Ich war GUT unterhalten.
Die Geschichte setzt thematisch da an, wo Band 2182 (Herzblut) von dem gleichen Autor aufhört: Die beiden Bösewicht-Mädels sind quasi im Knast gelandet und werden nun per Shuttle-Bus in ein anderes Zuchthaus verlegt. Eine der beiden ist immer noch extrem in Richtung Lilith fixiert und ihr Psycho-Handeln wird von der dann auch noch verstärkt - und sie erhält ein paar Skills dazu (oder Lilith greift halt ein).
Das Ganze liest sich für mich absolut super. Der Schreibstil, die Wortspiele, ich bin wunschlos glücklich. Toll geschrieben! Jedoch fehlt mir - wie einige schon geschrieben haben - der "Grusel-Touch". Das Heft ist eine actiongeladene Psychokanone. Aber trotzdem spannend und im Zusammenhang mit Band 2182 vermutlich besser zu verstehen.
Lilith agiert vorerst nicht direkt, sondern zieht aus dem Hintergrund die Fäden und lässt den Hauptfiesling Christina Grey agieren. Deren zusätzliche Fähigkeiten und die Hilfe von Lilith lässt sie aus dem Gefangenentransport fliehen und eine Spur der tödlichen Verwüstung zu hinterlassen.
Die Hälfte des Romans befindet sich Christina auf einem Roadtrip, der mich irgendwie an den Film "Natural Born Killers" erinnerte
Der Härtegrad, was die Ermordungen angeht, war relativ hoch. Ich habe im Sinclair-Universum schon durchaus Heftigeres gelesen (vermutlich vom gleichen Autor), aber insgesamt hat mich das trotzdem nicht umgehauen. (Ich wüsste jedenfalls nicht, wieso hier der Jugendschutz eingreifen sollte.) Es ist aber nicht das WAS passiert, sondern WIE der Autor es umschreibt. Das macht er fantastisch - obwohl es vielleicht nicht so extrem in die Serie gehören mag - aber die Gefühle die dabei vom Leser im Kopf entstehen kreieren sich ja durch die Erzählweise. Ich denke er will auf diese Art und Weise schocken. Auch wenn das für viele (mich auch) halt nicht ins "Grusel-Genre" passt: Einem Dämon wie Lilith nehme ich das durchaus ab sowas umzusetzen.
Die grausame "Pfähl-Szene" und die Erwähnung von Vlad Tepes (Tepes heißt Pfähler und er wurde nur so genannt) basiert auf eine ziemlich krassen Hintergrundgeschichte. Ich kannte das zwar schon, habe aber nochmal bei Wikipedia nachgeschlagen. Wem bei diesen Roman schon leicht übel wird, der wird vermutlich beim Lesen des Wiki-Artikels zu Vlad III Draculea im Strahl kotzen...
Trotzdem eine superinteressante Seite und jedem Grusel- & Horrorfreund zu empfehlen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Vlad_III._Dr%C4%83culea
Unabhängig davon gab es eine Passage, die mir nicht so gut gefallen hat:
Als John von den Krakententakeln in die Tiefe gezogen wird und der eine Lichtstrahl kommt - es muss wohl der von dem Erzengel Michael sein, denn John ruft seinen Namen nach Erscheinen des Lichtstrahls und erst dann nach dem 2. Erzengel (Gabriel) erscheint der 2. Lichtstrahl.
Vielleicht bin ich pingelig, aber ich verstehe einfach nicht so richtig, wieso der Lichtstrahl schon vorher kam. Hat Michael gewusst, dass er gleich angerufen wird ?

Oder wie?
Das ging mir auch alles zu schnell. Zack war er auch schon wieder durch ne magische Surfer-Welle wieder am Strand
Das Cover war ok. Auch nicht gruselig, aber passt in die Szene als John von der Krake in die Tiefe des Meeres gezogen wird und Lilith vor sich sieht.
Nochmal kurz zum Verständnis:
Mir fehlt hier auch der Grusel und der Brutalitätsgrad ist recht hoch - aber zu jemanden wie Lilith passt das alles (in meiner Sinclair-Welt) definitiv. Und wie der Titel es schon aussagt: Christina Grey agiert "Im Namen der großen Mutter".
Natürlich will ich Grusel-Geschichten lesen, aber finde solche Psycho-Abstecher jetzt auch nicht weiter wild. Es ist ja (aus meiner Sicht) nicht die Regel. Das Geschriebene mit dem Style und die Wortwahl gefällt mir so gut von dem Autor, dass ich superflüssig durchlesen kann.
Noch was: Die Schriftgröße des gesamten Textes war ja mal ziemlich klein... das hab ich ja noch nie so gesehen.