Schwarze Madonna
von Catalina Corvo
Kann es für einen Zamis-Roman einen besseren Anfang geben als eine Sexszene, in der die Frau als - man möge mir den Ausdruck verzeihen - Absaftwerkzeug benutzt wird? Wozu diese dient wird erst viel später deutlich.
Kurz darauf beginnt die eigentliche Geschichte. Coco ist joggen, um den Kopf frei zu bekommen und wird Zeugin, wie Kinder eine Mädchenleiche entdecken. Dann sieht sie, wie der Anfürer der Oppositionsdämonen in Asmoda beschworen wird. Eigentlich ist er ja schon da, in Voehls Geschichte ist sie am Ende bereits auf ihn getroffen. Egal, es folgen einige sadistische Visionen. Das alles ist eher unwichtig für die Handlung. Brauche ich nicht zu wissen. Die Hexe erwacht in ihrem Zimmer und bemerkt bei einem kleinen Rundgang, dass Thekla von einigen anwesenden Oppositionsdämonen geärgert wird. Nachfolgend gibt es eine Zickerei mit Georg und Essen mit dem niederländischen Hexer. Das sind alles kleine Szenen, die den Figuren etwas Tiefe geben sollen. Aber wer will das jetzt? Es soll hier und jetzt um die finale Auseinandersetzung von Asmodis und Nocturno gehen. Kann man endlich mal in die Pötte kommen?
Halbwegs informativ ist der Umstand, dass die Oppositionsdämonen sich auf dem neutralen Verhandlungsgelände wie die Chefs aufführen. Was niemand unterbietet. Weder die Hausherrin noch Toth als neutraler Schiedsrichter. Das frage nur ich als Leser mich, die Charaktere nehmen das zähneknirschend hin. Später wird erklärt, warum Toth nicht gegen die Opposition vorgeht. Aber nicht im Bezug auf das Verhalten ihrer Anhänger im Schloss. Das ist wieder mal eine Aktion die einfach so von der Autorin geschrieben wird. Auch sehr bildlich und ausgefallen beschrieben. Aber die Interaktion mit den anderen Storystückchen fehlt. Das steht da so und fertig.
In weiteren kleinen Episoden im ersten Drittel des Romans geht es um die Vorgeschichte des Holländerhexers und mehr Zickerein innerhalb des Zamisclans. Coco wird wie ein Teenager behandelt. Und dass sie mal Wiederworte gibt und sich nicht alles gefallen lässt wird dem Leser als echt schlimm vermittelt. Dieses mal hat sie es zu weit getrieben, aha. Als ich die Serie begonnen habe ging ich davon aus, eine emanzipierte Hexe zu erleben. Immerhin ist sie die Hauptperson der Geschichte und die haben in Heftromanserien normalerweise einiges drauf. Es ist aber das Gegenteil der Fall. Ich weiß schon, warum Zaubermond die Serie von „Coco Zamis“ in „Das Haus Zamis“ umbenannt hat.
Als zweite Handlung gibt es noch die Reise dreier Kunstgeschichte-Studenten und ihres Professors nach Asmoda. Sie wollen sich die ungewöhnliche Kapelle im Dorf anschauen. Dabei ist eine heiße Studentin, der alte Knacker-Professor und zwei jungfräuliche Nerds. Klischeehafter ging es offenbar nicht. In der Kapelle erwischt den Professor ein Besessenheitsanfall. Sein Auftrag lautet, die schwarze Madonna hier zu restaurieren.
Von Toth hat man bis hierhin noch gar nichts gelesen. Das ändert sich jetzt. Der wird nämlich erpresst. In einer Rückblende erfahren wir, wie sich eine blonde und dickbusige Sexbombe namens „Giorgina Wilde“ an ihn heranmacht. Der alte Sack fällt natürlich darauf herein, wird von ihr bestohlen und erpresst. Nun wird auch der Kreis zur Prologszene geschlossen. Es ist zwar schön, dass ein männlicher Charakter der Serie endlich mal die Rechnung dafür bekommt, dass er nur mit der Hose denkt. Aber wurde in vergangenen Abenteuern nicht gezeigt, dass er seine persönliche Sammlung sehr gut magisch sichert? Und jetzt kann er von einer normalen Dämonin beklaut werden? Auch das ist wieder eine Sache, die Catalina Corvo nur schreibt und dann so stehen lässt. Mich hätte interessiert, wie genau das Diebstahl vonstatten ging. Die Dame ist natürlich eine Oppositionsdämonin und Toth wird dazu gezwungen, seine Neutralität aufzugeben. Eine schöne Idee. Leider schlecht ausgearbeitet. Und zum Finale dann auch irgendwie gar nicht mehr wichtig. Entweder ich habe das komplett überlesen oder die Funktion des Schiedsrichters wird fallen gelassen. Toth steht nur dumm herum und ist ziemlich unwichtig, weil andere Dinge passieren.
Bei unserer lustigen Reisegruppe tötet der Professor nun einen der Studenten als Blutopfer für die Madonna. Dabei wird er aber von den Studenten erwischt und überwältigt. Das bringt denen nicht viel, denn nun werden auch sie hypnotisiert. Warum nicht gleich so? Die Art dieser Handlung war für mich nur Seidenschinderei. Man hätte die Vier auf einen Schlag hypnotisieren können und dazu zwingen, vor der Statue Suizid zu begehen, nachdem sie in Trance restauriert worden wäre. Das wäre doch der erste logische Gedankengang der dunklen Macht im Hintergrund gewesen.
Erst im letzten Drittel gibt es die langersehnte Zusammenkunft der Fraktionen. Aber erstmal passiert nicht viel. Weitere Zickerein mit Coco im Fokus. Dann verlangt Nocturno die Kapitulation von Asmodis und räumt ihm einige Stunden ein, sich zu entscheiden, ob er sie annimmt. Was dann folgt ist eine komplett unnötige Szene, in der Coco und Georg einen Klaubautermannfluch vom Holländerhexer nehmen. So viele Nebenhandlungen die vielleicht in einem eigenen Roman in Ordnung gewesen wären, jetzt gerade aber einfach nur extrem stören. Mein Gott! Erst auf den letzten paar Seiten kommt das, was eigentlich den Hauptteil oder wenigstens die Hälfte des Romans ausgemacht haben sollte. Asmodis lehnt die Kapitulation ab, er fühlt sich trotz allem siegessicher. Da stürmt die vollendete Madonna das Schloss. Ihre Aura ist tödlich für alle Anwesenden. Offenbar will Asmodis lieber mit drauf gehen, als sich eine Niederlage einzugestehen. Nocturno bringt einen Großteil seiner Kraft auf, die belebte Figur zu zerstören. Das Kräfteverhältnis ist wieder ausgeglichen. Jetzt bricht der eigentliche Kampf los. Zu meinem Leidwesen mit sehr eigentümlichen Ideen. Eine muss ich einfach posten.
„Nicht so hastig!“, hallte Nocturnos Stimme von überall und nirgends. „Vergesst nicht. Der Teufel ist ein Eichhörnchen.“ Und dann erwachten die überall verstreuten Nussschalen zum Leben. Aus jedem Splitter erwuchsen kleine, rote Fellbällchen. Wie Pilze schossen sie in rasender Geschwindigkeit aus dem Boden. Wie Blumen, die man im Zeitraffer filmte, entfalteten sie sich zu kleinen Körpern. Nagetiere. Rotes Fell bebte. Pinselohren zuckten. Kleine, aber nadelspitze Zähne glänzten, als sich ein Heer von Eichhörnchen mit vielstimmigem Quieken auf uns stürzte.
Das ist so eine Sache, die ich der Serie nicht übel nehme. Sowas ist allein mein Problem. CZ ist Trash. Darf es auch. Ich wäre überglücklich, wenn das das einzige an der Serie wäre, was mich stört.
Nocturno und sein Widerstand wird überwältigt. Die letzten Seiten waren wirklich so in Ordnung. Und ich bin erleichtert, dass die Kunststudenten-Handlung nicht völlig unnötig war, sondern einen wichtigen Teil zur Lösung des Konfliktes beitrug. Dann aber wieder ein Ende oder Cliffhanger zum Haareraufen. Asmodis hat die Oberhand. Er und seine Leute haben die Schlacht gewonnen. Er müsste seinen Gegner hier und jetzt töten und die Rebellion beenden. Oder ihn zumindest unterwerfen. Aber die Seiten sind vertauscht. Der unterlegene Dämon gibt Asmodis einen neuen Vertrag, den er unterzeichnen soll und verschwindet dann. Wie jetzt? Vor wenigen Minuten war Asmodis noch ganz klar der Sieger und jetzt ist er wieder nur der Trottel der sich die nächsten Tage überlegen darf, ob er auf die neuen Forderungen eingeht? Wisst ihr was ein oft übersehener Vorteil altmodischer Bücher ist? Man kann sie bei Bedarf schwungvoll gegen die Wand pfeffern.

:baff: :baff: :baff: :baff: :baff: :baff: :baff: (3 von 10 Freaks), was für das angebliche Finale des Plots sehr enttäuschend ist. So richtig abgeschlossen ist das Thema eigentlich überhaupt nicht. Asmodis gibt es noch, die Opposition gibt es noch, keine Entscheidung, nur eine Forderung die Asmodis bei einem erneuten Treffen unterzechnen oder ablehnen wird.
Wenn sich einige Leser meiner emotionalen Rezensionen zurecht fragen, warum ich das eigentlich noch lese. Ich habe mir vorgenommen, CZ bis zum Zusammentreffen mit Dorian Hunter zu verfolgen. In 10 Bänden ist es soweit. Danach werde ich der alten Dämonenkilller-Serie eine Chance geben. Und obwohl es manchmal so schlimm ist, dass ich einige Monate Pause machen muss, kämpfe ich mich verbissen weiter voran.