Leichte Spoiler bis zum Fazit
Die Panem-Filme basieren auf einer erfolgreichen Buchreihe, genauer gesagt einer Mädchenbuchreihe. Nicht ganz so schlimm wie die Biss-Romane, aber dennoch dieser Richtung folgend. Entsprechend groß war der Hype um den Film, von dem ich mich nicht anstecken lassen habe. Außerdem kenne ich die Romanvorlage nicht. Man kann also sagen, dass ich nur den Film für sich bewerte. Von Kennern der Bücher habe ich aber gehört, dass der Film im Vergleich eher schlecht sei.
Ich fand ihn auch nicht wirklich gut. Neben einer klischeehaften Pseudo-Liebesgeschichte wartet der Film vor allem mit Kampfszenen auf, denn darum geht es in den namens gebenden "Hunger Games". Aus den von einem fortschrittlichen Reich unterworfenen 13 Distrikte werden je ein Junge und ein Mädchen ausgewählt. In einem mit allerlei Fallen versehenen Waldstück kämpfen sie untereinander, bis nur noch ein Kind als Sieger übrig bleibt. Als Belohnung gibt es Ehre und Nahrungsmittel für den jeweiligen Distrikt. Also wird sich da gut zwei Stunden gegenseitig gejagt und abgeschlachtet. So ein Plot setzt eine hohe FSK voraus. Die FSK 12 hier wirkt da eher lächerlich. Man wollte wohl die junge Zielgruppe von Twilight erreichen, was bei dieser brutalen Romanvorlage aber einfach nicht sinnvoll ist. Die Ideen der Kinder und Spieleausrichter sind gut, die Actionszenen nicht zu verachten. Aber das passt einfach nicht in einen Kinderfilm. Entweder richtig oder gar nicht, lautet da meine Meinung. Für FSK 12 ist auch der moralisch fragwürdige Hauptplot nichts, selbst wenn nicht alles voll gezeigt wird.
Die Action wird durch eine leicht wackelnde Kamera (wie man sie aus anderen Filmen kennt) und hastige Schnitte bestimmt. Ich bin kein Freund von sowas, aber hier wurde damit sehr sorgsam umgegangen. Wohl eher um mal schnell wegzuschwenken, wenn wieder ein Kind dran glauben muss. Ansonsten kann man mit dem Bild wirklich zufrieden sein. Die düstere Stimmung im Wald wird schön eingefangen, gleichzeitig aber auch die übertriebene Dekadenz der Stadt der Besatzer. Auch mit Effekten wurde nicht gespart. Keine Glanzleistungen, aber durchaus unterhaltsam.
Dagegen kann man am Eindruck der Schauspieler durchaus meckern. Es liegt wahrscheinlich an der klischeehaften Darstellung der Charaktere, dass man das Gefühl hat, dass sie nicht zeigen (können), was sie eigentlich drauf haben. Wie bei einem Mädchenbuch zu erwarten gibt es da die toughe und selbstsichere Katniss, die weiß, was sie will und sich nicht unterkriegen lässt. Kein Opfer, wie die Prinzessin in Grimms Märchen. Jennifer Lawrence ist hübsch anzusehen und gibt sich Mühe, aber viel ist aus der Rolle einfach nicht herauszuholen. Schließlich sollen sich die jungen Leserinnen wünschen, so wie die tolle Katniss zu sein. Da darf man natürlich nicht viele realistische Schwächen einbauen. Die hat nämlich der männliche Romanzenpart Peeta zur Genüge. Man könnte ihn als feigen Waschlappen bezeichnen. Ordnet sich sofort den Besatzern unter, schleimt sich bei ihnen ein und verbündet sich im Wald mit den anderen Kindern, die Katniss jagen, weil er sich dort sicherer fühlt. Es kommt, wie es kommen muss. Katniss rettet ihn vor der bösen Clique, verzeiht ihn und pflegt ihn gesund. Eigentlich hat sie ja einen Freund daheim und findet Peeta auch nicht wirklich sexy, aber irgendwie geht da doch was. Josh Hutchersons schauspielerische Leistung ist dem Film angemessen. Blass und einseitig.
Schade, dass die beiden Hauptcharaktere so klischeehaft sein müssen. Die Bösewichte haben da wesentlich mehr Profil, den Hauptbösewicht kann man sogar verstehen. Schließlich muss er die Spiele abhalten, um Revolten zu unterdrücken. Auch der Mentor der beiden Kinder, ein ehemaliger Gewinner der Spiele aus ihrem Distrikt, weiß zu gefallen. Woody Harrelson mag einigen Filmfreunden vielleicht ein Begriff sein, er kann sein Potential als verbitterter Säufer voll ausnutzen und zeigen, was aus einem Gewinner der Spiele werden kann. Die Medaille hat immer zwei Seiten. Bei den anderen Kindern kommen kaum Gefühle auf, wenn sie sterben. Sie stellen nur Kanonenfutter für den Plot dar.
Am Ende des Films bleiben viele Fragen offen, wobei man sie sich selbst beantworten kann. Da der Film eine klare und einfache Linie fährt, akzeptiert man einfach, dass da von irgendeinem Superstaat mit Raumschiffen in prächtigen Städten irgendwelche Distrikte unterworfen wurden, die vorindustriell leben und alle paar Jahre als Gladiatoren für eine riesige TV-Kampfshow herhalten müssen. Vielleicht erfahren wir im nächsten Teil mehr davon, auch wenn ich es nicht hoffe. Teil 1 ist kein Twilight, weil der Hauptaugenmerk nicht auf der Romanze und dem Setting liegt, sondern auf den Kämpfen.
Mein Fazit : Ich bin froh, den Film nicht im Kino gesehen zu haben. Als Blu-Ray oder DVD kann man ihn sich jedoch ruhig ausleihen, wenn man weiß, worauf man sich einlässt. Zwei Stunden actionreiche Kämpfe, einige imposante Bilder, aber alles verpackt in dieser klischeehaften emanzipierten Romanze. Und wenn man den Gedanken verdrängen kann, das der Film hätte so viel besser sein können, wenn er eine höhere FSK-Einstufung bekommen hätte. Mir hat er gefallen und ich würde mir ihn wieder ansehen, wenn er mal im TV läuft.

:baff: :baff: :baff: (7 von 10 Punkte) für einen ganz guten überdurchschnittlichen Film.