Nach jahrelanger PZ-Abstinenz war er das nun also - mein erster neuer PZ.
Aber eigentlich auch nicht; denn Zamorra selbst spielt in dem Roman überhaupt nicht mit.
Bin mit positiven Erwartungen an den Band herangegangen, und was soll ich sagen? Ich wurde voll ... enttäuscht.
Zum einen gab es zuviele Widersprüche.
Z.B. hieß es, der Zwerg wäre auf dem Grund des Sees, dann wieder klebte er an einer steil abfallenden Felswand (S. 23). Einmal hieß es, das Herrenhaus läge inmitten ausgedehnter Wiesen, dann wiederum versteckte sich Nicole aber im angrenzenden Park. Erst hatte Jerome keinen Zweifel, dass es sich um eine echte Hexe handelte, dann wieder war er felsenfest überzeugt, dass es nur ein Streich war, dann doch wieder ersteres. Stygia fürchtet die Macht des Diadems, kann dann aber mit Leichtigkeit dessen Rache Einhalt gebieten. In der Gruft hängt noch das Seil, mit dem die Hexe erhängt wurde (nach ca. 800 Jahren?). Selbst Widersprüche innerhalb eines Satzes gibt es (".. mit ausgestrecktem, angewinkelten Arm"). Einerseits mag Jerome seine 98(!)jährige Oma sehr, aber sieht dann nur zu, wie sie körperliche Arbeit verrichtet, anstatt ihr zur Hand zu gehen. (etc. etc.)
Überhaupt ist das Ganze sehr widersprüchlich geschrieben, so dass es sich nicht als Rundes zusammenfügt; als Leser hatte ich den Eindruck, der Autor wusste nicht so recht, in welcher Zeit diese Geschichte spielt. Einerseits ist da von Gesinde und Knechten die Rede, und es werden Arbeiten verrichtet, wie man es vor etwa 60 Jahren tat, andererseits wieder ist die Rede von Internet und Handys (übrigens nicht sehr nachvollziehbar, dass in so dünn besiedeltem Gebiet Handymasten stehen).
Überhaupt gefällt mir der Schreibstil von Christian Schwarz nicht sonderlich. Störend fand ich u.a. ausufernde Beschreibungen (z.B. eines Platzes, den Nicole in Paris überquerte - welcher überhaupt nichts zur Sache tat.), wodurch der Roman unnötig textlastig wurde. Auch Wiederholungen bestimmter Formulierungen (z.B. "..Diane den Garaus machen" auf S.4 und gleich auf derselben Seite nochmal "...ihm den Garaus machen") fallen nicht positiv auf. Oder als Cira und Jerome sich nicht sicher sind, was das Auftauchen der Hexe angeht, ist von "Massenhypnose" die Rede. Zwei Personen sind also eine Masse? Schmunzeln kann man wohl auch nur über Bezeichnungen wie "Seelenhalde Mitte"; das hört sich an wie eine S-Bahn-Station. Auch "Ministerpräsident der Hölle" (Ok, das gab's früher schon) wirkt eher unfreiwillig komisch - gibt's dann auch einen Bundeskanzler der Hölle und einen Außenminister oder wie?
Irgendwie dachte ich auch, was das Verhalten und die Ausdrucksweise der Charaktere angeht, ich wäre bei so was Niveaulosem wie etwa GZSZ oder so gelandet ("..Ihr kleinen Scheisser..", "..ich blöde Kuh.." "..du mich auch..." etc. etc.). Und so was wie ".. sie konnte das Wasser nicht mehr halten.." und "..sie war nur kurz austreten gewesen.." hat in einem Roman eigentlich nichts verloren. (JS zum Schwarzen Tod: "Moment, ich muss mal kurz..

)
Allgemein vermisste ich sowohl Spannung als auch Grusel, ebenso die Action. Es wird sehr viel erklärt (auch Unnötiges), so dass sich das alles sehr in die Länge zieht. Erst als es auf den Schluß zugeht, wird's erträglicher. Aber 50 Seiten für das Erstellen eines Handlungsgerüstes zu verbrauchen, auf dem dann nur minimales Geschehen geboten wird, ist doch zu schwach.
Schwach finde ich auch das Cover. Weder ein guter Stil noch wirkt es gruselig oder interessant. Lediglich weil es eine Szene der Handlung wiedergibt, kann man dafür einen Punkt geben.
Insgesamt kann ich diesem Roman (mit viel gutem Willen) allerdings höchstens 3 von 10 Amuletten vergeben. ("Ich krieg die Krise" - das war wohl der häufigste Satz in dem Roman)

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P.S.: Der wahre Horror befand sich auf der Cover-Innenseite: "Arthur und die Minimoys - gesprochen von Tokio-Hotel-Bill") :grusel: