Seite 1 von 1
Band 2: Der Unheimliche vom Todesschloß - Autorin: Rebecca LaRoche
Verfasst: Mi Nov 12, 2008 4:03 pm
von Habibi

"Geh", peitschte die Stimme auf ihn nieder. "Und mach deine Sache gut."
Die Gestalt duckte sich. Sekundenlang nur fiel das Mondlicht auf das Gesicht des Monsters.
Ein abscheuliches, furchterregendes Gesicht war es, teilweise von der schwarzen Kapuze verborgen. Eitrig und rot war das Lid über dem linken Auge. Das rechte bestand aus einem gläsernen, mit Leuchtfarbe bemalten Augapfel. Dort, wo die Nase sein sollte, war eine große kraterartige Höhle.
Das Ungeheuer blieb stehen und sah sich um. Die Reiterin stand auf dem Hügel und blickte ihm nach. In der Ferne pfiff der heranrasende Zug.
Der Unheimliche schlug die langen Arme um seinen Körper und stieg weiter hinab ins Tal. Seine Gestalt im schwarzen Cape verschmolz mit der Dunkelheit.
Je tiefer er kam, um so mehr Bodennebelschwaden krochen über das niedrige Heidegras.
Die Kirchturmuhr im Dorf schlug Mitternacht.
Abseits des kleinen Ortes lag der Bahnhof. Er war nur spärlich beleuchtet. Soeben hielt stampfend der Nachtzug in der Station. Nur eine Person stieg aus.
Erscheinungsdatum: 27.07.1973
Autorin: Traute Mahn
Cover: Enrich [SIZE=0](Enric Torres-Prat)[/SIZE]
Besonderheit 1: Dieser Roman erschien erneut 1993 als Dämonen-Land Band 96 mit dem Titel "Die Unheimliche vom Todesschloß"
Besonderheit 2: Dieses Titelbild wurde 2002 in bräunlicherer Farbgebung erneut verwendet für den Kelter Teufelsjäger Mark Tate Nr. 7 "Mark Tate und das Erbe des Grauens", geschrieben von W. A. Hary (= Wilfried Antonius Hary) sowie 2011 für den Geister-Schocker Band 97 "Das Haus des Grauens", geschrieben von Earl Warren (= Walter Appel)
Besonderheit 3: Dieser Roman erschien abermals 2019 als Gespenster-Krimi 2.0 Band 26 mit der neuen Titelschreibung "Der Unheimliche vom Todesschloss"
[SIZE=0](Infos ermittelt von Shadow)[/SIZE]
«Diesen Roman bewerten» «Die aktuelle Top50»
Verfasst: Di Okt 26, 2010 1:12 pm
von Habibi
Eliza Webster, einst Kosmetikerin in einem Beerdigungsinstitut, lebt nun mit ihrem Verlobten Lewis Rattigan auf Chateau du Faux in Frankreich. Hier fertigt sie auf Bestellung Wachsfiguren von Verstorbenen an.
Dass diese Wachsfiguren aus echten aber toten Menschen bestehen, ahnt niemand der bestellt.
Dies ist nun also der erste deutsche Gruselroman einer Frau, genaugenommen von Traute Mahn. Mir als Frau fällt hier der softere Schreibstil auf. Im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen, kann sie vieles sehr weich umschreiben, ohne jedoch den Gruselfaktor zu vernachlässigen.
Mit ihrem fast hündisch untergebenen Diener - einst eine Größe im Finanzmanagement - Maurice de Gautier geht Eliza skrupellos und ohne Mitleid um, obwohl Gautier beim Leser zuletzt doch Mitleid erweckt. Auch das Finale und die Art wie 2 Proganonisten entkommen, war als Leserin voraussehbar, ohne aber etwas von der Spannung zu verlieren.
Für mich war die Story sehr solide, eben nicht nur reiner Horror. Ich mag sowieso Geschichten, welche überwiegend auf Schlössern spielen. Die Atmosphäre konnte Traute sehr gut rüberbringen, auch bestimmte Charaktere wurden prima von ihr ausgebaut.
Alles in allem würde ich hier ein mittel vergeben. Trotzdem sollte man den Roman gelesen haben, denn es handelt sich eben um den ersten deutschen Gruselroman einer Autorin.
Das Cover wirkt sehr düster, obwohl es mal wieder nichts mit der Story zu tun hat. Ich finde es geiungen fast schon wieder eine Spur trashig. Dracula, der Vollmond, die verängstigte Frau und diese Bretterbude im Hintergrund haben schon was.
Zu beachten wäre evtl. auch die Rückseite des Covers, bei der Arnold Schwarzenegger 1973 noch Werbung als Muskelprotz für Aufbaumittel macht. Wahrscheinlich würden diese Mittel heutzutage unter Anabolika fallen. Auch Gouverneure von Californien haben mal klein angefangen

Verfasst: So Aug 12, 2012 8:36 pm
von woodstock
Dafür das es hier absolut keine Gespenster gab kann man nur sagen das es trotzdem ein spannender Roman war. Gut, man sollte jetzt nicht anfangen und alles mögliche zu hinterfragen, wie z.B. wie das mit den Wachsfiguren funktionieren soll, dafür war aber alles andere sehr gut. Alleine der einstieg mit der Ermordung einer Frau lässt sich gruselig lesen.
Verfasst: Mi Apr 19, 2017 5:13 pm
von Loxagon
Ein sehr guter Roman, der auch ohne Dämonen & Co sehr unheimlich rüberkommt.
Manchmal sind es eben die Menschen, die die Bestien sind ...
SEHR GUT!
Verfasst: Do Jun 27, 2019 7:25 pm
von Lemi
Gute Geschichte, die auch ohne was dämonisches Auskommt, leider wie so oft, etwas übertrieben am Ende, trotzdem eine gute Geschichte
Verfasst: Fr Jun 28, 2019 11:46 am
von Shadow
Original von Lemi
Gute Geschichte, die auch ohne was dämonisches Auskommt, leider wie so oft, etwas übertrieben am Ende, trotzdem eine gute Geschichte
Da es sich hierbei um den Beginn der damaligen Gespenster-Krimis handelt, kann man ja noch darüber hinwegsehen. :naegel:
Später aber nicht mehr so einfach ... :alt:

Verfasst: Sa Jul 13, 2019 8:09 am
von Lemi
@Shadow
Das war für mich auch ein großes Manko bei den Fremdautoren Romanen in der Sinclair-Serie
Verfasst: Sa Okt 26, 2024 11:18 am
von Wynn
Das hier ist ein ziemlich makaberer Roman, von dem sich atmosphärisch viele einen Teil abschneiden könnten. Tatsächlich ist er in Teilen sogar ziemlich pervers. Die klassischen Zutaten sind natürlich vorhanden: Schloß, Dorf, gepeinigter Krüppel - und diesmal eine geisteskranke Dame, die eigentlich nur reich werden will, aber dafür eben ... über Leichen geht.
Traute Mahn zeigt hier - wie auch später ihre Kollegin Susanne Wiemer -, den Mannsbildern, wo der Hammer hängt, denn die hatten oft die Eigenschaft, irgendeine Moralin-Soße über das ganze zu kippen (vor allem der Spießer Dark konnte es ja nie lassen, seine geballten Vorurteile und Moralvorstellungen unters Volk zu werfen, aber er war bei Weitem nicht der einzige).
Bleibt das Ende, das ja angeblich übertrieben sein soll, dabei ist es doch eher spektakulär und auch hier im Gegensatz zu anderen Enden (der Schwachpunkt fast jedes Autoren) kein deus ex machina.
Mir hat das Ding sehr gut gefallen.
Verfasst: Sa Okt 26, 2024 11:54 am
von Olivaro
Und beim Zeichnen des Titelbildes war der Künstler Enric Torres-Pratt offensichtlich von der Schauspielerin Maggie Kimberly im Film The Mummy's Shroud/Der Fluch der Mumie, einem Hammerfilm von 1966, recht beeindruckt.
Verfasst: Sa Okt 26, 2024 12:49 pm
von Wynn
Geniale Trash-Kunst!