Ich wollte heute wieder einmal in die
literarischen 70er-Jahre eintauchen - und tat dies mit diesem Roman. In der Bewertung schließe ich mich
Habibi und
kualumba an, die eigentlich so ziemlich alles dazu gesagt haben. Darum wiederhole ich es nicht noch einmal.
Die doch vielen Logikfehler - zum Teil sogar gravierende, wie ich finde - ärgern mich heute schon sehr. Ich dachte aus meiner Erinnerung heraus, der Autor wäre zu der Zeit, als er noch keine eigene Serie sein Eigen nennen durfte, nicht so schluderig gewesen. Aber mitnichten, wie dieser Roman eindrucksvoll beweist. Es musste doch einen Grund geben, weshalb ich nach ein paar Romanheften (etwa ein Dutzend) aufhörte, Romane mit diesem Inspektor zu lesen.
Was keiner meiner Vorrezensenten besprochen hat, gebe ich hiermit kund: Wieso versinken Vampire einfach in einem Moor und sterben darin? Sie sind doch Untote, Unsterbliche, die nur von der Sonne oder ganz speziellen Waffen erlöst werden können. Also dürfte ihnen ein Moor nicht wirklich etwas anhaben können.
Dazu noch der vollkommen unlogisch auftauchende Dämon, der sich von John den Holzpflock ins Gesicht stoßen lässt, weil dieser ihn im Nebel nicht sehen kann - trotz einer Laterne! Seit wann brauchen Dämonen Laternenlicht, um etwas zu sehen im Finstern?! Sind sie nicht Wesen der Finsternis? Dann sollten sie doch zumindest so gut wie z. B. Katzen im Dunklen sehen können. Und Sinclair hat alle Zeit der Welt, dessen feucht gewordenes Hemd mit dem Feuerzeug anzuzünden, das dann plötzlich lichterloh brennt, den Holzpflock aus des Dämons Gesicht zu ziehen und diesen zugleich ins Moor zu stoßen! Ui, ui, da hat Herr Rellergerd aber ganz tief hineingegriffen (ins Moor?

) in die Fehlerkiste. Kein Wunder, dass auf diese Art und Weise bei solch schwachen Dämonen John Sinclair immer noch am Leben ist. Und der Dämon versinkt einfach sang- und klanglos brennend im Moor und ward nicht mehr gesehen. Das gibt es doch nicht! Wieso sollte ein Dämon von einem Moor verschlungen werden können? Die Flammen müssten zudem durch die Feuchtigkeit und das Moorwasser sofort gelöscht worden sein, also konnte er auch nicht verbrennen. Das ist schon ziemlich starker Tobak ...
[SPOILER]Dass er einen kleinwüchsigen Vampir, dem er die Seidenkrawatte um den Hals gebunden hat, einfach so hochhebt und beide Enden der Krawatte um einen Deckenhaken verknotet, das gehört auch in die nicht erwähnten Superleistungen eines Dark'schen Super-Inspektors von New Scotland Yard. Da könnte sogar James Bond noch was lernen, hätte er nur den Roman gelesen ... :ohnmacht:[/SPOILER]
Was ich als positiv werte, ist, dass hier ein Inspektor Sinclair agiert, der noch kein übernatürlicher Alleskönner ist, der noch nicht bloß ein Kreuz zücken muss, damit reihenweise die Geister und Dämonen das Zipperlein bekommen und wehklagend vergehen. Nein, als Waffen hat er bloß eine Seidenkrawatte und ein zugespitztes Stuhlbein, welches er jedem Vampir problemlos selbst im Dunkeln mitten ins Herz rammen kann, ohne einen Hammer oder ein sonstiges Schlaginstrument benutzen zu müssen. Respekt vor solcher Kraft! Auch scheint er bessere Augen im Dunkeln gehabt zu haben als die Vampire, die ja sonst im Dunkeln kein Problem mit dem Sehen haben, zumindest bei anderen Autoren.
Fazit: Abgesehen von allen diesen und den sonst aufgezeigten Fehlern ließ sich der Roman auch heute noch flüssig lesen - mit sehr wenigen Rechtschreibfehlern im Text im Gegensatz zu heutigen Heftromanen, oft aber auch in Büchern. Das nebelverhangene Moor, das einsame Gasthaus mitten im Moor erzeugen auch heute noch eine gruselige, morbide Stimmung, sodass ich doch milde gestimmt bin in der Bewertung, die sonst Richtung null Punkte gehen müsste.
Ich vergebe
2 Holzpflöcke von 5.
Über das Titelbild möchte ich nicht viel sagen, das gehört zu den schlechteren Dingen der 70er-Jahre, in denen ich aber sehr gerne meine Jugendzeit verbracht habe.
War ein tolles Jahrzehnt! Nie wieder waren wir so frei von Zwängen wie damals, finde ich! :alt: :winke: