Tatsächlich! In ihrem letzten Abenteuer hieß es noch, der von Barbaren gewaltsam aufgebrochene Gleiter ist jetzt flugunfähig. Zu Beginn dieses Hefts fliegt er aber wohl wieder und die Helden sitzen darin. Eine Erklärung gibt es nicht, also gehe ich einfach mal davon aus, dass Matt ihn wieder repariert hat. Schade! Auf ihrem Weg liegt Berlin, dort schauen sie mal nach und treffen alte Bekannte. Die Amazonen und die Parallelwelt-Hexen. Die Inquisition gibt es in Berlin leider immer noch, nur geht sie nicht mehr so gnadenlos gegen die Frauen vor. Eigentlich hatte Razinger versprochen, die Organisation aufzulösen. Aber als typischer Mann klammert er sich halt an die Macht. Allgemein werden Frauen in diesem ehemaligen Parallelwelt-Areal immer noch unterdrückt und haben ohne Erlaubnis ihrer Männer wenig zu melden. Für die feministischen Amazonen ein Unding.
Die Hexe Carry aus Heft 550 ist ebenfalls auf dem Weg nach Berlin, um den Hexen dort beizutreten. Ihrer fanatischen Community entflohen hofft sie auf eine bessere Zukunft. Aber Arschlochmänner gibt es halt überall, dem toxischen Patriarchat kann man nicht entfliehen. Leider gerät sie in Berlin an eine ziemlich extreme Widerständlerinnen-Zelle.
Als Matt und Aruula von den Anschlägen hören, stellen sie Nachforschungen an und kommen schnell auf die arme Carry. Was für ein Zufall, dass sie sich schon wieder begegnen. Und auch die Anführerin der Terror-Hexen ist eine alte Bekannte.
Außerdem steht hinter Razinger ein Mann, der ihn manipuliert und eigene Ziele verfolgt. Wieder vom Typ „frauenhassender Incel“, das ist in diesen feministischen Romanen einfach der perfekte Feindtyp, um die gesellschaftliche Botschaft unterzubringen. Der Kerl ist alles andere als erfreut über das Auftauchen der beiden Schnüffler und hat auch schon einen fiesen Plan, wie er sie entsorgen kann. Schließlich machen sie gemeinsame Sache mit den Hexen und sind damit ebenfalls Terroristen.
Matt und Aruula treffen natürlich auf Carry und können sie davon überzeugen, dass sie für üble Taten benutzt wird. Sie erfahren den Plan der Oberwiderstandshexe Marlena. Sie will Ratzinger entführen und ihm mit einem Zauber die Lebenskraft entziehen, um stärker zu werden. Der fiese Incel erfährt ebenfalls von dem Ritual und will es kapern, um selbst an die Lebensenergie zu kommen und sich zum neuen Chef aufzuschwingen.
Was ihm natürlich nicht gelingen wird, Lucy Guth würde nie einen Frauenhasser belohnen. Er tötet die Oberhexe und merkt dann, dass das Ritual esoterischer Quatsch ist. Die erst von Männern erniedrigte und dann von einer fanatischen Frau manipulierte Carry emanzipiert sich zum Finale. Sie legt ihre Naivität und Ängstlichkeit ab und steigt zur Heldin auf, die den Incel-Bösewicht mutig zur Strecke bringt. Razinger ist bei der Sache leider trotzdem gestorben, aber das ist irgendwie gut so, schließlich hatte er die Inquisition doch nicht wie versprochen abgeschafft.
In Berlin werden nun freie Wahlen abgehalten. Weg mit dem inquisitiven Kirchenstaat, hin zu einer richtigen Demokratie. Wo Männer und Frauen die gleichen Rechte haben. Wo statt einer Inquisition eine faire Polizei ermittelt. Aruula und die Amazonen sind zufrieden. Mal sehen, ob es diesmal klappt, ober ob das toxische Patriarchat diese erfreulichen Aussichten wieder mit seiner Machtgeilheit unterbindet.
Muss ich hier noch was schreiben? Ein weiterer feministischer Roman von Lucy Guth mit klarer Rollenverteilung. Und wieder einem richtigen Incel-Antagonisten. Heftromanmittel dürfen natürlich nicht fehlen. Wenigstens wurde der Roman (wie auch der erste Berlinhexen-Roman) nicht genutzt, um billige Kritik an der christlichen Kirche zu üben. Die gibt es zwar, aber sie wird nicht mit dem Holzhammer geschwungen. Passt! Wenn man eine gesellschaftskritische Botschaft in einem Unterhaltungsroman unterbringen will, dann so! Den Feminismus und die Kritik an toxischer Männlichkeit bzw. patriarchalen Herrschaftsstrukturen würde ich mir genauso nuanciert wünschen.
Solide GUTe

:baff: :baff: :baff: :baff: (6 von 10 Kometen) und 3 Sterne im Maddraxikon.