Wenn der Teaser des Hilleberg-Romans schon damit beginnt, dass es ein ganz besonders schlimmer Fall für John wird. Und wenn dann nach dem Cover vermutlich der Hurenengel Naema, der im alten Babylon über einen Kinderhurentempel geherrscht hat, mit der Sache zu tun hat. Dann kann ich mich ja auf was gefasst machen. Aber schauen wir mal.
Das Heft beginnt direkt mit dem Harley Quinn Verschnitt, den Florian Hilleberg in der 2238 ein anderthalbes Jahr vor diesem Roman entkommen lassen hat. Ich hoffte stark, dass ich nie wieder von Amy Parker lesen werde. Die als Clown geschminkte Irre im knappen Pornokrankenschwesterkostüm ist so wahnsinnig wie immer und jetzt arbeitet sie auch noch für Lilith. Als erstes killt sie Doreen Upton, eine Mitarbeiterin eines Kindeshospizes.
Dort wartet die vierzehnjährige Jubilee Moore mit Knochenkrebs auf den Tod. Sie hatte auch irgendwas mit einem Hilleberg-Roman zu tun. Da ich manche auslasse oder wie den Lilith-Plot erst mit Abstand am Stück lese, erinnere ich mich nicht mehr an diese ganzen kleinen Verbindungen. Zumal hier auch eine Fußnote fehlt.
[COLOR=bbcf83]Dass sie überhaupt noch lebte, hatte sie ihrer Familie zu verdanken. Vor allem ihrer Mutter Caroline, die zu den mächtigsten Hexen von Burley gehört hatte. Bevor Liliths Vollstreckerin sie vor den Augen ihrer Tochter getötet hatte.[/COLOR] Nun gehen ausgerechnet in ihrem Hospiz komische Dinge vor sich. Das Personal verhält sich sehr seltsam, Kinder versterben der Reihe nach. Jubilees Tante Rita spricht mit der Heimleiterin Therese Fletcher und kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass hier etwas nicht stimmt. Aber das ist nicht schlimm, denn Lilith wacht über das Hospiz. Und Rita ist eine Anhängerin von Lilith. Während Jubilee sich eher vor der Großen Mutter fürchtet und misstrauisch ist. Verdammt, ich glaube für dieses Familienverhältnis müsste ich den letzten Roman dazu noch im Kopf haben, ich bin überfordert.
[COLOR=bbcf83]“Ja, sie hält tatsächlich ihre schützende Hand über die Kinder.“ Jubilees Herz klopfte schneller. „Schützende Hand? Lilith? Dass ich nicht lache ...“ „He, sprich nicht so respektlos über die Große Mutter. Wir haben ihr viel zu verdanken.“ „Ja, zum Beispiel, dass ich eine Waise bin.“[/COLOR] Trotzdem will Rita mal Jane Collins einschalten, die auch in dem früheren Roman mitgespielt hat. Dagegen hat Lilith etwas und schickt ihren Hurenengel Naema aus, sie aus dem Weg zu räumen.
Als Jubillee am nächsten Tagt vom tödlichen „Autounfall“ ihrer Tante erfährt, gibt sie nicht auf.
[COLOR=bbcf83]Ja, sollten sie doch ruhig denken, dass sie sie gebrochen hatten. Dass sie sich tatenlos ihrem Schicksal ergeben würde, wie auch immer es aussehen mochte. Sie würden sich wundern.[/COLOR] Unerwartete Hilfe erhält sie von Justine Cavallo. Rein zufällig. Die Vampirin war wie Jane Collins in den früheren Fall verwickelt und kommt das Mädchen gerade jetzt mal besuchen. Sie nimmt Jubilees Ängste ernst und knöpft sich Therese Fletcher vor.
[COLOR=bbcf83]Den Menschen mochte sie durch ihre Maskerade etwas vormachen können, doch Justine Cavallo erkannte sofort, mit wem sie es zu tun hatte. Die Frau, die alle als Therese Fletcher kannten, war niemand Geringeres als Lilith, die Große Mutter.[/COLOR] Mit Lilith höchstpersönlich habe ich jetzt nicht gerechnet. So viele Projekte die sie gleichzeitig in Tarngestalt betreut und das seit Jahren. Das muss das doch langsam auffallen. Sie kann ja nicht überall gleichzeitig sein. Oder gab es wirklich mal eine Therese Fletcher, die Lilith erst vor Kurzem entsorgt und ihr Aussehen angenommen hat? Was mir auch nicht wirklich gefällt ist, dass der Einsatz jetzt wieder so hoch ist. Es ist etwas anderes, ob die Helden es mit einer Dienerin Liliths oder mit einem der mächtigsten JS-Gegner direkt zu tun bekommen.
Es folgt eine nette Plauderei und Lilith erzählt gern von ihren Plänen.
[COLOR=bbcf83]“Nun, Naema war, wie soll ich sagen, schon immer mein Sorgenkind. Heute würde man sagen, sie ist ein wenig ... zurückgeblieben. Ich weiß nicht, was genau schiefgelaufen ist. Vielleicht hat sie die lange Verbannung meschugge gemacht, auf jeden Fall ist sie deutlich eingeschränkter als ihre Schwestern.“[/COLOR] Deshalb soll der Hurenengel Jubilees Körper übernehmen und in ihm „heranreifen“. Die anderen todkranken Kinder werden Naema dann als Nahrung dienen. Tolle Aussichten. Nun will Lilith Justine rekrutieren, aber die Vampirin hat darauf keine so richtige Lust. Die Große Mutter könnte und sollte Justine hier und jetzt töten. Aber als klassischer JS-Gegner möchte sie noch ein wenig mit ihrer Rivalin spielen. Es ist klar, dass Justine überleben muss und nicht so nebenbei aus der Serie genommen wird. Dann aber mit einem interessanten Ausweg und nicht mit der üblichen Dämlichkeit der Feinde. Es ist ja jedes Mal das gleiche. Lilith lässt ihre menschlichen Vollstreckerinnen auf Justine los. Das muss reichen, sie muss sich weiter um ihren bösen Masterplan kümmern.
Justine kämpft also um ihr Leben, aber sie ist nicht allein. Assunga ist die nächste bekannte Figur, die überraschend mitmischt und eingreift. Sie war es erst, die Justine auf die Idee gebracht hat, Jubilee doch mal zu besuchen.
[COLOR=bbcf83]“Willst du mir etwa erzählen, du hättest davon nichts gewusst? Dass es Zufall war, dass du mich ausgerechnet jetzt hierher schickst?“ Assunga wiegte den Kopf. „Zufall nicht unbedingt. Ich wusste, dass Lilith etwas vorhat. Ihre Engel der Unzucht und Hurerei sind noch nicht so stark, wie sie es gerne hätte. Und mir war klar, dass sie Jubilee nicht so einfach davonkommen lassen würde.“[/COLOR] Sie geht diesem Bauchgefühl zum Glück auf den Tag genau richtig nach. Trotzdem, auch Assunga hat keine Schnitte gegen Lilith. Da müssen sie sich etwas einfallen lassen…oder auf den Heftromanzufall setzen, der Autor wird sich das schon zurechtschreiben.
Amy killt indes eine zu neugierige Nachbarin von Doreen Upton, in deren Wohnung sie es sich gemütlich gemacht hat, bis sie neue Instruktionen von Lilith erhält und ins Hospiz gerufen wird. Dort soll die irre Clownin vor den Kindern auftreten. Das könnte böse enden. Zum Glück hat Jubilee vor Kurzem einen Hexentrank zu sich genommen, der ihre Kräfte stärkt. Sie verkloppt Amy einfach und versucht dann, die anderen Kinder aus dem Hospiz zu führen.
Assungas Plan ist nicht der fantasievollste, aber vermutlich der vernünftigste. John Sinclair muss helfen. Und Jane gleich mit, damit die sich nicht langweilt. Zu viert bekommt man die Kinder hoffentlich irgendwie in Sicherheit gebracht. Man trennt sich, weil das immer eine gute Idee ist. John und Jane stolpern als erstes über die bewusstlose Amy, an die John sich natürlich noch erinnert, weil er sich an jeden seiner zweitausend Fälle erinnert.
[COLOR=bbcf83]Verdammt, was war hier passiert? Und wo waren die Kinder?[/COLOR] Wie auf’s Stichwort hören sie die Schreie der Kinder. Irgendwie dumpf….wie unter der Erde…ein Keller vielleicht? Das JS Bauchgefühl weißt den Helden den richtigen Weg.
Leider hat Jubilee ihre Freunde nicht dort in Sicherheit gebracht und versteckt, bis Hilfe eintrifft. Sie wurden von Liliths Vollstreckerinnen abgefangen und dorthin geschafft, damit das böse Ritual vollzogen werden kann. Lilith will jetzt schnell machen, bevor die Helden ihr dazwischenfunken können. Als die den Keller im Heftromantiming erreichen, stört es die Dämonin dann aber doch nicht.
[COLOR=bbcf83]“Wieder einmal darfst du Zeuge meiner Überlegenheit werden. Deine Waffe kannst du wegstecken. Sie nützt dir nichts. Ebenso wenig wie deine anderen Spielzeuge. Du kannst nichts weiter tun, als zuzusehen, wie sich Naema einen neuen Körper nimmt.“[/COLOR] Die Sache mit der Selbstüberschätzung lernt die Gegenseite wohl nie. Jane will die Teenagerin retten und bietet ihren eigenen Körper als Wirt an. Naema steht aber nur auf junge Mädchen.
Justine ist etwas langsamer als John und Jane. Sie durchkämmt das Hospiz und wird ebenfalls auf Amy aufmerksam, die gleich als Frischblutlieferant dienen darf. Normalerweise würde Justine ihr ausgesaugtes Opfer nun verlässlich töten, damit es sich nicht als Konkurrenz erhebt. Doch sie wird auf den Showdown im Keller aufmerksam und lässt Amy liegen.
[COLOR=bbcf83]“Da muss ich doch wenigstens mal Hallo sagen.“ Ein Blick über die Schulter zurück zu ihrem Opfer. „Ja nicht weglaufen, ich bin gleicher wieder da!“[/COLOR] Och nö, ich höre die irre Vampir-Clownskillerin schon trapsen.
Nachdem Justine sich einen Überblick verschafft hat, will sie sich ebenso für Jubilee opfern, weil sie sich mit dem Mädchen angefreundet hat. Lilith findet die Idee gar nicht so schlecht und gibt Jubilee frei. Eine halbe Minute später, ändert sie aber ihre Meinung und vermutet einen Trick dahinter.
[COLOR=bbcf83]Ich schüttelte den Kopf. Das war doch irrsinnig. Hier stand eines der mächtigsten Wesen, das ich kannte, und schob Paranoia?[/COLOR] Die vermenschlichten JS Gegner halt. Durch diese dämliche Aktion hat Lilith nun ihre Geißel verloren. Finde ich doof von Florian Hilleberg gelöst, sich so aus der Sackgasse zu schreiben.
Auf den letzten fünf Seiten wird es nun ganz dramatisch und episch. Lilith verwandelt sich in den Riesenkrake. John ruft die Erzengel an. Nichts. John ruft die Kreuzformel. Nichts. Weil Lilith das Kreuz manipuliert hatte.
[COLOR=bbcf83]Längst war jegliches Gefühl aus den Fingern gewichen. Mein Arm wurde taub. Das Herz raste, ich hyperventilierte. Wir hatten verloren.[/COLOR] In letzter Sekunde erinnert sich John an einen anderen Hilleberg-Roman, den ich schon wieder vergessen oder schlichtweg übersprungen hatte. Da hatte Davina McCarthy ihm von drei besonderen Engeln erzählt, die speziell auf Lilith geeicht sind und sie in ihre Schranken weisen sollen. Er erinnert sich noch an die Namen, die ich noch nie gehört habe. Savai, Sansanvai, Semangloph. Und auf die reagiert das Kreuz endlich. Da hat Florian Hilleberg wieder was neues in die Serie geschrieben, das garantiert nur von ihm genutzt wird.
Eine Deus Ex Machina sondergleichen. Eben noch sah es aus wie ihr Ende und als Ausweg werden fix irgendwelche neuen Engel aus dem Hut gezaubert. Lilith verzieht sich und Namea tut es ihr gleich.
[COLOR=bbcf83]Die Dämonin verwandelte sich in eine Supernova aus blauem Feuer, die wie ein Kugelblitz über unsere Köpfe hinwegfegte, direkt auf das Ende der Treppe zu, wo in diesem Augenblick eine Gestalt auftauchte.[/COLOR] Es ist die frisch erwachte Amy, die von dem Feuerblitz „verschlungen“ wird. Ob das „mitgenommen“ oder „verkohlt“ heißt, keine Ahnung. Von einer Leiche oder dem Tod der untoten Clownskillerin wird dann jedenfalls nichts mehr erwähnt.
In einem traurigen Epilog erfahren wir nur, dass Jubilee zwei Wochen später am Krebs gestorben ist. Justine ist außer sich. Sie wollte das Mädchen verwandeln und so retten, aber das Mädchen hatte immer abgelehnt.
[COLOR=bbcf83]“Und wie trauert eine Vampirin?“, fragte ich. „Wie geht eine Untote mit dem Verlust eines nahestehenden Menschen um?“ „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur eines, John.“ Ich drehte mich zu Jane um. „Und das wäre?“ „Dass Justine Cavallo noch ein Herz hat. Und heute ist es gebrochen!“[/COLOR] Da hat es diese Woche mal jemand anderen erwischt als John mit dem „gebrochen werden“.
Retrospektiv kann ich zu meinen einleitenden Sätzen nur schreiben: Ich hatte mir das echt viel schlimmer ausgemalt. Amy ist nervig, aber steht nicht im Fokus. Erst im letzten Teil der Geschichte wird sie wichtig, die Szenen davor kann man wunderbar überfliegen. Genau so die dramatischen Schicksale und Erkrankungen der anderen Kinder im Hospiz. Das sind Details für die Tränendrüse, die den Roman eine Spur emotionaler machen, die man aber auch ignorieren kann. Florian Hilleberg bleibt mit Lilith und Naema ziemlich harmlos den Kindern gegenüber, da hat er schon schlimmeres gebracht. Dafür werten Justine und Assunga den Roman für mich eindeutig auf. Beim Finale hat es sich der Autor mit den neuen drei Anti-Lilith-Engeln extrem einfach gemacht, das ist mir noch sauer aufgestoßen, aber es passt zu Florian Hilleberg und wundert mich nicht.
Wäre das nicht meine absolute Lieblingsserie und hätte ich nicht aktuell Lust, den Lilith-Plot weiterzuverfolgen, ich würde die Hefte trotzdem überspringen. Zum fixen Durchlesen hat das aber durchaus Spaß gemacht. Echt GUTe

:baff: :baff: :baff: (7 von 10 Kreuze). Für ein Sehr Gut reicht es leider nicht, obwohl ich kurz überlegt habe. Dafür hätte mich das Finale mehr überzeugen müssen.
edit: Typisch.

Bei mir hat der Roman im Vergleich gut abgeschnitten, wegen der ersten Hälfte. Bei den Hilleberg-Fans hat er eher mittelmäßig abgeschnitten, auch wegen der ersten Hälfte. Da sieht man mal wieder, dass ich einfach nicht der richtige Lesertyp für den Autor bin.