Ein Seemonster-Mensch kehrt zurück und killt Leute. Die alte Notburga warnt die Dörfler, doch niemand glaubt der unheimlichen Alten. Es handelt sich um Barnabas, der auf Rache sinnt. Zum Beispiel hat er einen Deich manipuliert, damit das komplette Dorf bei der nächsten Sturmflut von den Wellen verschlungen wird. Außerdem ist die tragische Geschichte einer verbotenen jungen Liebe in die Geschichte eingebettet. Das waren noch Zeiten, als die Eltern bestimmt haben, wen man heiratet, um einen guten Deal zu machen.
Barnabas jedenfalls setzt seine Rachetour an den Dörflern fort. Doch er ist kein grausamer Killer. Die alte Notburga verschont er zum Beispiel, weil sie als einzige an seine Existenz glaubt. Und die junge Felicia entführt er nur in sein Unterwasser-Versteck.
Den Weibern des Dorfes wird es schließlich zu viel. Unter Notburgas Leitung beschwören sie das Monster. Oder sie wollen es, die Männer unterbrechen den Hokuspokus der Waschweiber.
Indes begibt sich der junge Abel auf die Suche nach seiner geliebten Felicia und sieht, wie das Monster in den Fluten verschwindet. Könnte Felicia irgendwo dort unten noch leben? Es muss einfach sein! So tut er sich mit der alten Notburga zusammen, um das Monster irgendwie zu erledigen.
Doch im Heftromantiming nähert sich ausgerechnet jetzt die vernichtende Sturmflut. Früher als Barnabas es berechnet hat. In Eile sind die letzten Arbeiten nötig, um den Deich zu schwächen. Die arme Felicia muss ihm auch noch dabei helfen.
Zufällig besitzt Notburga eine Taucherausrüstung inklusive Harpune und sie hat Abel eine Flinte beschafft. Damit ist er gegen das Monster etwas gewappnet. Unter Wasser kann er es bis zum ausgehöhlten Deich verfolgen und stellt erleichtert fest, dass seine Felicia noch lebt. Abel greift das Monster an, doch selbst wenn er es besiegt, hat der Sturm das Dorf beinahe erreicht und alles ist verloren. Natürlich unterliegt der junge Mann seinem grausamen Kontrahenten. Siegessicher lässt Barnabas die beiden zurück, um sich das Sturmflut-Spektakel aus der Nähe anzusehen.
Ganz so fies meint es Rebecca LaRoche mit ihren Figuren dann doch nicht, wäre aber auch ein passendes tragisches Ende gewiesen, um dem Drama ein für alle mal den Deckel draufzumachen. Jedenfalls gelingt es Abel noch zum Dorf zurückzukehren und die Leute zu warnen, auch wenn es das Timing der Handlungsebenen etwas durcheinander bringt. Außerdem glauben die Leute ihm jetzt natürlich alles, obwohl sie bis jetzt den kompletten Roman über die Spukgeschichten gelacht haben. Schnell werden die Bewohner zusammengetrommelt, um den Deich notdürftig abzudichten. Abel bekommt noch seine Rache an Barnabas, Felicia wird auch gerettet. Der Deich hält natürlich gerade so. Dann hat alles nochmal ein gutes Ende genommen.
Eigentlich wollte ich mal einen neuen GK lesen. Aber dazu hätte ich später einsteigen müssen, wo „Neue Romane“ auf dem Cover klar ausgeschrieben sind. Damit wäre ich Gefahr gelaufen, eventuell in eine der Subserien zu stolpern. Hach, das ist alles so kompliziert.
Letztendlich habe ich mich dann für den Klassiker entschieden und es nicht bereut. Ok, der Roman ist extrem urig und altmodisch. Vor allem beim Frauenbild, der Patriarchenrolle und dem Blick auf die Gesellschaft. Mit Nordseeromanen kann ich eh wenig anfangen, wie mit den meisten Lokalromanen.
Beim Handlungsaufbau macht der Roman aber definitiv viel richtig. Die Situation wird immer angespannter und das Grauen nähert sich mit jeder Seite. Der Leser weiß, wenn der Deich bei Sturmflut genug geschwächt ist, wird das ganze Dorf von den Wellen überrollt. Das hätte auch ein passendes tragisches Ende ermöglicht. Barnabas wird vernichtet, aber das Dorf ist trotzdem dem Untergang geweiht. Abel und Felicia sterben zusammen, im Tode endlich vereint. Oder so. Die autorin hat sich dann doch trotz hohem Bodycount für ein Happy End entschieden.
Sogar den üblen Jobst erwischt es auf den letzten Seiten noch. Ein übertrieben dargestelltes Arschloch, aber er hat bei mit trotz der platten Art Emotionen hervorgerufen. Das macht dieses Familiendrama zur Gruselgeschichte etwas interessanter. Einige Tote kamen wirklich überraschend, in einem abgeschlossenen Gruselheft der Woche kann man sowas auch bringen.
Nur eines verstehe ich nicht. Was war Barnabas und wie wurde er so. Die Behauptung im Heft, dass es sich bei ihm noch um einen normalen Menschen handelte, glaube ich nicht. Aber man muss nicht jedes mal erwähnen, dass der Antagonist zum Satan gebetet hat und erhört wurde. Das kann ich mir hier gut vorstellen, der klischeehafte Klassiker.
Für einen „billigen“ Gespenster-Krimi aus den 70ern ist der Band überraschend gut. Keine wirklich gute Schreibe, aber die Handlung hat mir von vorne bis hinten gefallen. Mit ein paar Kniffen und überraschenden Stellen. Der Antagonist ist mehr als ein einfaches killendes Monster und hat durchaus nachvollziehbare Motivationen.
Für ein Sehr Gut reicht es dann nicht mehr aber GUTe

:baff: :baff: :baff: :baff: (6,5 von 10 Punkte) auf der „Klassiker-Skala“. Wäre das ein modernes Heft, ich hätte eine ganz andere Wertung gezückt.
edit: Ich kann aber die Kritiken hier durchaus nachvollziehen. Rachekrimi mit einem Teil Liebesgroschenheftchen und einem "Monster", um das ganze im GK veröffentlichen zu können. Hätte etwas entschärft definitiv perfekt in den Gaslicht-Sektor gepasst.
Und nochmal was: Haben die Hefte Leserseiten? Fehlen die nur im ebook? Oder kommt später eine Leserseite hinzu? Es ist immer das kleine Extra für mich, vor allem Leserbriefe und Werkstattberichte.