Ok, der Killer ist wirklich Tim Lennox, zu dem schon im ersten Teil alle Spuren geführt haben. Aber warum?
[COLOR=bbcf83]“Alle meine Opfer wussten, weshalb ich sie unter die Erde gebracht habe, nur du kannst dich nicht daran erinnern. Das akzeptiere ich, und deshalb werde ich nach deiner Seele greifen und dir die Wahrheit offenbaren.“[/COLOR]
Damals in Atlantis hat sich Purdy mit dem gruseligen Totengräber von Atlantis angelegt, um Tim Lennox bzw. Daranis zu retten. Das hätte Rafael Marques ruhig ausführlicher beschrieben können. Ein paar Monstervögel, der Rest dreht harmlos in der Luft seine Kreise und ignoriert den Eindringling. Der ach so unbesiegbare Totengräber wird in wenigen Sätzen ohne Gegenwehr geköpft. Purdy war eine normale Atlantiskriegerin unter tausenden, keine Kara. Das nehme ich der Handlung nicht ab.
Und Purdy hat eigentlich nichts falsch gemacht. Nach seiner Rettung ist der verstörte Daranis abgehauen und Purdy konnte ihn nicht einholen. Dass er die Orientierung verlor, kann sie ja nicht wissen. Um der Sache noch eine persönliche Note zu geben, war Purdy damals in den Kerl verliebt.
John wurde von dem magischen Wirbel nach Atlantis gebracht, wurde ja mal wieder Zeit. Wirklich, ein echtes Atlantis-Abenteuer habe ich schon lange vermisst. John trifft auf einen alten Gries, der irgendwie weiß, wer der Mann aus der Zukunft ist. Er erfährt auch von Loram, einem abtrünnigen General des Schwarzen Todes. Das muss die frühere Existenz von Duane B. Winters sein. Für ein bisschen Action greifen dann drei Drachen an. Joh wird aber von Myxin gerettet. Nicht dem bösen aus Atlantis, sondern dem Verbündeten aus der Gegenwart. Was macht der denn hier? Man muss die Romane nicht immer so mit Figuren zukleistern. Ein nettes Abenteuer von John und Purdy hätte doch gereicht, während Suko vielleicht in London versucht zu helfen. Natürlich ist es wieder das perfekte Heftromantiming, dass der Magier gerade jetzt eine Spur zu dem magischen Wirbel findet und ihn zurückverfolgt. Myxin bringt John dann direkt wieder auf die Erde, um bei den Flaming Stones die Lage zu besprechen. Och, Schade. Gut für John, schlecht für mich.
Dann kommen noch verschiedene Schauplätze in Schottland als weitere Handlungsebene dazu. Duane B Winters gibt es ja auch noch. Eine Schießerei, ein toter Polizist und sein Kollege auf Rachetour, eine Landkarte mit einem klischeehaften X darauf. In Internetzeiten ist das irgendwie komisch, aber naja.
Für Purdy war es das.
[COLOR=bbcf83]Ich sterbe! Der letzte Atemzug, der letzte Gedanke, der letzte verzweifelte Versuch, sich aus ihrem gläsernen Gefängnis zu befreien.[/COLOR] Wenn nicht in allerletzter Sekunde ein Wunder geschieht. Oder Tim Lennox sie einfach wieder aus dem Sarg holt. In ihm kämpfen nämlich die gute Seite und die dämonische Seite um Kontrolle. Im letzten Augenblick hat der Krieger Daranis wieder die Oberhand gewonnen. Wie praktisch. So kann er der Anwältin alles erzählen, damit pünktlich zum Ende seiner Offenbarung der Dämon wieder übernimmt.
Duane B. Winters wird inzwischen klar, dass er es verkackt hat.
[COLOR=bbcf83]Im Nachhinein betrachtet hätte er sich niemals der Staatsanwältin derart offenbaren dürfen, sondern ihren Hintergrund zunächst genauer ausloten müssen.[/COLOR] Was hat er denn erwartet? Und dann durch die Schießerei an der Tankstelle noch extra Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wie dämlich. Jetzt taucht er erstmal in einer Villa im Wald unter. Ein Geheimversteck, das er auf der Karte genau markiert hat, einer Karte die er an einen Polizeibeamten verloren hat, wie doof. Außerdem ist dieses tolle Versteck offiziell auf ihn registriert, was Sir James nach minimaler Recherche in Erfahrung bringt.
Purdy flieht auf dem Totenacker vor ihrem wieder bösen Peiniger und den Geiern. Zum Glück sind die Atlanter der Flammenden Steine informiert. Kara kann nicht selbst eingreifen, aber ihr das Goldene Schwert in die Vergangenheit schicken.
[COLOR=bbcf83]Ein Schritt, dann noch einer, und schließlich hätte sie fast aufgeschrien, als sie den Griff der Klinge zu fassen bekam. In diesem Augenblick legten sich die Hände des Totengräbers auf ihre Schultern…[/COLOR]
Bei dem Polizisten an Winters „Versteck“ gibt es mal wieder eine typische Heftromanszene, die bei JS zum Glück in den letzten Monaten weniger geworden ist.
[COLOR=bbcf83]Der Finger der halb skelettierten Frau lag noch auf dem Abzug, und Clay wusste, dass sie keine Gnade kennen würde. Er schloss die Augen, dann fiel ein weiterer Schuss…[/COLOR] Wie gewohnt ist das nicht der tödliche Schuss des Killers, sondern der in allerletzter Sekunde eintreffenden Helden, die den Killer erschießen. Myxin kann zum Glück durch seine Teleportation Entfernungen ganz schnell zurücklegen. Mit dabei sind John, Suko und der Eiserne Engel. Winters beziehungsweise Loram hat indes Verstärkung aus dem alten Atlantis beschwört.
[COLOR=bbcf83]Es war, als hätte sich das Tor zur Hölle geöffnet, denn gut ein Dutzend schwarze, mit Schwertern, Speeren, Äxten und Schilden bewaffnete Skelette begannen, ihnen entgegen zu marschieren. Und es wurden immer mehr...[/COLOR] Och nö, auch solche großen Gegnerzahlen gab es lange nicht mehr, ich mag das auch nicht. Obwohl die Geisterjäger und Myxin unter den Gerippen ordentlich aufräumen, finden sie ihr Ende durch einen anderen. Der Schwarze Tod erscheint durch das Portal und fegt sie mit seiner Sense hinweg. Den Verräter Loram will er nicht entkommen lassen und kümmert sich um ihn. Da hätte es die Helden hier gar nicht gebraucht.
[COLOR=bbcf83]“Jetzt muss ich mich wohl beim Schwarzen Tod bedanken.“[/COLOR]
Eigentlich handelt die Geschichte ja auch von Purdy. Die steht jetzt ganz dramatisch ihrem Verfolger aber auch ehemaligen Geliebten gegenüber. Kurz übernimmt die gute Seite wieder die Kontrolle.
[COLOR=bbcf83]„Dieser Fluch muss endlich ein Ende nehmen, und das geht nur, indem du mich tötest. Tu es– jetzt!“ „Ich kann nicht...“[/COLOR] Natürlich stößt sie ihm dann doch Karas Schwert in die Brust, was für ein tränenreicher Moment. Ganz rührend. Nur nicht für mich, ich bin übersättigt von solchen Szenen bei JS.
Nachdem Winters besiegt ist können die Atlanter Purdy mit vereinten Kräften zurück in die Gegenwart holen. Die Anwältin ist natürlich ziemlich traumatisiert.
[COLOR=bbcf83]Die Heilenden Handschuhe konnten zwar äußerliche Wunden verschwinden lassen, jedoch keine Anstrengungen, ob psychisch oder physisch. Nach ihren Erzählungen musste sie durch eine wahre Hölle gegangen sein, und ich konnte mir vorstellen, dass andere das nicht so leicht weggesteckt hätten. Ob ihr das wirklich so gelungen war, wie es den Anschein machte, würde sich erst noch zeigen.[/COLOR] Kennt man inzwischen auch zur Genüge.
Für mich leider keine Steigerung zum ersten Teil. Wieso packt Rafael Marques nicht seine Stärke aus, moderne Romane im Stil von Altmeister Dark zu schreiben? Ich rede mir vermutlich nur ein, dass er Kollege Hilleberg nacheifert beziehungsweise dem allgemeinen Ton der neuen Romane.
Duane B. Winters hätte es für mich gar nicht gebraucht. Wieso zwei Handlungen in einem Heft? Purdy in Atlantis. John, der ebenfalls dorthin geschleudert wurde. Beide müssen sich auf ihre Art durchschlagen. Zum Finale treffen sie zusammen. Vielleicht noch Hilfe der Freunde von den Flaming Stones. Ich hatte mich so auf John in Atlantis gefreut, es ist lange genug her. Und dann wird er kurz nach seiner Ankunft direkt von Myxin zurück geholt, weil man ja noch den Winters-Plot an der Backe hat. Zum Glück hat der Abtrünnige nicht überlebt, davor hatte ich Angst, vor noch mehr Autorenbaustellen-Figuren. So ist und bleibt es ein persönliches Abenteuer von Purdy. Und auf der anderen Seite die Geisterjäger, die mit einem bösen Atlantis-Wiedergeborenen-Dämon abrechnen.
Davon abgesehen sind hier einige Groschenheft-Szenen für den Phrasen-Ghoul dabei. Tränenreiches Drama, was mich an sich nicht stört, aber bei JS zum Standard verkommen ist. Positiv ist auch hier etwas hervorzugeben, was
nicht passiert ist. Das verstörte Vergewaltigungsopfer vom ersten Teil wird nicht eingebunden, für noch mehr Drama.
Für mich ist dieser Trend bei JS (oder PZ) das, was Twilight für die Vampirszene war. Rafael Marques hat den Roman so geschrieben, wie er ihn wollte. Er wird natürlich nicht auf mich hören, ich bin ja nur eine Stimme. Aber bitte Herr Autor, schreiben Sie ruhig weiter „altmodische“ Hefte in modernem Sprachgewand. Ohne persönliches Drama, tiefe Einblicke in die Gefühlswelt, vollgepackt mit mehrere Handlungen und zum Finale richtig viel Action. Auf Heftromanzufälle und Groschenheftphrasen darf gern verzichtet werden. Aber ehrlich gesagt würde ich das lieber drin haben, als gewisse „Modernisierungen für den Zeitgeist“.
Begeistert hat mich die Dilogie nicht, aus persönlichen Gründen. Geschrieben war der zweite Teil größtenteils klasse.

:baff: :baff: :baff: :baff: (6,5 von 10 Kreuzen) und wieder ein GUT.