In einem Cafe zeigt sich dem Russen Imre Gorki die Geisterfrau vom Cover. Sie setzt sich zu ihm und starrt ihn an, eine tödliche Kälte breitet sich in ihm aus und tötet ihn. Als nächstes erwischt es Caspar Schinkski. Und Leo Kromow.
[COLOR=bbcf83]“Drei Tote, Herr Stahl. Alle sind durch einen Kälteschock ums Leben gekommen, den sich niemand erklären kann.“[/COLOR] Da die normalen Kollegen nicht weiter wissen, soll Harry den Fall untersuchen.
Da alle drei Opfer Russen waren, hat Harry es nicht weit. Die dazugehörigen Familien leben alle im Berliner „Russen-Nest“. Erstmal macht sich Harry in einer Kneipe weitere Gedanken. Und da stößt er auf eine junge Frau, die eine eisige Kälte ausstrahlt.
[COLOR=bbcf83]“Mal kurz gestört. Da ist eine sehr junge Frau in euer Lokal gekommen. Kennst du sie?“ „Klar.“ „Und wer ist sie?“ „Ganz einfach. Das ist Wilma Woronin, die öfter kommt. Sie ist gerne bei uns.“[/COLOR] Also doch keine Geisterfrau, wenn sie hier als menschliche Gestalt auftritt? Harry hat jetzt durch reinen Heftromanzufall jedenfalls ein weiteres Puzzlestück erhalten.
Als erstes befragt Harry Elena Gorki. Bei den üblichen Dark-Dialogen kann ich mir nicht vorstellen, dass er sich geschickter anstellt, als die Kollegen, die bei ihren Befragungen nichts herausgefunden haben. Aber soweit kommt es gar nicht, denn Harry wird in der Wohnung niedergeschlagen. Ausgerechnet von Karina Grischin, die wohl auch irgendwie in den Fall verwickelt ist und sich gerade bei Elena Gorki befindet. Interessant. Karina ist aktuell dank Florian Hilleberg eine sehr interessante Figur, ich befürchte aber, dass der Altmeister ihre aktuelle Lage nicht einbezieht. Nachdem geklärt ist, dass beides Freunde des Geisterjägers sind, kann man sich friedlich unterhalten. Wilma Woronin ist offenbar eine gefährliche Schamanin. Die aber umgebracht wurde und jetzt auf Rachetour ist. Also eine Wiedergängerin mit magischen Tricks? Karina will ihre Beziehungen spielen lassen und allein weiterarbeiten, als Wilma ihre Kälte schickt und sie beiden lähmt.
[COLOR=bbcf83]“Wir sind in die Falle gelaufen.“ „Ja, verdammt.“ „Sie wird gleich hier erscheinen und ihren Triumph auskosten.“[/COLOR]
Diese beiden Helden haben kein schützendes Kreuz. Wilma könnte jetzt ernst machen, aber als Dark-Gegner labert sie lieber, nimmt Karina mit und lässt Harry am Leben. Der holt natürlich John Sinclair nach Deutschland und damit ist Wilma Woronin am Arsch. Hier könnte man schon Schluss machen, die zweite Hälfte des Abenteuers ist nur noch Formsache.
Wilma verschleppt Karina in ihr Haus und befragt sie dort. Ok, Karina wurde von den russischen Behörden geschickt, um die Schamanin dingfest zu machen. Dass sie wegen einer fiesen Falle abtrünnig geworden ist, damit hat sich der Altmeister schlichtweg nicht befasst. Schade, die Redaktion könnte ihm ruhig mal jedes halbe Jahr eine ganz kurze Zusammenfassung darüber geben, was seine Autorenkollegen so geschrieben haben. Oder er dürfte bestimmte Figuren einfach nicht zur „Weiterverwertung“ freigeben, fände ich ehrlich gesagt völlig legitim. Wilma hat drei Männer getötet, drei sind noch an der Reihe. Karina darf solange weiterleben, bis sie ihre Liste abgearbeitet hat.
[COLOR=bbcf83]Normalerweise hätte Wilma sie auch getötet, aber sie wollte sich noch mal mit ihr unterhalten und ihr sagen, wie gut sie war. Erst dann sollte das Jenseits sie aufnehmen.[/COLOR]
John und Harry schreiten in Berlin nach einer Bratwurst mit Brötchen zur Tat. Man trifft sich mit dem Kontaktmann Rabow, der irgendwie ebenfalls von den sechs Männern weiß, von denen noch drei leben.
[COLOR=bbcf83]“Wenn das alles so leicht ist oder aussieht, denn sollten wir uns auf den Weg machen und drei Ihrer Landsleute warnen, Rabow.“[/COLOR] Zum Glück wohnen die ja alle in diesem klischeehaften Russen-Nest.
John und Harry warnen einen Paschin, doch sie können nicht überall gleichzeitig sein und haben sich auch nicht getrennt. So erwischt Wilma einen anderen der Männer und tötet ihn. Bleiben noch zwei.
[COLOR=bbcf83]Dieser Paschin war ein widerlicher Typ, aber was sollten wir machen? Wir mussten in seiner Nähe bleiben, denn er war der perfekte Lockvogel.[/COLOR] Dabei stellen sie sich aber ziemlich dämlich an, lassen ihren Schützling aus den Augen und da schlägt die untote Schamanin zu und killt ihn. Ob Wilma noch ihr letztes Opfer holen kann, bevor sie vernichtet wird?
Der Bann auf Karina Grischin lässt indes langsam nach und sie kann sich wieder bewegen. Damit hätte Wilma eigentlich rechnen müssen und sie zusätzlich fesseln. Sie ruft John an, der seine Mission sofort vergisst und zu ihr fährt.
[COLOR=bbcf83]Sie wurde sonst mit fast jedem Gegner fertig. Hier aber hatte sie Probleme. Und da galt es, ihr zu helfen. Alles andere musste ich hintenanstellen.[/COLOR] Kapiere ich nicht. Wilma ist auf Mordtour unterwegs und somit beschäftigt, Karina kann sich langsam wieder bewegen. Was hindert sie daran, einfach das Haus zu verlassen?
Die Schamanin hat ihr letztes Opfer dann wohl vergessen, denn sie fährt erstmal nach Hause und Karina bekommt somit doch Schwierigkeiten. Sie versteckt sich und stellt sich dann. Immerhin hat Wilma ihr nicht die geladene Pistole abgenommen und ein paar Silberkugeln sollten doch für sie reichen, oder? Als Karina auf sie schießt, nimmt Wilma ihre Geistgestalt an und die geweihte Munition rast durch sie hindurch. Mhh, ich dachte eigentlich, dass der Kontakt mit der weißen Magie auch Geistwesen schadet. Es gab doch sicher genug Romane, in denen solche Kreaturen mit Silberkugeln zumindest geschwächt werden konnten. Egal, Wilma holt jetzt zum Gegenschlag aus und will Karina vernichten. Doch
[COLOR=bbcf83]Das geschah nicht. Denn genau im richtigen Moment kam die Rettung, und die ließ sich auch nicht aufhalten.[/COLOR] Auf der letzten Seite taucht der Serienheld im perfekten Timing auf und das Kreuz reagiert automatisch. Wilma wird entweder rechtzeitig ins Jenseits zurück geholt oder sie wurde doch noch erwischt. Ich vermute letzteres, im Zweifel, weil der Altmeister diese Figur einfach vergisst und eh nie wieder einsetzen wird.
[COLOR=bbcf83]“Endlich“, sagte sie. „Was meinst du?“ „Haben wir wieder mal gewonnen. Und das gegen einen Feind, der fast lächerlich zu dem wirkt, was wir in der letzten Zeit erlebt haben.“[/COLOR] Wohl wahr, Karina.
Für mich ist die Sache von Anfang bis Ende ziemlich eindeutig. Wer Freund von Jason Dark und seiner Schreibart ist, sollte hier definitiv zuschlagen. Es passt nämlich vieles. Das Abenteuer ist ein Tatort-Krimi mit Gruseleinschlag. Der Schauplatz Berlin. John Sinclair und Harry Stahl als Ermittlerduo. Wilma ist als Gegnerin kein Totalausfall und hätte ihre Racheliste fast voll gemacht. Der Roman ist simpel aufgebaut, mit Heftromanzufällen und ohne große Wendungen, aber dadurch gibt es nicht so viele unlogische Quatsch-Stellen. Sogar die Dialoge gehen halbwegs, weil sie oftmals diesen Dark-Charme versprühen.
Am Ende bleibt für meine Ansprüche trotzdem nur ein mittelmäßiger Fall der Woche. Für das, was der Altmeister aktuell sonst so bietet, ist es aber genau das Niveau, bei dem er bleiben sollte. Auf der Dark-Skala vergebe ich ein GUT und

:baff: :baff: :baff: :baff: (6 von 10 Kreuzen)
PS zur Leserseite. Schade, dass Jason Dark keine Autogramm-Touren mehr macht. Mit 4 Jahren war ich noch kein Sinclairfan und habe seine Autogrammstunde in Chemnitz verpasst. Ärgerlich!
