Das ist mal wieder so ein Roman, bei dem man mehr als deutlich merkt, dass Jason Dark am Anfang des Romans keine Ahnung hat, auf was die Handlung am Ende hinauslaufen soll. Herausgekommen ist dabei ein ziemlich unlogischer Roman, der allerdings mit einigen Überraschung und ein paar wenigen spannenden Szenen aufwartet.
Die Idee, einen Vampirjäger einzuführen, dessen Familie seit Generationen Jagd auf Blutsauger macht, ist zwar nicht allzu einfallsreich (ich sage nur Marek), aber immerhin mal eine recht gelungene Abwechslung zu den üblichen Verdächtigen wie John Sinclair, Suko oder Bill Conolly.
In jedem Fall können die ersten 14 Seiten des Romans mit einem gesunden Maß an Tempo und Atmosphäre punkten, da jener Vampirjäger - Jerome Baxter - von gleich vier Vampiren verfolgt und schließlich im wahrsten Sinne des Wortes aus heiterem Himmel von der Schattenhexe Assunga gerettet wird. Wer nach dem Dialog der Beiden jetzt aber (wie ich) denkt, dass Assunga hier eine größere Rolle spielen würde, der täuscht sich gewaltig, denn sie taucht erst wieder auf S. 63 auf, um gleich wieder zu verschwinden.
Zwar ist es schön, dass mit diesem Roman die Story um die Feindschaft von Vampiren und Hexen fortgesetzt wird, aber beide Seiten agieren hier derart undurchdacht, dass es auf keine Kuhhaut passt.
Fassen wir mal zusammen: Jerome Baxter hat vor Beginn des Romans ein paar Vampire erledigt (was später aber gar nicht mehr erwähnt wird), dann wird er von vier weiteren Blutsaugern verfolgt, die augenscheinlich zu Justine Cavallo gehören.
Später versucht - so man denn den Erklärungen jenes Reporters Glauben schenken will - Justine über einen Reporter-Freund von Bill Conolly namens Sean Curtis, diesen und auch John Sinclair nach Irland zu locken, natürlich erfolgreich. Aber wozu eigentlich? John und Bill fahren nur sinnlos in der Gegend herum, lassen sogar den Vampirjäger, wegen dem sie eigentlich nach Irland gereist sind, nach wenigen Minuten wieder in seiner Kirche zurück, obwohl der gerade erst von einer Vampirin angegriffen worden ist. Immerhin scheint es Justines Plan gewesen zu sein, Jerome Baxter durch Sean Curtis töten zu lassen und einen Mann namens Cedric Wayne zum Vampir zu machen. Für das alles hätte sie allerdings keinen der Geisterjäger benötigt, zumal John und Bill am Ende sogar ihren "Plan" vereiteln und es scheint, als hätte die blonde Bestie gar nicht mit einem Auftauchen ihrer ärgsten Feinde gerechnet.
Cedric Wayne ist allerdings auch eine Story für sich. Anscheinend hat er bereits ein Sachbuch über Vampire geschrieben und darin sogar Justine Cavallo erwähnt. Allerdings lernt er die Blutsaugerin erst am Ende des Romans persönlich kennen, was wiederum unlogisch ist, da er zwischenzeitlich erwähnt wie toll die blonde Bestie doch aussehen würde. Anscheinend ist Wayne auch ein Teil von Justines tollem Plan, allerdings werden John und Bill nicht von dem Vampir-Helfer Sean Curtis, sondern von Jerome Baxter selbst auf den Autoren hingewiesen.
Auch die gegnerische Seite - die Hexen - in Form der Schattenhexe Assunga scheint völlig hirnlos zu agieren. Am Anfang rettet sie Jerome Baxter vor vier Vampiren und erklärt ihn zu ihrem Verbündeten. Als der Vampirjäger dann aber von einem menschlichen Gegner bedroht und schließlich erschossen wird, lässt sie sich nicht blicken und taucht erst am Ende wieder auf, um - als es endlich zum Kampf zwischen John und Justine kommt - sich völlig unmotiviert die Cavallo zu schnappen und mit ihr zu verschwinden. Aha.
Neben dieser völlig absurden Story muss erwähnt werden, dass alle Charaktere in diesem Roman - John und Bill eingeschlossen - völlig unsympathisch beschrieben werden und sogar merkwürdige neue Charakterzüge angedichtet bekommen (als Cedric Wayne John Sinclair mit einem festen Händedruck begrüßt, meint dieser
"[...]was mir wiederum gefiel, denn Typen mit einem weichen Druck mochte ich nicht." - seit wann das denn?).
Leider gibt es im gesamten Roman nur wenige wirklich spannende Szenen. Hervorzuheben wären die ersten Seiten, Baxters Kampf gegen die Vampirin, seine Ermordung durch Sean Curtis und schließlich das allerdings viel zu überstürzte Finale. Dazwischen herrscht oft gähnende Langeweile - zwischen S. 14 und S. 30 passiert z. B. überhaupt nichts - mit teils richtig miesen Dialogen.
Was bleibt also am Ende zu sagen? Sicher, dieser Roman hatte schon seine Momente, aber die undurchdachte Story und die gediegene Langeweile, die dazwischen herrscht, ziehen das Heft leider auf ziemlich niedriges Niveau. Immerhin gibt es ein Wiederlesen mit Assunga und auch der Kampf der Hexen gegen die Vampire findet seine Fortsetzung. Allerdings rettet das diesen Roman auch nicht mehr. Zwar ist er auf jeden Fall besser geschrieben als Band 1789, aber während ich jenem mit viel Wohlwollen noch ein "schlecht" gegeben habe, schrammt dieser Roman eher knapp an einem "mittel" vorbei. Trotzdem, "schlecht" bleibt "schlecht".
