Der Heftromanzufall mal wieder. Lady Eliza unterstützt ihren Freund Harker in Chipping Cloughton bei parawissenschaftlichen Untersuchungen an einer Kirche. Da verschwinden im Ort plötzlich spurlos Menschen. Eines der Opfer ist ausgerechnet der dreijährige Sohn einer alten Schulfreundin von ihr, die hier lebt. Eliza hat kein JS-Bauchgefühl, sondern einen „Monster-Verstand“ und ahnt direkt, dass es vielleicht in ihr Interessengebiet fällt. Und da es sich um eine alte Freundin handelt, können sie und Harker natürlich ungestört herumschnüffeln. Im ersten Band ereignete sich das Grauen direkt vor Elizas Anwesen und sie war betroffen. In den Bänden 2,3 und 4 waren alte Freunde oder Bekannte involviert. Genau wie hier. Morgan D. Crow müsste sich definitiv einen anderen „Opener“ einfallen lassen.  
Später hat die alte Lady Dorcas Chattenham eine Autopanne. Eliza und Harker fahren im passenden Timing an ihr vorbei und bringen sie nach Hause zum Tee. Als die Sprache auf die Entführungen kommt, weiß die Alte zufällig mehr. Da passt ja alles wieder perfekt. Außerdem hat sie noch eine Jagdgewehrsammlung. Sollte man also im Laufe des Abenteuers spontan eine Bewaffnung brauchen, hat man direkt einen Anlaufpunkt. Lady Dorcas denkt jedenfalls direkt an die Legende vom Langen Mann und trifft damit natürlich direkt mit ihrer ersten Vermutung ins Schwarze. 27 Menschen holt er sich jedes mal, also geht es jetzt gerade erst los. 
Dann gibt es bei Elizas Freunden eine andere Spur. Ein Entführerbrief, eine heimliche Affäre, eine Erpressung. Wurde das Kind nur entführt, handelt es sich gar nicht um ein paranormales Ereignis? Das hätte vielleicht vor den Enthüllungen vom Langen Mann funktioniert, jetzt wird sich der Leser nicht mehr auf diese falsche Fährte führen lassen. Oder hat beides miteinander zu tun, das wäre möglich? Hat die Affäre den Langen Mann gerufen? 
Eliza und Harker sind jedenfalls immer mit dabei. Da fahren sie am Haus vorbei, wo das nächste Opfer geholt wurde. Oder an der Autounfall-Stelle, wo die folgenden zwei Menschen entführt worden. Immer ist gerade die Polizei anwesend und es gibt wieder das Problem. Anstatt die Behörden sich wundern, warum die beiden immer am Tatort auftauchen und sie auf die Liste der Verdächtigen gesetzt werden, lernen sie den zuständigen Sergeant besser kennen. 
Eliza begibt sich dann auf ihr Anwesen um in ihrer unerschöpflichen Bibliothek zu recherchieren. Außerdem ruft sie einen Gangsterboss an, mit dem sie in einem der letzten Abenteuer zu tun hat. Diese Kriminellen sind doch alle vernetzt, vielleicht kommt sie so an die Affäre mit dem Erpresserbrief heran. 
Schließlich kommt es zu einer Übergabe auf einem unheimlichen Friedhof. Wenn das alles nichts mit einem Spuk zu tun hat, bekommen Elizas Freunde ihr Kind zurück und die Sache hat sich erledigt. Da der Lange Mann sich in Zwischenszenen aber schon wieder neue Opfer geholt hat, bezweifle ich das. Damit die Helden was zu tun haben, übergibt Harker den Geldkoffer, der mit den Leuten noch weniger zu tun hat als Eliza. Er erfährt, wo der Junge festgehalten wird. Oder auch nicht, natürlich entpuppt es sich als Verarsche. 
Währenddessen wird Eliza entführt, damit sie dem Langen Mann geopfert wird. Nach 27 Leuten verschwindet der Spuk wieder, wieso ihm also nicht ein paar Fremde geben, damit er sich keine Dörfler mehr holt? Sie wird aber ausgerechnet vom ihrem Gangsterboss-Kontakt gerettet, der hier herumschnüffelt. 
Wie sich herausstellt, gibt es noch eine weitere Möglichkeit, den Langen Mann aufzuhalten. Wenn derjenige stirbt, der ihn beschworen hat. Der die Entführung des ersten Opfers herbeigewünscht hat. Und das war der Vater des Jungen, der dessen kränkliches Weinen nicht mehr ausgehalten hat. Ob er sich am Ende aus Schuldgefühlen selbst erschießt und dann seine Frau oder ob seine Frau aus Hass ihn erschießt und dann sich selbst habe ich nicht so herauslesen können, aber mit dem Tod des Vaters ist der Lange Mann wieder in sein Reich zurückgekehrt, bis er wieder beschworen wird. 
So langsam nutzt sich die Eliza-Formel ab. Es ist das gleiche Konzept wie immer, mit den gleichen Plotmitteln wie immer und den gleichen Figurenzeichnungen wie immer. Auf die gleiche Art wie immer geschrieben. Anders herum könnte man das selbe Argument anbringen und meinen, dass sich die Romane treu bleiben und sich die Eliza-Formel mit jedem Heft mehr findet. Vielleicht will man gar keine Veränderung oder mal etwas Neues. Vielleicht will man mehr von dem, was einen so begeistert. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. 
Im Grunde ist diese Geschichte ganz nett und definitiv nicht schlechter als die letzten Eliza-Abenteuer. Der Lange Mann bleibt ein Mysterium und das Ende ist kein reines Happy End. Die falsche Fährte hätte ich anders gelegt. Durch gewisse Szenen kann es gar nicht sein, dass diese Variante die echte Lösung ist. Der Leser weiß, dass es den Langen Mann gibt und er hinter allem steckt, nichts Anderes. Mir wäre es lieber gewesen, das ungewisser zu gestalten und ich hätte mich trotz Gruselgenre auch nicht geärgert, wenn sich am Ende alles als normaler Kriminalfall herausstellt. 
Von mir GUTe 
 
  
  
  
  
 
  :baff:  :baff:  :baff:  :baff: (6 von 10 Totenköpfen). Ich bin da so mittendrin. Die Handlung könnte von mir aus etwas frischen Wind vertragen, wird aber leider nicht passieren, weil Morgan D. Crow dem Konzept garantiert treu bleibt. Das heißt aber auch, dass sich an der gemütlichen Schreibe und den kauzigen Klischeefiguren nichts ändern wird, was ich gut finde.