Die Frau von Harold Biggs wurde von einem Werwolf getötet. Jetzt will er unbedingt vermeiden, dass der Geisterjäger von der Sache erfährt. Dafür stellt er sich sogar selbst als ihr Mörder hin. Allerdings nicht als ein normaler Killer, sondern als Werwolf. Wodurch John und Suko dann natürlich doch hinzugezogen werden. Toller Plan. Der Kreuztest ergibt, dass Harold Biggs kein Werwolf ist. Seine Geschichte ist erlogen und John wird nun gerade neugierig. Da hat Harold Biggs gerade das erreicht, was er vermeiden wollte und was er sich eigentlich hätte denken können. Er ist nämlich Profiler beim Yard und hat schon mit der Spezialabteilung zusammengearbeitet. Entweder der Kerl ist doof oder das ist einfach schlecht geschrieben. Kein schöner Einstieg.
[COLOR=bbcf83]“Biggs ist kein Werwolf, sondern ein Psychopath. Somit ist das kein Fall für Euch!“[/COLOR] Naja. Nur hat er die Leiche seiner Frau mit zur Polizeistation gebracht. Es sollte also simpel nachweisbar sein, dass ihre Wunden von Klauen und Zähnen stammen und nicht von Menschenhand. Das ist alles sehr seltsam und ich habe schon nach dem ersten Kapitel nicht mehr so die Laune auf den Roman.
Harold Biggs wird als mutmaßlicher Killer verhaftet und sitzt ein halbes Jahr in Untersuchungshaft. Jetzt steht die Verhandlung an und Purdy Prentiss ist die Staatsanwältin. So ganz traut sie dem Braten aber nicht, also setzt sie sich mit John und Suko zusammen.
[COLOR=bbcf83]“Das ist mir alles zu einfach, zu glatt! Dieser Mann ist genial! Was, wenn er uns nur was vorspielt, was wenn er nicht der Mörder ist und mit dieser Geschichte nur den wahren Täter decken will?“[/COLOR] Aber welchen Grund könnte Harold Biggs haben, einen Werwolf zu decken? Also mir fallen da eine ganze Menge ein. Vermutlich ist die Bestie ein Freund oder Familienmitglied. Vielleicht wurde er aber auch erpresst. John als Polizist müsste doch jetzt auch einige Theorien haben, statt dumm aus der Wäsche zu glotzen.
Die Drei statten Harold Biggs im Gefängnis einen Besuch ab. Der behauptet immer noch, er wäre ein Werwolf. Wieso? Er wird als normaler Killer vor Gericht stehen. Wenn er jemanden decken will, wäre es doch schlauer, nicht weiter auf der Werwolf-Sache herumzureiten. Ich hoffe wirklich, die Autorin kommt am Ende noch mit einer genialen Lösung um die Ecke. Vielleicht denke ich in eine falsche Richtung und werde positiv überrascht.
Ein Rückblick sollte einige dringend benötigte Antworten bringen. Ein gewisser Lennart Lewis nimmt auf seinem Rad eine Abkürzung durch den Wald und wird von einem Wolf angefallen. Harold Biggs führt die Ermittler hierher. Zur Leiche eines seiner Opfer. Sorry, aber an der Stelle: Egal was der Kerl behauptet. Es sollte doch sicher festzustellen sein, ob er ein Werwolf ist, wenn die Protagonisten das wirklich wissen wollen. Das Kreuz ist nicht unfehlbar, ok. Aber jemand wie Myxin oder gewisse Artefakte aus dem Yard-Tresor sollten erkennen können, ob sich der Wolfskeim in ihm befindet oder nicht. Bei den Werwolf-Romanen von Rafael Marques hat man sowas doch auch schnell rausgefunden. Natürlich muss man als Leser all das hier vergessen, damit es spannend bleibt und der Plot der Autorin funktioniert. Harold Biggs erzählt den Helden nun noch von einem weiteren Opfer. Interessiert mich an der Stelle ehrlich gesagt nicht mehr. Der Verdacht erhärtet sich, dass Harold Biggs jemanden deckt. Jemanden, hinter dem er hergeräumt und die Leichen verschwinden lassen hat, weswegen er diese Orte kennt. Zumindest bei mir klingelt es da, bei John eher weniger.
Der Roman ist jetzt zur Hälfte vorbei und endlich macht es KLICK bei John.
[COLOR=bbcf83]Wenn der Profiler kein Werwolf war, wer dann? Deckte Biggs den wahren Mörder? Wie kam er an das Täterwissen? Lief da draußen noch immer ein Werwolf unerkannt herum und tötete Vollmondnacht für Vollmondnacht Menschen?[/COLOR] Ich brauche keine große Action in meinen JS-Abenteuern, aber kann jetzt endlich mal was passieren? Bisher hat man Harold Biggs nur mehrmals befragt und ist mit ihm durch die Gegend gelatscht.
Harold Biggs hat eine Tochter. Die könnte er doch decken. Prima, das ist schonmal ein guter Schritt. Weiter so. Eigentlich sind John und Suko raus aus dem Fall. Aber sie ermitteln nun „inoffiziell“. Wenn das mal keinen Ärger gibt. An der Uni von Paula Biggs treten sie aber als Yard-Beamte auf, um an Daten zu kommen. Wenn man ohne Erlaubnis „undercover“ weiterarbeitet, obwohl man von einem Fall abgezogen wurde, sollte man die Ausweise vielleicht stecken lassen. Tut mir Leid, dass ich den Roman von Marlene Klein jetzt so zerrede. Eine kleine Lesepause ist angebracht.
Die hat jetzt doch wieder mal über eine Woche gedauert. Aber wenigstens habe ich jetzt Urlaub und bessere Laune. Man ist also an der Uni von Paula Biggs. Die hat ihr Studium geschmissen, aber vielleicht weiß ja ihre Freundin Lucy Pierce, wo sie zu finden ist. Außerdem sind junge Menschen in der Gegend immer mal abgehauen. Die abergläubigen Bewohner glauben aber, ein Dämon hätte die Heranwachsenden geholt. Da werden John und Suko natürlich hellhörig und fragen auf der Polizeistation herum. Eigentlich sind sie ja inoffiziell ohne ihren Status als Polizisten hier, aber naja.
Lucy Pierce ist leider auch verschwunden, aber ihre Nachmieterin Emily Brixton ist noch hier. Und aus Gründen des Plots hat sie die alten Fotos nicht abgehängt. Auf einem ist Lucy Pierce mit ihrem Geliebten zu sehen, Harold Biggs. Schützt der Pseudo-Werwolf also gar nicht seine Tochter, sondern seine Affäre, die zufällig die Freundin seiner Tochter ist?
Später treffen die Geisterjäger auf Lucy Pierce, die gerade in ihrer Verwandlung ist und um Erlösung bittet. Eigentlich kein Problem, hat John schon hundertfach gemacht, gehört zu seinem Job. Dieses Mal zögert er aber, weil er kein Werwolfs-Mörder sein will. Deshalb steht er dumm da, als Lucys Wolf die Kontrolle übernimmt und ihn anfällt. Zum Glück ist noch Suko da und rettet ihm das Leben, indem er Lucy mit einer Silberkugel erledigt.
[COLOR=bbcf83]Suko musste sie im Sprung erschossen haben. Ich mochte mir die Konsequenzen nicht ausmalen, wenn sie mich angefallen hätte.[/COLOR] Das Kreuz hätte ihn vor dem Wolfskeim sicher geschützt, aber nicht vor einer Fleischwunde am Hals oder einem zerfetzten Torso.
Der Werwolf, der Lucy verwandelt hat, ist aber noch da draußen. Und ein Viertel der Geschichte noch offen, irgendwie muss man den Rest ja füllen. Also wird das nächste Fass aufgemacht und ein Winzer von der noch unbekannten Bestie angegriffen. Ganz praktisch werden John und Suko vom lauten Heulen des Wolfes hierher geführt und erschießen ihn.
[COLOR=bbcf83]War unsere Arbeit in Bath tatsächlich an dieser Stelle erledigt? Das Scheusal in den Cotswolds war tot. Lucy Pierce war tot.[/COLOR] Naja, es gibt immer einen Werwolf, der den letzten Werwolf verwandelt hat. Dieses Spiel könnte man ewig so weitermachen. Dieser Fall ist jedenfalls abgeschlossen und dass Harold Biggs kein Werwolf sein kann, war ja dem Leser und später auch John klar.
Einen Monat später bekommt John aber ein Video zugeschickt. Von Paula Biggs. Die ist nämlich auch ein Werwolf und wurde wie ihre Freundin vom Cotswold-Wolf gebissen.
[COLOR=bbcf83]“Lassen Sie uns ein Spiel spielen, Sinclair. Ein Kinderspiel. Fangen! Spielfläche ist die ganze schöne Erde, und am Ende gibt es kein Abschlagen, sondern nur meinen Tod. Wenn Sie mich kriegen!“[/COLOR] Damit steht einer Fortsetzung nichts im Wege.
Naja, die Urlaubsstimmung hat wenig geholfen. Marlene Klein ist für mich weiterhin klar das Schlusslicht der Co-Autoren. Sie hat viel Spaß am Schreiben und ist mit Freude dabei, das merkt man. Aber ehrlich gesagt gibt es einige Kurzgeschichten-Schreiber, die mir besser gefallen.
Dass Harold Biggs kein Werwolf sein kann, ist relativ schnell nachweisbar. Wenn man nur will. Die Autorin wollte dieses „Mysterium“ etwas hinauszögern und nimmt dafür Logiklücken in Kauf. Allgemein ist der Roman nicht sonderlich geschickt gesponnen. Dass Harold jemand aus seiner Familie schützt, war ja wohl eine der eindeutigsten Erklärungen für alles. Ok, es war dann nicht seine Tochter, sondern eine Freundin seiner Tochter, mit der er eine Affäre hatte. Wobei das Ende diese für mich doch unerwartete Auflösung relativiert, weil Paula Biggs eben doch eine Werwölfin ist und sicher im Folgeband gejagt wird. Dann ist das Rätsel schon gelöst und Marlene Klein konzentriert sich hoffentlich auf einen simplen Monsterjagdfall der Woche. Ich lege ihr das ans Herz, was ich auch Altmeister Dark aktuell ans Herz legen würde. Nichts wagen, nicht zu kompliziert, keine genialen Einfälle und krassen Kniffe einbauen. Einfach einen schönen soliden Gruselroman abliefern, die muss es zwischendrin auch geben. Wenn ich da zum Beispiel an den letzten Beitrag von Daniel Stulgies denke, da haben die „Wendungen“ mich tatsächlich unerwartet getroffen und sich passend angefühlt.
Begeistert bin ich nicht, ganz und gar nicht.

:baff: :baff: :baff: :baff: :baff: :baff: (4 von 10 Kreuzen). Kein SCHLECHT, aber ein Schwach.