Die Fähre des Grauens
von Christian Montillon
Will mich Christian Montilion veralbern, oder was soll das mit Lydia Zamis? Der ging es am Ende des letzten Bandes richtig dreckig. Jetzt schreibt der Autor im Vorwort, dass er diese Szene ganz bewusst eingebaut hat und das „der serieninternen Logik [guter Witz] zufolge Folgen nach sich ziehen“ muss. Und dann wird Lydia direkt auf den ersten paar Seiten geheilt. Vielleicht nicht ganz, sie fühlt sich etwas groggy. Aber kein Vergleich zu dem Häufchen Elend, das sie kurz davor noch war.
Wie sie geheilt wird ist auch interessant. Und zwar, indem sie während eines Straßenstaus kurz mit einem Sterblichen vögelt. Erledigt! In den letzten Bänden wurde die nebensächliche Dauer-Sexualität, falls ich es nicht unterbewusst überlesen habe, heruntergefahren. Abgesehen von einzelnen Sadismusvergewaltigungsszenen, das muss ja. Hier zieht er sich durch den ganzen Text. Vielleicht hat der Christian den Hinweis bekommen, dass das zur Serie gehört, und das sehr ernst genommen?
Jedenfalls geht es für die Familie an die Küste, man will mit einer Fähre von Belgien nach England übersetzen. Dabei werden sie auf einen Verfolger aufmerksam. Adalmar bleibt am Hafen zurück, um ihn zu stellen, während der Rest des Clans mit der Fähre startet. Der Fremde stellt sich aber als Dämon Anton (natürlich wie immer ein urdeutscher Name) heraus, der ihnen wohlgesonnen ist und sie beschützen will, während sie auf dem Weg zu seinem Meister in England sind. Der hier ansässige Dämonenclan hingegen steht auf der Seite von Asmodis und ist jetzt auf Adalmar aufmerksam geworden. Die beiden stellen einer ganzen Gruppe des Clans eine Falle. Schön und gut, aber sollte man nicht weiter nach England ziehen, statt jeden Dämonenstamm, der zufällig in der Nähe ist auszulöschen? Da kommt man ja nie weiter! Die Idee kommt Anton schließlich noch, also weiter auf eine andere Fähre, wo man jedoch von dämonischen Selbstmordattentätern gestellt wird. Anton kann sich rechtzeitig weg teleportieren, Adalmars Schicksal bleibt auf einem explodierenden Schiff ungewiss. Bei Adalmars Handlungsstrang bleibt die Sexualität zugegeben im Hintergrund. Es gibt Gasthausbedienungen mit geilem Arsch in engem Röckchen und andere Details, die ungemein wichtig sind, aber keine aktiven Dinge.
Das schaut beim Rest des Clans auf der Fähre schon anders aus. Los geht es obligatorisch mit Männern die Coco total geil finden (dagegen ist die Reaktion von Kerlen auf Justine Cavallo nur ein laues Lüftchen) und sie hart anmachen. Dann erscheinen die Gargoyles. Ganz wichtig, sie haben übergroße Geschlechtsteile, die schon fast über dem Boden schleifen. Unbemerkt von den normalen Menschen kreisen sie die Zamis' ein. Bei der Gelegenheit kann man schonmal mit dem Pimmel durch geile Weiber in der Menge streifen, schön am Knackarsch entlang, der dann auch sofort steif wird. Wenigstens spritzen die Monster nicht dabei ab, aber nein das wäre dann ja eine kranke Pornogeschichte und kein erwachsener und düsterer Grusel.
Man hält sich ganz wacker, aber während der Kämpfe kann Michael Zamis unbemerkt abhauen. Dabei wird er gerade jetzt dringend wie nie gebraucht. Asmodis erscheint. Er könnte jetzt alle miteinander töten. Stattdessen hält er sogar die Gargoyles zurück. Man soll ihm Michael bringen, nur das verlangt er. Eine Stunde Zeit Zeit bekommt die Familie, ihn zu suchen. Sie finden ihn, aber Asmodis ist nicht da und man kann unbehelligt die Fähre verlassen. Angeblich war er nur eine Illusion und nicht wirklich da. Hä? Gut, als Illusion hätte er seinen Feinden möglicherweise sowieso nichts anhaben können. Aber er hatte durchaus schlagkräftige Monster an seiner Seite, deren Angriff er bewusst gestoppt hat. Da holt man ihm Michael, wie gefordert, und er bleibt nicht da, um ihn mitzunehmen? Da hat Asmodis die Zamis' aber schön verarscht. Die werden sich ärgern, dass er nicht wie vereinbart auf sie wartet. Erinnert mich wieder daran, dass ich mich schon oft beschwert habe, was für dämliche Trottel die „großen Bösewichte“ in der Serie sind. Hoffentlich ist das bei Dorian Hunter anders. Oh Junge, nach CZ werde ich DH vielleicht total zu schätzen wissen und lieben.
Hier gibt es noch viele kleine Details, wie den Mechaniker im Maschinenraum der in einem Pornoheftchen blättert. Was natürlich nicht reicht, man muss ausführlich beschreiben, wie die Blondine mit den gespreizten Beinen abgebildet ist.
Zum Schluss wieder eine mit der Gegenwart verknüpften Episode aus Theklas Schulzeit. Sie hat es weiterhin schwer, Die Lehrerin begleitet sie und ihre Schwester auf eine Reise nach England, wo jemand anderes sie einige Zeit weiter ausbilden wird. Hat die Dame keine anderen Schüler? Es muss doch genug weitere wichtige Dämonenfamilien geben. Schüler auf der Schule gibt es jedenfalls genug. Von wem werden die unterrichtet? Oder haben die Lehrerüberschuss und können sich eine Klassengröße von je nur zwei Schülern leisten? Oh, ich werde wieder zu kleinlich für CZ. Jedenfalls geht es im Zug los, mit verschiedenen Prüfungen. Zum Beispiel ein Fahrtkartenkontrolleur, der hypnotisiert wird, eine junge Frau Anfang 20 am großen Busen (das ist wichtig, sämtliche Busen junger Sexualopfer müssen groß sein!) anzugrabschen und sie hart zu beschimpfen. Dann wird Anton aufgelesen, ja der Anton der Adalmar unterstützt bis er ihn im Stich lässt. Weiter geht es mit der Fähre und einem Kapitänsdinner, bei dem ein hässlicher junger Mann hypnotisiert wird, damit er Coco an den „kaum vorhandenen, eben erst schwellenden Brüsten“ herumwerkelt. Ok, bei Minderjährigen müssen die Busen nicht groß sein, würde ja auch komisch aussehen. Aber ansonsten kein Ding, auch mal Kinder müssen daran glauben.
Der Teil mit Adalmar hat mir am besten gefallen. Gut geschrieben, mit seiner nüchternen Art bietet er auch wenig Fläche für Dinge die mir nicht gefallen. Der Rest der Familie muss sich auch ihrer Haut erwehren. Grundsätzlich hat mir das gefallen. Warum die Gegner so „sexualisiert“ sein müssen verstehe ich aber einfach nicht. Weder passt das noch trägt es irgendwas wichtiger zur Handlung bei. Es ist reine, für mich sogar unpassende, Optik für den Leser. Und der Auftritt von Asmodis war ja mal völlig dumm, hätte man besser weglassen sollen. Am Ende steht mal wieder Theklas Schulzeit. Jaja, sie wird gemobbt obwohl sie die begabtere Hexenschwester ist, wissen wir. Dass sich an jungen Mädchen vergangen wird, auch wenn es nur sexuelle Belästigung und keine Vergewaltigung ist die wir auch schon hatten, regt mich aber auf. Muss Christian bei diesem beschissenen Gruppenzwang unbedingt mitmachen?
Er hat einen guten Schreibstil zu bieten. Für die Plotvorlagen von Voehl kann er zumindest teilweise nichts. Aber dieses Sexzeug, ach nee. Ich will keinen halben Porno lesen. Wirkt bei mir auch nicht, ich werde dabei nicht geil, es ekelt mich eher an. Schade, dass mir so der Zauber dieser besonderen Serie entgeht.

:baff: :baff: :baff: :baff: :baff: :baff: :baff: (3 von 10 Freaks), 2-3 Punkte Abzug wegen dem Sexzeug.