Der Untergang des Hauses Zamis von Christian Montillon
Der Untergang des Hauses Zamis, eine eindeutige Anlehnung an den bekannten Roman von Edgar Allan Poe. Da darf der Leser schon einiges erwarten. Ein unheilschwangerer Titel, selbst wenn man das Wort „Untergang“ ohne irgendeine Referenz für sich betrachtet. Kann die Geschichte also umsetzen, was sie verspricht?
Sie beginnt im verlassenen Anwesen der Zamis', wo sich eine Menge Freaks eingenistet haben. Da der Hüter des Hauses nicht mitgenommen wurde dachte ich, dass er das Gebäude bewacht, wie es seine Pflicht ist. Asmodi hat die Fraks absichtlich als hämische Schändung des Hauses und Warnung an die anderen Clans hier untergebracht. Trotzdem hätte ich gern gelesen, was mit dem Hüter ist. Ein mysteriöser Dämon erscheint, treibt die Freaks hinaus und beansprucht für sich, der neue Fürst der Finsternis zu sein. So ziemlich der schlimmst möglichste Affront gegen Asmodi.
Das Oberhaupt der Schwarzen Familie trifft sich soeben mit Toth in einem Restaurant. Schon wie in seinem letzten Roman haut Christian Montillon einige sexuelle Szenen raus. Arme Kellnerin. „Kaum älter als 15“, eh schon mit zu großen Brüsten für ihre zierliche Gestalt gestraft, und dann muss sie noch das Angegrabsche von Asmodi erdulden. Später darf sie ihn sogar besuchen. Toll.
In Wien streiten momentan drei starke Clans um das hinterlassene Machtvakuum. Nein, keine Clans die in den letzten 30 Bänden schonmal erwähnt oder gar behandelt wurden. Es sind drei Namen von denen der Leser noch nie gehört hat. Und das sollen die momentan mächtigsten Familien sein? Mir würden ein paar andere einfallen, die den Zamis' in der Vergangenheit schon Probleme bereitet haben.
Da gibt es die Lukascheks. Die Autoren müssen wirklich mal von ihrem „wir benutzten ganz furchtbar urige Namen“-Trip runter kommen. Vater Erwin, seine Söhne Peter und Gernot gehen ja noch. Seine Frau heißt Rudolfine, den Name musste ich erstmal googeln, noch nie gehört. Was aber gar nicht passt ist seine junge Tochter in den frühen Zwanzigern. Ingeborg! Als Dämonenkiller in den frühen 70ern erschien hat man solche Namen benutzt, weil sie normal waren. Da hat eine junge Frau noch Ingeborg geheißen, es hätte keinen Leser gestört. 2012 ist das anders. Solche Namen finde ich persönlich nicht kultig, sondern einfach nur störend. Zumindest in ihrer Fülle. Ich habe in den 30 Bänden vielleicht eine handvoll halbwegs moderner Namen für junge Frauen in „Einmalrollen“ gelesen. Bei den Hauptfiguren klappt es doch auch. Coco, Lydia, Rebecca, Vanessa.
Egal, an sich könnte ich mit der Sache gut leben, wenn die Handlungen überzeugend wären. Die Luskascheks werden jedenfalls zuerst angegriffen. Es gibt ein Massaker an ihnen. Die Überlebenden erhalten eine Warnung der „Verbündeten des Hauses Zamis“,die Füße still zu halten.
Die Tscholakoff-Geschwister, beide Single, haben jeweils ein Date mit den Veres-Geschwistern aus dem letzten Band. Diese locken die beiden in die Nähe des Zamis-Anwesens. Ein fahrerloser Wagen rast auf sie zu, die Fronthaube verwandelt sich in ein Maul mit Metallzähnen und sie werden getötet.
Nach den zwei Clans ist die Hälfte der so heiß erwarteten Geschichte vorüber. Von den Hauptfiguren oder einem „Untergang des Hauses Zamis“ nichts zu merken. Eher eine übliche Geschichte. Ich wollte ein spannendes Finalbuch für diese Etappe der Serie, mit flottem Tempo. Stattdessen gibt es mir zu viele unwichtige Details. Die 15jährige und Asmodis habe ich ja schon angesprochen. Dass die Lukascheks ihr Geld als Bestattungsunternehmer verdienen hätte mir in einem Satz gereicht, ich brauche deren Geschäftsmodel nicht zu wissen. Oder dass die Tscholakoff-Tochter sich gerade in ihrer rebellischen Teenagerphase befindet und wie sich das äußert. Oder längere Absätze, wie genau die Freaks aus dem Zamis-Anwesen fliehen. Ja, das hat alles durchaus seine Berechtigung und ist notwendig. Aber nicht in dem Ausmaß. Außerdem verstehe ich das mit den Fraks nicht mehr so richtig. Halten sich jetzt die Dämonen von den Freaks fern, weil deren Aura ihnen Schmerzen zufügen? Sind alle Freaks ein wenig wahnsinnig und haben deshalb diese Aura? Weder auf die schmerzhafte Aura noch auf den Wahnsinn durch die Verwandlung zum Freak wird überhaupt eingegangen. Vielleicht liegt der Denkfehler auch bei mir.
Im letzten Drittel endlich liest man von einigen der Hauptcharaktere. Thekla, Georg und Adalmar sind in Wien eingetroffen. Jedoch befassen sie sich nicht mit der Suche nach Michael, was eigentlich ihr Plan war. Sondern mit der Rache an einem der drei Clans. Lustiger Weise jede Gruppe der Familie für sich. Georg, Adalmar und Thekla haben mit den Lukascheks abgerechnet. Die Veres-Geschwister, die mit Coco und Lydia zusammen unterwegs waren, kümmern sich um die Tscholakoff. Bleibt noch die letzte der drei starken Familien. Bei den Peltzs taucht Michael Zamis auf und tötet zwei von ihnen. Der humpelnde sabbernde Froschfreak tötet zwei junge kräftige Dämonen. Das Christian Montillon unmöglich ernst meinen.
Es folgt ein Treffen der drei Clans beim Schiedsrichter Toth. Die Lukascheks sind endgültig raus, die anderen beiden verbünden sich. Es sind nur noch wenige Seiten übrig, geht es jetzt trotzdem als Cliffhanger zum nächsten Band jemanden von den Zamis' an den Kragen? Nope. Auf den letzten vier Seiten offenbart sich Coco als der Dämon vom Anfang, der die Freaks verjagt hat. Lydia wird in Wien gar nicht erst erwähnt. Aber Asmodi erscheint in allerletzter Sekunde (bevor dem Buch die Seiten ausgehen) und bietet dem Clan einen Deal an. Sie dürfen voll rehabilitiert wieder einziehen, Michael wird umgehend zurück verwandelt. Dafür muss Coco für Asmodis einen gewissen Dorian Hunter töten.
So! Jetzt darf ich doch, oder? Mal so richtig wütend sein. Ohne als kleinlicher Logikfreund oder Trashgegner zu wirken. Sondern rein aus meinem menschlichen Verstand heraus. Beim „Untergang des Hauses Zamis“ geht es darum, dass die Familie erfolgreich mit ihren Feinden aufräumt, ohne auch nur ein einziges Familienmitglied zu verlieren. Und am Ende können sie ihren Platz in Wien offiziell und rechtmäßig wiedererlangen. Gibt es irgendjemanden, der an dieser Stelle nicht nachvollziehen kann, warum ich mir richtig verarscht vorkomme? Abgesehen davon, dass die Geschichte nicht gut war. Die Gegenspieler drei unbekannte Clans, das „Haus Zamis“ nur im letzten Drittel anwesend, wieder einmal ein schlimmes Problem das sich auf den letzten Seiten unglaubwürdig in Luft auflöst, weil den unfähigen Autoren wieder nichts eingefallen ist. Der Titel verspricht auch einen Handlungsverlauf, von dem eher das Gegenteil eintritt. „Der Siegeszug des Hauses Zamis“ wäre treffend gewesen.
Als wollten die Autoren mir sagen „Du willst jetzt zur Hauptserie überwechseln? Hier hast du nochmal einen Arschtritt, damit du CZ auch nicht vermisst.“ Hat funktioniert, danke.
Ich werde die Serien vielleicht trotzdem parallel lesen. Je nachdem ob sie wenigstens ab und an Verknüpfungspunkte haben.

:baff: :baff: :baff: :baff: :baff: :baff: :baff: :baff: (2 von 10 Freaks), für die Geschichte an sich hätte ich ja noch 4 von 10 gegeben. Aber was man hier liefert ist einfach etwas anderes, als angepriesen wurde.