Schöne Diskussion über AI-Kunst hier, aber darf ich kurz dazwischengehen und was zum Roman posten?
In Baltijsk gibt es eine Ausstellung heidnischer Artefakte, die Bill sich anschauen will, und bei der Gelegenheit gleich seinen alten Journalistenfreund Dimitry Kobalshev besuchen. Im Zusammenhang mit der Ausstellung hat es Morde gegeben und Dimitry befürchtet, der nächste zu sein.
Als Bill in Russland ankommt, hat es seinen Freund bereits erwischt. Er kommt im Heftromantiming knapp zu spät, die Polizei ist noch anwesend und sichert die Spuren. Der zuständige Major Dushew weiß von den Geisterjägern aus London, die in Russland bereits bei einigen besonderen Fällen geholfen haben, und nimmt Bill mit zum Tatort.
[COLOR=bbcf83]“Nun, die übliche Methode wäre natürlich, Sie wegen Ihrer unklaren Beziehung zu dem Toten in Untersuchungshaft zu nehmen und kräftezehrenden Vernehmungen zu unterziehen. Ich sehe das dagegen eher pragmatisch und möchte mir Ihr Wissen über gewisse übernatürliche Kräfte zunutze machen.“[/COLOR] Anders gesagt, logisch wäre es eigentlich, Bill auf die Liste der mutmaßlichen Täter zu nehmen und tunlichst von den Ermittlungen fern zu halten, aber für den Gruselfall der Woche brauchen wir genau das Gegenteil.
Alle Morde hatten irgendwie mit der Ausstellung zu tun, also schaut man sich die erstmal an. Teil davon sind vier Särge aus Spitzbergen. Spitzbergen, da klingelt doch was. Wird Rafael Marques endlich eine Handlung fortsetzen, die er vor 4 Jahren angerissen hat? Scheint so und das freut mich sehr. Jedenfalls statten Bill und der Major dem Museum einen Besuch ab und befragen den Kurator Anton Solnik. Der gibt direkt zu, woher er einige Stücke fragwürdiger Herkunft organisiert hat. Außerdem ist mehrmals eine mysteriöse Frau aufgetaucht und hat ihn gebeten, die Särge wieder zurück nach Spitzbergen zu schicken. Vielleicht ist sie die Killerin?
Der Kontakt des Kurators ist ein Hehler namens Wlado Murasov, das nächste Ziel der beiden Ermittler. Wie oft bei Rafael Marques werden die Nachforschungen schön realistisch beschrieben. Den Helden fällt nicht durch Heftromanzufall alles in die Hände. Sie müssen Spuren nachgehen, Leute befragen, das Puzzle langsam mit Grips zusammensetzen. Der Leser bekommt in dieser „Aufbauphase“ des Abenteuers in jeder Szene kleinere Details vorgesetzt, die sich immer mehr zu einem bedrohlichen Gesamtbild zusammensetzen. Man könnte argumentieren, dass das langweilig ist und blutige Action von der ersten Seite den Leser mehr fesselt, aber das ist wohl Geschmackssache.
Suko informiert fix John und der horcht nach einigen Details direkt auf. Er kann sich noch an den Fall in Spitzbergen erinnern, was der für ein Gedächtnis haben muss. Damals waren auch Raputins Schergen involviert, die nun für Pandora arbeiten und in Hilleberg-Romanen mitmischen. Och, nöö.
Suko und Major Dushew erreichen das Anwesen des Hehlers und stolpern direkt über eine Leiche in einem Wachhäuschen. Sind sie wieder im Heftromantiming knapp zu spät gekommen? Hier gibt es zur Hälfte des Romans das erste mal richtige Action, als sie von einem Höllenwesen attackiert werden.
[COLOR=bbcf83]Es war wohl eine Art Vogel mit weißem Gefieder, jedoch mit dem Maul eines Hundes und spitzen Raubtierzähnen. In den Augen glomm ein rotes, dämonisches Leuchten, das sich noch intensivierte, als es sich auf sie stürzte.[/COLOR] Major Dushew wird zwar verletzt, aber Bill kann das Vieh mit einer passend an der Wand lehnenden Sense zerteilen. Wlado Murasov ist nicht unter den Toten, wenigstens das.
Jetzt ist etwas Ruhe angesagt. Suko kommt in einer Pension unter und wird dort von der Schamanin Mariyana besucht. Sie steht auf seiner Seite und will das Böse stoppen. Bereitwillig klärt sie ihn auf und wir bekommen eine der beliebten Vergangenheitsszenen. Man kennt es. Die Verführung durch eine dunkle Macht, eine tragische Liebe, zu hohe Ambitionen. Asmodis persönlich anzugreifen ist eben eine ganz dumme Idee. In den Särgen liegen also der Mann der Schamanin und ihre Kinder.
[COLOR=bbcf83]“Er hat mit seinem Hochmut dafür gesorgt, dass unser gemeinsames Reich unterging. So sehr ich mir auch wünschte, ihn wieder an meiner Seite zu sehen, weiß ich doch, dass er irgendwann erneut an der durch seine Macht entstandenen Arroganz zugrunde gehen wird. Ich habe sehr viele Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass es so am besten ist und Margus seine gerechte Strafe erhalten hat. Ich will, dass er in seine Heimat zurückkehrt und dort erneut beerdigt wird. Asmodis dagegen will ihn vernichten, sobald er seinen Sarg verlassen hat. Das muss ich verhindern.“[/COLOR] Den ersten Teil verstehe ich. Mariyana hat ihre Lektion gelernt und will ihren Mann schweren Herzens gebannt lassen, damit er keine neue Scheiße baut. Aber Asmodis? Der besiegt seine Feinde und statt sie zu töten, bannt er sie als Strafe in die quälenden Särge. Wenn sie jetzt befreit werden, sollte er sie dann nicht einfach wieder einsperren, statt zu töten? Das hätte er schon damals tun können. Jedenfalls hat natürlich nach 7000 Jahren gerade jetzt Asmodis seine entkommende Gegnerin aufgespürt und hetzt einen seiner Diener auf sie. Der killt Mariyana, sie hat ihre Schuldigkeit als Informationsgeberin und Handlungsmittel getan.
Museumskurator Solnik wurde indes leider von der dunklen Seite in den Särgen gelockt. Einflüsterungen von einer großen Belohnung und ewigem Leben, auch hier bleibt der Autor klassisch. Er vergießt das Blut seiner Sekretärin, um einen der Särge zu öffnen. Nanu, das ist das magische Siegel von Asmodis? Menschenblut…es muss nur mit herkömmlichen Menschenblut benetzt werden, damit es gebrochen wird? Das hätte in den tausenden von Jahren jederzeit als dummer Unfall passieren können. Da hätte der Teufel sich doch mehr einfallen lassen können.
Ich war denn eh raus aus der Geschichte und bin eine halbe Woche nicht zum Weiterlesen gekommen. Kurz vor dem Finale, ärgerlich. Leider ist es eine gute Geschichte, aber keine, von der ich mich nicht losreißen konnte und die letzten 15 Seiten unbedingt durchziehen musste. Bill erfährt dann von den Vorgängen im Museum. Und auch Asmodis greift ein und schickt einen seiner Krieger aus.
[COLOR=bbcf83]Bill verfolgte das Geschehen, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, in den Kampf einzugreifen.[/COLOR] Er muss nur abwarten, bis der Höllenengel sich im Kampf ausgepowert hat und kann ihn dann erledigen. Ich habe das jetzt mal abgekürzt.
Eigentlich habe ich mich gefreut, dass es nach Jahren endlich mit Mariyana weitergeht. Die Geschichte beginnt auch spannend mit den Särgen aus Spitzbergen und was sich wohl darin verbirgt. Die Geschichte krankt für meinen Geschmack daran, dass sie zu viel will und wieder ein ganz großes jahrtausendewährendes Spiel aufgezogen wird. Natürlich muss Asmodis persönlich damit zu tun haben. Die Vergangenheitserklärung hat mir den Spaß geraubt. Man muss nicht immer alles bis ins Detail auflösen, sondern kann den Horror gerade mystisch und ungreifbar lassen. Ich habe kürzlich von jemandem die Meinung gehört, dass er Cthulhuartigen Horror mag, aber gerade Cthulhu nicht. Weil die Geschichte auserzählt und vermarktet ist, es inzwischen Plüschtiere von Cthulhu gibt und zu viele Abenteuer, die zu viele Details offenlegen. Es ist nicht mehr das „große Unbekannte“, dessen Grenzen des Horrors nur die eigene grausige Vorstellungskraft bildet. So ergeht es mir hier. Nicht nur wird aus den kryptischen Monstern in den Versiegelten Särgen eine Familienstory gesponnen, es muss auch noch Asmodis damit zu tun haben, der mir jedenfalls keinen Schauer über den Rücken rieseln lässt. Ist halt der Teufel in seinem knallroten Bösewichtkostüm. Gefährlich ja, aber mystisch eher nicht. Deshalb mag ich auch nicht, was Florian Hilleberg aus dem Spuk oder Pandora macht. Es sind vielleicht geniale Ideen und ist super geschrieben. Aber einstmals unbekannte mystische Figuren verkommen zu den üblichen übermächtigen monologisierenden Bösewichtdämonen wie Asmodis oder damals Belial.
Ein sicherlich ausgesprochen GUTer Roman, aber nur

:baff: :baff: :baff: (7 von 10 Kreuzen)
John Sinclair hat schon keine zusammenhängende Überhandlung mehr, da muss es eigentlich mit guten Geschichten punkten. Die Einzelnen MX-Hefte mag ich auch nicht besser als JS bewerten, aber da will ich unbedingt wissen, wie es weiter geht und ich kann mich darauf verlassen, dass bis auf wenige Einzelabenteuer jedes neue Heft den Zyklus wenigstens ein wenig voran bringt. Jedenfalls bin ich momentan viel mehr bei MX dabei, auch wenn ich JS eigentlich lieber habe und MX mich als Setting nicht so packt.