Handlung: Zamorra wird beim Frühstück vom Anruf des Historikers Gaspard Devaudan von der Sorbonne überrascht. Aus der Überraschung wird schnell Misstrauen, weil Devaudan ihn ausgerechnet über Leonardo und dessen Teilnahme am ersten Kreuzzug befragt und dazu noch den Namen seines Knappen nennt. Zamorra wimmelt Devaudan ab und wird von Nicole darüber informiert, dass es im Internet eine Nachricht gab, die besagte dass bei Ausgrabungen auf dem Gebiet des Herodiums, nahe Jerusalem, das verborgene Grab eines Knappen aus Frankreich entdeckt wurde. Beunruhigt kontrolliert Zamorra Leonardos Gruft und beauftragt Pascal nachzuforschen, ob der von Devaudan genannte Name des Knappen richtig wäre. Dabei ahnt er nicht, das Devaudan bereits an anderer Stelle damit beschäftigt war das Unheil zu entfesseln.
Meinung: Erster Teil eines Zweiteilers von Stephanie Seidel mit dem die Autorin einen neuen Zyklus begann. Bislang hatte Stephanie die Leser mit ihrem Orient- und Dschinn-Zyklus sehr gut unterhalten. Meine erste Annahme, aufgrund der Titel, der neue Zyklus würde sich um das Thema China drehen, wurde sehr schnell widerlegt. Der wahre erste Handlungsort war Israel und es begann mit einer spannenden Entdeckung bei Ausgrabungen am ehemaligen Herodes-Palast, im Westjordanland. Das Grab eines einfachen Reiters, möglicherweise französischer Herkunft, der zur Zeit der Kreuzzüge, mit seinem Pferd verscharrt wurde, nachdem beide ein gewaltiger Blitz traf. Was bedeuteten die verkohlten Federn, die den Archäologen immer wieder begegneten?
Thema des neuen Zyklus mit dem Titel „Die Söhne des Morgensterns“ dürfte Satanael bleiben, sowie die Suche nach den sieben Grenzen, die ihn aussperrten. Auf dem gelungenen Cover wurde der, als Lichtbringer bezeichnete, düstere Engel von Azrael stilgerecht und schön düster abgebildet.
Auch diese neue Thema schilderte Stephanie gewohnt packend und fundiert. Zum besseren Verständnis der zeitgeschichtlichen Hintergründe oder, im Fall von Leonardo, Vorgeschichten, ergänzte sie ihren Roman zudem mit passenden Fußnoten. Sie brachte einen sogenannten achten Erzengel mit den Namen Satanael ins Spiel, der eine fiktive Figur war., aufgrund seine Zeichens dem Morgenstern Lichtbringer genannt wurde und hinter von Gott geschaffenen sieben Grenzen lauerte, die ihm den Weg zur Erde ewig verwehren sollten. Zumindest hatte ich bei meinen Recherchen keine Hinweise auf einen achten Erzengel mit dem markanten Namen Satanael gefunden. Mit der Einbindung des Vatikanischen Geheimarchivs, dass auch im Roman „Illuminati“ von Dan Brown eine Rolle spielte, wurde es endgültig mythisch.
Der Historiker Gaspar Devaudan verfiel schon bald den Lockungen der versprochenen unermesslichen Reichtümer und der Macht, die auf denjenigen warten sollte, der die sieben Grenzen niederreißt. Ein gefährlicher Weg, der ihn und seinen Assistenten genauso ins Verderben führen würde, wie viele verblendete Menschen vor ihnen.
War das Puzzle um Satanael und die sieben Grenzen nicht schon spannend genug, so wurde dem Ganzen noch die Krone aufgesetzt als kein Geringerer als der berüchtigte Leonardo de Montagne ins Spiel gebracht wurde, der einst ebenfalls, während des ersten Kreuzzuges, dem Morgenstern auf der Spur war.
Neben allem Lob machte mich aber auch erneut eine Szene im Château stutzig. Warum brachte William Zamorra eigentlich, per Tablett, das Telefon? Alle Zimmer des Châteaus waren doch mit einem Visofon ausgerüstet, über das Zamorra eigentlich überall Anrufe von Innerhalb und außerhalb der Schlossmauern jederzeit entgegen nehmen konnte. Oder wurde die Anlage mittlerweile stillgelegt?
Die Suche nach der ersten Grenze führte nach Bayern zum Uhlberg, um den sich tatsächlich düstere Legenden gebildet hatten, die Stephanie nun für ihren Roman nutzte. Für mich ein weiterer Pluspunkt für diesen Roman. Ich mag und schätze es stets sehr wenn reale Legenden eingebunden werden und man nebenbei noch etwas für die eigene Bildung tun kann. Bisher war mir der Uhlberg bei Treuchtlingen kein Begriff gewesen. Es ist aber ein Ort der, zum Leidwesen der Anwohner, ständig von Hobby-Geisterjägern geflutet wird.
Ich stimmte Stephanie auch darin zu, das es tatsächlich ein großes Wunder war, dass Devaudan und Mérot, die mit der Deutschen Bahn nach Treuchtlingen reisten, dort nicht nur pünktlich eintrafen sondern auch noch zweimal problemlos umsteigen konnten.
Nach der Anreise folgte im Gasthof ein sehr amüsantes Anmelde-Prozedere, wozu auch der ortsübliche nicht verstandene Dialekt gehörig beitrug. Hätte mir genauso gehen können, weil Dialekte mir auch des öfteren Probleme bereiteten.
Insgesamt war es meiner Meinung nach ein guter Roman gewesen, ein jederzeit spannender und unterhaltsamer Auftakt des Zweiteilers, den ich auch ebenso mit der Note 2 = Gut bewertete und mit 4 von 5 Amuletten verzierte. Nach der im Forum üblichen Wertung stimmte ich mit
Sehr Gut ab.
:thumbup: :buch: