Morland hat sich immer noch nicht entscheiden können, ob er nun Zombiepiraten oder Geisterpiraten als Gegner möchte. Man kann sich nicht einmal am Cover orientieren, Teil 1 hatte Geister und Teil 2 jetzt offenbar Zombies. Weiß Morland überhaupt, dass es durchaus einen großen Unterschied zwischen den beiden Untotenarten gibt? Manche Sätze lassen daran zweifeln.
„Er ging von einem Zombie zum anderen und legte auf jeden die Breitseite der Klinge seines Höllenschwerts, worauf sich die Geisterpiraten auflösten.“
Schauen wir mal nicht so genau hin und legen nicht die knallharte Messlatte an. Die Fortsetzung beginnt direkt spannend. Während das Ballard-Team das Geisterschiff verfolgt und Dank Hexe Oda orten kann, hebt andernorts ein Bergungsteam den alten Piratenschatz. Was kann schon schiefgehen?
Die Zombiegeisterpiraten entern inzwischen einen Transportdampfer, die Hinrichtung ihrer Geißel verschieben sie auf später. Besser gesagt, sie lassen ihr Schiff entern, indem sie die überneugierige oder überhilfsbereite Dampferbesatzung zu sich auf das Schiff lassen. Das wird ein Gemetzel, möchte man meinen. Untote Säbelpiraten gegen waffenlose und kampfunerfahrene Zivilisten. Naja, die Kerle behindern sich im Kampf gegenseitig und sind wohl auch nicht so unverwundbar, wie man es von Zombies gewohnt ist. Mit ihren eigenen Säbeln kann man ihnen völlig normal Wunden zufügen und sie vernichten. Die Dampfermatrosen schaffen es mit einigen Verlusten erfolgreich zurück auf ihr Schiff. Ich stelle mir vor, wie Atax sich gerade eine Tischplatte sucht, um seinen Kopf darauf zu hämmern. Aber ich wollte nicht zu streng mit dem Roman sein.
Während die Piraten nun ihrerseits den Dampfer entern, trifft das Ballard-Team ein. Oda, Lanca und Frank helfen den Matrosen gegen die Zombies. Tony und Silver schleichen sich auf das fast verlassene Geisterschiff und befreien die Geißel. Danach helfen die ihren Freunden, unter den Piraten aufzuräumen. Nur eine handvoll kann fliehen. Man könnte an dieser Stelle behaupten, dass Atax' Plan gescheitert ist.
In Cullkirk hat man Grund zum Feiern. Der Schatz wurde problemlos geborgen. Die Geißel gerettet. Die Piratenplage in die Flucht geschlagen.
Die erste Hälfte der Piratengeschichte hat mir schon Spaß gemacht, da sie flott geschrieben ist und keine Langeweile aufkommt. Morland hätte dabei bleiben sollen. Das „Fluch der Karibik“ Feeling ist vorhanden, jetzt könnte es ohne Umschweife zu „Nebel des Grauens“ umschwenken und die restlichen Piraten anlanden lassen.
Die folgende „Hypno-Bande“ unterbricht die Thematik unangenehm. Einer der Taucher sieht ein unheimliches Gesicht, das ihn durch magische Hypnose zu einem Werkzeug der Piraten macht. Das klingt dann doch eher nach Geistern und Spuk. Er überträgt den Bann auf seine beiden Freunde. Dann trifft sich das Trio mit einem nervigen Arschlochreporter, hinter dem mehr steckt. Zusammen wollen sie aus dem örtlichen Heimatmuseum den Piratenschatz zurück holen und schrecken auch nicht davor zurück, den Museumsleiter zu erdolchen. Gerade rechtzeitig trifft Tony ein, der auch das Gefühl hat, dass hinter dem Reporter sicher mehr stecken muss. Und wie treffsicher diese Heftromanhelden immer sind. „Mir war klar, dass ich schneller sein musste als er. Mein Diamondback zuckte hoch. Ich zog den Stecher durch. Die Waffe donnerte los.“ Also spontan, ohne zu zielen, eher als Reaktion trifft er genau den Arm des Messerträgers, damit er seine Waffe fallen lässt. Bravo!
Nun offenbart sich der Reporter. Ich habe die ganze Zeit Atax vermutet, der sich endlich persönlich einmischt, weil seine Lakaien versagt haben. Hätte gepasst. Stattdessen ist es Rufus. Der muss aber auch überall mitspielen. Der Dämon hat zwar eine klischeehafte Pseudomotivation aus Hochmut, aber es hätte ihn echt nicht gebraucht. Ein Übergegner in der Trilogie reicht als Gefahr im Hintergrund völlig. Was ist jetzt überhaupt mit Atax? Hat der aufgegeben und sich zurück gezogen, weil sein erster Versuch gescheitert ist?
Hinter Tony tauchen in dem Moment die restlichen Zombiepiraten auf. Sind die den ganzen Weg quer durch Cullkirk bis hierher gestiefelt? Ihr plötzliches Erscheinen lässt dann doch wieder auf Geister schließen.
An dieser Handlung muss ich auch wieder bemängeln, dass die Taucher sich nicht so lesen, als wären sie knapp 20, sondern eher um die 14. Wohnen noch daheim und müssen sich zum Beispiel nachts aus dem Elternhaus schleichen, damit Mommy und Daddy sie nicht erwischen. Also bitte!
Auf Coor erwehren sich Roxane und Cruv der Tattoobestie des Mord-Magiers. Der flieht daraufhin, stellt ihnen aber später eine Falle. Mit letzter Kraft kann die Hexe durch einen Monolithen Silver zu sich rufen. Er hat zwar keinerlei Kräfte, aber sein zuverlässiges Höllenschwert und kann den Magier vernichten. Danach geht es zusammen Richtung Krafttunnel, immer von Gefahren unterbrochen.
Und da ist man nun. In der Schlucht die zum Tunnel der Kraft führt. Jeder, der seine Magie nutzen will, muss sich als würdig erweisen und bewähren. Bis jetzt enttäuscht dieser Teil der Geschichte. Warum muss Silver sich dem nicht allein stellen, sondern kann Roxane und Cruv mitnehmen? So kann er doch gar nicht fair seinen Wert beweisen. Oder ist es Teil einer Prüfung, wie er mit seinen Gefährten interagiert? Ich habe auch die Angst, dass klischeeheftromantypisch „Prüfung“ gleichbedeutend mit „Ein Kampf nach dem anderen“ ist. Das erste Hindernis ist direkt ein gefährlicher Drache. Ich bin gespannt ob in Teil 3 auch eine Prüfung der Intelligenz von Silver, der reinen Seele von Silver oder den Charaktereigenschaften von Silver kommt. Irgendetwas, das nicht primär darauf ausgelegt ist, dass der Dämon stark ist und das nächste Vieh zu Brei kloppen muss. Und der Drache, steht der jedes mal wieder auf, wenn er besiegt wurde? Es muss schließlich auch Prüfungen für die nächsten geben, die den Tunnel benutzen wollen. Für viele Leser mag sowas nicht wichtig sein, aber es gibt eben Leute wie mich, die sich über solchen Kleinkram auch Gedanken machen und sich freuen, wenn an mehr gedacht wird, als an die unmittelbare Gegenwart der zentralen Helden.
Deshalb möchte ich auch noch keine Wertung zur Trilogie abgeben. Logisch, ein Teil fehlt ja noch und kann mich im Vergleich mit den ersten beiden Romanen sehr positiv überraschen. Aber es geht schon in eine Richtung und ich vermute, dass der Abschluss die TB-Art beibehalten wird.

:baff: :baff: (8,5 von 10 Ringen), auf der "einfache Heftromankost, denen man die 80er enorm anmerkt"-Skala. Wäre die zweite Hälfte übrigens so schön wie die erste gewesen, ich hätte über eine Topwertung nachdenken müssen.
PS. Die Grausamen Fünf vom schwarzen Kelch und ihr Anführer Höllenfaust. Komischer Name. Sehr übertrieben und dadurch für mich nicht sehr gefährlich. Was ich gut gefunden hätte wären fünf Dämonen, die ihr Kollektiv Höllenfaust nennen. Wegen fünf Fingern an einer Faust hätte das stimmigen Sinn ergeben. Mal schauen, was mich da erwartet. Jetzt gibt es eine Gegenkraft zum Weißen Kreis?