Nanu, noch keine einzige Review?
Ich bin jetzt endlich dazu gekommen, das Heft zu lesen. Hat lange genug gedauert...ich mache dann mal den Anfang.
Im Keller von Dr. Terence Todd gibt es einen Zugang zur Hölle, wo ihm ein Dämon Tabletten gibt, die Menschen böse machen. Offenbar hat er keine eigene Praxis, denn er verabredet sich mit einer Kollegin bei ihr daheim und erschießt sie, um ihre Praxis zu übernehmen.
In der U-Bahn bemerkt Johnny, dass ihn eine Fremde beobachtet und kommt mit ihr ins Gespräch. Sie zeigt Johnny ihre Messer, weil ihr danach ist. Ansonsten ist es ein belangloser Dark-Dialog, bei der mit Phrasen um sich geworfen wird und der nirgendwo hin führt. Als sie aussteigt, folgt Johnny ihr weiter. Die Messer sind ihre treuen Begleiter. Sie ist der Tod. Ok, eigentlich heißt sie Gina, aber sie ist sogleich auch der Tod. Und sie hat mit ihren beiden Freunden etwas vor. Mit dem Riesenrad will sie fahren, aha. Dann verabschiedet sie sich.
[COLOR=bbcf83]Komische Type!, dachte Johnny. Sieht sich selbst als den Tod.[/COLOR] Wieso sie auch aufhalten oder das melden? Gerade bei Londons schweren Waffengesetzen kann man die ruhig mit zwei Messern rumlaufen lassen, wieso auch nicht? Kurz darauf explodiert eine Gondel im Riesenrad und Johnny ist klar, wer dafür verantwortlich sein muss.
Indes fährt Glenda zum Arzt, weil sie Halskratzen hat. Ihre Ärztin ist leider nicht da, aber jemand anderes hat ihre Vertretung übernommen. Man kann sich denken, wer es ist. Das erinnert mich an einen Ballard mit Professor Krull, wo die Hölle auch eine Nebenfigur des Heldenteams manipuliert hatte, zum Zahnarzt zu gehen, damit sie umgedreht wird. Da wird wenigstens klar der Plan der Hölle benannt. Hier klingt es so, als hätte Glenda rein zufällig Halskratzen und würde spontan zu ihrer Hausärztin fahren. Die Hölle kann also unmöglich geplant haben, dass Glenda in die Praxis spaziert und es ist ein riesiger Zufall.
Dr. Todd hat direkt das richtige Mittel parat. Nicht als Rezept, sondern als unbedruckte Tablettenschachtel. Die bekommt Glenda nicht einmal mit nach Hause.
[COLOR=bbcf83]“Die ganze Schachtel brauchen Sie ohnehin nicht. Ich kann Ihnen auch nur eine Tablette überlassen.“[/COLOR] Und diese eine Tablette soll sie direkt in der Praxis schlucken. Wieso auch nicht? Alles völlig normal hier. So schnell hat man eine Figur umgedreht, wenn man es mit der Glaubhaftigkeit etwas „lockerer“ angehen lässt.
John erhält von Tanner die Info von der Explosion am Riesenrad.
[COLOR=bbcf83]“Ich wollte nur, dass du informiert bist. Das Ereignis fällt ja nicht in deine Zuständigkeit.“[/COLOR] Also bekommt John jedes mal auf seinem Privathandy einen Anruf von Tanner, wenn in London irgendein größeres Verbrechen oder ein Unfall geschehen ist? Der arme. Dann taucht Glenda auf, die John von ihrem Arztbesuch und der Vertretung erzählt. Sie ist sehr kurz angebunden und weniger plauderfreudig als sonst, da hat John ein doofes Bauchgefühl. Und noch jemand hat ein JS-Bauchgefühl. Bill Conolly ruft John ebenfalls wegen dem Riesenrad-Unglück an.
[COLOR=bbcf83]“Tanner rief mich eben an. Aber nur, um mich zu informieren.“ Ich räusperte mich kurz. „So schlimm der Fall auch ist, aber er ist nichts für mich. Fällt nicht in mein Ressort.“ „Das dachte ich auch. Aber mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher. Ich habe das Gefühl, dass mehr dahintersteckt.“[/COLOR] Wie hier wieder alles ganz passend gemacht wird, notfalls mit dem Holzhammer. So erfährt John schließlich von Gina, kommt aber nicht weiter.
Statt den Leser rätseln zu lassen, gibt es vom Altmeister die Auflösung direkt in der nächsten Szene. Larry Trigger wurde von Dr. Todd umgedreht und hat ähnliche Gedanken wie Gina zuvor. Mit einer MP läuft er Amok und erschießt zwei Menschen, bis er von einem Passanten aufgehalten wird. Auch darüber wird John von Tanner informiert.
[COLOR=bbcf83]“Der Fall liegt jetzt bei mir, und ich will den Killer auch verhören. Vielleicht passt es dir, wenn du dabei bist. Ich habe einfach das Gefühl, dass diese beiden Fälle über das Normale hinaus gehen.“[/COLOR] Oh, wow. Das Bauchgefühl, ist stark in diesem Roman.
Glenda wird immer gereizter, aber vielleicht hat sie nur eine schlechte Woche. Dann ruft Dr. Todd sie an und bestellt sie nochmal in ihre Praxis. Suko bekommt das mit und hat ein…genau, ein ganz doofes Bauchgefühl. Dr. Todd will Glenda gleich vom Yard aus abholen. In der nächsten Szene fährt sie dann aber mit der Bahn nach Hause und erhält erst dort den Anruf von Dr. Todd, nach dem sie abgeholt wird. Man merkt manchmal echt, wo der Altmeister ein Päuschen gemacht hat und dann wieder eingestiegen ist. Ich gönne mir zur Hälfte des Hefts auch erstmal eine kleine Auszeit. Die Lesemotivation für den Tag ist schon wieder zusammengeschrumpft und gerade dieses Heft ist noch einmal besonders lang, ohne Leserseite aber mit mehr Handlungstext.
John befragt also den Amokläufer Larry Trigger, weil Tanner ein doofes Bauchgefühl hatte. Es gibt keine Hinweise darauf, dass es ein Fall von John ist und auch Larry Trigger erzählt nichts derartiges. Aber John ist sich sicher, dass der Killer etwas verbirgt und stellt ohne jegliche Anhaltspunkte genau die richtigen Fragen. Als Larry Trigger dann in Bedrängnis gerät, killt ihn Dr. Todd irgendwie aus der Ferne, aber der Killer kann noch den Namen des höllischen Doktors nennen.
[COLOR=bbcf83]Ich kannte den Arzt nicht, doch seinen Namen hatte ich schon mal irgendwo gehört.[/COLOR] John kommt nicht darauf, aber zurück im Yard erzählt Suko dann, dass Glenda nochmal zu Dr. Todd ist. Jetzt muss man ihn nur noch finden, bevor es zu spät für Glenda ist.
[COLOR=bbcf83]“Wir wissen, dass er eine Vertretung übernommen hat. Und ich kenne seinen Namen. Die Adresse holen wir uns aus dem Internet.[/COLOR] Wenn Dr. Todd sich wirklich offiziell als Vertretung für die Praxis, deren Ärztin er erschossen hat, eintragen lassen hat, dann ist das selbst für einen Dark-Gegner extrem dämlich. Hat er zum Glück nicht. John fällt dann der Name der Ärztin ein, zu der Glenda eigentlich geht und diese Adresse lässt sich natürlich ausfindig machen.
In der Arztpraxis erklärt Dr. Todd Glenda, dass er sie bewusst ausgesucht hat, damit sie John Sinclair tötet. Ok, wie hat er ihr nochmal Schmerzen in den Rachen gezaubert? Das muss ich wohl verpasst haben. Er zwingt sie, eine zweite Teufelspille zu schlucken, die sie endgültig in die Fänge des Bösen treibt.
John findet die Praxis verlassen vor, aber nicht abgeschlossen. Also durchsucht er sie einfach mal und gelangt in einen Keller, in dem Glenda sich versteckt und auf ihn wartet. Dr. Todd hat nämlich vorhergesehen, dass John genau so handeln wird. Sie richtet eine Pistole auf den nichtsahnenden Geisterjäger, der das perfekte Ziel abgibt.
[COLOR=bbcf83]Glenda Perkins drückte ab, und ihr war bewusst, dass sie auf John Sinclair schoss ..[/COLOR] Eigentlich kann sie ihn nicht verfehlen, muss es aber, um den Serienhelden nicht zu killen. John versucht noch auf Glenda einzureden, aber die hört nicht auf ihn. Der erfahrene Geisterjäger ist mit der Situation total überfordert ist und ruft Sir James an.
[COLOR=bbcf83]Da war es am besten, wenn ich meinen Chef, Sir James, anrief, denn auch für ihn war Glenda etwas Besonderes. Eine bessere Idee fand ich nicht, und so holte ich mein Handy hervor.[/COLOR] Leider wird er ausgerechnet jetzt hinterrücks niedergeschlagen, von Dr. Todd, der sich hier irgendwie versteckt hat. Er könnte Glenda jetzt direkt dazu zwingen, John zu erschießen. Und auf jeden Fall dabei sein, um sicherzugehen, dass nichts schief geht. Aber dann wäre er ja kein dämlicher Sinclairgegner.
[COLOR=bbcf83]“Ich werde Glenda Perkins jetzt einen großen Wunsch erfüllen und dich verlassen. In etwa einer Stunde komme ich zurück und werde lachend vor deiner Leiche stehen.“[/COLOR]
Aber es gibt ja noch Suko Der hat die Nachbarn der Praxis befragt und dabei gleich mal einen Schergen des Doktors niedergeschlagen. Jetzt schleicht er in die Praxis und belauscht Dr. Todd beim obligatorischen Bösewichtsmonolog. Er überrumpelt ihn, der wäre erledigt.
Und John? Die Situation wird auch schnell und fantasielos entschärft. John ruft einfach die Kreuzformel, bevor Glenda ihn erschießen kann. Die Tabletten sind interessant gewesen, weil sie vielleicht eher wissenschaftlichen Ursprung haben als schwarzmagischen. Dann hätte das Kreuz nicht gewirkt. Aber es stoppt Glendas Beeinflussung sofort und bringt sie wieder zu Verstand.
Auf der letzten Seite gibt es noch einen kleinen Dämpfer, aber unsere heroischen Geisterjäger machen sich keine Vorwürfe. Suko lässt den Doktor allein, um nach John und Glenda zu sehen. Mit der Johns Beretta, die der Bösewicht ihm zuvor abgenommen hatte. Eine Nachlässigkeit, die Dr. Todd nutzt, um sich das Leben zu nehmen.
[COLOR=bbcf83]Ich sah auch meine Pistole. Sie hatte ihren Platz auf der Brust des Mannes gefunden. Aber eines Mannes, der nicht mehr lebte. Mit der Beretta hatte sich der Arzt eine Kugel in den Kopf geschossen. Möglichweise hatte er diesen Tod vorgezogen, als eine Strafe der Hölle hinzunehmen.[/COLOR] Hat er sich halt mit Johns Dienstwaffe gekillt, egal. Die Argumentation verstehe ich auch nicht, seine Seele fährt jetzt sicher eh in die Hölle zum Teufel.
Ein Roman, der extrem auf dem JS-Bauchgefühl aufbaut, damit die Figuren die richtigen Wege einschlagen. Ein Seitenwechsel innerhalb des Sinclairteams ist nichts neues und wurde auch schonmal logischer herbeigeführt. Dr. Todd kann das alles unmöglich geplant haben. Nicht nur dass Glenda Halsschmerzen bekommt und genau zum richtigen Tag zu ihrer Ärztin geht, sondern auch wie John ermittelt und im perfekten Timing in die Falle läuft.
Die anderen umgedrehten Killer sind eine nette Ergänzung, aber auch hier gibt es viele Ungereimtheiten. Ich hatte bis zum Ende auf eine Erklärung gewartet, wie jemand mit Messern eine Riesenradgondel zur Explosion bringen kann. Klar kann ich mir jetzt selber was ausdenken. Gina hatte einen verborgenen Sprengsatz, die Tabletten machen ihre Opfer auch zu magischen Bomben. Wie so oft hätte der Altmeister diese Lücken ohne viel Aufwand schließen können. Wenn er sich denn um solche Details kümmern würde. Vielleicht hat er es auch während des Schreibens wieder vergessen, wer weiß.
Trotz allem wäre für mich noch ein Gut drin gewesen, weil der Roman in den Grundzügen eine interessante Idee bietet und der rote Faden konsequent verfolgt wird. Dazu hätte das Finale aber was anderes als die öde Kreuzformel sein müssen. So (knappe 6 von 10) und ein MITTEL.

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