In diesem Roman kam mal wieder so richtig der unvergleichliche Stil des Timothy Stahl zum Vorschein! Immer auch so'n bisschen sarkastisch … und humoristisch … aber ohne lächerlich zu wirken. Voll mein Ding!
Dazu dann noch das Thema … Halloween … ich meine, ich möchte den armen Autor nicht auf solche Themengebiete "reduzieren", aber er kanns einfach! Und wie!
Es macht mir jedes Mal aufs Neue nen Heidenspaß, solche Romane von ihm zu lesen (und damit will es jetzt nicht sagen, dass das kein anderer Autor könnte, oder er "nur" sowas kann, aber "andersherum" kam ja noch nicht so oft vor!

).
Old MacKill, der angebliche Mörder eines Kindes, soll zurückgekehrt sein.
Aha, ja wo war er denn? Und warum ist das jetzt so ein Event?
Jemand weiß aber ganz genau: der Farmer KANN nicht zurückgekehrt sein …
Warum das so ist und nur dieser eine Jemand genau Bescheid wissen kann, erfahren wir erst zum Schluss. Eine super Idee, zumal ich mittendrin bis gen Ende eigentlich dachte, dass dieser Anfgangstipp möglicherweise vergessen wurde.
Wurde er nicht …
Dann die Bleasdales … so ein geiler Name, keine Ahnung, warum. Seit damals bei "Das Relikt" (andere Schreibweise des Namens, aber für mich gleich ausgesprochen^^) irgendein Ar***kriecher dem Bürgermeister-Pärchen, den Blaisedales, so in den Allerwertesten gekrochen ist, verbinde ich diesen Namen mit ner ganz bestimmten Betonung. Hier dahinter dann einen Reverend zu wissen, machte diesen Namen irgendwie noch genialer!
Die Sache mit der Hand ... der arme Kerl ... brrr ... erst halb vom Kürbis gefressen, dann von der eigenen Gattin abgestochen zu werden (ok, nur die Hand^^), die es doch nur gut meinte
Aber vor allem John geht es hier des Öfteren ordentlich an den Kragen, was ich schon irgendwie cool fand. Trotz seines Talismans, trotz seiner Beretta.
Auch wenn TS mich am Anfang beigekriegt hatte, weil ich dachte, dass John allein nach Spalding gefahren ist. Dann aber ist Suko zur Stelle, als es John im Haus, bzw. im Wintergarten der Hudlins arg erwischt.
Rückwirkend wird dann erzählt, dass sie von Anfang an beide gefahren sind, Suko sich aber erst noch mit DI Phelps gewollt woanders rumgetrieben hatte. Coole Aktion!
Und natürlich gabs von Johns Seite aus bei Sir James auch wieder eine hoffnungsvolle Anfrage, ob nicht doch ein Bentley drinsitzen würde. Aber wie der "magenkranke Pavian" so nett konstatierte, hatte John den damals selbst bezahlt. Kann ich mich auch noch dran erinnern. Er hat gespart und weil er sonst keine sonderlichen Extras brauchte, sollte es eben für nen Bentley sein, SEIN Wagen, SEINE Leidenschaft. Ein Frevel, ihm andere fahrbare Untersätze zu geben. Einmal hatte der Yard einen neuen Bentley bezuschusst, weil der halt im Dienst mal geschrottet wurde, aber das ist ja nicht die Regel.
Also Leute, lasst John mal wieder sparen, damit er sich nen Bentley holen kann! Er hat doch sonst nix

Der gehört zu ihm, wie sein Kreuz, eben eines seiner Markenzeichen. Der Audi ist zwar für sich genommen ganz ok und ein netter Versuch einer Neuerung, aber neee … das passt einfach nicht. Das ergibt absolut kein gescheites Bild vorm geistigen Auge … zumindest bei mir nicht! Rover ginge auch noch halbwegs, weil er den ja auch lange gefahren ist, aber einmal Bentley, immer Bentley. Man, das ist eben Johns Auto … so wahr wie Magnum nur Hawaiihemden trägt, Black Beauty ein Pferd und kein Hund ist oder ich zu Hause das Sagen habe! Das wird auch nicht so einfach geändert …
Ok, mal weiter im Text.
Auch die lebendigen Erzählungen, was passiert ist, z.B. durch Mrs. Hudlin via Sprachaufnahme, die ich förmlich im Ohr hatte … Das war sehr viel interessanter und amüsanter zu lesen, als wenn DC Browne das alles "nur erzählt" hätte oder John/Suko sich das selbst angehört und anschließend drüber gesprochen hätten.
Allein Mrs. Hudlins Ausdrucksweise und ihr Fokus, die Gebrechlichkeiten ihres dahingeschiedenen Gatten dauernd zu erwähnen, fand ich sehr gelungen (oder auch "Mrs. Dodds Dackel Dodie" … auf sowas muss man erstmal kommen^^).
Und das mit "mächtig" und dem "Flüstern", das kam selbst aus Mrs. Hudlins Munde leicht schaurig rüber.
John und Suko tippen bei der ganzen Sache auf Mandragoro. Immerhin sinds Kürbisse und Gewächse, die sich da dauernd verselbständigen. Und Old MacKill wollte am Anfang ja auch seine Kürbisse an den Mann/die Frau/das Kind bringen, damit's da mal zur Sache geht, weil keiner mehr Respekt vor den Gaben der Natur hat.
Warum das so ist, kommt gleich.
Erstmal muss ich noch erwähnen, dass ich die Verstrickung von DC Linus Browne in den Fall gelungen fand. Er war es damals, der zusammen mit dem ermordeten Jimmy Baxter als Mutprobe einen Kürbis von MacKillams Feld klauen sollte … und im Prinzip "nur" Jimmys Kopf mitbrachte, den es auf dem Feld durch eine zusätzliche, böse beseelte Vogelscheuche erwischt hatte …
Sein Chef DI Phelps hat ebenfalls einen persönlicheren Bezug zu der ganzen Sache.
Er ist derjenigewelche, der sich so sicher war, dass Old MacKill nicht zurückgekehrt sein KANN … weil er ihn damals im Affekt umgenietet hatte. Allerdings war die Leiche dann verschwunden, weswegen man auch annahm, er wäre einfach weggegangen, weil jeder ihn als Mörder von Jimmy Baxter angesehen hatte … ohne wirkliche Beweise.
Nachdem die Geschichte um Jimmy Baxter und DC Linus Browne zuende erzählt war, lauert Reverend Bleasdale John und Suko auf und bittet um eine Audienz in der Kirche. Um schneller voranzukommen, trennen sich unsere Geisterjäger.
Mag im ersten Moment vielleicht nicht so ganz toll zu wirken, aber ist ja nicht das erste Mal, dass sie sich trennen, um parallel und zeitlich schneller an Infos zu kommen. Und beide machen sich ja gedanklich auch schon Vorwürfe, sich überhaupt getrennt zu haben, dass es halt doch eher ne blöde Idee war.
John will nachgucken, ob wirklich wieder jemand auf der MacKillam Farm wohnt und Suko schenkt Rev. Bleasdale sein Gehör … zumal er Kirchen ja eh mag.
Parallel werden John und Suko dann Dinge gewahr, die zu Halloween haarsträubender nicht sein könnten … aber perfekt passten.
Und mit Mandragoro lagen sie auch nicht so falsch …
Der hatte seinerzeit durch die siebte Vogelscheuche Jimmy Baxter getötet … was eben Old MacKill angekreidet wurde … ohne wirklich Beweise.
Ein Ableger des Umweltdämons wohnt jetzt inzwischen auf der Farm, wie John schmerzhaft erfährt. Damals hatte Mandragoro sich die Leiche von Angus MacKillam gekrallt, bzw. den Körper des Mannes und seinen Keim da eingenistet. So konnte er selbst sich wieder um andere Belange kümmern, war sich aber sicher, dass sein Keim aufgehen und in Spalding in seinem Sinne handeln würde. Jetzt war seine Puppe also reif und konnte ihren Auftrag ausführen: ran ans Feld und böse Kürbisse züchten, die dann unter den Menschen wüten sollten, weil sie der Natur nicht den nötigen Respekt zollten.
Währenddessen erfährt Suko von Reverend Bleasdale, dass jemand MacKillam damals getötet hatte, wenn auch nicht vorsätzlich. Aber es war eben passiert. Und dieser jemand ist auch jetzt dort: DI Rupert Phelps (somit erklärte sich auch, warum er so drauf war, wie er sich John gegenüber präsentierte).
Weil Old MacKill also tatsächlich tot ist, muss jemand oder etwas anderes in seiner Gestalt dort aufgetaucht sein, weswegen das Trüppchen jetzt ganz schnell zu John auf die MacKillam Farm fährt …
… wo der Geisterjäger bereits in arge Bedrängnis gerät: gefesselt auf nem Feld voller Kürbisse, die langsam rattig werden.
Doch DC Browne ist in der Nähe, er wollte wohl wissen und sehen, was da auf der Farm abgeht, wo er damals die schreckliche Sache erlebt hatte. Als er John befreien will, gerät alles außer Rand und Band.
0.00 Uhr. Halloween.
Das Tor vom Jenseits ins Diesseits ist durchlässig … auch für den Geist von Angus MacKillam, der keinen Bock drauf hat, weiter als Mörder zu gelten und jetzt Tabula rasa machen will. Dazu fährt er in den Körper Brownes und legt sich mit seiner Körperpuppe an, die jetzt ihr wahres Gesicht in Form eines fetten Monsterkürbisses zeigt.
Aber auch andere Geister werden gezwungen, die reifen Kürbisse zu beseelen und kurzen Prozess zu machen. Die Dinger staksen auf ihren Gewächsanhängseln durch die Gegend, wollen auf den Pickup und sich quasi im Ort den Menschen widmen. John springt ebenfalls auf den Wagen, um genau das zu verhindern. Aber er wird angegriffen, es sind zu viele Kürbisse.
Als es schlecht um ihn steht und ihm die Lichter für immer auszugehen drohen, naht die Kavallerie in Form von Suko, Polizei und geistlichem Beistand.
Zusammen durchkreuzen sie Mandragoros Plan und die Aktivitäten seiner Monsterkürbis-OldMacKill-Puppe, was auch John und dem Kürbismatsch in seinem Hals zugute kommt.
Danach gibt’s auch noch ein bisschen "Kitsch", was ich aber für diese Story auch wieder völlig ok und angebracht fand.
Old MacKillam verlässt Linus Brownes Körper wieder und ist als schemenhafter Geist zu sehen. So können sich die beiden noch kurz unterhalten, bevor der alte Angus endlich seinen Weg fortsetzen kann und nicht mehr länger nur "drüben" verweilen muss, sondern auch nach "dort" kann … nach "daheim". Fand ich irgendwie cool, zumal er ja nicht der Mörder war, für den ihn alle gehalten haben.
Das ganze Ding hat totalen Spaß gemacht, dazu die manchmal nicht ganz so ernsten Ausdrucksweisen und Aktionen, Gespräche/Unterhaltungen, Handlungsweisen, usw., total erfrischend und anders zu lesen, als normalerweise, für mich mit
top Unterhaltungswert!
Das alles gepaart mit den lebenden Kürbissen, den glühenden Augen, das Laufen auf den Gewächstentakeln … ein Sir James, der Scrooge-Like Humbug raushaut und die Nase zur Bentley-Frage rümpft … zu geil die Bilder vorm geistigen Auge. Auch als John halb gefressen wird, also sein Kopf und er fast erstickt … brrr … oder Phelps und Bleasdale die Kürbisse plattfahren. Das fand ich trotz humoristischer Einlagen doch recht gruselig, wie auch die Szene, als John im Wintergarten angegriffen wird, mit Blick auf den armen Mr. Hudlin, der sich dann mit/im Pflanzententakelwirrwarr so grotesk bewegt … oder Linus Brownes "Kürbis", den er damals der Gang vom Feld mitbrachte … für Alice ...
Das alles war für mich in diesem Roman eine echt gut dosierte Mischung, um als
normaler Sinclair für einen
besonderen Tag im Jahr durchzugehen und der deshalb auch bestens zu unterhalten wusste!
Das
Cover war genial! Mandragoros Kürbismonsterpuppe und Linus Browne beseelt von Angus MacKillam, der zu Old MacKill gemacht wurde … szenisch sehr cool angerichtet auf dem Feld mit den ganzen Kürbissen (ihren angedeuteten, bösen Gesichtern) die kein Ende zu nehmen scheinen und im Nebel verschwinden … Super!

:thumbup:
Die
Briefe aus der Gruft präsentieren passend dazu einige Erklärungen zu Halloween von Jonathan Anderland und Ambra Lightning.
Sicher war einigen Lesern schon vieles davon bekannt, aber sicherlich nicht allen. Außerdem fand ich es als Text interessant gestaltet und kurzweilig zu lesen

Somit war der Roman eine rundum gelungene Sache rund um Halloween! Kürbisbowle olé!
