Lee Levin kleidete sich aus. Ihm war heiß. Deshalb zog er nur die Shorts des Sommer-Pyjamas an.
Der Tod hockte in einer Ecke und sah zu.
Giftig und abscheulich häßlich.
Lee Levin ging zum Fenster und öffnete es weit. Tief sog er die reine Luft der milden Juni-Nacht in die Lungen. Es tat ihnen wohl - und auch seinem vom Alkohol leicht umnebelten Kopf.
Das Leben ist schön! dachte Levin, drehte sich um, und lief zu seiner Bettcouch hinüber, einer Sonderanfertigung. Sie war weich, aber nicht zu nachgiebig - denn manchmal schlief er nicht allein darauf, eigentlich sogar ziemlich häufig.
Er lächelte genießerisch, ein paar Sekunden später bereits war er eingeschlafen. Der Tod stierte mit starren Glotzaugen. Er kam näher und biß zu.
Lee Levin stöhnte, schlug die Augen auf und fuhr im Bett hoch.
Vom Gesicht aus lief ein Glutstrom durch seinen ganzen Körper. In der nächsten Sekunde fror er, daß es ihn schüttelte. Sein Herz klopfte - stärker und immer stärker. Stöhnend ließ er sich zurückfallen. Ihm wurde heiß und dann wieder kalt. Das Atmen fiel ihm schwer. Die Gelenke schmerzten ihn, als seien sie mit flüssigem Blei ausgegossen, und plötzlich schüttelten ihn Krämpfe. Er begann zu delirieren. Entsetzliche Gestalten, abscheulich mit ihren mißgebildeten Gliedern, Körpern und Köpfen, tanzten einen wilden Reigen um ihn herum, packten ihn, schleuderten ihn in Abgründe und rissen ihn jäh wieder daraus empor. Kalter Schweiß brach ihm aus allen Poren. Seine Zähne schlugen klappernd aufeinander, und Millionen spitzer Nadeln stachen ihn peinvoll in jeden Nerv. Sein Atem ging röchelnd, eine gigantische Faust preßte ihm die Kehle zu. Er schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Und dann begann wieder der wilde Reigen der mißgebildeten Monster.
Die Zeit verrann, und Lee Levin durchlitt Qualen, für die keine Sprache der Welt Worte hatte.
Im Osten dämmerte schon der Morgen eines neuen Tages herauf, da stieg über die Brüstung des offenen Fensters eine dunkle Gestalt in das Zimmer, in dem Lee Levin lag - den Tod im Blut...
Der Schwarze Wolf
- Mörder mit acht Beinen -
von G. W. Jones (= ???)
