John bekommt ein Päckchen mit einem Holzauge darin zugestellt. Der obligatorische Kreuztest weißt auf Aibon-Magie hin. Dann spricht ihn eine Stimme aus dem Auge an und bittet ihn, nach Schloss Barthóloz zu kommen. Na, das macht er mit Suko doch gerne. Schlossherr Kolozs Nagyi hat John eine Botschaft zukommen lassen, weil der Geisterjäger einen Hauch von Aibon in sich trägt. Er ist nicht der erste, der das erwähnt. Ein weiteres Mysterium der neuen Romane.
Jedenfalls gibt es hier ein Tor nach Aibon und darüber hat ihr medial begabter Gastgeber Kontakt zu einer Hexe herstellen können, mit der John in einem früheren Marques-Fall schon zu tun hatte. Dabei sind Vampire auf ihn aufmerksam geworden, durch das Portal geschlüpft und jetzt holen sie sich hier in der Gegend Leute. Das JS-Bauchgefühl schlägt direkt zu. Der Kerl verschweigt ihnen etwas. Vielleicht ist es sogar eine Falle.
Die Geisterjäger schauen sich mal die andere Seite des Portals an. Bei Suko gelingt der Übertritt, doch statt John landet Kolozs Nagyi mit ihm in Aibon. Sicher nur ein dummes Versehen und kein Plan einer zwielichtigen Person, die mal wieder versucht, die Helden zu manipulieren, jaja. Wenn sie schon ihr Bauchgefühl haben, bin ich mir sicher, dass da was dran ist. Kaum angekommen, erscheint direkt ein Blutsauger und killt Kolozs Nagyi. Der ist aus dem Spiel, das hätte ich so früh nicht erwartet. Wieso haben die Vampire ihn nicht schon eher getötet, wenn sie ihn los werden wollen?
Als der Schlossbesitzer nach Aibon gezogen wird, bleibt eine unheimliche Buckelgestalt an seiner Stelle zurück, die aber schnell abhaut. John durchsucht das Gemäuer, findet aber keine Spur mehr von dem Buckligen. Bei ihm handelt es sich um den Urahn Barthóloz höchst selbst, der sich mit den Vampiren trifft, kaum hat er John abgeschüttelt. Vampiranführer Krul hat ihn aus einem magischen Schlaf erweckt. Und dann ist er mit dem Körper von Kolozs Nagyi verschmolzen oder wie hängt das zusammen? So viele Fragen. So verwirrend. Dieser Roman folgt der neuen JS-Regel, dass die Hardcorefans keine simplen Geschichten wollen, sondern Mysterien, wo alles kompliziert miteinander verknüpft ist und später schockierende Enthüllungen folgen.
In der zweiten Hefthälfte verfolgt John die Spur der Vampirangriffe, weil er im Schloss nicht weiter kommt. Sein Kontakt zur örtlichen Polizei ist Hauptmann Georg Kohler. Er erzählt ihm von Sarah Amtor, die Zeugin der letzten Entführung war. Da Krul seinen Geist irgendwie auf Reise schicken kann, erfährt er, dass sein Feind unterwegs zu ihr ist und stellt ihm eine Falle. Sollte das Kreuz John nicht vor magischer Spionage schützen? Jedenfalls beschützt es ihn vor dem Überraschungsangriff, weil es im rechten Moment grün aufleuchtet und ihn warnt. Diese Aibon-Vampire haben metallene Knochen und sind stärker als ihre irdischen Artgenossen. Zum Glück bekommt der Geisterjäger unerwartet Hilfe von Rog. Weil die Vampire gerade Sarahs Mutter in ihrer Gewalt haben, um John zu erpressen, killen sie die Frau eiskalt und es gibt das nächste Familienleid, was bei einem modernen JS natürlich nicht fehlen darf.
[COLOR=bbcf83]Hinter mir erklang ein schriller, entsetzter Schrei. Er kam von Sarah Amtor, die gerade Zeugin geworden war, wie man ihre Mutter gnadenlos ermordet hatte.[/COLOR] Das wird schlimme seelische Narben hinterlassen, mit denen sie ein Leben lang zu kämpfen hat, wie üblich. Rog hat sich jedenfalls verändert, was ich Schade finde. Vorher war er eine schleimige Masse in einer schwarzen Ritterrüstung, was echt Stil hatte. Wegen einem Fluch. Weil er jetzt aber zur guten Seite gewechselt ist, sieht er irgendwie wieder menschlich aus. Also wie ein normaler 0815 Vampir. Rog kann sich selbst nicht erklären, wie dieses Wunder geschehen konnte. Das ist jetzt nicht auf den Autor bezogen, aber der moderne JS veranstaltet für mich regelmäßig Blödsinn, nur um dem Leser solche krassen Entwicklungen vorzusetzen. Es muss sich doch nicht ständig alles ändern. Jedenfalls ist Rog als „Guter“ nun hinter Krul her.
Während dieser Enthüllungen lässt man die arme Sarah einfach stehen und beachtet sie nicht weiter.
[COLOR=bbcf83]Ihr Vater war von Vampiren angefallen und ausgesaugt worden, ihrer Mutter hatte man vor ihren Augen die Kehle durchgeschlitzt. Jeder Mensch hat seine Grenzen, und ihre waren damit weit überschritten.[/COLOR] Gebrochen läuft sie heulend in den Wald, wo sie von Krul abgefangen wird, der ihre innere Leere füllen will, indem er sie zu seiner Braut macht. Ich sehe es schon kommen, John wird sie am Ende vernichten müssen und schlimme Gewissensbisse haben, dass es mal wieder eine gesamte Familie unter dramatischen Umständen erwischt hat.
Suko trifft in Aibon auf die Banshee Alice, eine Gefangene der Vampire und die letzte Überlebende ihrer Sippe. Bei ihrer Rettung wird ganz passend eine neue Monsterart eingeführt. Crachets lieben das Fleisch von Banshees und sind gegen die Magie dieser Aibonhexen immun. Auch Alice hat mit dem Leben abgeschlossen, weil es ihre Familie erwischt hat.
[COLOR=bbcf83]“Und was wäre, wenn ich sage, dass ich nicht mitkommen will?“, fragte sie. „Wenn ich dir sage, dass das Leben ohne meine Schwestern keinen Sinn mehr macht und ich allein dadurch glücklich werden würde, dich gerettet und damit meine Schuld beglichen zu haben.“[/COLOR] Immer dieser Herzschmerz.
Jetzt wo Rog dem Geisterjäger alles erzählt hat, begibt sich John mit Georg Kohler wieder zum Schloss, um Barthóloz zum Finale zu stellen. Der ist der üblichen gesprächige JS-Gegner und erzählt gerne, wie er Kolozs Nagyi benutzt und die Helden durch ihn manipuliert hat. Aber wieso die Erzfeinde erst auf den Plan rufen? Weil Krul John töten wollte, um mit diesem Verdienst die Herrschaft über Aibons dunkle Seite zu beanspruchen. Sowas haben schon etliche Gegenspieler versucht, es ist nie gut für sie ausgegangen.
[COLOR=bbcf83]“Nur hat es leider nicht so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt habe. Der Hauch von Aibon, der in dir steckt, hat verhindert, dass du durch das Portal in diese Welt geschleudert wurdest.“[/COLOR] Dieser Hauch Aibons aber auch. John braucht Barthóloz lebend, damit er Suko zurückholen kann.
Indes bekämpfen sich Rog und Krul. In ihr Gefecht hinein platzt Barthóloz, der vor John flieht und sich nach Aibon absetzen will.
[COLOR=bbcf83]Wie von Sinnen schrie er die Beschwörungsformel, mit der sich das Portal nach Aibon aktivierte. Als auch ein blonder Mann in den Raum stürmte, bei dem es sich nur um John Sinclair handeln konnte, brach endgültig das Chaos aus ...[/COLOR] Natürlich, kein modernes JS-Finale ohne das totale Action-Chaos, wo alles gleichzeitig passiert. Deshalb ist Sarah Amtor auch hier im Raum. Auf den letzten drei Seiten überschlagen sich dann die Ereignisse. Barthóloz beschwört das Portal und versetzt alle Anwesenden nach Aibon. Oder er würde es gerne. Irgendetwas funktioniert nicht. Wieso auch immer, wer braucht schon Erklärungen? Sie befinden sich zwischen den Welten, genau so wie Suko, der auf der anderen Seite von dem Zauber erfasst wurde, auch das muss der Leser einfach hinnehmen. Krul killt Barthóloz, woraufhin der Transferzauber unterbrochen wird.
[COLOR=bbcf83]Ich verstand nicht, warum Krul so reagierte.[/COLOR] Ist ja auch egal, geht eh alles durcheinander. Krul flieht dann nach Aibon. Suko wird auf die Erde gebracht. Rog zerfließt wieder zu dem Schleim, der er vorher war…weil…ach, egal. John kümmert sich um Sarah Amtor, die zum Glück noch nicht gebissen wurde, na immerhin. Dafür ist es Suko nicht gelungen, die Banshee Alice mit hierher zu nehmen. Sie ist jetzt auf der anderen Seite den Vampiren ausgeliefert und er hat schlimme Gewissensbisse.
[COLOR=bbcf83]“Sie ist weg“, murmelte er. „Er hat sie sich geholt, obwohl ich sie beschützen wollte.“[/COLOR]
Es bleiben am Ende viele Fragen offen. Was ist mit Rog passiert? Was ist dieser Hauch von Aibon, der in John steckt? Was hat es mit dem kurz erwähnten Exorzisten Aibons auf sich, den Barthóloz auf John hetzten wollte? Wer wird der neue Herrscher über die dunkle Seite Aibons? Und überhaupt….was….einfach was zum Fick? Wieso Barthóloz im Körper von Kolozs Nagyi steckte und sich beim misslungenen Aibonübergang von ihm löste, habe ich einfach nicht kapiert. Vielleicht habe ich da was überlesen. Es passiert einfach zu viel, aber damit ist Rafael Marques ja nicht allein.
Wieder frage ich mich, wieso der moderne JS bei den Haupt-Co-Autoren einem gewissen Schema folgt. Eifert Rafael Marques einfach nur dem gefeierten Kollegen Florian Hilleberg nach oder gibt es da eine Checkliste des Verlags, was die Leser brauchen? Schockierende Wendungen und Enthüllungen, Check. Ein Masterplan im Hintergrund, wo die Helden nur manipuliert werden, Check. Ein schlimmes Familiendrama wo die Seele einer jungen Frau gebrochen wird, Check. Ein actionreiches Finale, wo ganz hektisch alles gleichzeitig passiert, Check. Mysterien für den Serienhelden, Check. (Bei Florian Hilleberg die Verbindung mit Hesekiel und bei Rafael Marques trägt John neuerdings einen Teil von Aibon in sich und ist „irgendwie“ mit dem Druidenreich verbunden). Die Helden sind am Ende des Bandes überfordert und wissen selbst nicht, wo sie mal wieder nur Spielzeuge in einem größeren Plan sind, Check.
Und deshalb gefällt mir der Roman wieder nicht. Es wird versucht, auf Teufel komm raus mehr aus JS zu machen, als es ist. JS ist kein hochkomplexes Perry Rhodan, sondern eine bescheidene Gruselserie mit Charme. So zumindest kennt der Altleser es, aber davon gibt es wohl immer weniger und man muss mit modernen Konzepten unbedingt neue junge Menschen ins Boot holen. Ob das beim Groschenheft mit seinem veralteten Image klappt?
Naja. Den Schreibstil von Rafael Marques finde ich immer noch Top, da entstehen tolle Bilder im Kopf. Und er hakt zwar alle Checkboxen ab, aber geht dabei nicht ans Maximum wie Florian Hilleberg. Reicht noch für ein GUT

:baff: :baff: :baff: (knappe 7 von 10 Kreuzen)