Die Fortsetzung schließt nicht direkt an den fiesen Cliffhanger des ersten Teils an, sondern beginnt mit zwei Teenagern im Dorf unter dem Châteu, die miteinander rummachen und von irgendetwas gestört werden. Irgendetwas grauenvollem. Auch hier gibt es wieder einen Cliffhanger, während es endlich mit dem Kampf der Helden gegen die Dämonen auf Little Bear Island weiter geht.
[COLOR=d19da6]Sie hatten ihm Nicole genommen. Seine Partnerin und Vertraute. Dafür würden sie bezahlen![/COLOR] Zamorra und Ellen Driver geben noch einmal alles und vernichten die niederen Dämonen am Leuchtturm. Nur ein Teilsieg.
[COLOR=d19da6]“Wir müssen herausfinden, wo sie gelandet sind und was Stygia mit ihnen vorhat.“[/COLOR] Außerdem könnten durch den Dimensionsriss jederzeit weitere Monster kommen. Aber Nicole geht wohl vor.
Die wird auf der anderen Seite direkt von Dämonen angegriffen, die sie zwar abwehren kann, aber die Viecher entführen Sophia.
[COLOR=d19da6]“Ich werde sie finden“, schwor Nicole sich erneut. „Und danach finde ich einen Weg nach Hause für uns.“[/COLOR] Tja, viel Erfolg.
In Saint-Cyriac (so heißt das Dorf unter dem Châteu jetzt seit einer Weile) hört Sam McTaggart von den neusten mysteriösen Vorgängen. Erstmal Danke, er wird hier von Simon Borner wesentlich sympathischer beschrieben als von einigen seiner Kollegen. Zamorra ist in den USA beschäftigt, dann kann er dem mal auf seine Art nachgehen, ohne dass ihm jemand rein quatscht. Ich würde ihm so ein Erfolgserlebnis gönnen.
Nicole Duval stolpert über Stygias Knochenpalast. Einfach so, irgendwie muss man die Handlung ja voran bringen. In der Nähe leben auch die damals verschwundenen Siedler, die Nicole überrumpeln und gefangen nehmen.
[COLOR=d19da6]Ein spontaner Einfall kam ihr in den Sinn. Sie beschloss, ihm nachzugeben.[/COLOR] Nicole kann sie mit ein wenig Verdrehen der Wahrheit davon überzeugen, dass sie nicht zu Stygia gehört und ebenfalls hierher entführt wurde. Tja, und dann lebt sie erstmal mit den Siedlern hier. Die werden in Ruhe gelassen und gehen ihrem Tagwerk nach, auf ewig gefangen in dieser Dimension. Für Nicole ist das natürlich keine Option.
[COLOR=d19da6]Die Stygia, die ich kenne, hätte mich nicht hierhergeholt, um mich dann zu vergessen. Dafür fehlt ihr schlicht die Geduld.[/COLOR] Alles höchst mysteriös. Mal schauen, welche total unerwartete Enthüllung es dann gibt. Eine Doppelgänger-Stygia? Die Stygia einer früheren Zeitebene? Gibt sich ein anderer Dämon für einen bösen Masterplan als Stygia aus? Wenigstens sieht der Autor das so wie ich, zur normalen aktuellen Stygia passt das alles nicht. Wäre für mich die unlogischste Erklärung gewesen.
Die anderen Teenager vom Leuchtturm haben von Sophia geträumt. Mhh. Jetzt bespielt Simon Borner aber langsam genug Schauplätze gleichzeitig. Die fremde Dimension, der Leuchtturm, die Teenager, das Châteu, Saint-Cyriac. Zamorra und Ellen ist inzwischen auch aufgefallen, dass das alles nicht zu ihrer Stygia passt. Sie hören von den Träumen der Jugendlichen.
[COLOR=d19da6]“In dem Fall wäre es schön, wenn man die Träume irgendwie nutzen könnte“, überlegte sie. Es klang traurig. „Steuern oder so. Anzapfen. Sie könnten für uns dann eine Art Kommunikationskanal sein. Aber das geht natürlich nicht.“[/COLOR] Ach, bei PZ mit dem tollen Allheilmittel-Amulett geht alles.
In Stygias Dimension wird Nicole Zeugin einer klischeehaften Menschenopfer-Lotterie, um die Dämonin zufrieden zu stellen und die Dämonen zu besänftigen. Wie oft machen die das? Alle paar Wochen? Klingt jedenfalls so. Da die Siedler nicht altern und auch keine neuen gezeugt werden, dürfte die Gruppe dann relativ schnell ausgestorben sein. Ein kleines Logikloch, aber ok. Bis jetzt war die Geschichte wirklich sehr unterhaltsam. Die zweite Hälfte hat aber direkt einige Schwächen. Zum Beispiel will Nicole den schwer bewachten Knochenpalast ganz allein infiltrieren und Stygia töten. Weil sie die Bewegungsabläufe der Wachdämonen genau studiert hat. So einfach ist das. Sicher!
[COLOR=d19da6]Sie hatte den Eingang zum grauenvollen Kern des Palastes beinahe erreicht, als sich der Boden neben ihr plötzlich öffnete. Ein Lavadämon schoss aus dem Meer der Splitter empor, schnell wie ein Feuerball.[/COLOR] Na, wenigstens kommt sie mit diesem Groschenheft-Plan nicht durch. Sie flieht zurück zu den Siedlern. Und sie hat schon einen neuen Plan, um in den Palast zu kommen.
[COLOR=d19da6]Ich brauche ein Nadelöhr, dachte Nicole Duval. Und ich weiß auch schon, wo ich es finde.[/COLOR]
Zamorra hackt sich in den Traum einer der Jugendlichen. Im Heftromantiming wird die verängstigte Sophia gerade jetzt von den Dämonen attackiert.
[COLOR=d19da6]Ehe er wirklich begriff, wie unsinnig sein Tun war, trat er vor und stellte sich zwischen die Teufel und ihr wehrloses Opfer. Als könne er einen Unterschied bewirken – hier, im Traum anderer Leute.[/COLOR] Kann er dann tatsächlich. Die Zeit hält an und Sophia spricht ihn an. Was eigentlich unmöglich ist. Es sei denn, Sophia ist ein ganz besonderes Mädchen und zukünftige Zauberschülerin.
[COLOR=d19da6]Mit einem Mal kam ihm eine Idee. Es klang absurd, aber so ziemlich alles an dieser bemerkenswerten Situation widersprach seinen Erwartungen.[/COLOR] Der Meister des Übersinnlichen kann die in der Zeit erstarrten Dämonen tatsächlich vernichten. Was in einem Traum wenig helfen würde, aber ich vermute mal, dass sie jetzt auch in der Realität zerstört wurden. Sofern das nicht genauer erklärt wird, ist das jetzt eine ziemliche Heftroman-Lösung für mich. Mit Magie ist halt alles erklärbar, genauer soll der Leser da ja nicht nachfragen.
[COLOR=d19da6]Es würde sich alles fügen, das spürte er. Und zwar schon sehr, sehr bald.[/COLOR] Genau genommen in 10 Seiten, da habe auch ich ein ganz besonderes Bauchgefühl.
Aber der Autor hat ja noch eine zweite Handlungs-Dose aufgemacht. Sam hat sich Madame Claire als Hilfe geholt, die kommt mit den Dörflern besser zurecht als er. So erhalten sie alle Infos und sehen sich am Ende einem Waldteufel gegenüber, der natürlich gegen Sams Flammenwerfer gerade schlechte Karten hat.
[COLOR=d19da6]“Sie hätten ihn am Leben lassen können, Sam“, sagte die Köchin. „Um ihn zu verhören.“[/COLOR] Naja, jetzt ist er wenigstens keine Gefahr mehr. Sam hat das getan, was die Gegenseite immer vermasselt. Eine einmalige Chance genutzt und kein Risiko eingegangen.
Beim eigentlichen Abenteuer geht es mit Heftromanstilmitteln weiter, um die verzwickte Situation zu lösen. Wie kommt Nicole in den Palast? Indem die Familie, bei der sie untergekommen ist, gerade jetzt zu einer offiziellen Audienz geladen ist. Sophia wurde erwischt, wie sie beim Palast herumgeschlichen ist. Aber vielleicht war genau das der Plan. Wie wäre es, wenn Zamorras Plan und Nicoles Plan unabhängig voneinander sich zufällig zeitgleich perfekt ergänzen? Das würde das Heftromantiming perfekt machen. Nicole zeigt sich der Dämonin, die sie nicht erkennt. Also muss es tatsächlich eine andere Stygia sein. Nicole ist es gelungen, nach nur wenigen Tagen die Siedler aufzustacheln. Sie greifen nach einer Ansprache an und lenken Stygia ab. Auch wieder relativ unwahrscheinlich, dass die seit Ewigkeiten geknechteten Leute jetzt direkt auf eine Fremde hören und ihr Leben in einem Aufstand riskieren. Den sie eigentlich nur verlieren können, primitiv bewaffnet gegen Lavadämonen. Aber genau in dem Moment erschafft Zamorra durch die träumenden Teenager auf der Erde und Sophia hier eine Brücke und kann mit dem Amulett eingreifen. Die andere Stygia flieht aus der Dimension. Genau in die Arme von Finn Cranston. Dem hat das alles zu lange gedauert, deswegen ist er nun persönlich am Leuchtturm. Eine Verkettung von unwahrscheinlichen Heftromantimings, toll.
[COLOR=d19da6]Es war nicht seine Stygia, die in dieser Nacht auf Little Bear Island starb. Aber es war eine Stygia.[/COLOR] Und damit werden irgendwie auch Nicole und Sophia auf die Erde zurück gebracht, nicht aber die anderen Siedler. Und diese Stygia?
[COLOR=d19da6]Die Dunkle Fürstin muss aus einer parallelen Hölle stammen, aus einer Wirklichkeit irgendwo neben der unseren.[/COLOR] Na immerhin scheint es nicht so, als würde das Châteu mit Sophia eine neue Zauberschülerin bekommen.
Ach, verdammt. Muss ich jetzt mal so sagen. Verdammter Dämonendreck! Dieser zweite Teil war eine tolle Steigerung gegenüber dem Auftakt. Von Simon Borner bin ich sowas gar nicht gewohnt. An der ersten Hälfte habe ich nicht nur nicht viel auszusetzen, sondern kann sogar einige Dinge positiv hervorheben. Nicoles Heftromanplan geht nicht auf und auch andere Dinge haben mich positiv überrascht. Sam McTaggart macht dieses mal Spaß, ohne Moralapostel um ihn herum. Ja, der Fall mit dem Walddämon waren eigentlich nur zwei viel zu kurze eingeschobene Passagen. Hätte es nicht gebraucht. Vielleicht als Soloabenteuer, wo man auf das Duo Madame Claire und Sam mehr eingeht.
In der zweiten Hälfte häufen sich dann die Dinge, die typisch für Heftromane sind. Aber immer noch solide. Nur das Finale…0 Punkte. Da kommt gefühlt auf einen Schlag alles an, was Simon Borner bis dahin so beachtlich vermieden hat. Irgendwelche nicht gut genug erklärte PZ-Magie als Allheilmittel, perfektes Timing an allen Fronten, nicht nur bei Nicole, Sophia und Zamorra, sondern auch mit dem Auftauchen von Cranston. Unlogisches Verhalten der Statisten-Figuren.
Ich hätte Borner gerne mal ein klares Sehr Gut gegeben. Der Roman war in der ersten Hälfte auf einem guten Weg zu 8 oder 9 Punkten. Trotz des vermasselten - wenn auch actionreichen – Finales sind es dann für mich noch

:baff: :baff: :baff: (7 von 10 Amuletten) und mit ein wenig gutem Willen ein knappes SEHR GUT.
PS. In Hinblick auf die 1233 und den Teasertext hätte ich mir gewünscht, dass Stygia 2 das Abenteuer überlebt und ein Dauercharakter wird. Als nicht so „verzogene“ Stygia. Die weniger zickt und integriert, dafür kaltblütiger schnetzelt.