Was für ein Zufall. Da sind Tony und Silver nach ihrem letzten Fall noch in Schottland und erfahren, dass ihr Freund Frank Esslin auch hier ist und den Geburtstag eines Freundes feiert. Im Dörfchen Cullkirk, das zudem bald seine 800-Jahre-Feier hat. Zeit für eine Zusammenkunft des Ballard-Stammteams. Abzüglich Roxane, die weiterhin nach dem Tunnel der Kraft sucht.
Der gute Frank ist einer der blassen Mensch-Charaktere in TB. Lance oder Vladek hätten es genau so getan. Auf der Gegenseite haben wir auch so einen Kandidaten. Atax, die Seele des Teufels. Was macht ihn besonders? Er kann sein Aussehen nach Belieben ändern, das stört mich eher. Diese Fähigkeit sollte Rufus, dem Dämon mit den tausend Gesichtern, als besonderes Merkmal vorbehalten bleiben. „Hin und wieder reizte es ihn, dem Dämonenjäger persönlich gegenüberzustehen, doch zumeist beherrschte er sich und schickte andere vor.“ Wie jeder andere Dämon auch. An so einigen Charakteren der jungen Serie muss Morland unbedingt noch feilen.
Das Wiedersehen des Dämonenhassers und seines Silberfreundes mit Frank fällt herzlich aus. Der Arzt hat einem jungen Mann erzählt, dass Tony Dämonenjäger ist. Der ist begeistert und fragt ihn aus. Als wäre das ein anerkannter, wenn auch besonderer, Job. Einmal in meiner Rezension muss ich mich ja beschweren, dass es offiziell keine Dämonen in TB gibt, aber jeder daran glaubt, als wäre es selbstverständlich. Gut, wäre das auch erledigt.
Der Mann und zwei Freunde wollen nach dem Schatz der Toten Seelen suchen, der angeblich in der Nähe zusammen mit einem Piratenschiff versunken ist. Tony spürt enorm, dass an der Sache mehr dran ist und die Legende von grausamen Teufelspiraten stimmen muss. Es bereitet ihm solches Kopfzerbrechen, dass er sich ein Boot organisiert und dem Trio mit Silver hinterher schippert, statt Zeit mit einem alten Freund zu verbringen. Das ist ja viel schlimmer als das Bauchgefühl eines speziellen Yardbeamten.
Auf der einen Seite hat Tony Recht, es passiert etwas. Aber die Legende stimmt nicht. Zwar ist hier ein Piratenschiff mit Schatz untergegangen. Aber das waren völlig normale Freibeuter ohne Verbindung zu Asmodis. Erst Atax belebt die Leichen unter dem sandigen Meeresboden wieder und macht sie zu seinen Werkzeugen. Aber als was? Geisterpiraten oder Zombiepiraten? Sie werden zwar als Geister bezeichnet, sind in ihren Eigenschaften und ihrem Handeln aber vielmehr Zombies. Was mir auch besser gefällt. Klischeepiraten sind schon schlimm genug, da muss man nicht noch Spukgeister daraus machen, einfache wiedererweckte Leichen reichen aus.
Die beiden Dämonenjäger können zwei der Männer aufgreifen, der dritte wird als Geißel genommen. Zwar können sie erfolgreich einige Piraten vernichten, aber dann segelt ihnen das Geisterschiff unterwasser davon.
Inzwischen sind Tonys Freunde eingetroffen. Genau genommen Vicky, Oda und Lance. Die spielen aber noch keine Rolle. Mal schauen, was da im zweiten Teil alles abgeht.
In einer weit, weit entfernten Dimension spielt eine andere wichtige Handlung. Dank Morlands Liebe für Nebenfiguren dürfen wir lange nur den Gnom Cruv dabei beobachten, wie er sich in der Prä-Welt Coor durchmogelt. Wird mal hiervon und dann davon angegriffen und überlebt jedes mal knapp. Das sind schön geschriebene Szenen, aber sie tragen rein gar nichts zur Handlung bei. Erst später wird er von Roxane gerettet, die auf ihrer Suche nach dem Krafttunnel auf Coor aufmerksam wird. Man hätte auch direkt hier anfangen können.
Eine Sache am Tunnel der Kraft verstehe ich immer noch nicht. Erst heißt es jeder Dämon kennt ihn. Aber niemand weiß wo er ist, obwohl er bekannt ist wie der Weihnachtsmann bei den Menschen. Gut, er ist in irgendeiner Dimensionsfalte verborgen. Das klingt recht versteckt und schwer zu finden. Aber jetzt befindet er sich auf Coor, einer unter Dämonen wieder sehr bekannten Welt. Und Roxane findet den Standort nicht zufällig, sondern wird von einer befreundeten Hexe darauf hingewiesen, dass der Tunnel dort ist. Ja was denn nun? Total verwirrend. Es ist nur ein Detail, reine Fakten und für den praktischen Handlungsablauf total unwichtig. So sieht es wohl auch Morland, der leider auf solche kleinen Dinge keinen großen Wert legt. Nicht nur beim Krafttunnel, sondern seit den Gespenster-Krimis. Das macht die Serie keinesfalls schlecht, aber es sind solche Sachen die eine Serie als Sahnehäubchen erst richtig gut machen.
Nachdem Roxane den Gnom gefunden hat reist sie mit ihm durch Coor, Richtung Krafttunnel. Dabei wird die Action jetzt durch zu viele Dialoge ersetzt. Ihnen schließt sich der Exilantenmagier-Soltaff an. Bei einer Rast isst er rein zufällig Beeren der Freundschaft, die ihm bitter schmecken. Also ist er Roxane nicht freundlich gesonnen. Auch eines der Probleme an TB, dass Morland solche Autorenhilfsmittel zu offensichtlich einsetzt. Nun weiß man natürlich, dass etwas mit ihm nicht stimmt und ist misstrauisch. Als er eingeschlafen ist untersucht Cruv ihn, eine magische Monstertätowierung löst sich und greift an.
Womit ein erster Teil endet und ich noch keine echte Meinung habe. Da ist noch viel Steigerungspotential drin. Wenn das in den kommenden beiden Romanen genutzt wird, bin ich zufrieden. Bis jetzt ist der Plan von Atax ziemlich einfallslos. Hoffentlich ist das nicht alles. Die Zombiepiraten sollen das an einem Ort versammelte Ballardteam vernichten, jedoch schaffen es Tony und Silver allein schon, einen Teil der Besatzung zu erledigen. Wie will der Rest da gegen die geballte Kampfkraft der gesamten Truppe ankommen? Sie haben zwar eine Geißel, die wollen sie aber lieber erhängen statt sinnvoll zu nutzen. Typische dumme Heftromangegner der Woche. An dieser Handlung stört mich auch, dass die volljährigen Schatzsucher sich manchmal verhalten, als wären sie kleine junge Lausebengel. Zumindest aus heutiger Sicht nehme ich denen nicht ab, dass sie fast 20 sind.
Coor ist eine interessante Dimension mit einem schönen Kontrast zur Welt der Paviandämonen. Die Fantasy in TB gefällt bis bis jetzt sehr. Morland sollte nur darauf achten, die Prä-Welt auch passend zu bevölkern. Fleischfressende Pflanzen und Riesenkäfer sind da genau richtig, aber ein langweiliger Standardvampir kann ruhig woanders wüten. Das Konzept der Magier ist vielversprechend, auch wenn die Bezeichnung „Mord-Magier“ so typisch heftromanartig ist. Könnte ebenso ein Titel sein. „Angriff der Mord-Magier.“
Mal schauen wie es mit Roxane und ihrem Gnomenbegleiter weiter geht.
Insgesamt ein netter Einstieg, auf den jetzt aber unbedingt mehr folgen muss. In typischer TB-Art geschrieben. Nicht sehr gut gealtert, aber gerade deshalb mit einem gewissen Charme. Hier eine der Aussagen,die mir besonders ins Auge gefallen sind.
Mit einem Kinnhaken streckte er den Reporter nieder, und ich hätte am liebsten applaudiert und laut „Bravo!“ gerufen.
Genau, körperliche Gewalt gegen aufdringliche Arschlochreporter ist immer das Mittel der Wahl für knallharte Männer. So wie TB stelle ich mir die Westernklassiker von Bastei vor. Hilflose kreischende Fräuleins und kernige Machos mit krachigen Sprüchen.

:baff: :baff: :baff: :baff: (gute 6 von 10 Ringen) für diesen Einstieg in die Trilogie.