Der Roman beginnt direkt mit einem typischen Gespräch zwischen zwei Zooarbeitern.
"Ist deine Tochter Sabine immer noch im schwierigen Alter?"
"Kann man wohl sagen", brummte Schenk und wedelte mit der Hand, als hätte er sich verbrannt. "Weißt du, was sie neuerdings will? Fallschirmspringen."
"Großer Gott, ist das nicht zu gefährlich für ein Mädchen?"
Gut, können wir die Thematisierung eines veralteten Frauenbildes für diesen Roman abhaken? Danke.
Eigentlich geht es um Detlev Menningmann, der unschuldig wegen Mordes im Gefängnis sitzt. Nur zwei Jahre, ist das nicht etwas sanft? Im Gegensatz ist das Verhalten der Polizisten und des Justizapparates übertrieben hart beschrieben. So kann ich mir das nicht vorstellen. Aber es passt zu Morlands Art, seine Geschichten zu erzählen. Immer schön drauf. Ich bin wirklich gespannt, ob er das in seinen aktuellen Hardcovern abgelegt hat. Während man das in den alten Heften noch halbwegs nachvollziehen kann, würde sowas heutzutage absolut nicht mehr passen. Der Sträfling hat sich inzwischen Asmodis zugewandt und wird tatsächlich aus dem Knast teleportiert, damit er seine blutige Rachetour antreten kann.
Tony ist bei einer Tagung von Privatdetektiven in Deutschland und hält ganz offen einen Vortrag über sein Spezialgebiet. Als wäre es das normalste der Welt. Kann Morland sich jetzt bitte mal entscheiden, ob man mit der Existenz der Höllenwesen offen umgeht oder sie geheim hält? Zamorra zum Beispiel hält auch gern mal Vorträge über Parawissenschaften. So wie ich das verstanden habe geht es da aber eher um wage Themen wie Geistererscheinungen, paranormale Phänomene und ähnliches. Nicht direkt um die Abenteuer, die er konkret in anderen Dimensionen gegen waschechte Dämonen erlebt hat. Zumal Vicky gerade ihren zweiten Hollywoodfilm basierend auf Tonys Erlebnissen heraus bringt, da aber so tun muss, als wären das Fantasyfilme und keine realistischen Dokus.
Rainer Trissenaar, ein Kollege, macht den Dämonenhasser darauf aufmerksam, was mit Menningmann geschehen ist. Die beiden untersuchen den Fall. Aber kein Fall ohne Peckinpah. Der kennt selbstredend einen deutschen Bundestagsabgeordneten. Durch dessen Einmischung bekommen sie Kontakt zu einem Mitsträfling, der Zeuge war. Von ihm wiederum erfahren sie, wer vier mögliche Prioritätsziele von Menningmann sein könnten.
Menningmann jedenfalls lässt sich Zeit. Macht sich keine Sorgen. Ist übertrieben selbstsicher. Er hat die Höllenkräfte auf seiner Seite, er muss keine Angst haben. So lässt er zum Beispiel bewusst einen Zeuge leben, damit er der Polizei von Menningmanns magischen Kräften berichten kann. Was für ein Angeber! Nach der Hälfte des Romans verbindet sich der Killer dann mit einem aggressiven Leitwolf und wird zum titelgebenden Satanswolf. Außerdem akzeptieren ihn vier andere Wölfe als ihren Meister und gehorchen ihm. Jetzt nochmal die Handlung aufzufrischen und den Gegner der Woche zu transformieren, ein guter Einfall. Ich hätte mit einem simplen Werwolf gerechnet und nicht sowas.
Tony und Rainer begeben sich zum ersten Ziel. Ein Morland-Klischeezuhalter, och nee. Dabei stellen sie sich sehr ungeschickt an. Echte Männer sind eben nicht weichlich-diplomatisch, sondern müssen ihr Revier markieren. So kommt es zu einer Prügelei, wertvolle Zeit geht verloren. Das rächt sich. Das zweite Ziel, ebenfalls Zuhälter, wird vom Satanswolf bereits angegriffen. Die Detektive können zwei der Wölfe erschießen, für den Mann kommt aber jede Hilfe zu spät. Da verliert der erste Zuhälter die Nerven und rennt weg. „Er ahnte nicht, dass er, rein zufällig, dieselbe Richtung einschlug, die Detlev Menningmann mit seinen Wölfen gewählt hatte.“ Dieser verdammte Heftromanzufall aber auch! Tony und Trissenaar eilen hinterher. Mehr Glück haben sie nicht, es ereignet sich das gleiche Spiel. Zwei Wölfe können sie erschießen, aber die Zielperson nicht mehr retten. Menningmann ist jetzt auf sich gestellt, aber was wiegt das unter diesen Umständen schon?
Also hinterher, wenigstens Nummer 3 erfolgreich beschützen. Der Satanswolf nutzt seinen Vorsprung aus und fällt seine Ex-Frau an. Dabei wird er gerade noch so von den Helden überrascht und flieht mit ihr auf einen Friedhof. Inzwischen ist ihr Mann nach Hause gekommen, Ziel Nummer 4, und will unbedingt mit suchen. Auf dem Friedhof teilt man sich auf. Menningmann hat seine Zeit sinnvoll verbracht und einen stämmigen Zombiecatcher aus seinem Grab geholt. Ausgerechnet der Zivilist rennt ihm in die Arme und hat keine Chance. Trissenaar greift ein, wird aber selbst vom Zombie getötet. Wieso muss er ihm auch in Greifweite die Pistole an die Schläfe pressen, statt aus kleiner Entfernung abzudrücken? Bei seinem Körperbau hätte der Untote ein prima Ziel abgegeben. Gut, in solchen komplett neuen Stresssituationen schaltet schonmal der Verstand aus. Tony kommt wieder zu spät und kann nur den Zombie erschießen. Als er den Satanswolf schließlich stellt wird auch noch der Ehemann gemeuchelt. Er kann mit der Ex-Frau nur einen von vier Menschen retten, nachdem er Menningmann getötet hat.
Was war das denn? Gut, völlig überrascht bin ich nicht. Im Kern ein typischer Morland. Altmodisch und mit viel Fokus auf die Nebenfiguren. Aber zum einen hat mir der Gegenspieler hier sehr gut gefallen. Ich konnte Menningmanns Gedanken und Aktionen nachvollziehen. Soviel zum Thema „Gegner müssen ja dämlich sein, sonst hätten die Helden gar keine Chance.“. Nein, der Satanswolf nutzt alle Vorteile aus. Das Hinzufügen der Wölfe erst in der Handlungsmitte hat wunderbar funktioniert. Und seine telekinetischen Kräfte haben auch ins Bild gepasst. Nur die Zombiebeschwörung am Ende nicht, das hätte Asmodis aus der Ferne machen sollen, um seinen Schützling zu unterstützen.
Eigentlich soll man als Leser mit dem Helden mitfiebern, oder? Konnte ich einfach nicht. Die Handlung hat mir immer mehr Freude gemacht, weil Morland sie realistisch und gnadenlos beschrieben hat. Weder der Autor noch die meisten Leser werden das so sehen, glaube ich. Der Held sicher auch nicht, und seine Handlungen für die nächsten Fälle überdenken. Du ziehst einen unerfahrenen Detektiv mit in einen brandgefährlichen paranormalen Fall, weil du ihn sympatisch findest? Das ist, was du dafür bekommst! Du kannst dich einem Arschloch gegenüber nicht mal zusammen reißen und musst dich erst mit ihm prügeln, um den Macker zu markieren? Das ist, was du dafür bekommst. Menningmann hatte von Anfang an wegen dieser Aktion einen Zeitvorsprung und konnte Tony eine Person nach der anderen vor der Nase wegkillen. Wenn Morland seine Helden schon nicht schlau agieren lassen kann, dann sollen sie wenigstens die Konsequenzen erfahren. Das war garantiert nicht die Intention des Autors, aber ich hatte Spaß an der Geschichte. Und das ist die Hauptsache. Obwohl es nur ein Fall der Woche war gibt es von mir

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