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VHR Band 206: Der Tod geht durch die Stadt von Al Fredric

Verfasst: Mo Apr 30, 2012 11:02 am
von Habibi

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Sie standen etwas abseits der Trauergemeinde und unterhielten sich leise miteinander - Jacques Mercier, der untersetzte Lokalreporter, und Phillip Nolland, Gendarm in Aigues-Mortes, ein hochgewachsener Mann mit sorgfältig gestutztem Schnauzbart. Die schwarz gekleideten Menschen hatten soeben die Kirche verlassen und bildeten nun einen Geleitzug hinter dem hochrädrigen Leichenwagen. Das Gefährt wurde von vier Pferden gezogen. Matt glänzte das schwarzlackierte Kastanienholz des Sarges unter der fahlen Nachmittagssonne. Das Orgelspiel aus der Stiftskirche verhallte mit einem lang gezogenen Akkord. Die Männer der Feuerwehrkapelle, die direkt hinter dem Wagen postiert waren, hoben langsam ihre Instrumente und warteten auf das Zeichen zum Einsatz. "Es heißt, der Alte habe es testamentarisch verfügt, das mit dem Vierergespann", sagte Mercier. "Stimmt. Ich war ja bei der Verlesung seines letzten Willens zugegen!" erwiderte Nolland. Er war ständig darum bemüht, sein Unbehagen nicht offen zu zeigen. "Da wurde alles genauestens festgelegt: Die Blaskapelle, und was sie zu spielen hat, der Weg zum Friedhof, die Namen der Leute die eingeladen werden sollten. Nur der Nachlaß selbst fällt mager aus." "Wirklich?" fragte Mercier. Er blickte jetzt fast lauernd. "Na ja. Ein paar persönliche Habseligkeiten, die auf seine drei Kinder verteilt wurden. Antoine hat die Briefmarkensammlung gekriegt, Mimi die goldene Armbanduhr. Guy ist mit einem hässlichen Ölgemälde abgespeist worden, eines mit so rätselhaften Phantasieungeheuern".


Verfasst von Al Fredric (= Holger Friedrichs)

Titelbild von Nikolai Lutohin

Erschienen am 18.01.1977


Verfasst: Do Mär 22, 2018 7:15 pm
von Olivaro
Es ist nicht ganz leicht, eine Quintessenz aus diesem Heft herauszufiltern, da es hier recht turbulent zugeht. Nach dem Tod von Paul Caramou vereint sich die Familie, und neben einigen Sachwerten scheint es auch ein "magisches Erbe" zu geben. Was darunter genau zu verstehen ist und wer es bekommt, wird nicht näher erklärt; von den Hinterbliebenen scheint auch nur die Nichte Adelaide um den Toten zu trauern. Danach überschlagen sich die Ereignisse, was von einem Erdbeben über vier mysteriöse Männer in einem merkwürdigen Auto bis zum Auftauchen eines Monsters mit dem Namen "Clo-ot" reicht, das nach Belieben zerfließen kann, seinen Kopf vom Körper lösen kann und allerlei Spaßiges mehr. Ein Fixpunkt im Geschehen ist der Einsiedler Gerard Smorzinsky, der unter anderem gute Kontakte zur Vogelwelt zu besitzen scheint. Im Laufe der Handlung gesellt sich zur Heldenriege noch Albatross (nicht ein Albatross, sondern einfach "Albatross"), ein erwiesen großer Seevogel, der sich aber (laut Autor) gerne und ohne Platzprobleme auf die Schulter von Gerard niederlässt; zudem kann dieses Gespann jederzeit größere Mengen Vögel anfordern.

Man hat über lange Sequenzen den Eindruck, als hätte der Verfasser gewusst, dass sein Engagement in dieser Reihe sich dem Ende zuneigt und er deshalb noch alle auf Halde liegenden Einfälle unterbringen wollte. Vier Wochen später nahm Holger Friedrichs nach über zwei Jahren und einem weiteren Roman ("Der General des Teufels") seinen Abschied vom Vampir-Horror-Roman.

Der "Satz der Woche" ist ebenfalls in diesem Roman zu finden (auf Seite 21):

"Bum bum bardind ruckturtelsack", sagte Nolland heiter.

Man muss dem Guten aber zugute halten, dass er vorher von den vier erwähnten Magiern "dummgehext" wurde.

Verfasst: Sa Feb 09, 2019 6:19 am
von woodstock
Mit gutem Willen sag ich mal das dies eine nette kleine Geschichte ist. Also wenn man gerade Langeweile hat und nichts zu lesen hat kann man das Heft zur Hand nehmen.

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