Weiß man eigentlich, wer nach Maddox neuer Höllenrichter ist? Bei Rafael Marques übernimmt das Luzifer höchstpersönlich. Asmodis, Baphomet und Beelzebub stehen neben ihm. Und hinter ihm die Horror-Reiter. Und die dazugehörigen Erzdämonen. Da wird direkt auf den ersten Seiten alles aufgefahren, was geht.
[COLOR=bbcf83]Bei dem Erscheinen der Erzdämonen und ihrer Leibwächter blieb es nicht. Unzählige Kreaturen der Finsternis, Höllenengel und andere ihr gut bekannte, finstere Wesen materialisierten sich auf der Tribüne und funkelten die Frau böse an.[/COLOR] Es geht um Aviela, die eine Verräterin ist. Weil sie Varanga liebt und unterstützt. Noch geht es ihr nicht an den Kragen.
[COLOR=bbcf83]“Der einzige Grund, warum du überhaupt noch existierst, ist Varanga. Ihr sollt Seite an Seite sterben.“[/COLOR] Mal sehen ob dieses gewohnte Hinauszögern den Helden oder Varanga die Gelegenheit gibt, den Höllenengel noch zu retten.
Suko und Sophie Blanc sind auf dem Weg zum Templerkloster, aus dem die Bibel des Baphomet gestohlen wurde. Offenbar haben sich auch Ghouls eingeschlichen. Suko und Sophie folgen dem Leichengeruch. Eines der angenagten Ghoulopfer wird plötzlich lebendig und greift sie an.
[COLOR=bbcf83]Normalerweise hinterließen Ghouls nur abgenagte Leichen und keine Opfer, die wieder zum Leben erwachten. In diesem Fall galten die alten Gesetze anscheinend nicht.[/COLOR] Die alten JS-Gesetze hebeln die Co-Autoren ja gerne aus.
Der Dieb der Bibel ist zum Glück nicht direkt mit dem Buch abgehauen, sondern schleppt sie mit sich herum und will noch das Kloster für seinen Götzen entweihen. Ein einzelner Templer stellt sich ihm in den Weg. Der Dieb ist genau so zögerlich wie Luzifer in der Vollstreckung seines Todesurteils und
[COLOR=bbcf83]wollte ihm offenbar so lange derart schmerzhafte Verletzungen zufügen, bis er daran elendig starb.[/COLOR] Damit die Helden gerade noch rechtzeitig dazukommen und eingreifen. Suko vernichtet Varangas böse Seite und sammelt dann die Bibel ein.
Noch ist die Gefahr nicht gebannt, diese Ghouls müssen hier irgendwo lauern. Und wer weiß was noch. Außerdem erscheint just in diesem Moment der gute Varanga und verlangt die Bibel, die ihm ja von Godwin als Bezahlung für die Rückverwandlung Raniels versprochen wurde. Irgendwie kann er sie nutzen, um seine Aviela zu retten. Doch Suko traut ihm nicht und händigt das Buch nicht aus. Varanga will keine Menschen töten, aber er wird sie auch nicht gegen ihre Feinde unterstützen. Dann schnappt er sich die Bibel halt aus Sukos toten Händen.
Die meisten Templer konnten rechtzeitig aus dem Kloster fliehen und in der nahen Kathedrale der Angst Schutz suchen. Hier taucht der Horror-Reiter des Bael auf. Was gibt es für ihn zu holen? Ein paar Menschenleben, klar. Aber die Post geht gerade woanders ab, die Hölle muss echt mal ihre Prioritäten überdenken. Wobei sie natürlich nicht zu schlau und gnadenlos sein darf. Sonst hätten die Helden keine Chance. Dann wäre Aviela jetzt tot und die Bibel verloren. Auf der anderen Seite haben die Helden ihr Bauchgefühl und das Heftromantiming. Der geläuterte Raniel taucht gerade rechtzeitig vor der Kapelle auf, um den Reiter zu verscheuchen. Danach teleportiert er sich in eine andere Dimension, für ein wenig Pep Talk durch das Templermädchen Clarissa Mignon. Wie es sich für eine moderne JS-Figur gehört, macht er sich schlimme Vorwürfe und hat sogar Suizidgedanken.
[COLOR=bbcf83]“Es wäre besser gewesen, du hättest John nicht aufzuhalten versucht. Ich weiß, du bist ihm erschienen und hast ihn mehrfach darum gebeten, mich nicht zu vernichten. Dafür danke ich dir, auch wenn es falsch war. Er hätte mich vernichten sollen, dann wäre vieles nicht passiert.“[/COLOR] Clarissa baut den armen Kerl wieder auf und gibt ihm seinen Lebensmut zurück.
Der vertriebene Horror-Reiter galoppiert jetzt doch zum Templerkloster und wirft seine Lanze nach der überraschten Sophie Blanc. Einer dieser beliebten Beinahetod-Cliffhanger. Der gerettete aber schwer verwundete Templer opfert sich.
[COLOR=bbcf83]Einen Herzschlag lang glaubte Suko, Godwins Frau blutüberströmt und mit der Lanze in der Brust vor sich liegen zu sehen. Es war nur ein Trugbild, denn in Wahrheit schoss Arthur LeBrun mit letzter Kraft noch einmal in die Höhe, um Sophie vor dem sicheren Tod zu bewahren. Ob das wirklich seine Intention war oder nur Zufall, würde Suko nie erfahren.[/COLOR] Der Horror-Reiter setzt nicht direkt nach, damit die Helden sich besprechen können. Er wartet brav, bis Suko sich im stellt. Sophie haut mit der Bibel ab. So wird das nichts. Mit der Kombination aus Dämonenpeitsche und Stab des Buddha schickt Suko den Reiter zurück in die Hölle. Dafür tauchen ein paar der Ghoulwesen auf.
Ein weiterer Horror-Reiter folgt Sophie, die sich wie mit Suko besprochen mit dem Knochensessel in Sicherheit bringen will. Sich und die Bibel. Irgendwohin, weit weg vom Kloster und dem Zugriff der Hölle. Das ist das allerwichtigste, die Gegenseite darf nicht an die Bibel des Baphomet kommen. Nun reagiert gerade noch rechtzeitig die Seele der Maria Magdalena. Ein himmlisches Licht macht kurzen Prozess mit dem Reiter und verbannt ihn in die Hölle. Also schnell, die heißbegehrte Bibel aus der Gefahrenzone bringen.
[COLOR=bbcf83]Doch dann blickte sie erneut aus dem Fenster und sah Suko, der verzweifelt versuchte, sich die drei abscheulichen Kreaturen mit der Dämonenpeitsche vom Leib zu halten. Lange würde ihm das nicht mehr gelingen. Sophie war nicht bereit, ihren Londoner Freund einfach seinem Schicksal überlassen. Sie nahm Baphomets Bibel wieder in die Hand und lief los ...[/COLOR] Das ist halt JS. Freundschaft ist das oberste Gut und die Figuren sind echte Helden. Ich bezweifle, dass Sophie für diese Entscheidung „bestraft“ wird. Wobei, Kollege Hilleberg bringt sowas ja regelmäßig, diese knallharten Konsequenzen. Leider völlig überzogen und bis ins Extrem dramatisiert. Da würde Sophie Suko retten, dafür die Bibel an die Hölle verlieren und dann würde sie sich ewig Vorwürfe machen und komplett den Lebenswillen verlieren. Aber erst nachdem ein Horror-Reiter sie ordentlich durchvergewaltigt oder verstümmelt hätte oder so. Sorry, der war böse. Zurück zum Heft.
Im letzten Drittel sind John und Godwin auf dem Weg zum Kloster, um beim Finale auszuhelfen. Raniel und Clarissa Mignon stoßen zu ihnen. John ruft die Kreuzformel, um den erschöpften Raniel zu stärken.
[COLOR=bbcf83]Silbrige Blitze huschten über die gläserne Klinge, der die Erzengel neue Macht verliehen, ebenso wie ihrem Träger, der nun wieder als der stolze und kraftvolle Kämpfer auftrat, als den ich ihn seit Jahren kannte.[/COLOR]
Im Kloster eilt Sophie Suko zu Hilfe. Der sieht die Sache wie ich.
[COLOR=bbcf83]Sophie meinte es natürlich gut, doch abgesehen von der Bibel war sie offensichtlich waffenlos, und sich mit ihm gemeinsam zu opfern, brachte weder ihm noch ihr etwas.[/COLOR] Und dann kommen auch noch für das Finale die vier Erzdämonen höchstpersönlich dazu. Ist das ihr Ende?
[COLOR=bbcf83]Dazu kam es nicht, stattdessen geschah etwas, mit dem der Inspektor schon nicht mehr gerechnet hatte! Hinter den drei Kreaturen erschien ein helles Licht, und mit ihm traten drei Gestalten in den Klostergarten. Raniel, John und Godwin.[/COLOR] Puh, in letzter Minute hat der erholte Raniel sie fix zum Kloster teleportiert. Das Heftromantiming passt mal wieder. Und wie gewohnt unternehmen die Oberfieslinge nichts, halten sich brav im Hintergrund. Die Helden bekommen es nur mit den Ghouls zu tun. Als die erledigt sind, greifen sie immer noch nicht persönlich ein, sondern schicken ihre Horror-Reiter. Da meldet sich Varanga. Er weiß, wie man die Erzdämonen aufhalten kann. Indem er die Bibel des Baphomet zerstört.
[COLOR=bbcf83]Baphomet brüllte, als das höllische Geschöpf mit der menschlichen Seele das Schwert in die Höhe riss und die Klinge mit aller Macht in jenes Buch trieb, das Varanga vor Jahrhunderten selbst erschaffen hatte.[/COLOR] Oh. Das ging jetzt fix. Gut, die Bibel ist futsch. Aber ihre Erzfeinde auf dem Silbertablett können sich die Erzdämonen noch holen. Leider wird auch das ihnen verwehrt. John ruft die Namen der Erzengel und die Gegenseite bekommt Muffensausen.
[COLOR=bbcf83]Die Horror-Reiter oder die Erzdämonen erreichten sie jedoch nicht, da sie es nicht auf ein direktes Duell ankommen lassen wollten. Plötzlich wurden die vier Reiter der Apokalypse von einem Feuerball eingehüllt, der sie verschluckte und offenbar zurück in die Hölle riss.[/COLOR] Varanga nehmen sie aber mit sich, damit sie vor Luzifer nicht als Totalversager dastehen und wenigstens der Verräter (und jetzt auch noch Zerstörer der Baphomet-Bibel) seine Strafe bekommt. Seite an Seite mit Aviela soll er sterben. Oder auch nicht, das Urteil ist plötzlich ein anderes. Sie werden nur in irgendeine „Dimension des Schreckens“ gezogen.
[COLOR=bbcf83]“Nun wirst auch du Teil dieser Welt werden“, erklärte ihm Baphomet, „in Ewigkeit mit deiner Geliebten vereint!“[/COLOR] Die Hölle lernt echt nicht dazu. Da kann ich ja warten, bis Rafael Marques die Figur irgendwann aus der Versenkung hervorholt und Varanga seine Rache an den Höllendämonen bekommt.
Tja, was soll ich sagen? Da mich die ersten beiden Teile schon nicht so gepackt hatten, war ich beim Abschluss nicht so motiviert dabei. Die Luft war einfach raus. Vielleicht auch wegen der Woche Pause zwischen den Heften. Die nächste große Marques-Trilogie werde ich vielleicht am Stück lesen.
Der dritte Band ist ok. In Ordnung. Nicht schlimm. Ein handwerklich gut geschriebener moderner Co-Autoren-JS halt. Die Antagonisten agieren nicht eiskalt und lassen den Helden genügend Chancen. Die John und Co mit Bauchgefühl und Heftromantiming nutzen.
Bei der Baphomet-Bibel hatte ich mir mehr erhofft. Eine fortlaufende Handlung um sie. Altmeister Dark hat sie als was ganz Besonderes und Großes aufgebaut und dann verstauben lassen. Rafael Marques macht jetzt Tabula Rasa und vernichtet das gute Stück. Dafür kann man bei Varanga auf ein Widersehen hoffen.
Auch wenn ich mich wiederhole, das ist so ein Roman, wo retrospektiv den Vergleich zu Hilleberg ziehe. Ich hätte gern eine Mischung der beiden „Haupt-Co-Autoren“. Florian Hilleberg schreibt düsterere Geschichten, mit mehr Konsequenzen. Wo man um die Nebenfiguren zittern muss und die Hölle gnadenlos ist. Das mag ich. Es geht jedoch fast immer ins absolute Extrem. Bei Rafael Marques ist das meist anders und die Hölle lässt grundlos mehrere große Chancen verstreichen, damit die Helden es nicht zu schwer haben und die Sache relativ glimpflich ausgeht. Ein Mittelding wäre schön, bekomme ich aber nicht. Und bei der bestehenden Auswahl ist mir Rafael Marques wesentlich lieber, ohne lange darüber nachzudenken.
Ich habe das Heft (und die gesamte Trilogie) nicht verschlungen, aber mir würde es aktuell auch nicht in den Sinn kommen, aus Lesefrust die Marques-Hefte zu überspringen. Macht

:baff: :baff: :baff: :baff: (6 von 10 Kreuzen). Weil die Schreibe wie immer toll war und die JS-Stimmung in den Szenen gut eingefangen wurde wird das ein ordentliches GUT.
Ich hätte mir in Teil 3 gewünscht, dass die Hölle ihre Chancen nicht durch Untätigkeit verstreichen lässt. Dass die vielversprechende Baphomet-Bibel mehr eingebunden wird, statt nur herumgeschleppt und am Ende vernichtet zu werden. Dass die Seele der Maria Magdalena im Zusammenspiel mit Sophie Blanc einfallsreicher genutzt wird, statt in einer einzigen Szene aktiv zu werden und ein himmlisches Licht zu verstrahlen. Der Schauplatz ist halt ein weiterer blutiger Angriff auf’s Templer-Kloster, der zum Finale zurückgeschlagen wird. Raniel ist am Ende der Trilogie wieder ein Engel wie vorher. Varanga als Figur ist nett, aber wird durch sein „eigentlich ist er gut, er hat nur eine böse Seite, ach und er liebt einen eigentlich auch ganz lieben Höllenengel“ verwaschen. Da hätte ich einen gnadenlosen eiskalten Söldner lieber gehabt, der von mir aus für beide Seiten arbeitet und auch mal für den Himmel Dämonen killt. Aber dann aus Geschäftstüchtigkeit und nicht, weil er Schuldgefühle hat und jeden bösen Auftrag mit einem guten Auftrag ausgleichen will. Tja…ich bin Leser und muss halt mit dem zufrieden sein, was ich bekomme.
PS. Die Leserseite gönne ich mir immer erst nach der Rezi. Die Gedanken der Autoren zu ihren Romanen dürfte es ruhig öfter geben. Danke an der Stelle erstmal für die Mühe des Autors, das niederzuschreiben. Hier wird zum Beispiel erklärt, wieso Raniels Verwandlung direkt rückgängig gemacht wurde oder wie es mit Varanga weitergeht. Sehr interessant und so kann man als Leser einiges besser nachvollziehen.
