Handlung: Bei seinem abendlichen Rundgang findet Butler William, auf der Zugbrücke des Châteaus, den bewusstlosen Weinbergpächter André Goadec, mit einer Platzwunde an der Stirn. Zamorra und Nicole versorgen den Verletzten und erfahren dabei, dass André am Weinberg von einem unbekannten Gegner angegriffen wurde. Während André im sicheren Château bleibt, untersuchen Nicole und Zamorra den beschriebenen Tatort. Sie kommen gerade rechtzeitig um Antoine Morel vor einem Skelett zu retten. Der ehemalige Gefangene aus dem Zeitverlies war, nach einer persönlichen mehr als einjährigen Odyssee, wieder zurückgekehrt. Morel wurde auf seinem Weg immer wieder von unterschiedlichen Phantomen aus der Vergangenheit heimgesucht und angegriffen. Obwohl es Geistererscheinungen waren konnten sie ihn sogar verletzten, ohne dass er ihnen dauerhaft entkommen konnte. Zu allem Überfluss leidet Antoine auch noch an einem schnellen Alterungsprozess, der wieder einsetzte. Kann es Zamorra gelingen Atoine Morel von seinem Fluch zu befreien oder steht er dieses Mal auf verlorenem Posten?
Meinung: Nach längerer Pause endlich wieder ein Zamorra-Roman von Oliver Müller. Ich schätzte stets besonders die fundierten Sachkenntnisse des Autors und seine Art meistens besondere Themen mit eher seltenen Charakteren anzupacken, die sonst nicht so oft in der Serie vorkamen. Die erste These bestätigte Oliver gleich am Anfang, als Butler William das praktische Visofon zum Rundruf nutzte, anstatt die Schlossbewohner erst mühselig im Château zu suchen. Für die zweite These standen André Goadec und Antoine Morel. An letzteren konnte ich mich gar nicht mehr erinnern. Erst bei Olivers Erklärung mit dem Zeitverlies dämmerte es bei mir ein wenig. Hilfreich wäre an dieser Stelle eine Fußnote zum entsprechenden Roman gewesen, die aber leider fehlte. Meine eigene Recherche im Forum ergab dann, dass es sich um Band 1242 von Oliver Müller handelte: „Gefangen im Zeitverlies“.
Zum eingleisigen Bahnhof fiel mir, als Fachmann, ein, dass er so wie er beschrieben wurde wirklich seinen Namen nicht verdiente und auch gar kein Bahnhof war. Wenn es nicht mindestens eine Weiche gab, handelte es sich nicht um einen Bahnhof, sondern nur um einen Haltepunkt.
Eine unerwartete Überraschung, die mich sehr freute war, dass Oliver auch Nor Kerteen zu einem weiteren Auftritt in der Serie verhalf. Diesen interessanten Charakter, der es immer noch darauf absah Zamorras Zeitringe zu bekommen, hatte noch Manfred H. Rückert mit PZ Band 1148 „Der Professor und der Spieler“ in die Serie eingeführt. Mir gefiel diese Figur von Anfang an. Dieses Mal schien es Nor Kerteen tatsächlich zu gelingen die Zeitringe in seinen Besitz zu bringen und damit das Ziel seiner Wünsche und Begierden zu erreichen, sehr zum Leidwesen des Professors. Nur hatte Nor Kerteen nicht mit der Raffinesse von Nicole gerechnet. Diese ganze Handlung wurde von Oliver perfekt umgesetzt. Zumindest kurzzeitig ging ich auch vom, zumindest vorübergehenden, Verlust der wertvollen Ringe aus. Die Freude über Nicoles genialen Schachzug währte indes auch nicht lange, weil der geprellte Nor Kerteen umgehend und mit aller Härte rücksichtslos zurückschlug. Das Opfer seiner Wut wurde Antoine und Nicole hatte möglicherweise einen großen Fehler begannen ohne es zu wollen. Zumindest fühlte es sich so an.
Es folgte ein ungewöhnlicher Schluss, der vorher so nicht erwartet werden konnte und komplett überraschte. Mir gefiel diese abwechslungsreiche Variante sehr gut. Zamorra und Nicole zeigten sich ratlos und verletzlich und hatten dieses Mal eindeutig verloren. Ich fand es menschlich, realistisch und überlegte ob die Geschichte von Antoine Morel nun zu Ende war? Das wiederum glaubte ich eher nicht. Ganz im Gegenteil, es waren neue Rätsel hinzugekommen. Was hatten das Grab von Andrew Millings und der Schatten der Regenbogenblumen mit Morels Verschwinden zu tun? Das dürfte irgendwann ein neues besonderes Thema für Oliver zu werden. Mit Andrew Millings könnte erneut ein alter Charakter eine unerwartete Rolle noch einmal spielen, auch viele Jahre nach seinem Serientod.
Abschließend zusammengefasst gefiel mir der Roman von Oliver jederzeit gut und unterhielt mich bestens, einschließlich der unerwarteten Wendungen. Einziger Wermutstropfen wahren die zahlreichen Textfehler, die hauptsächlich aus fehlenden Wörtern bestanden und meinen Lesefluss immer wieder hemmten. Insgesamt bewertete ich den Roman mit der Note 1 = Gut und dementsprechend mit 4 von 5 Amuletten. Nach der üblichen Wertung im Forum stimmte ich mit
Sehr gut ab.
:thumbup: :buch: