Die Insel der wandelnden Toten
von ernst Vlcek
Man hätte ruhig ein oder zwei kleine Einzelabenteuer zwischen den Plots schreiben können, aber es geht direkt mit Asmodi weiter. Der ist momentan als griechischer Milliardär unterwegs und auf seiner Teufelsinsel in Sizilien anwesend, wie Olivaro berichtet. Da er sich mit der Cosa Nostra angelegt hat, will Dorian sich mit denen verbünden. Doch wie kann er den Don von seinem Vorhaben überzeugen?
Heftromanzufall Nummer 1, mitten im Gespräch erreicht den Don die Kunde, dass Fischer vier seiner Männer in der Nähe der Teufelsinsel aufgegriffen haben. Furchtbar zugerichtet, und dann sind sie bei direkter Sonneneinstrahlung versteinert. Als Dämonenkiller mit Fachwissen warnt Dorian den Don, dass sie nicht tot sind. Bei Sonnenuntergang erwachen sie wieder zum unheiligen Leben. Man muss sie verbrennen, doch der Mafioso will sie lieber ordentlich beerdigen. Tja, Dorian hat ihn gewarnt. Der Rest würde ihm nur in die Karten spielen.
Zwischenzeitlich trifft sich Dorian noch mit seinem dämonischen Informanten. Olivaro hat ihm einen Gedankenkeim für den Treffpunkt eingepflanzt. Funktioniert prima, Dorian sollte sich aber unbedingt einen stärkeren Schutz vor Beeinflussung zulegen. Dafür erhält er jetzt Details zur Insel und zu Valiora, der Gespielin des Teufels. Die soll unbedingt sofort getötet werden.
Heftromanzufall Nummer 2 ereignet sich direkt beim nächsten Treffen mit dem Don in einem Nachtclub. Eigentlich nur für die Abschlussverhandlungen. Was Dorian nicht weiß, in der Kühlkammer der Küche sind die vier Versteinerten zwischengelagert. Gerade jetzt erwachen sie wieder und können mit Dorians Hilfe ausgeschaltet werden, auch wenn man den ganzen Club niederbrennen muss. Hätte man mal eher auf ihn gehört. Jetzt hat er die Unterstützung der Cosa Nostra sicher. Männer, Waffen und vor allem Sprengsätze, um Asmodi den Po unter dem Hintern wegzupusten.
Soviel zur ersten Hälfte mit eindeutiger Mafiathematik. Ein düsterer Held wie Dorian kann sich auch mal mit solchen Leuten einlassen. Bis auf die zwei prägenden Zufälle, dass der Dämonenkiller in den entscheidenden Minuten gerade dort ist, wo es wichtig ist, habe ich bis hierhin gar nichts auszusetzen. Ernst Vlcek schreibt gerade zwielichtige Gestalten sehr charmant. Wie immer eine Freude das zu lesen.
Nach den Erörterungen zu Asmodi und der Insel habe ich mit einer Fortsetzung dieses Stils gerechnet, nun mit einer Prise Agententhriller gewürzt. Immerhin hat das Oberhaupt der Dämonen eine moderne Bleibe mit Jachthafen und hat zu einem Treffen normale unwissende Menschen eingeladen. Wir bekommen aber einen heftigen Schwenk in Richtung „griechische Seefahrermythen“. Schon auf den Weg zur Insel wird das Boot von einer Frauengestalt auf falschen Kurs gelockt. Alle stehen mehr oder minder in ihrem Bann, das Boot sinkt. Habe ich schon erwähnt, dass Dorian dringend ein stärkeres Schutzamulett bräuchte? Nun sind ein Großteil der Waffen und Sprengladungen weg und es geht zu Fuß weiter.
Als zwei Männer von der sirenenhaften Gestalt, das wird Valiora sein, ins Inselinnere gelockt werden, nehmen Dorian und Gianni, der Sohn des Dons, die Verfolgung auf. Sie kommen zu spät und werden noch dazu vom Rest der Truppe getrennt.
Die spazieren nämlich weiter und erreichen irgendwann die nächste Ausdünnungsstation. In einem Dorf voller alter Männer und Frauen bieten ihnen zwei Damen mit den bezaubernden Namen Stheno und Euryale Unterkunft und Verpflegung an. Den einen wird von den Gorgonen die Lebenskraft ausgesaugt, bis sie nur noch alte Greise sind, die anderen werden von den Kannibalenopas lecker zubereitet.
Es hängt also an Dorian und Gianni. Bis jetzt sieht es nicht gut aus, der Plan verläuft alles andere als besprochen. Nach einem Kampf gegen einen Werwolf kommen auch sie bei den Kannibalen an und werden von den Gorgonen attackiert. Sie können fliehen, geradewegs in die Arme von Valiora.
Diese verhält sich jedoch friedlich und erzählt Dorian ihre unglaubliche Geschichte. Scheinbar war Asmodi aufrichtig in sie verliebt, eine peinliche Angelegenheit für einen Schwarzblüter. Er gab ihr sogar ein Geschenk. Valiora erwiderte die Liebe nicht und versteckte noch dazu das Geschenk. Davon war Asmodi gar nicht begeistert und er versklavte sie hier auf der Insel. Wenn Dorian sie befreit und von hier wegbringt bekommt er in Haiti das Geschenk, welches wohl gegen Asmodi eingesetzt werden kann. Alles schön und gut. Auch wenn sie nicht lügt und nur einen Teil der Wahrheit verschweigt, Olivaro hat den Dämonenkiller gewarnt. Nicht von der Insel wegbringen, einfach töten und fertig. Andererseits könnte es auch der Dämon sein, der eigene Ziele hat und etwas verschweigt. Dorian muss sich entscheiden. Und will Valiora helfen, um sich eine potentielle Waffe gegen den Teufel zu sichern.
Er glaubt sowieso nicht mehr daran, dass er und Gianni allein Asmodi aufhalten können. Sie besitzen zwar noch Reste der Sprengsätze, aber zu zweit ist der Plan zum Scheitern verurteilt. Dorian setzt sich ab und kann eigentlich nur hoffen, dass Gianni versagt. Wenn der lebend von der Insel kommt und Daddy berichtet, ist der Dämonenkiller am Arsch. Aber der Mafioso stirbt, bevor er Asmodi wegbomben kann. Und Dorian ist eloquent genug, dem Don eine leicht abgewandelte Variante der Wahrheit zu verkaufen.
Der zweite Teil der Handlung ging in eine völlig andere Richtung. Kein Agentenfilm, dafür fühlte ich mich in eine Mischung aus „Gruppe verschollen auf einer mysteriösen Insel“ und den guten alten Stop Motion Filmen um die griechischen Legenden versetzt. Zum Glück genau so gut geschrieben wie die erste Teil. Und mit einem fiesen Cliffhanger, denn vieles bleibt offen. Wer ist Valiora wirklich? Was genau ist das Geschenk von Asmodi? Was erwartet Dorian auf Haiti? Wieso Olivaros Warnung? Und der Führer der Dämonenclans lebt immer noch.
Nur bei den Zombies muss ich meckern. Manchmal können sie reden und sich völlig normal artikulieren, manchmal sind sie nur stumpfe Mordmaschinen. Manchmal geschieht die Verwandlung direkt nach der schwarzmagischen Infektion, manchmal leben die Opfer stundenlang weiter. Die von den Fischern am Anfang entdeckten Mafiosi wurden wie die Männer später auf der Insel angesteckt. Trotzdem verhält sich die Sache bei ihnen jeweils total unterschiedlich. Da macht Ernst Vlcek sich die Sache etwas einfach. Darüber kann ich hinweg sehen, da er sich sonst viele Gedanken über die Ereignisse gemacht hat. Vlcek kann man nun wirklich nicht vorwerfen, sich kein Konzept zu machen und Details ständig nach Belieben zu verändern.

:baff: :baff: (8,5 von 10 Schanuzern)