Der Roman war für mich angenehme Unterhaltung mit einigen Stärken und einigen Schwächen.
Gewohnt sehr gut lesbar schreibt der Autor seine Geschichte, die aber ab ca. Seite 25 auf einmal immer wieder mit diversen Schreibfehlern daherkommt. Es las sich für mich wie ein richtiger Umbruch, als wenn ab da nicht mehr korrigiert wurde. Naja, so schlimm, dass Weltuntergangsstimmung herrschte, war es natürlich im Endeffekt nicht
Ich war auch davon ausgegangen, dass mit der Thematik um Xorron weitergespielt wird, gerade weil hier ein Ghoul-Roman angeteasert wurde. Aber es war quasi eine eigene Ghoul-Familien-Tragik, ohne epische Züge - da bin ich wirklich dankbar für.
Trotzdem kommt IRH nicht aus ganz aus seine berüchtigten Blase raus: Es musste natürlich wieder eine junge Frau (Claudia) eingebaut werden, die in jungen Jahren missbraucht wurde und der ganze Tragik-Kram drumherum... Klar, dass sie schlussendlich als anschaffende Love-Mobil-Nutte endet. Es scheint, als wenn bei diesem Autor das Böse nur noch da zum Vorschein kommt, wo Menschen mit genug Dramatik im Background vorhanden sind. Ich finde das nicht nötig, zumal immer wieder gebeutelte Missbrauchsopfer langsam nerven.
Das war eigentlich für mich mit der größte Knacks in der Geschichte. Schade, denn der leicht angehauchte Kriminalfall in Deutschland war gar nicht so schlecht. Harry Stahl & Dagmar Hansen mag ich sowieso. Obwohl es mich persönlich nicht umhaut, wenn Sinclair-Fälle in Deutschland spielen - ich mag es halt gern, wenn es irgendwo im Ausland spielt
Der Schwabbel-Ghoul Kevin arbeitet für Claudia quasi als Bodyguard und bedient sich an einigen Freiern, die dann auf der Vermisstenliste bei der Polizei landen. Er hat auch noch ein paar Schwabbel Kids in Petto. Die Trennen sich ja wie Amöben und vermehren sich irgendwie so...
Harry Stahl agiert bei seinen Ermittlungen mit seinem Kollegen leider etwas leichtsinnig und lässt sich ziemlich schnell überrumpeln, dafür dürfen beide dann ordentlich leiden. Auch die weitere Polizeiarbeit war etwas komisch - wenn da 2 BKA-Beamte verschwinden, müsste es normalerweise sofort von Polizisten & Co da wimmeln.
Dagmars Psychonauten-Auge hat diesmal nix gesehen - sie hat nur gespürt, dass Harry noch am Leben sein müsste. Da hilft dann nur John, der dem Gestank um den Liebes-Wohnwagen auf die Schliche kommen soll.
Warum dabei so ein Heckmeck um Sokus kleine Auszeit gemacht wird, habe ich nicht so richtig verstanden. Lass ihn doch auch mal los!

Klar gibt es wieder kleine Reibereien mit der heimischen Polizei, aber das gehört ja auch dazu.
Claudia hat auch noch einen Bruder (Marko) und eine demenzkranke Oma, die in der Story auf ihre Kosten kommen. Auch Marko weiß von den Ghouls und zusammen verstecken sie die wabbelnden Schleimhaufen mit Haifischzähnen und füttern sie ab und zu.
Insgesamt geht der Fall noch in Ordnung und ich vergebe ein MITTEL.
In welchem Zusammenhang die stumme Frau im weißen Gewand immer mal wieder auftaucht und dann verschwindet, wird vermutlich in einem der nächsten Romane geklärt. Hier war sie nur mysteriöses Beiwerk. Wer könnte das sein? Vielleicht eine Botin von Xorron, der alle Ghouls der Welt zusammentrommeln will?
Das Cover hat mir für KI-Verhältnisse mal richtig gut gefallen.
Die inneren Leserbriefe werden von IRH beantwortet - auch wenn er teilweise nur schreibt, dass er es anders sieht als der Leser
