Der Magier
Nachdem die dritte Zamis-Geschichte für den Anfang richtig gut war ist die vierte leider das Gegenteil. Dieses mal stören mich elementare Punkte bei der Umsetzung einer netten Idee. Nun will man nicht Cocos Familie an den Kragen, sondern Asmodis höchstpersönlich. Die Schwester der schwarzhaarigen Hexe wird als Druckmittel entführt, damit die Zamis' einem mysteriösen Dämon dabei helfen, Asmodis zu stürzten. Bis hierhin alles prima. Wird man auf das Angebot eingehen? Ist es vielleicht sogar im Sinne des Wiener Clans das Oberhaupt der Dämonen aus dem Weg zu schaffen, da es auf sie aktuell eh nicht gut zu sprechen ist? Was, wenn Asmodis von der Sache erfährt?
Diese Fragen werden schon früh beantwortet. Die Zamis' stehen zu Asmodis, informieren ihn und werden nur zum Schein auf das Angebot eingehen. Auch wenn das nicht mehr ganz so spannend ist, kann daraus eine gute Geschichte werden. Allerdings sind die Zamis' nicht die einzigen, überall in Europa wurden Zöglinge der Dämonenclans entführt, um sie dazu zu bewegen, sich gegen Asmodis zu stellen. Aber niemand kommt auf die Idee, sich gegen den dreisten Entführer zu verbünden. Auch Asmodis denkt gar nicht daran, einfach selbst einzugreifen. Jemand entführt die Kinder duzender europäischer Familien und niemand begehrt wirklich auf?
Stattdessen kommen alle zum vereinbarten Termin und es zeigt sich, dass der Erpresser tatsächlich stärker als Asmodis zu sein scheint. Warum braucht er dann überhaupt Hilfe der Familien bzw. warum bringt er sie mit diesem Schachzug lieber bewusst gegen sich auf?
Ok, die Zamis' sind die stärkste der Dämonenfamilie in Wien. Akzeptiert, aber sicher nicht die allermächtigsten in ganz Europa. Natürlich schaffen nur sie allein es den Aufenthaltsort der Entführten zu ermitteln und auch herauszufinden, wer der Erpresser ist. Selbst Asmodis muss immer mal wieder von der Familie, die er eigentlich am wenigsten mag, über neue Details unterrichtet werden. Und selbstverständlich ist es beim Showdown Coco, die Asmodis und die ganze Geschichte rettet. Positiv anzumerken ist die Auflösung, wer der Gegenspieler ist und dass es jetzt für Buch zwei eine neue Ausgangslage gibt. Zähneknirschend muss sich Asmodis eingestehen, dass die Zamis' ihm geholfen haben und sie wieder etabliert sind.
Dennoch ist hier etwas passiert, was mir sonst nur bei Sinclair ab und an passiert...ich habe lustlos und augenrollend die Seiten überflogen, bis es für mich wieder erträglich wurde.
Für meinen persönlichen Geschmack gibt es auch hier wieder einige störende Dinge. Wenn ein Vampir einen Menschen beißt dann stirbt der nicht oder wird selbst ein Blutsauger. Er verwandelt sich in eine kleine Fledermaus. Typisches Beispiel dafür, wie extrem mit Magie und Dämonendingen hier umgegangen wird. Schlimmer sind da nur die fliegenden Werwolfsblumentopfköpfe bei Ballard. Die Idee, das jede stärkere Dämonenfamilie ihr Spezialmagiegebiet hat, finde ich ausgesprochen interessant. Die Zamis' sollten also die Zeit manipulieren können, aber irgendwie sind sie auch in zahlreichen anderen Belangen stärker als andere Familien. Und Asmodis? Ich hätte lieber einen richtig starken Teufel als Hauptgegner an der Spitze und keinen schwächer werdenden Dämon, da bin ich altmodisch. Anzumerken ist auch, dass Coco sich in drei von vier Geschichten in jemanden verliebt. Muss das sein? Die sind eine Geschichte später doch eh wieder für sie vergessen. Bevor ich jetzt weitere störende Dinge aufzähle, besser zum Fazit.

:baff: :baff: :baff: :baff: :baff: :baff: (4 von 10 Punkten).
Dabei gibt es wohl 3 Lesergruppen bei Zamis. Ich bin der Neuleser, ich lege nicht den geringsten Wert auf das Gruselfeeling der 70er, weil ich damals noch nicht geboren war und nostalgieren kann. Im Gegenteil, gewisse Punkte von damals stören mich.
Dann gibt es die Puristen. Das vorliegende Buch ist zwar die alte Geschichte, aber mit neuen Passagen versehen, damit es sich „frischer“ lesen lässt. Was manche Leute schlecht bewerten, die gern eine Originalfassung hätten. Am besten wird das wohl bei Lesern ankommen, die gern den alten Flair mögen, aber ohne einige Schwachpunkte der damaligen Hefte. Man merkt, mir geht das noch nicht weit genug.
6,5 Punkte ist der Durchschnitt meiner Wertungen. 6 von 10 würde ich dem Buch an sich geben. Weder bin ich gefesselt noch habe ich jetzt schon die Lust verloren. Für mich ist Potential erkennbar und ich hoffe einfach, dass dieses bei den neu geschrieben Geschichten genutzt wird.