Bibliothekar Jan nimmt einen Job im Spukschloss Heidebrock an und zieht mit seiner Freundin Julia dorthin. Die ist alles andere als begeistert. Es ist die übliche Legende von der teuflischen Blutgräfin. Sie wurde schließlich erwischt, verflucht und ist gestorben. Solange die Burgherrin oder Frau des Burgherrn nicht in dem Gemäuer wohnt, bleibt ihre Seele gebannt. Natürlich glauben die jungen Leute nicht mehr an diese Warnung. Burgherr Markus will seine frischverlobte Elsa deshalb mit auf die Burg nehmen. Als erfahrener Gruselleser weiß man jetzt schon, in welche Richtung das geht.
Anders als der Burgherr aus der Stadt glauben die Dörfler natürlich alle an den Spuk und warnen die Protagonisten. Auf dem Schloss gibt es kein elektrisches Licht, Telefon oder Internet wird erst gar nicht erwähnt. Der Roman ist bis jetzt einer dieser zeitlosen Groschengrusel-Klassiker.
Es gibt hier allerlei Bücher mit Geschichten über die Gräfin und Sichtungen des Geists der Gräfin. Julia Conrad erzählt auf diese Art kleine schaurige Minigeschichten innerhalb des Romans. Weil bis jetzt sonst nicht wirklich etwas passiert ist und sie ja die 60 Heftseiten füllen muss.
Zur Hefthälfte sieht Julia das Gespenst dann selbst, das sie lockt und sich auflöst, als zum Morgen der Hahn kräht. An dem Tag kommt dann noch der Parapsychologe Jonathan Pike aus London im Schloss an, um den Spuk für Markus zu untersuchen. Ah, da ist er ja, der „Held“ dieser Subserie. Später treffen dann auch Markus selbst und seine Elsa an, die eine ziemlich hochnäsige Unsympathin ist. Eine typische Städterin halt, was?
Am nächsten Tag macht sich Jonathan Pike an die Arbeit. Als erstes untersucht er den Sarg der Vampirgräfin. Die ist aber schon ausgeflogen und der Sarg leer, der Fluch beginnt sich zu entfalten. Er kann wenigstens den Sarg von dämonischer Energie reinigen und ihr diesen Rückzugsort nehmen. Anschließend lässt er die Möblierung ihres ehemaligen Burgzimmers verbrennen, um sie weiter zu schwächen. Für die Nacht händigt der Parawissenschaftler noch Schutzmedaillons aus. Trotzdem lockt die Grafin Julia wieder. Wieso eigentlich sie und nicht Elsa, die eigentlich mit dem Fluch in Verbindung steht?
So erwischt es dann auch als erstes eine Dörflerin und niemanden auf der Burg. Das Kanonenfutter halt. Die Blutgräfin ist eine Vampirin und hat ein Mädchen gebissen. Wenn sie nicht bald gefunden und aufgehalten wird, könnte hier eine Vampirplage beginnen. Jonathan Pike hat alle Hände voll zu tun. Aber als klassischer Heftheld bleibt er souverän und gefasst. Deswegen ist er ja hier. Zum Glück sind das bei Julia Conrad keine JS-Vampire, sondern altmodische Wesen, die sich an allerhand Regeln halten müssen, die der Parapsychologe natürlich kennt. Das Problem sind eher die störrischen Dörfler, die sich nicht richtig an seine Vorgaben halten. Der Vampirkeim breitet sich tatsächlich aus.
Bei einem Ausritt im Wald wirkt die Blutgräfin einen ihrer dunklen Zauber und beschwört Nebel herauf, der sie hier gefangen hält. Sie müssen die Nacht hier verbringen. Zum Glück ist Jonathan Pike bei ihnen, der wie immer den Durchblick hat und weiß, wie sie die kommenden Stunden überleben.
Am nächsten Tag erreicht man einen Friedhof. Vampire ruhen ja in Särgen, also müssen hier die Lakaien der Gräfin liegen. Wenn man den Oberbösewicht schon nicht erwischt, dann wenigstens seine Vampirdiener. Um weiter zu kommen muss schon der obligatorische „alte wissende Einheimische“ auf sie zukommen. Dieses mal in Form des Kräuterweibleins Käthe. Sie beschwört mit einem Zauberspruch eine Vertraute der Gräfin, die sicher weiß, wo die Vampirin noch Verstecke hat.
So kann die Blutgräfin pünktlich zum Finale vernichtet werden. Schade, dass der Serienheld ihr letztes Versteck nicht allein ermitteln kann, sondern eine Deus Ex Machina dafür braucht. Oder sogar zwei. Sie wissen jetzt, dass ihre Gegnerin sich in einem alten Trollgrab versteckt. Wie sie vernichtet werden kann, erfahren sie von einer Erscheinung des alten Bischofs, der sich zu Lebzeiten mit der Gräfin befasst hat. Der Bischof meint selbst, Jonathan Pike ist nicht mächtig genug, um die Vampirin allein ohne seine Tipps zu besiegen. Mhh, es missfällt mir wirklich, dass da zwei Figuren von außen eingreifen müssen. Andererseits ist es schön, dass der Parapsychologe bei seinem Einstiegsband nicht übermächtig ist. Das macht ihn menschlich. Der finalen Konfrontation nimmt es dennoch viel Spannung und die ist dann auch relativ schnell auf anderthalb Seiten heruntergerattert, ohne dass die Blutgräfin sich großartig wehren kann.
Ja, das ist so ein typischer seichter Groschengruselklassiker. Sehr gut im Gespenster-Krimi aufgehoben. Ich sehe es aber eher auf Kelter-Niveau. Nicht schlecht geschrieben, aber es sticht auch überhaupt nicht heraus. Hätte man mir jetzt erzählt, dass es sich doch um einen alten GK der Erstauflage handelt, ich würde es sofort glauben. Der „Held“ Jonathan Pike bleibt ebenso blass. Ein ganz netter sympathischer Kerl, aber ohne Ecken und Kanten.
Regt mich weder auf noch an. Ein klares MITTEL

:baff: :baff: :baff: :baff: :baff: :baff: (4 von 10 Kreuzen). Ob ich die Subserie weiterlesen werde, weiß ich noch nicht. Vielleicht wenn grad nichts besseres da ist und ich irgendwas total Entspanntes brauche, zum Kopf ausschalten.
edit: Ich kann bei der allgemeinen Diskussion eher Horror-Harry zustimmen. Splatter habe ich wirklich keinen gesehen. Aber ich bin ja auch Florian Hilleberg gewohnt, dagegen ist das hier ein Kätzchenschmusen. Und "märchenhaft" trifft es sehr gut. Ernst genommen habe ich die Geschichte schon, aber packende Horroaction gibt es an keiner Stelle, nur "märchenhaften Schauer".
Wäre ich böse, könnte ich schreiben "typischer von einer Frau geschriebener Grusel halt", aber gerade bei Zamorra zeig(t)en Autorinnen wie Anika Klüver oder Susanne Picard ja, dass dieses Bild völlig überholt ist.