Die kleine Marylin Grey spaziert einfach in die Basis der Weißen Macht und fragt nach Father Ignatius. Nach dem letzten Vorfall dort schlägt die Gesichtserkennung natürlich sofort an. Marylin mag unschuldig aussehen, aber Lilith hat sie ausgezeichnet manipuliert und außerdem steckt in ihr ein dunkler Engel. Logisch, dass da erstmal sämtliche Waffen auf sie gerichtet werden. Father Ignatius will lieber deeskalieren. Bringt sie in seine Wohnung und bietet ihr ein leckeres Eis an, damit man sich in Ruhe unterhalten kann. Was soll schon schief gehen?
[COLOR=bbcf83]“Im Prinzip ist sie brandgefährlich. Ich habe die Berichte von Sinclair gelesen. Dieses Kind ist eine tickende Zeitbombe.“ “Wir können ihr helfen. Nein, wir müssen ihr sogar helfen. Was, wenn sie von Ennoia befreit wurde? Wenn die Magie des Kreuzes sie neutralisiert hat?“ „Was, wenn es eine Falle ist?“, konterte sein Stellvertreter. „Ein trojanisches Pferd?“ „Die Gefahr besteht, aber sie ist kalkulierbar.“[/COLOR] Nochmal, was soll schon schief gehen? Davina McCarthy muss als Verstärkung reichen, die ist Frau und Mutter, sollte also gut mit dem besessenen Mädchen umgehen können. Dass sie auch Marylins lilithdienende Mutter erschossen hat, kann man mal vernachlässigen. Was soll schon schief gehen? Die Weiße Macht hat sich also der quengeligen, reizbaren Marylin angenommen. Es gilt herauszufinden, ob in ihr immer nach Ennoia steckt. Vielleicht hat die Macht von Johns Kreuz den dunklen Engel aus ihrem Körper vertrieben und sie ist wieder ein ganz normales Mädchen. Wäre das nicht schön? Bei Florian Hilleberg rechne ich ehrlich gesagt nicht damit, dass dieser Roman ein gutes Ende nimmt. Eher das Gegenteil.
Die Spinnenfrau Cruciata befindet sich in den römischen Katakomben. Lilith hat sie wohl doch nicht in ihr Reich gerettet. Da sie eine Gedächtnislücke hat, erfährt man leider nicht wirklich viel. Zwei Gangster verirren sich hierher, die ihr zum Opfer fallen. Beziehungsweise Liliths Bodysuit-Vollstreckerin, die plötzlich auftaucht. Hat die Große Mutter also doch Hilfe geschickt. Später erwischt es noch ein paar Polizisten.
Darüber werden die Fälle in der zweiten Hälfte zusammengeführt. Bei einer Befragung packt Marylin gerade aus, dass sie sich mit Cruciata in den Katakomben aufgehalten hat, als die Weiße Macht eine Nachricht erreicht.
[COLOR=bbcf83]“Das war unser Kontaktmann bei den Carabinieri. Einer ihrer Commissarios wird vermisst.“[/COLOR] Verschwunden ist er in den Katakomben. Davina geht der Sache nach. Sie und der Polizeitrupp werden in den Stollen von Cruciata und der Vollstreckerin angegriffen und Davina gefangen genommen. Man hat sie in eine Falle gelockt.
In der Basis der Weißen Macht schnappt zeitgleich die zweite Falle zu. Lilith ergreift Besitz von einer Psychologin. Marylin und Signor Conte, der Stellvertreter von Ignatius, sind plötzlich spurlos verschwunden. Lilith spielt ein wenig ihr übliches Spiel. Sie verhöhnt Ignatius da, wo es weh tut, und bedrängt ihn unangenehm auf sexuelle Weise. Dann bricht sie ihrem Wirtkörper das Genick.
Als der obligatorisch als Experte hinzugerufene Geisterjäger in Rom landet, ahnt er von der zugespitzten Lage noch nichts. Er soll nur dabei helfen, Marylins Status herauszufinden. Doch es kommt alles anders.
[COLOR=bbcf83]“Wo ist Marylin?“ In den folgenden Sekunden erlebte ich, wie Ignatius förmlich zusammenfiel. „John, ich ... ich glaube, ich habe einen riesigen Fehler begangen.“[/COLOR]
In einer kleinen Rückblende erfahren wir, wie Marylin Signor Conto killt, indem sie seinen Schädel langsam zerquetscht.
[COLOR=bbcf83]Die Qualen waren unbeschreiblich.[/COLOR] Natürlich, dem Leser müssen ja die üblichen grafischen Darstellungen geboten werden. Wie schon beim Polizistenmassaker in den Katakomben.
Father Ignatius macht sich inzwischen furchtbare Vorwürfe, weil er die Situation und die von Marylin ausgehende Gefahr völlig unterschätzt hat. Jetzt ist es zu spät. Im Geheimarchiv hat das Mädchen inzwischen ein weiteres grausiges Blutbad angerichtet. Hier stellen John und Ignatius sie zum Finale. Eigentlich ist die übliche Textmenge erreicht, aber Florian Hilleberg gönnt sich mal 10 zusätzliche Seiten. Deshalb entkommt Marylin nach diesem kurzen Aufeinandertreffen. Jetzt ist Ennoia in ihr wieder aktiv und brennt ihr einen Weg durch’s Gestein in die Katakomben. Hier trifft John nicht auf das gesuchte Mädchen, aber auf Liliths Vollstreckerin.
Marylin hat John irgendwie ausgetrickst. Ein Trugbild? Teleportation? Bei Hilleberg würde ich sogar eine schockierende Offenbarung erwarten, dass Marylin eine bisher unerwähnte Zwillingsschwester hat, die er auch nach 10 Bänden irgendwie in ihre Hintergrundgeschichte drückt, nur um den Leser zu überraschen. Marylin und Ennoia befinden sich nicht in den Katakomben, sondern noch in der Weißen Macht, um Ignatius zu töten.
[COLOR=bbcf83]Father Ignatius schloss mit seinem Leben ab. Gegen Ennoia hatte er nicht den Hauch einer Chance.[/COLOR] Weil der aber immer so übertrieben geduldig und total lieb mit der Kleinen war, hält sie ihren dunklen Engel davon ab.
In den Katakomben wird John durch Cruciata davon abgehalten, die vermummte Vollstreckerin zu enttarnen. Da wartet sicher der nächste Schock für den Leser. Sie killt ihn jedoch nicht, genau so wie Davina bewusst am Leben gelassen wurde. Weil man mit ihnen noch etwas vor hat und sie für irgendetwas braucht. Auch eine Möglichkeit, die Gefahr von den Haupthelden zu nehmen.
Hier zeigt sich wieder sehr deutlich, welches Problem mit ich Florian Hilleberg selbst bei seinen guten Romanen habe. Es ist einfach kein JS, sondern etwas eigenes. Klar, jeder Co-Autor hat seine eigenen Baustellen und schreibt sie in seinem eigenen Stil. Aber sie alle schreiben auf ihre Art „Gruselheftchen“. Das reicht Florian Hilleberg nicht, er braucht Blockbusterkino. Merkt man auch daran, dass ihm die üblichen 64 Seiten oft nicht reichen. Damals mussten Heftromanautoren Passagen streichen oder der Lektor hat gekürzt, bei Sinclairstar Florian Hilleberg geht das schon klar.
Mhh, sorry, das schießt zu sehr gegen die Person an sich. Zurück zum Heft. Der Autor streut mal mehr und mal weniger unauffällig Kirchenkritik und Feminismus ein, moderne Themen und Botschaften gehören bei ihm einfach als Autorenzeigefinger dazu. War aber schon wesentlich schlimmer. Genauso wie das Teeniedrama und die Schicksalsschläge. Passt. Nur bei der Brutalität und der Ausführlichkeit dieser Szenen macht Hilleberg keine Abstriche, das ist schon recht heftig.
Würde mich alles nicht stören, wenn es das eigene Ding des Autors wäre und ich nicht meinen eigenen Anspruch hätte, dass JS schon noch im Geiste des Altmeisters geschrieben sein muss. Ich sage mal so. Als JS ist das für mich maximal eine 4/10, an sich aber eine SEHR GUTe

:baff: :baff:(8 von 10 Kreuze ) Für seine Verhältnisse hält Florian Hilleberg sich hier ziemlich zurück, Spaß hatte ich schon. Wieso bekommt der Autor kein eigenes Pseudo-JS-Spin Off wie Dark Land? Das eigentlich bis auf ein paar Namen und Querverweise gar nichts mit der Hauptserie zu tun hat. Oder eine eigene Gruselserie? Ich weiß, das schreibe ich ständig und es ändert nichts. Aber mir blutet so das Herz und welches Potential da verschwendet wird.
Naja, die Wertung hier fiel mir schwer und sie ist klar von JS ausgekoppelt. Viele JS haben von mir in der letzten Zeit schlechtere Wertungen bekommen, sind aber als Beiträge zur Serie viel besser und fühlen sich mehr wie JS an.