Ein sehr klassischer Beginn für einen Gruselroman. Der junge Playboy mit seinem Mädchen beim Liebesspiel auf einer Yacht. Unheimliche Geräusche. Angriff von Dämonen, die beide in ihre Welt entführen.
In London trifft sich Tony nach dem letzten Abenteuer mit Tucker und einem Geschäftspartner von ihm zu einem gemütlichen Plauderabend. Zufällig kommt die Sprache auf den verwöhnten Sohn des Geschäftspartners, und ratet mal, wer dieser Sohn ist. Nur einen Tag später wird dieser Sohn als vermisst gemeldet und Tony soll sich der Sache annehmen. Denn die leere Yacht wurde in der Teufelsbucht gefunden und ist nicht das erste Schiff, dessen Besatzung dort verschwand. Die Einleitung hätte genau so gut ohne das Treffen zuvor funktioniert und mir sogar besser gefallen.
Erneuter Ortswechsel, wir befinden uns in der düsteren Dimension der Paviandämonen und ihrem Kaiser. Ein „Drachen“ fliegt über den Himmel und ich möchte Morland direkt eintrichtern, dass er einen Drache meint und ein Drachen etwas völlig anderes ist. Da bin ich wohl 35 Jahre zu spät, hoffentlich lernt er das in den kommenden Romanen noch, das hat mich echt wahnsinnig gemacht. Auf der Flugechse sitzen der Silberdämon Metal und seine Hexenbegleiterin, die mit dem Paviankaiser Raghoora noch eine Rechnung offen haben. Gibt es Silberdämonen nur mit Hexe als Anhang? So wie Klischeepiraten mit Papageien? Es hat mich überrascht, dass mit dem titelgebenden Silbermann nicht Silver gemeint ist. Nicht positiv, ich war erstmal skeptisch. Immerhin erfährt man nebenbei, dass dank Asmodis die Silberwelt vernichtet wurde.Vielleicht spielt irgendwann ein Abenteuer in dem, was davon übrig blieb.
Als Raghoora erfährt, dass einer der mächtigen Silberdämonen in seine Welt eingedrungen ist, bittet er Asmodis um Hilfe. Der will sich um das Problem kümmern, jedoch erst wenn Tony und Silver tot sind. Der Paviankaiser willigt ein. Wieso? Er hat Angst vor der Konfrontation mit einem Silberdämon und will einen anderen Silberdämon töten? Raghoora kann nicht wissen, dass Silver seine Kräfte verloren hat. Außerdem verschiebt er die beiden Blutopfer, statt sich an ihnen zu stärken, bevor er es mit Tony und Silver aufnimmt. Oder besser gesagt, bevor er seine Schergen losschickt. Morland hätte sich etwas besseres einfallen lassen können, wenn er unbedingt die beiden Menschen retten will.
Metal und seine Hexe Arma konnten mich bei ihrem Erstauftritt also nicht begeistern. Genau so ist es beim nächsten Kandidaten. Tony und Silver schippern in der Teufelsbucht und warten auf irgendeine dämonische Aktivität. Da trifft ausgerechnet jetzt ein Sunnyboy mit seinem Schiff hier ein. Er weiß viel über die Welt des Paranormalen, sogar mehr als das Heldenduo. Was steckt hinter dem Kerl? Bevor es zum Angriff der Paviane kommt, erfährt Silver durch ihn von der Zerstörung seiner Heimatwelt. Dann offenbart sich der Dämon Pakka-dee im Kampf gegen die Paviandämonen und das erste mal wird der Weiße Kreis erwähnt. Ein interessantes Konzept, aber ich mag einfach keine Tentakelarmmonster oder der Schlangenarmmonster. Keine Ahnung warum. Optisch kann Pakka-dee schonmal nicht bei mir punkten. Hoffentlich gibt es für mich ansprechendere Mitglieder des Weißen Kreises.
Das dämonenbekämpfende Trio kann einen der Paviane gefangen nehmen und über ihn dessen Dimension betreten. Kaum angekommen treffen sie direkt auf Metal und Arma. Was für ein Zufall. Es stellt sich heraus, dass Silver und sein Artgenosse keine Freunde sind. Aber man hat ein gemeinsames Ziel, also geht es auf dem Rücken der Flugechse zur Ruinenstadt des Paviankaisers.
Dass sein gefangener Untertan die erstbeste Gelegenheit nutzt, den Drache zum Absturz zu bringen ist eine schöne Idee, die Ankunft der Helden zu verzögern und vielleicht sogar ein überraschendes Opfer zu fordern. Leider nutzt Morland die Gelegenheit nicht. Bei der Bruchlandung stirbt nicht einmal der Transportdrache, obwohl ihm in den Hals gebissen wurde. Wenigstens den hätte man entsorgen können, um den Ernst der Lage und die Verwundbarkeit der Figuren zu demonstrieren.
Zum sehr kurzen Finale gibt es ein kleines Ablenkungsmanöver, um an den Affenkaiser heran zu kommen. Der ist wirklich mächtig. Anfangs sind Tony und Silver machtlos gegen ihn. Die neuen Bekanntschaften Metal und Pakka-dee müssen die Sache wuppen, wie man so schön sagt. Auch hier hätte ich mir einen anderen Weg gewünscht, als der Autor einschlägt. Am Ende darf doch der Dämonenhasser den Held spielen und Raghoora mit dem Dämonendiskus erledigen. Das ist alles so altbacken, warum darf Tony nicht mal zu schwach sein? Mich würde außerdem interessieren, ob der Dämonendiskus oder der silberne Bumerang zu erst da war. Beides silbrige Wurfwaffen, die gern gegen die harten Brocken ausgepackt wird.
Affenkaiser tot, seine führungslosen Vasallen panisch verstreut, die Opfer gerettet, alle Protagonisten am Leben. Sieg auf ganzer Linie. Was mein Hauptproblem mit dem Roman ist.
Es hätte so viele Chancen gegeben, die Sache interessanter zu machen. Warum gehen Daryl und seine Flamme nicht drauf? Das wäre ein kleiner Schock gewesen und hätte mir diese furchtbar schnulzigen Passagen erspart. Der ganze Roman riecht wirklich extrem nach 80er. Erst ist Daryl ein sexistischer Arsch, wandelt sich dann aber in seiner Gefangenschaft zum geläuterten Mann und macht seiner Sexaffäre einen Heiratsantrag, weil er merkt, dass er sie eigentlich mit ganzem Herzen liebt.
Gleich fünf Figuren plus Flugechse befinden sich in einer lebensfeindlichen Dimension. Gegen eine Unzahl an Paviandämonen und ihren mächtigen Herrscher. Trotzdem stirbt niemand. Der Drache oder Arma hätten sich als kleinste Verluste angeboten, um das Abenteuer realistischer zu machen. Selbst Metal und Pakka-dee wurden erst neu eingeführt und ihr Tod wäre sicher möglich gewesen, ohne einen Leseraufschrei zu riskieren. Aber das sind leider alles mit Autorenrüstung geschützte 80er-Helden, die jede gefährliche Situation überleben.
Gestört hat mich außerdem, dass wieder zu viele Leute an das Paranormale glauben. In Ordnung, in der Teufelsschlucht gehen unheimliche Dinge vor sich. Aber man muss als moderner aufgeklärter Zivilist nicht direkt daran glauben, dass dort echte Monster ihre Opfer holen. Das zieht sich durch die gesamte Serie, damit muss ich rechnen und mich nicht übermäßig darüber aufregen. Nicht so tragisch. Auch kleinere Logikfehler kann ich verzeihen. Der Paviankaiser zum Beispiel steckt in jedem seiner Untertanen und ist damit immer informiert, trotzdem muss eine Pavian erst persönlich zu ihm flitzen und ihm von den Eindringlingen in seiner Welt erzählen.
Genug gemeckert. Der Roman konnte auch bei mir punkten. Die Darstellung der Paviandämonen und ihres Meisters. Dazu diese Dimension, die mich direkt wehmütig an die Vampirwelt erinnert hat. Wann gibt es bei JS endlich wieder so eine lebensfeindliche und handlungsrelevante Welt?
Metal und seine Hexe hätte es für mich nicht gebraucht. Bis jetzt sind die nur ein dunkles Spiegelbild von Silver und Roxanne. Langweilig. Da macht der Weiße Kreis schon mehr Lust, auch wenn Pakka-dee mich nicht überzeugen konnte.
Die Gegenseite hat für mich den Roman nicht nur gerettet, sondern auch sehr unterhaltsam gemacht. So altmodischer Mittel sich die Geschichte auch bedient. So wenig ich im Handlungsverlauf schockiert oder überrascht wurde. So egal mir die neu eingeführten Charaktere bis jetzt sind. Ich hatte trotzdem viel Spaß an der Reise durch die Dämonenwelt und bei den Kämpfen gegen ihre knuffigen Bewohner.

:baff: (knappe 4 von 5 Ringe)