Original von Das Gleichgewicht
 […]Aber ich habe so das Gefühl, dass zum Beispiel unserer Sheila der Band sehr gefallen wird …[…]
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Dein Gefühl ist anscheinend sehr zuverlässig, es hat dich nicht getäuscht: Du hast ja sooooo Recht!
Wahoooo, war das ein Ding!
Ich habs abends gelesen, im Halbdunkel, nur mit ner kleinen Lampe, im stillen Kämmerlein …
Irgendwie war ich bei Daniel Stulgies schon auf irgendeine Raffinesse vorbereitet, denn in seinen Romanen gabs bisher immer einen besonderen Clou, gepaart mit Beschreibungen, die Bilder erzeugen konnten, als würde ich nen Film sehen.
Das Kopfkino sprang auch gleich an, als
Mom sich selbst die Augen ausstach und war von da an nicht mehr zu bremsen.
Während Richard seinen ausgeweideten Bruder Colin auf dem überdimensionalen Tisch im Haus von Lady Faye fand, meldete sich mein Magen.
Als die Untoten sich dann auf dem Friedhof zu einem Ring aus Knochen und Fleisch zusammenschlossen, was sich absolut eklig anhörte und auch genauso eklig anzugucken war und Richard vom Bruder-Monster erwischt wurde, das eben aus neu zusammengesetzten, menschlichen Körperteilen bestand, gabs mal ne kurze Lesepause … frische Luft war von Nöten.
Aber Spannung und Neugier siegten: 3 Minuten später gings weiter …
Ellie Rogers hat schreckliche Alpträume und Visionen, die mit ihrer toten Mutter zusammenhängen.
Totes bleibt nicht tot … Tot und doch lebendig … Die Toten werden nach dir suchen …
Und genau so war es auch. Während Ellie glaubt, langsam dem Wahnsinn anheim zu fallen, wie damals ihre Mutter, passieren Unfälle um sie herum, sie verliert ihren Verlobten und was noch viel schlimmer ist, die Toten, inkl. ihres toten Verlobten Andrew, erheben sich, wie ramponiert sie auch waren und verfolgen sie.
Die Toten werden nach dir suchen …
Die Toten kriegen dich …
Und wenn es erst soweit ist …. Dann musst du es beenden.
Durch die ganzen Untoten in der Stadt kommen auch John und Suko auf den Plan.
Ich fand echt gut, dass sie lange nicht wussten, was Sache war, warum es diese Untoten gab, warum sie den Keim durch Bisse nicht weitergaben, warum sie jemanden entführen, wem sie daher quasi dienten … und und und.
Sie laufen erstmal nur hinterher und versuchen, das Chaos einzudämmen.
Durch Ellies Entführung und dem Hinweis der Kassiererin aus dem Supermarkt, kommen sie überhaupt erstmal auf Ellie und dass sie etwas damit zu tun hat. Wie auch immer das zusammenhängt.
Der zweite Handlungsstrang befasste sich mit den Brüdern Patrick, Colin und Richard. Sie rauben einen Buchmacher aus, es kommt zum Schusswechsel, Colin wird verletzt und sie müssen fliehen. Ihre Flucht führt sie nach Breentchurch, einem Ort, der nur alte Leute zu beherbergen und in der Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Und eine Heilerin soll es dort geben, zu der Colin gebracht wird.
Nachts hat Patrick erst vor, mit dem geklauten Geld abzuhauen, doch sein Gewissen meldet sich und er will seine Brüder doch nicht im Stich lassen. Stattdessen sieht er sich in dem Dorf mal um und entdeckt eine Art Autofriedhof. Und noch mehr. Ein Monster aus menschlichen Körperteilen …
Nachdem Ellie und Suko auf dem Friedhof verschwunden sind, durchwühlt John in Ellies Wohnung ihre Klamotten, um hoffentlich irgendeinen Hinweis zu finden, wohin die beiden verschwunden sein könnten. Außer „Breentchurch“ und lebende Tote gibt’s ja nix weiteres, woran er sich klammern könnte.
Ein Name … und sofort waren einige sehr coole Romane wieder präsent.
John erinnerte sich beim Anblick des Fotos an sein Erlebnis im Bedlam, wo er sich undercover hat einliefern lassen, um den Geschehnissen dort, dem grauen Mann mit den blutigen Tränen, auf den Grund zu gehen und wo er, sowie auch Sir James auf Niridis, den schwarzen Diener des Wahnsinns und der Verzweiflung trafen.
Zusammen mit Tunvur, Woxhon und Barantar war er ein Diener von Kerrendes, dem Schwarzen Tod.
Und sein Handlungsort war das Bedlam, das John jetzt im Hintergrund auf dem Foto erkennt.
Allerdings hat John Niridis hier wohl nur erwähnt, um Sir James auf die richtige Fährte zu bringen, anstatt ihm direkt zu sagen, was er auf dem Bild entdeckt hatte. Fand ich aber sehr cool, muss ich zugeben, weil es eben tatsächlich sowas wie einen Flashback auslöste und sofort das fiese Cover vom „Diener des Wahnsinns“ vorm geistigen Auge erschien. Dabei wars ja nicht so, dass dieser Roman hier nicht allein für sich schon für die fiesesten Bilder sorgte, das kam dann jetzt noch oben drauf.
Jedenfalls hab ich da dann doch endlich mal geschnallt, dass es sich um verschiedene Zeitebenen ging: Als Dr. Bilborough sagte, dass die Umstände von Miss Rogers Tod weit vor ihrer Zeit geschahen. Dazu ging es danach nicht mehr weiter mit der Flucht von Rachel und Richard, nachdem das Patrick-Monster Richard erwischt hatte und Rachel mit dem Wagen abgehauen war …
Dabei hätte ich schon viel früher drauf kommen können, denn das erste Mal gestutzt hatte ich, als die Brüder Revolver benutzten und es im Wettbüro nach Zigarettenrauch stank.
Außerdem wurde die ganze Zeit über nicht erwähnt, was für einen Wagen sie fuhren. Nur auf dem Autofriedhof in Breentchurch gabs das erste Mal die Beschreibung vom Austin A30, den Patrick vom Fotoalbum seiner Großmutter kannte. Die gabs in den 50ern und Patrick meinte, dass die schon Jahrzehnte nicht mehr gebaut wurden. Das Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden gibt’s seit ca. 2007 und Revolver sind ja auch schon länger aus der Mode, vom modernsten Selbstladerevolver Ende der 90er mal abgesehen.
Rechnet man noch das ungefähre Alter von Ellie dazu, könnte man die Handlung der Brüder zumindest auf Ende der 80er bis Anfang der 90er einschränken.
Aber nöööööö, ich war so in der Handlung drin, dass ich selbst nach den kleinen „Ungereimtheiten“, wie Revolver und Zigarettenrauch nicht gewillt war, mir da nähere Gedanken drüber zu machen, sondern mich einfach von dem Fortgang der Story führen zu lassen.
Besonderen Gruselfaktor hatten die Szenen in Lady Fayes heruntergekommenem Herrenhaus.
Nicht nur ihre verachtungswürdige Leidenschaft, Körper von Menschen auseinanderzunehmen und irgendwie anders wieder zusammensetzen, während die Überreste noch weiterlebten, ließ einem die Gänsehaut über den Rücken jagen, auch ihre Tochter Rachel hatte gewaltig einen an der Waffel. Wahrscheinlich durch die Einsamkeit, nur in diesem Haus zu leben und allenfalls mal nen Ausflug nach Breentchurch zu machen. Klar, dass die Gute sich auch mal anderweitigen Freuden hingeben wollte, wenn schon mal ein Mann da war, von dem ihre Mutter nichts wusste.
Volià , Ellie!
Alles ergab nach und nach immer mehr Sinn und kam zu einem runden, erklärenden Ende.
Warum Ellies Mutter wahnsinnig erschien und davon sprach, dass die Toten sie kriegen würden, wieso auch Ellie Visionen und Träume hatte, die Stimme in ihrem Kopf hörte, Tote in ihrer Gegenwart lebendig wurden und natürlich auch, warum sie jagt auf sie machten. Wer die Monster auf dem Autorfriedhof und im Herrenhaus waren, wohin Patrick verschwand, was mit Colins Überresten passierte und wo Richard, Ellies Vater, letztendlich landete.
Zumindest hat sie ihren Vater, bzw. seine Augen dann doch noch kennengelernt …
… bevor sie durch die List ihrer Großmutter Faye ebenfalls ins Bedlam eingeliefert werden musste, woran gerade Suko zu knacken hat und sie auch hin und wieder besucht.
Allerdings scheint Ellie noch immer ihre „Gabe“ zu besitzen, dass Totes in ihrer Nähe nicht tot bleibt .. wenn auch nicht so ausgeprägt wie vorher.
Mich hat der Roman bestens unterhalten, war
top geschrieben, die Story an sich war klasse und für mich auch in keinster Weise überfrachtet oder sowas. Ja, es wurde viel aufgefahren, auch wenn wirklich pompöse Mörderkämpfe oder ne große Endschlacht nicht dabei waren, aber das, was war, hat ja an Klopperei, Mord und Totschlag völlig gereicht

Kurzum: alles drin! Naja fast, aber was mir inzwischen fehlt, dafür kann ich keinen Abzug geben

Die Beschreibungen des Unfalls und der Verletzungen der Unfallopfer, im Supermarkt, in der Kanalisation und im Krankenhaus waren seeeehr bildlich und eindrücklich. Gruselfeeling war auf jeden Fall vorhanden … aber auch nicht übertrieben. Ich fands sehr passend (auch wenn der Bodycount schon ziemlich hoch war).
Aber … war er das wirklich? Gut, der Unfall auf jeden Fall und die Menschen, die den Toten auf dem Weg zu Ellie in die Quere kamen. Ansonsten wurden in erster Linie ja die Toten lebendig, die sich in Ellies Nähe befanden, wie z.B. im Krankenhaus … was dann aber wiederum zur Folge hatte, dass auch dort Menschen starben, die den Untoten bei ihrer einzigen Mission im Weg waren.
Doch … ja … hier wurden so einige Leutz niedergemetzelt, aber eben im logischen Zusammenspiel mit dem Plot!
Das
Cover war sehr unheimlich und atmosphärisch und mit dem Vogel, sowie dem angedeuteten Totenkopf gabs auch Bezug zum Inhalt.
Der
Brief aus der Gruft war eine Shortshortstory von Michael Sonntag.
Sehr unheimlich war der Anfang, hatte einen für die Protagonistin sehr verhängnisvollen Mittelteil und ein für uns Leser überraschendes Ende. Ein Wiedersehen mit Abaddon und Agash, die sich ein willkürliches Spiel zum Zeitvertreib mit Menschen als Opfer lieferten.
Das hinterließ einen leicht bedrückenden Eindruck und war damit für mich
sehr gut geschrieben.