Flucht aus dem Centro Terrae
Spoilergefahr für die Leute, welche die Serie noch lesen wollen. Ich spoilere im Groben das Finale des Merlin-Zyklus. Also ob es den Helden gelingt, Merlin zu retten oder nicht.
Es ist soweit. Coco Zamis hat alle Artefakte, um Merlin aus dem Erdzentrum zu befreien. Gleichzeitig erklärt ihre Familie Asmodis den Krieg und setzt auf ihre Unterstützung. Dennoch entscheidet die junge Hexe sich ohne zu Zögern für Merlin. Mit Hilfe ihres Bruders flieht sie vom Krisentreffen der Zamis' und reist mit dem Gnom Oirbsen zum Erdkern.
Endlich das große Finale des Merlin-Zyklus. „Mehr von allem“ ist hier das Motto. Die Reise zu Merlins Gefängnis ist eine Aneinanderreihung von Auseinandersetzungen mit obskuren Monstern und die Überwindung ausgefallener Hindernisse. Phantasielosigkeit kann man den Autoren nicht vorwerfen. Trotzdem hätte man die Passagen herunter kürzen können, ohne dass dem Leser etwas gefehlt hätte. Hier hätte man die Chance gehabt, mehr über die Vergangenheit der Familie Zamis zu erfahren oder Cocos Charakter näher kennen zu lernen. Stattdessen wird fleißig geschnetzelt. Ab und an gerät die Hexe in Bedrängnis, aber ihre Artefakte machen sie ungemein stark. Es wird das übliche Repertoire an Zeitfeldern und anderer Magie heruntergespielt. Die Zentrumsdämonen sehen sich in Bedrängnis und greifen mit aller Kraft Merlins Gefängnis an, um ihn zu töten, bevor das Heldenduo ihn erreicht und retten kann.
Moment! Warum sperren sie Merlin ein und schaffen es dann nicht, sein Gefängnis zu öffnen, um ihn zu töten? Warum haben sie Merlin nicht direkt getötet? Ich dachte immer, er wäre unsterblich und könne nur eingesperrt werden. Jetzt ließt sich das aber so, als könne man ihn umbringen, würde es aber nicht schaffen in sein Gefängnis zu kommen. Sollten die Wärter und Erbauer eines Gefängnisses keine Zellenschlüssel oder so haben? Wieder einmal bleibt die Logik hinter dem Actionspektakel zurück. Und bei solche Sachen kann ich einfach keine Kompromisse machen.
Interessanter fand ich die Bemühungen der Zamis' den armen Asmodis zu stürzten. Es sieht ohne Coco nicht gut für sie aus. Das Oberhaupt der Schwarzen Familie erschafft einen mächtigen Golem, der die Fallen des Schlosses deaktiveren kann und einen der Zamis' tötet. Dann verschwindet Cocos Bruder Georg, der dem dämonischen Schiedsrichter Toth eigentlich eine offizielle Kampfansage überbringen soll. Die ersten Familienmitglieder fliehen feige.
Hier ist der Punkt erreicht, wo Merlin befreit wird. Er kann oder will sich nicht direkt einmischen, und zieht sich nach seiner Rettung zurück. Zuvor wirkt er aber einen mächtigen Vergessenszauber. Keine Spur mehr von einem fast verlorenen Kampf gegen Asmodis. Alles ist gut. Coco ist wieder zurück, aber niemand erinnert sich, dass sie abgehauen ist. Georg Zamis ist noch immer verschwunden, aber das klärt sich wohl im nächsten Abenteuer. Immerhin sind die Merlin-Artefakte nicht mehr bei Coco. Hoffentlich macht sie das schwächer und verletzbarer, damit man wieder mitfiebern kann. Asmodis, Toth, der Zamis-Clan...sie alle haben ihre Schwächen und sind stets gefährdet. Coco hingegen war für mich immer klar unbesiegbar und damit ausgerechnet als Hauptheldin die langweiligste Figur der Serie.
Soll ich noch auf die Zamis-Männer eingehen, die gern mal sterbliche Hausmädchen angrabbeln und Sex mit ihnen haben? Die obligatorische angedeutete Vergewaltigung halt. Muss ja sein, sonst kauft das niemand, oder wie darf ich das verstehen?
Das Finale des Merlin-Zyklus ist ein Trashfest und Actionspektakel. Logik muss zurückstecken und Charaktertiefe sucht man vergebens. Coco zaubert sich wie Rambo durch die Dämonenhorden und am Ende wird direkt ein Teil des Centro Terrae weggesprengt und ein Großteil der Dämonenherrscher bei der Explosion gekillt. The Expendables im Mysterysetting, fuck yeah.
Punkte vermag ich hier einfach keine zu geben, weil das wieder nur im unteren Drittel bei mir landen würde, während jemand anderes (berechtigt) 7 oder mehr Punkte vergeben könnte.