Ich war bisher immer begeisterte Hörerin der Sinclair-Reihen und normalerweise bin ich allem Neuen gegenüber erstmal positiv aufgeschlossen, allerdings kommt es immer auf die Art und Weise an, wie diese Neuerungen vonstatten gehen. Das ist gleichermaßen bei den Hörspielen, wie auch bei den Romanen so.
Nun ist sie also da, DIE John Sinclair Folge im Rahmen des Produktionswechsels.
Der Mann, der nicht sterben konnte ist meiner Ansicht nach inhaltlich und schon vom Roman her eine eher schwächere Folge. Und damit will ich nicht sagen, dass die Hörspielumsetzung schlecht ist!
Die Story kommt ohne Geister und Dämonen aus, vielmehr handelt es sich hierbei um einen Menschen, der Opfer eines "übersinnlichen Phänomens" wurde. Der Stoff an sich ist nicht zu verachten, allerdings ist er denkbar ungeeignet, um mit einem Wechsel der Produktion, Sound-Effekte, etc. zu glänzen. Außer der eher durchwachsenen Explosion eines Autos und blechern klingenden Schüssen war von "Kino für die Ohren" nicht wirklich viel zu hören.
Das neue Team KONNTE somit den kritischen Erwartungshaltungen gar nicht entsprechen, weil kaum Sound-Effekte vorkamen!
So scheint es mir als "Laien-Hörer", dass da noch Handlungsbedarf besteht, wie unschwer an den Überlagerungen von Stimmen, Musik und Sounds zu hören war (und ich hab schon per dolby surround gehört).
Durch die meist gleichgehaltene Lautstärke klingen die Szenen teilweise undeutlich und wirr, was es schwierig macht, den Zusammenhängen der Story zu folgen.
Auch das neue Intro hört sich in meinen Ohren etwas lieblos an. Als wolle man um jeden Preis etwas anderes einbringen, egal wie es sich letztendlich anhört und trotzdem irgendwie an die beliebte Vorgänger-Version anknüpfen.
Mit der Neubesetzung des Erzählers konnte ich mich noch anfreunden.
Allerdings hatte Frau Lange wohl einen schweren Stand, da die markante Stimme Kerzels den Großteil die Serie (mit)geprägt hat und man schon bei TV-Dokumentationen, die er spricht, förmlich darauf wartet, dass er das "Mahnmal des Bösen" erwähnt, ist er aus den Hörspielen nicht mehr wegzudenken.
Dann gibt es noch einige Fragen zum allgemeinen Fortlauf der Serie.
Warum kommt "John Sinclair" nach über 70 Folgen denn nicht ohne Neuerungen aus?
In sämtlichen Foren, in denen sich Fans der Serie, sei es wegen den Hörspielen, den Romanen, etc., seit Jahren austauschen, sind bisher keine (nennenswerten) Beschwerden über die Sprecherbesetzung, das Intro, die Sound-Effekte und/oder die Produktion an sich laut geworden.
Und die Verkaufszahlen konnten sich bisher doch ebenfalls sehen lassen, ganz zu schweigen von den Nominierungen der Serie für den Ohrkanus 2012!
Hier sind nun sehr viele Neuerungen auf einmal aufgetreten und damit ist der Einstand für die neue Regie/Produktion an sich schon sehr schwer gemacht worden. Die neuen Mitarbeiter traten nun einmal, man muss es so sagen, in ziemlich große Fußstapfen.
Ehrlich gesagt habe ich, als bekannt gegeben wurde, dass Oliver Döring das Team verlässt, damit gerechnet, dass die Hörspielserie der E2000, wie auch der Classics eingestellt werden würde.
Warum?
Ganz einfach: weil bei den Classics auf einmal nicht mehr chronologisch vorgegangen wurde, sondern ganz plötzlich 30 Folgen übersprungen wurden. Es wirkte, als wolle man "zum möglichen Ende der Serie" noch schnell Suko "reinholen". Jedoch war es nicht Suko allein, der im Rahmen der Classics dazukommen "müsste", sondern auch Jane Collins, Will Mallmann und auch einige unserer heißgeliebten Dämonen!
Von daher wäre es sinniger gewesen, die Classics ganz normal weiterlaufen zu lassen und wenn sich dann leider kein neues Team zur Produktion gefunden hätte, dann wäre es eben zum Ende der Serie gekommen. So aber wird wieder etwas getan, was früher schon innerhalb bei den TSB's bemängelt worden ist: unleidliche Zeitsprünge, keine chronologische Vertonung!
Ob das der Serie wirklich gut tut, wage ich persönlich zu bezweifeln.
Ich kann mir vorstellen, dass es für einen Verlag nicht einfach ist, wenn plötzlich interne Dinge/Veränderungen ein Handeln erfordern, bei dem die Auswirkungen nicht wirklich absehbar sind. Doch sollte man gerade dann nicht versuchen, die sowieso schon vorhandenen Veränderungen, wie eben den Produktions-Wechsel, so gering wie möglich zu halten?
Es ist nun einmal Fakt, dass ohne ein entsprechendes Team die Serie nicht weitergeführt werden kann. Glücklicherweise hatte sich ja ein Team gefunden, welches sich bereit erklärte, den Fortlauf der Serie zu sichern.
Ich denke, dieser Wechsel wäre wesentlich leichter gefallen, wenn man von den ganzen anderen Veränderungen abgesehen hätte, die (vorerst) nicht zwingend erforderlich waren (die persönlichen Situationen der Sprecher mal ausgenommen, denn sowas muss man, zumindest in meinen Augen, eben respektieren).
Nun aber wurde die beliebte Serie gleich mit so vielen Neuerungen ausgestattet, dass es doch logischerweise für einen Liebhaber der bisherigen Produktionen sehr schwierig sein MUSSTE, sich damit anzufreunden. Außerdem wurde durch diese weiteren Änderungen ein Kritikhagel nahezu heraufbeschworen!
Warum?
Weil der Mensch ein Gewohnheitstier ist und ein Fan nun mal das liebt und schätzt, wofür er eigentlich Fan geworden ist!
Verändert man gleich so viele Dinge auf einen Schlag, KANN man sich, selbst wenn man offen für Neues ist, nicht mit den Neuerungen anfreunden oder eben nur sehr schwer, bzw. nur mit einigen.
Was das neue Team angeht, mit neuer Regie, Produktion, Sounds, so habe ich für mich entschieden, so unvoreingenommen wie möglich die kommenden Folgen anzuhören, die vielleicht mit mehr Action und somit auch mit mehr Sound-Effekten und besser abgemischter Stimm-, Musik- und Tonqualität aufwarten könnten.
Ich hoffe, dass sich da generell etwas tut … Dinge noch einmal überdacht werden … oder zumindest in irgendeiner Art und Weise auf diese doch schon ziemlich große Reaktion der Fangemeinde auf die Fortsetzung der John Sinclair-Hörspiele eingegangen wird.
Niemand hat doch prinzipiell etwas gegen plausible und glaubwürdige Erklärungen oder Modernisierungen und sie würden sicher auch angenommen und akzeptiert werden, wenn sie denn glaubhaft umgesetzt werden und sich nicht allzu weit von den Romanen entfernen.
Daher gibt es jetzt hier von mir eine
mittlere Bewertung für
Der Mann, der nicht sterben konnte.
Mittel ... für die Hoffnung auf kommende, gute Hörspiele und der Meinung, dem neuen Team erstmal eine Chance zu geben ... und mittel, weil der Produktionswechsel, bzw. die veränderte Machart zumindest in
diesem Hörspiel meiner Meinung nach doch etwas "gelitten" hat.
Nachtrag:
Inzwischen hat sich Team Ehrhardt/Breidbach ja doch etabliert, indem sie ihre persönliche Note einfließen ließen, Dinge noch ab- oder veränderten, Fan-Kritik aufnahmen und dadurch oft auch ein respektables oder annehmbares Ergebnis hervorbrachten.
Nur was so manche Vertonung eines ausgewählten Romans angeht, die sich hin und wieder doch sehr weit vom Original entfernt, da ist das jeweilige Hörspiel und dessen Bewertung dann wohl noch immer und auch aktuell auf die Geschmäcker und Vorlieben jeden einzelnen Hörers angewiesen ...
