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Geschrieben von Olivaro am 25.02.2018 um 08:13:

Vor allem das Video ist ein steter Quell der Freude, wohl selten hat "Der Hund von Baskerville" dämonischer ausgesehen:

https://www.youtube.com/embed/7iSsVskUcfo

Das Album von Alan Parsons ist noch immer ein grandioses Album, und The Fall of the House of Usher ein extrem spannendes Klanggemälde, das die düstere Atmosphäre der Erzählung kongenial in Musik umsetzt. Der zweite Favorit ist The Raven.

All that we see or seem
Is but a dream within a dream.

Womit sich der Kreis mit Propaganda schließt:

https://www.youtube.com/embed/Q4E1zMLghhY

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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von Shadow am 25.02.2018 um 09:59:

O ja, Olivaro, mir laufen jetzt noch Gruselschauer den Rücken rauf und runter, wenn ich an diesen gewaltig gefährlichen Monsterhund denke, der nur noch zu überlegen schien, wen er zuerst zerfetzen und fressen soll ...Grusel Böse Ohnmacht

Und erst Bert, der Magier, der einen mit stierem Blick fixiert und aus dessen Bannblick sich gewiss keine holde Maid jemals mehr lösen konnte ... Hexe großes Grinsen

Echt grausig und gruselig ...



The Fall of the House of Usher von Alan Parsons Project habe ich als CD zu Hause, wie auch noch 3 andere CD's von ihnen.
Tolle Musik, tolle Musiker ... Daumen_hoch Freude

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Erhebe nicht den Anspruch, alles zu wissen – versuche es.


Geschrieben von marek am 25.02.2018 um 10:42:

Da ich augenscheinlich nicht der einzige bin, der "Tales Of Mystery And Imagination" mag: Es gibt sogar einen zweiten Teil. Mit dem hatte Alan Parsons selber zwar nichts mehr zu tun, aber umso mehr sein ehemaliger Project-Partner Eric Woolfson. Die LP steht auch schon länger auf meiner Wunschliste:

jpcng/poprock/detail/-/art/Eric-Woolfson-Poe-More-Tales-Of-Mystery-And-Imagination/hnum/99896

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Ein nettes Forum hier. smile


Geschrieben von Olivaro am 25.02.2018 um 10:46:

Zitat:
Original von marek
Da ich augenscheinlich nicht der einzige bin, der "Tales Of Mystery And Imagination" mag: Es gibt sogar einen zweiten Teil. Mit dem hatte Alan Parsons selber zwar nichts mehr zu tun, aber umso mehr sein ehemaliger Project-Partner Eric Woolfson. Die LP steht auch schon länger auf meiner Wunschliste:

jpcng/poprock/detail/-/art/Eric-Woolfson-Poe-More-Tales-Of-Mystery-And-Imagination/hnum/99896


Die habe ich auch, allerdings hat mir das nicht mehr zugesagt. Wahrscheinlich ist man im Alter nicht mehr so leicht zu beeindrucken, und die Qualität des ersten Albums ist zugegebenermaßen schon sehr hoch.

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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von marek am 25.02.2018 um 10:52:

Okay, danke für Deinen Eindruck. Da werde ich dann noch einmal ausdrücklich Probe hören, bevor der Kauf erfolgen könnte.

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Ein nettes Forum hier. smile


Geschrieben von Waldfee am 30.03.2018 um 18:15:

RE: Juliane Werding

Zitat:
Original von Olivaro
Sollte ich eine deutschsprachige Künstlerin als "wegweisend" bezeichnen müssen, so würde mir nur Juliane Werding einfallen.
(...)
Das Album Sehnsucht ist unheilbar (1986) bringt zwei Lieder, von denen Das Würfelspiel eindeutig phantastische ist, während Stimmen im Wind verschiedene Interpretationen zulässt.
(...)
Während die Singlefassung vermuten lässt, dass die Frau an einer mentalen Störung infolge des Verlustes eines geliebten Menschen leidet, erweitert die Albumversion die Deutungsmöglichkeit um die Variante, dass der Verlorene zu ihr zurückkehrt - in welcher Form, das bleibt der Fantasie des Hörers überlassen.


Mir war schon klar, dass der Text mehrere Deutungen zulässt, ich hatte aber bereits beim Ersten Hören für mich entschieden, dass die Stimmen durchaus real sind und mit Suzanne sprechen. Verlust und Trauer scheinen mir unstrittig, für mich handelte es sich aber um einen jenseitigen Kontakt, der der Frau in ihrer Trauer Trost zuspricht. Das wäre dann vermutlich eine Spur esoterischer, aber wie ich finde auch romantischer, als wenn es auf pure Einbildung hinausliefe. Was es in der Aussage bedeutet, bleibt dennoch erfreulich diffus und lässt, selbst wenn man sich für eine Nachricht aus der Geisterwelt entscheidet, immer noch Freiraum für Interpretation:
Es fängt alles erst an - könnte bedeuten: Der Tod ist nicht das Ende; die Tröstung bestünde dann im Verweis auf ein wie auch immer geartetes jenseitiges Leben.
- kann aber auch in dem Sinne gesehen werden, dass die Zeit alle wunden heilt: Du hast jetzt zwar einen Verlust erlitten, aber Du bist noch jung, das Leben hält für Dich noch mehr als Trauer bereit (in diese Richtung würde dann auch Deine schwere Zeit ist bald vorbei passen)

Und sozusagen als verspäteten Teil 2 hinterher:

Auf dem Album Tarot (1988 ) findet sich das Stück Nebelmond, das eine recht unheimliche Begebenheit erzählt. Im Grunde wird hier die Geschichte um den Erlkönig neu erzählt, wobei sich hierin ein Mann und eine Frau auf der nächtlichen Heimfahrt mit dem Auto befinden:
Wie schon der Sohn im Erlkönig, erkennt auch die Frau in der 1. Strophe die bedrohliche Situation
Etwas kommt uns hinterher
Wie ein Riesenvogel, der nach Seelen jagt
,
während der Mann, ähnlich dem Vater im Erlkönig, keine Bedrohung erkennen kann (2. Strophe)
Er sah in seinen Spiegel und warf einen Blick zurück
Als er sagte, dass es nichts zu fürchten gab
.
Worauf sie zur Eile ermahnt (Bridge):
Fahr ein wenig schneller
Denn sonst holt es uns noch ein

Der Refrain bietet einige hingetupfte Bilder. Zum Teil nur zur Unterstützung, der leicht bedrohlichen, leicht schwermütigen Stimmung (Regen an den Scheiben ), dann wohltuend unkonkret Kreuz auf dem Asphalt (das kann wirklich alles bedeutend: optische Täuschung, Mahnmal für einen Verkehrstoten, Vorzeichen für einen bevorstehenden Todesfall?), um dann bei einem zwar diffusen, in seiner Bedeutung aber durchaus handfesten Bild Schatten, die uns treiben anzukommen und am Ende ein nicht zu leugnendes konkretes Ereignis Und am Horizont ein Nebelmond zu präsentieren

Ähnlich dem Erlkönig endet auch Nebelmond tragisch:
Er kam zu Hause an
Als die Dämmerung begann
Für sie kam jede Hilfe
Zu spät.


Die Bewertung des Geschehens bleibt letztlich dem Hörer überlassen, denn der Text lässt unterschiedliche Sichtweisen zu:
Wurde das Paar wirklich von etwas Bedrohlichem verfolgt? Für den Mann gab es keine Bedrohung, während sie für die Frau mehr als real (wenn auch nicht konkret beschreibbar war). Auch das Ableben der Frau ist im Grunde genommen unkonkret, der Verlauf der Geschichte legt aber nah, dass sie sich vor etwas buchstäblich zu Tode gefürchtet hat. Dennoch verbleibt auch hier Spielraum zur Deutung: War wirklich etwas hinter den beiden her oder fand das nur in der Phantasie der Frau statt? Und wie stark muss diese Phantasie gewesen sein, wenn sie eine solche Furcht auslöst?

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"Rosebud" C.F.Kane


Geschrieben von Olivaro am 30.03.2018 um 19:29:

Danke für diese interessanten Ansichten.

Persönlich bin ich der Meinung, dass die Befürchtungen der Frau die Ahnung ihres nahenden Todes sind, und es ist erwiesen, dass Sterbende oftmals wissen oder spüren, wenn sie am Ende ihres Lebensweges angekommen sind.

Das Album "Jenseits der Nacht" (1987), das nach "Sehnsucht ist unheilbar" (1986) und vor "Tarot" (1988) erschien, enthält keine Texte, die man bei noch so großzügiger Auslegung als "phantastisch" oder "unheimlich" bezeichnen könnte.

Erst das Album "Zeit für Engel" (1990) sollte den Hörer mit Liedern wie "Zeit für Engel", "Der schwarze Gast" und "Mitternachtsball" wieder in unheimliche und phantastische Gefilde begleiten.

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Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von Waldfee am 31.03.2018 um 01:49:

Amanda Lear - Follow Me

Dieses Lied wurde 1978 auf dem Höhepunkt der damaligen Disco-Welle veröffentlicht. Und das hört man: Das Stück ist mit einem unsäglich monotonen, durchgängigen Disco-Beat unterlegt. Darüber ausgebreitet wird aber ein leicht perlendes Synthesizer-Geflirre und der für die damalige Zeit fast unvermeidliche Streicher-Klang-Teppich. Dafür, dass es so die typischen Disco-Ingredienzen enthält, kommt der Song reichlich unaufgeregt und eher ruhig daher.

Textlich ist der Song aber eine ganz andere Hausnummer, denn hier geht es um nichts anderes als einen faustischen Handel mit dem Leibhaftigen. Amanda Lear schlüpft dabei in die Rolle des satanischen Verführers persönlich. Man mag dabei ihr deutlich tiefes Gegurre, Gesäusel und angedeutetes Gestöhne sicherlich mit einigem Recht als klischeehaft einstufen, aber hier passt das ganz hervorragend: Es bringt an jeder Zeit die dämonische Lockung des Versuchers voll zur Geltung.

In der ersten Stufe wird zunächst einmal auf die begrenzte Verfügbarkeit hingewiesen:

I'm getting out
I'm moving on
And from now on address unknown
I shall be difficult to find


Man kennt das ja schon, ein guter, alter Marketing-Trick: Durch künstliche Verknappung das Interesse anfachen

In den weiteren Strophen wird dann das Angebot unterbreitet:

I'll sell you dreams and new desires
I'm trading hopes

und
I'll give you wings
I'll sell you fame


Schon klar: da sollen die kleinen und großen Eitelkeiten befriedigt werden, die ganzen Luftschlösser, denen so gerne hinterhergejagt wird. Das ist es, was der Teufel im Gepäck hat.

Die Warnung im Kleingedruckten kommt auch, allerdings eher als Möglichkeit, denn als Gewissheit:

Merry-go-round
maybe to hell


Also, Du kannst bedenkenlos die Sause im Karussell mitmachen - zur Hölle geht's aber nur vielleicht.

Mit einem schon fast euphorischen Sexten-Sprung wird dann der Ahnherr aller Pakte mit dem Gottseibeiuns zum Leumund bestellt:

Faust was right
have no regret


(wenn das nicht eine wahrhaft teuflische Ironie ist!) um dann in Anschluss zum Kern des Geschäfts zu kommen:

Gimme your soul
I'll give you life
And all the things you want to get


Und ein zweites Mal die Euphorie:

Unbelievable maybe
You'll have a new identity
For a second of vanity
I want to change your destiny


Wir haben verstanden: Das bisschen Seele, was macht es schon? Der eine Augenblick hedonistischer Eitelkeit ist es, der zählt. Der Teufel ködert damit, einen anderen aus Dir zu machen, nämlich den, der Du schon immer zu sein wünschtest.

Zum Ende hin wird dann nur noch geflüstert und gegurrt

Follow me follow me
I'll give you anything you want
Your wish is my command
If you agree to follow me.


Betreten auf eigene Gefahr...

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"Rosebud" C.F.Kane


Geschrieben von Olivaro am 24.06.2018 um 12:23:

Grandioses Resümee, Waldfee!

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Nur der Mond schwamm immer noch leuchtend und wunderbar in den unermesslichen Weiten des funkelnden ukrainischen Himmels; ebenso majestätisch atmete die ungeheure Höhe, und die Nacht, die göttliche Nacht verglühte; ebenso schön lag die Erde im verzauberten Silberlicht.

Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von Olivaro am 19.10.2018 um 20:37:

Howard Carpendale: Laura Jane (1987)

Die klassische Ausgangssituation: Vom eigentlichen Ziel abgekommen landet der Erzähler um Mitternacht in einer einsamen Herberge. Über deren Tür steht der Name der Besitzerin, Laura Jane, und der einsame Reisende verbringt die Nacht mit seiner Gastgeberin bei Essen, Gesang und Tanz und Wein. Am Morgen erwacht der Mann alleine, von Laura Jane keine Spur, und die Weiterfahrt wird erst im nächsten Ort zum Tanken unterbrochen. Beim Gespräch mit einem alten Mann erzählt der Reisende "von der seltsamen Nacht mit Laura Jane", worauf der alte Mann erklärt, dass seine nächtliche Gastgeberin schon seit hundert Jahren tot sei und er Laura Jane vergessen solle. Eine rationale Aufklärung erfährt der Reisende nicht, und so war seine Nacht in der Herberge wohl die Begegnung mit einem Phantom aus der Vergangenheit.

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Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene


Geschrieben von Estrangain am 15.09.2020 um 09:44:

Ein interessanter Song über den Größten der Großen Alten:

https://www.youtube.com/embed/U4jrJhKFixs&list=RDU4jrJhKFixs&start_radio=1&t=118

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https://www.facebook.com/Ringos-Buch-und-Kunstecke-1242141035869037/


Geschrieben von Estrangain am 03.11.2020 um 09:50:

Über den Schriftsteller H. P. Lovecraft braucht man gewiss nicht mehr viele Worte zu verlieren, hat er doch der Phantastischen Literatur seinen ganz eigene Stempel aufgedrückt und viele Autoren inspiriert und beeinflusst.
Nur Wenigen dürfte allerdings bekannt sein, dass es vor langer Zeit auch eine Band mit diesem Namen gab und einige – kaum beachtete – Alben veröffentlichte und sich schließlich mangels Erfolg schnell wieder auflöste.



Die Gruppe wurde 1967 in Chicago gegründet und war dem so genannten Psychedelic-Rock zuzuordnen, einer Stilrichtung, der auch bekannte Acts wie Jefferson Airplane, Vanilla Fudge, Pink Floyd oder The Crazy World of Arthur Brown angehörten. Der Sound dieses Genres entwickelte sich langsam Mitte der Sechziger Jahre im Underground, erlebte seinen Höhepunkt etwa 1967-68 und verebbte dann 1969 schließlich wieder. Während oben genannte Acts kommerziell erfolgreich und bekannt waren, blieb dies der Chicagoer Band leider versagt. Geprägt war der Sound von HPL in erster Linie durch die beiden Vocalisten George Edwards (sein wirklicher Name ist Charles Ethan Kenning) der auch die Gitarre spielte, und dem vielseitigen Keyboarder Dave Michaels (alias David Miotke).
Letzterer hatte auch eine klassische Gesangsausbildung, während sein Kollege aus der Folk-Szene stammte. Komplettiert wurde die Formation von Michael Tegza an den Drums, sowie dem Bassisten Tom Skidmore. Als Lead Gitarrist fungierte Tony Cavallari.
Die Band fand sich angeblich während einer Jam-Session für das Label Dunwich Records zusammen, wo man eine Cover-Version des Troggs-Hits Anyway That You Want Me aufnehmen wollte. Das Label gehörte den beiden Lovecraft Enthusiasten Bill Traut und George Badonsky, die auch den Bandnamen vorschlugen – einer der beiden hatte einen Hund namens „Yuggoth“ -, der auch von Edwards und Michaels angenommen wurde.

Anyway That You Want Me erschien 1967 als Single, gefolgt von Wayfaring Stranger, einer Cover-Version eines bekannten Folk-Songs. Beide Singles waren musikalisch zwar – für die damalige Zeit - hochwertig, verkauften sich aber leider nur sehr schleppend. Dennoch gab die Formation nicht auf, sondern spielte live eine Unmenge Konzerte.
Nach einer durchaus beachteten US-Tour machte man sich dann schließlich an die Arbeit, ein Album aufzunehmen, welches Ende des Jahres auf den Markt kam und schlicht H. P. Lovecraft betitelt war.



Der Sound war stark psychedelisch geprägt und musikalisch breit gefächert. Die Band versuchte – glaubt man den Liner Notes – den unheimlichen Grundton von Lovecrafts Schaffen in ihrer Musik umzusetzen: Macabre tales and poems of Earth populated by another race! Ein hoher Anspruch, dem es gerecht zu werden galt. Eigentlich fehlte hier nur noch ein zünftiges Iäääh.
Neben den beiden Songs der zweiten Single fanden sich auf dem Debut noch acht weitere Songs, zumeist Fremdkompositionen (es war sogar ein Song von Randy Newman darunter). Eine Inspiration durch Lovecrafts Schaffen war jedoch nicht ohne weiteres erkennbar, fand sich doch tatsächlich nur ein einziger Track, der auch an sein Werk angelehnt war: The white Ship war auch der bekannteste Song der Band. In seinem Aufbau ähnelt das Stück einem Bolero und verbreitet wohliges Räucherstäbchen-Feeling, obwohl die ab und an ertönende Schiffsglocke ein wenig lächerlich wirkt. In der Single-Auskopplung The White Ship ist der sehr schöne harmonische Gesang Edwards und Michaels dominierend, während die Orchesterbegleitung leider etwas zu kurz kommt. Von den anderen Songs besticht noch Wayfaring Stranger, ein Folk-Klassiker in gelungener Neuinterpretation mit Doors-Orgel.

Let´s get together ist ein reiner Hippie-Song, gefolgt von der Newman-Ballade I've Been Wrong Before.
The Time Machine ist eine Art psychedelischer Vaudeville-Song, während der letzte Track des Albums Gloria Patri einen kurzen gregorianischen Choral darstellt.
Dieser gewagte Stilmix war der anvisierten Käuferschicht dann aber trotz aller psychedelischer Substanzen wohl doch ein wenig zu unausgegoren und zu uneinheitlich, und so blieb dem Album - wie auch den Singles zuvor – der kommerzielle Erfolg versagt. Man gab abermals nicht auf und spielte erstmal munter live weiter, immerhin als Vorgruppe von bekannten Acts wie Grateful Dead, Jefferson Airplane oder gar Pink Floyd.
Im folgenden Jahr nahm man des zweite Album in Angriff, das dann im September 1968 erschien. Die Besetzung hatte sich verändert, nachdem Bassist Skidmore ausgeschieden war und durch Jeff Boyan ersetzt wurde.
Aufgrund der vorangegangenen, ausgedehnten Tour blieb den Musikern nur wenig Zeit, um neues Material zu komponieren, bzw. einzustudieren, und so wurde im Studio improvisiert.



Wie schon beim Vorgängeralbum stammen lediglich vier der zehn Songs aus der Feder der Band, der Rest waren abermals Fremdkompositionen. Dennoch wirkt das Album im Vergleich ausgereifter und auch homogener; der Sound ist deutlich psychedelischer und spaciger als der auf ihrem Erstling. Aufgenommen wurde in einem Studio, das den Beach Boys gehörte. Glaubt man Edwards, so konnte man die negativen Vibes förmlich spüren, da die Beach Boys zu diesem Zeitpunkt schon verkracht waren und kaum noch miteinander sprachen. Kurioserweise saß eines Nachts, während die Band aufnahm, ein mysteriöser Mann ganz still in einer Ecke und hörte zu. Wie sich herausstellt, kannte niemand aus der Gruppe diesen Besucher. Edwards erfuhr später, dass es sich um einen Freund von Dennis Wilson handelte, einen Freund namens Charles Manson!

Zu den Songs:

Der Track Electrollentando mit seinen sechseinhalb Minuten ist ein vielsagendes Beispiel dafür, dass die Bezeichnung Psychedelic nicht nur auf die Musikrichtung zutraf, sondern ganz besonders auf die Mitglieder und die Entstehung der Songs. Wie die Band selbst zugab, standen sie während der Aufnahmen alle unter Einfluss von LSD. At the Mountains of Madness ist eine weitere Psychedelic-Perle mit einem grandiosen Gesangsduett von Edwards und Michaels. Der Song hat – wenigstens was den Titel betrifft – einen direkten Bezug zur gleichnamigen Story des Namenspatrons. Der Sound ist very abgehoben und gespickt mit Klangeffekten und transportiert eine durchaus eingängige Melodie. Teilweise erinnert der Song ein wenig an die frühen Pink Floyd, ebenso wie Jack of Diamonds aus der Feder des neuen Bassisten. Jack ist aber eher eine Ballade mit leichten Folk-Anklängen. Mobius Trip von Edwards erinnert an From the Beginning von Emerson, Lake & Palmer, das 5 Jahre später erschien. Keeper oft he Keys könnte glatt von den frühen Atomic Rooster stammen, die sich ein Jahr nach diesem Album formierten.
Man sieht, die Band ließ sich nicht nur beeinflussen und spielte nach, sondern beeinflusste durchaus Nachfolger, wenngleich auch weitgehends unbemerkt von der Öffentlichkeit.
Der Rest der Songs fügt sich gut ins Gesamtbild ein, erwähnt sei aber noch die Nummer High Flying Bird, die durchaus perfekt in einen Tarrantino-Film passen würde.
Der Sound des Albums wurde maßgeblich durch den Tontechniker Nick Huston geprägt, der für die akustischen Spielereien und Effekte verantwortlich war.

Der Erfolg blieb trotz aller Mühe und Ambitionen leider aber auch diesmal aus, und somit löste sich die Band dann frustriert Ende 1968 auf, und jeder ging erstmal seine Wege.
1969 trafen sich Sänger Edwards und Drummer Tegza dann erneut und ließen die Band neu erstehen: Es erschien das kaum beachtete und auch unspektakuläre Album Valley oft he Moon, allerdings lösten sich Lovecraft – wie sie sich nun nannten -bereits zum Erscheinen des Albums wieder auf. Wie schon die beiden Vorgänger blieb auch hier der Erfolg aus.

Damit wäre eigentlich auch Schluss mit der Bandgeschichte, aber wie es so schön bei HPL heißt „Das ist nicht tot, was ewig liegt – bis dass die Zeit den Tod besiegt“, und so ließ Tegza die Band dann abermals wiederkehren, diesmal als Funk-Band! 1975 erschien das erste und zugleich auch letzte Album We Love You Whoever You Are, musikalisch mehr als belanglos und auch abermals wider völlig erfolglos. Die Plattenfirma schmiss die Band raus, und Love Craft löste sich abermals auf, diesmal aber endgültig.
1991 erschien dann aber überraschend ein „neues“ Album der Band: Live May 11, 1968, einen – wie der Titel schon verrät – Mitschnitt eines Konzertes, das im Fillmore West stattfand. Das Repertoire umfasst die Songs der beiden ersten Alben und ist von erstaunlich guter Klangqualität. Das Album zeigt das musikalische Potential als Live-Band und lässt die – teilweise sehr improvisativ gestreckten - Songs der Studio-Alben in gänzlich neuen Licht erscheinen.

Mit Dreams in the Witch House kam dann 2005 eine sehr schöne Compilation auf den Markt, die die beiden ersten Alben, sowie 4 Bonus Tracks enthalten. Hierbei handelt es sich erfreulicherweise um die Tracks der ersten Single Anyway that you want me & It´s all over for you.



Der CD liegt auch ein psychedelisch-buntes, aber leider optisch schwer lesbares Booklet bei. Leider wurde der Titel dieser Compilation gezielt gewählt, wohl um Fand des Autors als potentielle Käufer anzulocken, besitz er doch keinerlei Bezug zum Schaffen des Meisters. Die beiden ersten Alben der Band liegen aber nun in einer klanglich und optisch ansprechenden Form vor, die man sich zwischendurch immer wieder mal anhören kann. Und vielleicht liegt auch genau hier der Grund für die Erfolglosigkeit. Die Alben sind zwar gut, aber letztlich auch nicht mehr. Der Anspruch, Lovecrafts Geist in ihrer Musik einzufangen, war augenscheinlich- pardon: ohrenscheinlich - doch zu hoch gestellt. Sie wurde ihm auch nie gerecht und erreichten ihn auch nicht mal ansatzweise.
Lediglich zwei Songs des gesamten Repertoires hatten einen Bezug zu ihrem Vorbild, der Rest war durchaus beliebig. Auch der sehr hohe Anteil an Coverversionen kam bei der Hörerschaft wohl nicht sonderlich gut an. Der Band fehlte – trotz aller musikalischen Finessen - insgesamt zu sehr das charakteristische und eigene.
Schade, aber ein klangvoller Name und ein vielversprechendes Konzept alleine sind eben doch nicht ausreichend für einen Erfolg.

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Geschrieben von Olivaro am 21.08.2021 um 21:26:

Stan Ridgway: Camouflage (1986)

Die Geschichte eines jungen Soldaten im Vietnamkrieg, der von seiner Truppe getrennt wird. Auf der Suche nach dem Weg zurück, das Gewehr nicht funktionstüchtig und den Feind in Hörweite, trifft er unerwartet auf einen Marine, der sich als "Camouflage" vorstellt. Mit seiner Hilfe gelingt dem jungen Kämpfer nicht nur die Rückkehr zum Camp, sondern auch ein Entkommen aus einem Angriff, bei dem Camouflage anscheinend immun gegen Kugeln ist, und sogar die Kugel, die für den jungen Soldaten bestimmt war ('a bullet with my name on it'), fängt sein Begleiter mit der Hand, als wäre sie eine Fliege. Am Rand des Lagers bleibt Camouflage zurück, und als der junge Soldat seine Geschichte erzählt, wird er von einem Arzt zum Totenbett eines in dieser Nacht verstorbenen Kameraden namens Camouflage geführt, auf dem er schon seit einer Woche lag und dessen letzter geflüsterter Wunsch es war, einen jungen Kameraden aus dem feindlichen Sperrfeuer zu retten. Diesen Wunsch hat Camouflage sich selbst nach seinem Tod erfüllen können.

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Nikolaj Gogol: Die Mainacht oder Die Ertrunkene

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