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Band 127: Das lebende Porträt - Autor: Brian Elliot

Verfasst: Di Nov 18, 2008 1:44 pm
von Habibi



Massimo Bunavo schaute auf das Gemälde, das sein letztes sein sollte. Die Augen des hageren, ausgezehrten Mannes mit den roten Fieberflecken auf den Wangen funkelten irr und dämonisch. Ein abstoßendes Lächeln zuckte über sein Gesicht mit dem grauen Knebelbart.
"Dieses Bild übereigne ich der Adelsfamilie De Simone", rief er. "Es soll mein Vermächtnis sein, mein Fluch, der aus dem Jenseits auf diese Elenden niederfährt. Furchtbar sollen die De Simones die Schuld büßen, die sie auf sich geladen haben."
Bunavo atmete schwer. Von draußen brandete der Lärm der Lungotevere Sanzio, einer Hauptverkehrsstraße am linken Tiberufer, in sein düsteres, schäbiges Kelleratelier. Durch die staubigen Kellerfenster konnte man die Beine der Passanten sehen, die draußen vorbeischritten. Der Maler beachtete sie nicht.
Er konnte zufrieden sein, so fand er. Das Bildnis war schlechthin vollendet, ein makabres Kunstwerk, wie vielleicht noch nie eines auf der Erde geschaffen worden war. Eine Atmosphäre des Grauens, der sich niemand entziehen konnte, ging von dem Bild aus.


Erscheinungsdatum: 17.02.1976

Autor: Brian Elliot (= Walter Appel)

Cover: Jaime González
[SIZE=0](Künstler ermittelt von Shadow)[/SIZE]

Neuausgabe als Geister-Schocker Bd. 79 und Gespenster-Krimi 2.0 Bd. 23

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Verfasst: Sa Nov 19, 2016 6:26 am
von woodstock
Richtige gute Spukgeschichte um eine italienische Herrschaftsfamilie die nach „Zehn kleine Jägermeister“ dezimiert werde.

+++++

Verfasst: Di Jul 23, 2019 1:00 pm
von Olivaro
Abgesehen von der männlichen Hauptperson Mark Saxon, der ein überheblicher Idiot ist ("Mark legte mit seinem Maserati einen Kavaliersstart hin, dass die Reifen quietschten"), ist dies eine sehr düstere Rachegeschichte, und die Stärken liegen in der Ohnmacht der Beteiligten, die kein Mittel finden, das Bild zu vernichten oder wenigstens den Palazzo zu verlassen - alle Versuche scheitern unter einem dämonischen Zwang. Die üblichen Hausmittel versagen, da es keine (an)greifbare Bedrohung wie physische Dämonen gibt. Die eindringliche Schilderung des unheimlichen Gemäldes ist sehr bildhaft gelungen, und man kann das Grauen der unmittelbar betroffenen Personen (die das Bild in sich aufnimmt) sehr gut nachvollziehen. Einer der besten Einzelromane von Earl Warren.