Geister-Western - Weder Fleisch noch Fisch
Verfasst: Mo Jun 07, 2021 1:34 pm
Der Geister-Western - Weder Fleisch noch Fisch
Im Jahr 1975 brachte der Bastei-Verlag eine neue Heftreihe namens Geister-Western auf dem Markt. Die Idee war wohl, den Western-Lesern in den Zeiten des Grusel-Booms auf die Gruselromane aufmerksam zu machen und die Leser der Gruselromane, die ja meistens minderjährig waren, dem Western-Genre näher zu bringen, das ja überwiegend von Erwachsenen gelesen wurde.Vielleicht wollte man ja auch nur diesen Sektor abdecken, denn immerhin brachte ja der Marken-Verlag seine Grusel-Western auf dem Markt.
Die Reihe war kein Erfolg, schon mit der Nummer 30 wurde der Geister-Western im Jahr 1976 vom Markt genommen. Der Fehler des Scheiterns lag wohl daran, dass die Romane weder Fleisch noch Fisch waren. Dem Leser von Gruselromanen fehlte zum einen der richtige Grusel-Touch, noch konnte man sich daran gewöhnen, dass meistens ein Cowboy, seltener ein Texas Ranger auf Geisterjagd war.
Der junge Leser wollte mit seinen Helden in der Gegenwart mitfiebern und nicht ständig im Wilden Westen sein. Dem Western-Leser mussten bei der Lektüre die Haare zum Berge gestanden haben. Er las zwar einen Pseudo-Western, aber wo war hier die Action der „richtigen“ Western-Romane? Hier versuchte man krampfhaft das Western-Genre mit dem Grusel-Genre zu verknüpfen. Das Ergebnis dieses Misserfolges war, dass die Serie nach der üblichen Probezeit - in den Siebzigerjahren- mit Band 30 die Segel streichen musste.
Gerüchte, die Geister-Western-Reihe wurde eingestellt, weil damals Jonny „John“ Sinclair als Cowboy im Wilden Westen auf Geisterjagd ging (siehe Vorschau auf Band 30) entbehren natürlich jeder Grundlage.
Leider hatten die meisten Titelbilder wenig mit dem Inhalt der Hefte zu tun, was sie eigentlich tun sollten. So spielte im Band 8 ein Hexer mit, der sich in ein Schlangenwesen verwandeln konnte, und auf dem Titelbild befand sich ein Vampir-Cowboy.
Die Nummer 8 „Der Schrecken von Santa Fe“ von Mark Denver war laut Impressum eine Übersetzung aus dem Amerikanischen und der Übersetzer Bodo Baumann wird einigen von euch als Vampir-Horror-Roman-Autor John Willow bekannt sind. Dieser Vermerk in Band 8, der auf eine Übersetzung hinweist, bezieht sich auf Band 7 aus der SF-Serie Commander Scott (im Original Cape Kennedy) und hat folglich nichts mit vorliegendem Roman zu tun.
Mark Denver ist eigentlich das Pseudonym von Walter Appel, der euch ja als Dämonenkiller-Autor Earl Warren bekannt sein dürfte.
Interessant an der Reihe war vielleicht noch, dass die ersten 20 Nummern redaktionell von John Sinclair-Autor Helmut Rellergerd alias Jason Dark betreut wurden, danach übernahm Karl Wasser, der Western-Redakteur im Bastei-Verlag und Verfasser der meisten Lassiter-Taschenbücher, die Redaktion der Heftreihe.
Der Hauptautor war auf dem ersten Blick Gordon Spirit mit elf Romanen, aber da dies ein Verlagspseudonym war, muss man genauer schauen. Von den elf Gordon Spirit-Romanen hat Susanne Wiemer fünf geschrieben, damit genauso viel wie Günter Bajog alias Dan Ferguson. Der wirkliche Hauptautor der Geister-Western war Walter Appel mit sechs Romanen. Er hat damit 20 % der Geister-Western-Romane verfasst. U. H. Wilken alias Les Willcox (Autor der Dan-Oakland-Serie), der die Nummer 1 und drei weitere Romane schrieb, kommt auf vier Romane. Seine Nummer 1 wurde in der Grusel-Reihe „Dämonenland“ als Nummer 93 im Jahr 1993 nochmals aufgelegt. Von den sechs Walter-Appel-Romanen wurden die Nummern 3 (Geister-Schocker 15), 8 (Geister-Schocker 99), 14 (Geister-Schocker 103), 19 (Geister-Schocker 101) 22 (Geister-Schocker 92) in der Romantruhe-Reihe Geister-Schocker nochmals aufgelegt.
Hier die Titelliste:
• 01 „Die Nacht der Bestien“
von Les Willcox alias U. H. Wilken
• 02 „Der Berg des Grauens“
von Gordon Spirit alias Karl Wasser
• 03 „Die Dämonenfährte“
von Mark Denver alias Walter Appel
• 04 „Canyon der lebenden Leichen“
von Les Willcox alias U. H. Wilken
• 05 „Die Bestie aus der Todesschlucht“
von Gordon Spirit alias Susanne Wiemer
• 06 „Der Henker von Deadwood“
von Les Willcox alias U. H. Wilken
• 07 „Geisternacht am Stiefelhügel“
von Gordon Spirit alias Susanne Wiemer
• 08 „Der Schrecken von Santa Fé“
von Mark Denver alias Walter Appel
• 09 „Die Verdammten der Prärie“
von Les Willcox alias U. H. Wilken
• 10 „Galgenpoker“
von Dan Ferguson alias Günter Bajog
• 11 „Der Teufelsreiter“
von Gordon Spirit alias Susanne Wiemer
• 12 „Die Rache der Felsengeister“
von Dan Ferguson alias Günter Bajog
• 13 „Schwadron der Todgeweihten“
von Gordon Spirit alias Frank Helgath
• 14 „Die Geistervögel“
von Mark Denver alias Walter Appel
• 15 „In den Krallen des Hexers“
von Gordon Spirit alias Rolf Mauerhardt
• 16 „Der Höllenschlund“
von Dan Ferguson alias Günther Bajog
• 17 „Die Todesmine“
von Gordon Spirit alias Susanne Wiemer
• 18 „El Lobo – Schrecken von Mexiko“
von Dan Ferguson alias Günther Bajog
• 19 „Der Hexenjäger“
von Mark Denver alias Walter Appel
• 20 „Die Rückkehr des Gehenkten“
von Gordon Spirit alias Horst Friederichs
• 21 „Stadt der verlorenen Seelen“
von Gordon Spirit alias Karl Wasser
• 22 „Der Todesclaim“
von Mark Denver alias Walter Appel
• 23 „Der Marshal und die Höllenbrut“
von Gordon Spirit alias Susanne Wiemer
• 24 „Falle in der Geisterschlucht“
von Mark Denver alias Walter Appel
• 25 „Der Sohn des Regengottes“
von Tex Mason alias Heinz Hugo Großmann
• 26 „Die Bergdämonen“
von Dan Ferguson alias Günter Bajog
• 27 „Schlucht ohne Wiederkehr“
von H. S. Sharon alias Heinz Squarra
• 28 „Als der Gehenkte Rache schwor“
von Gordon Spirit alias Rolf Mauerhardt
• 29 „Die Hexe vom Großen Fluß“
von Tex Mason alias Hans Hugo Grossmann
• 30 „Der Fluch des roten Tomahawks“
von Jo de Ray alias Jo Reuter
© by Uwe Schnabel