigentlichen Serie ähnlich getroffen hat.
Diese Staffel hatte jedenfalls einige Höhen und Tiefen im oberen Gesamtniveau. Stets gut geschrieben. Sehr gute Charakterzeichnungen, wenn auch für Puristen sicher zu modern und abseits des Sinclairflairs. Manchmal wurde eine Geschichte zu groß aufgezogen, dem Leser zu viel Action zugemutet. Ich meine, das funktioniert, keine Frage. Aber das ist nicht „neu interpretiert und modernisiert“, das hat dann wirklich nichts mehr mit John Sinclair zu tun. Trotz allem warte ich auf Staffel 3. Bei den ganzen Nebenserien ist hoffentlich noch Budget dafür übrig. Es sind noch einige Gespenster-Krimis zu verarbeiten und für einen Sinclairleser ist der direkte Vergleich auch interessant.
Aktuelle Gruselfavoriten:
1. Isaac Kane
2. Dämonenkiller (Baphomet Zyklus)
3. John Sinclair
4. Die Musgrave-Romane im Gespenster-Krimi