Diese urigen Namen. Liesel Blattner. Genau so muss eine heiße Achtzehnjährige heißen. Obwohl hier von Motorrädern und Taschenlampen die Rede ist, fühlt es sich an wie ein Roman aus einer anderen Zeit. Da gibt es auch noch die Dorfhexe, die hilft, wenn jemand die Kühe eines Bauern verhext hat. Die alte Martha spürt in dieser stürmischen Gewitternacht, dass der Tod sich jemanden holen wird. Dann hat sie auch noch eine Vision von der Liesel und dem Walter in der Höhle.
Die entdecken eine unheimliche Grotte und haben nichts besseres zu tun, als einen Steinzapfen aus einem so versiegelten Loch zu ziehen. Da freut sich die mumifizierte Monsterleiche, die nun wieder erwacht und sich direkt die arme Liesel schnappt. Walter will auf seinem Motorrad abhauen, aber das wird jetzt doof von einem Blitz getroffen. Pech. Trotzdem gelingt ihm die Flucht zu Fuß.
Dorian und Coco sind nicht einfach nur durch das Höhlensystem vom letzten Roman nach draußen gelangt. Es war gleichzeitig ein Dämonentor. Und es spuckt sie natürlich ausgerechnet hier aus. Wo gerade jetzt irgendein altes Übel wieder aktiv wird. Naja, ok. Hauptsache sie sind jetzt pünktlich zum Abenteuer der Woche anwesend. Sie brechen in eine Jagdhütte ein und werden erwischt. Zum Glück von jemanden, der ein Menschenfreund ist und sie mit ins Dorf nimmt. Da sie keine Papiere dabei haben, setzen sie die Behörden erst einmal hier fest, bis die Sache geklärt ist. Gut so. Coco hat im Wald schon gespürt, dass hier etwas nicht stimmt. Dann erfahren sie die irre Geschichte des jungen Walter, der seine Freundin angeblich an ein Monster verloren hat. Und danach sind weitere Frauen verschwunden. Ok, es geht also los.
“Die Leute hier nehmen ihm die Geschichte vom dreiäugigen Ungeheuer durchaus ab. Sie deckt sich mit gewissen Sagen.“ Zum Glück glauben urige Dorfbewohner noch an ihre alten Lokallegenden.
Unterirdische labyrinthartige Höhlensysteme und Flüsse. Das klingt sehr unheimlich. Das Thema und Filme dazu mag ich sowieso. Und da ist jetzt vielleicht noch ein Monster unterwegs, herrlich. Für Dorian und Coco ist das aber eine Nummer zu hoch. Dafür braucht man Experten. Was für ein Heftromanzufall, dass gerade Taucher hier sind.
“Sobald die Schüttung nachgelassen hat, wollen die Taucher einsteigen.“
Walter hat indes seine eigenen Pläne, die Coco und Dorian einschließen.
“Über die Fremden will ich an das Biest ran.“
Coco hatte ja erst alle Kräfte. Im letzten Roman waren sie komplett weg. Hier sind sie minimal wieder da. Gerade genug, damit sie die Gefahr spüren kann. Wie man es eben gerade braucht. Die Ausrede mit der Schwangerschaft zieht bei mir nicht.
“Könnte dieses Scheusal nicht schon ein Werkzeug Olivaros sein?“ Bitte nicht. Es muss nicht Olivaro hinter allem stecken, nur weil er der neue Oberbösewicht ist. Ein netter unabhängiger Fall der Woche oder mal ein neues Gesicht würde der Reihe gut tun.
Die Behörden jedenfalls waren nicht untätig. Sullivan in London ist froh, von den Helden zu hören und ruft sie sogleich an. Jeff Parker ist zufällig auch in Deutschland, gar nicht weit entfernt. Wie toll, dann kann der gleich mitmischen. Was war nochmal seine Spezialität? Millionär sein? Äh, dann ist es sicher eine gute Idee, ihn in diesem gefährlichen Fall hinzuzuziehen, damit er sie mit seinem...äh Fachwissen...unterstützen kann. Natürlich muss man die Stammbesetzung der Reihe mit einbeziehen. Aber so jemanden wie Parker doch bitte im Hintergrund. Klar wird er hier sicher seinen Mann stehen, aber das macht für mich wenig Sinn. Ganz klassisch ist die Leitung dann weg, bevor Dorian weitere Informationen durchgeben oder Fragen stellen kann.
In ihrer Unterkunft wird Coco von einem Zimmermädchen angegriffen, das unter fremden Einfluss steht. Eine der verschwundenen Frauen!
“Olivaro scheint uns doch aufgespürt zu haben.“ Es wird Zeit, etwas zu unternehmen. Von Walter lässt Dorian sich führen, während Coco von innen das Zimmer magisch versiegelt und abwartet. Ein wenig Magie beherrscht sie jetzt also doch noch? Der Eingang der Höhle wurde magisch versiegelt, deshalb wurde sie bei Ermittlungen auch nicht wieder gefunden. Jetzt wo Dorian da ist öffnet sich der Fels jedoch und spuckt auch direkt das Monster aus. Was für ein Service. Ihm folgen die Frauen und dann geht es ab.
Die Frauen ließen alles mit sich geschehen, reagierten kaum. Sie waren seelenlose Puppen, die wohl auch die schreckliche Wildheit und Scheußlichkeit des Dreiäugigen überhaupt nicht wahrnahmen. Immerhin wird das an der Stelle nicht noch näher beschrieben. Und die Frauen sind genau genommen eh Untote. Wenn DK nicht ohne seine Darstellungen abscheulicher Sexakte auskommt, dann wenigstens so wie hier. Als es mit ihnen fertig ist macht er sich auf dem Weg ins Dorf.
Wie würde er unten in dem kleinen Marktflecken wüten? Eigentlich gar nicht. Es hat bisher unentdeckt heimlich Frauen entführt, aber nie offen im Dorf Chaos angerichtet.
Im Dorf will sich jemand mit einer Axt Eintritt in Cocos Zimmer verschaffen. Zum Glück hat sie Schutzzauber angebracht. Es ist tatsächlich das Monster, das sich jetzt offen zeigt, irgendwo eine Axt geschnappt hat und damit auf die Tür eindrischt. Es ist sogar eine Streitaxt, keine normale Holzfälleraxt. Wo hat das Ungeheuer die jetzt bitte her? Coco übersteht diesen Besuch unbeschadet, aber der Wirt muss dran glauben. Walters Vater. Der Junge hat aber auch ein Pech. Er scheint immerhin auf Dorians Seite zu stehen. Erst dachte ich, er will ihn und Coco als Köder benutzen, oder in eine Falle laufen lassen.
“Ich bin mir immer sicherer, dass Olivaro bereits hier ist.“ Bitte nicht. Schlimm genug, wenn das Ungeheuer mit Olivaro zusammenarbeitet oder seinen Befehlen folgt. Jetzt muss der Obermotz nicht auch noch persönlich auftauchen.
Walter wird von einem der untoten Mädchen gelockt und will ihr tatsächlich folgen. Wieso? Er weiß doch, dass sie gefährlich sind und man sie nicht mehr retten kann. Dorian hindert ihn zum Glück trotz heftiger Gegenwehr daran. Das ist nur eine kleine Zwischenszene, gehört aber zu den Stellen, die mich bis hier am meisten gestört haben. Eigentlich ein gutes Zeichen.
Die alte Dorfhexe ist auch nicht vergessen. Im Auftrag ihres mysteriösen unbekannten Meisters entwendet sie einen benutzten Wattebausch aus Cocos Zimmer. Handelt es sich im Olivaro, das wäre die naheliegendste Antwort. Und die Taucher steigen hinab in die kalten Tiefen. Der Dämonenkiller ist anwesend. Viel helfen wird er aber nicht können, falls es nötig wird. Ok, wenn es nötig wird. Da schnappt sich die Bestie schon die ersten Happen, tja. Indes übergibt die Hexe ihr Mitbringsel nicht Olivaro, sondern dem Ungeheuer, das wohl auch Telepathie beherrscht.
Sie hatte noch einen weiteren Auftrag zu erledigen.
Dorian ist weiterhin davon überzeugt, dass Olivaro persönlich hinter allem steckt.
Der Fürst der Finsternis von eigenen Gnaden liebte skurrile Späße dieser Art. Er hatte das in der Vergangenheit schon oft bewiesen: Immer dann, wenn er glaubte, sein Ziel erreicht zu haben, brach bei ihm die satanische Freude aus, dann musste er seinen Gegnern einfach prahlerisch zeigen und beweisen, wie unbesiegbar er war, über welche Kräfte er verfügte. Moment, war das nicht Asmodi? Habe ich ein falsches Bild von Olivaro? Für mich passt das nicht, aber das bemängele ich ja schon seit einer Weile. Erst rollt ihnen die Gegenseite einen großen Felsen in den Weg, dann lässt sie einen heftigen Windstoß gegen ihren Wagen prallen. Nette Tricks.
Cocos Schmerzen - ihre Vorahnungen? - werden immer stärker. Die Dorfhexe holt sie ab und Coco geht bereitwillig mit. Ihre Schmerzen beherrschen sie, sie kann nicht mehr klar denken.
Wie ein williges Opfer ließ sie sich zur Schlachtbank führen. Mhh, seltsam, die Alte gehörte am Anfang des Romans definitiv noch zur guten Seite. Jetzt wird sie anders beschrieben. Aus irgendeinem Grund ist sich Dorian sicher, wohin sie gebracht werden soll und rast mit einem geklauten Wagen los. Plötzlich löst sich vor ihm eine Holzbrücke in Luft auf. Ist aber wenige Sekunden später wieder da, bevor es zu einem Unfall kommt. Jaja, nette kleine Tricks, wie gesagt.
Im Dorf erscheint dann Liesel bei Walter. Und sie kann normal sprechen. Das konnten die anderen Untoten nicht. Trotzdem wäre ich misstrauisch, was Walter schon wieder nicht ist.
“Er hält uns wie Sklavinnen. Wir müssen tun, was er von uns verlangt. Er ist ein Teufel.“ Ja was denn nun? Sind es leblose Zombiehüllen oder noch echte Frauen? Hoffentlich erklärt Gay D. Carson das noch vernünftig. Walter lässt sich von Liesel beschwatzen und nimmt ihr das unschuldige Opfer ab, ohne auf Lücken in ihrer Story zu reagieren.
Auch Dorian trifft bei den Felsen auf die Frauen.
Dorian begriff in diesem Augenblick. Er hatte es nicht mit Untoten zu tun. Diese Frauen lebten also doch noch – sie waren wahrscheinlich nur hypnotisiert worden. Fassen wir zusammen. Es gibt seelenlose untote Frauen. Normale gefangene und hypnotisierte Frauen. Und dann Frauen die unter seinem Bann stehen und zu tödlichen Mordmaschinen mit magischen Kräften werden. Da macht es sich der Autor zu einfach. Außerdem sieht er Coco, die dem Ungeheuer vorgeführt wird.
Wie sollte er Coco jetzt noch helfen? So gar nicht, das muss er sich eingestehen und Coco allein lassen, um vielleicht im Dorf Hilfe zu holen. Wieder so eine kleine Zwischenniederlage für den Dämonenkiller, statt einem chancenlosen Rettungsversuch, der mit viel Heftromanzufällen in letzter Sekunde ohne Verluste gelingt. Solche Details sind es, die mir den DK schmackhaft machen.
Gut, dann trifft Dorian im Heftromantiming auf dem Rückweg auf Walter und seine Liesel. Er ist nicht so naiv und reizt die Frau, bis sie ihn angreift und er sie niederschlagen kann. Tja, Walter.
“Und ich habe nichts gemerkt.“
Jetzt kommen die überlebenden Taucher zum Einsatz, die natürlich irgendwie noch vor Ort sind. Sie weisen Dorian fix ein. Höhlentauchen durch enge Tunnel ist ja auch easy. Auf ein Sicherungsseil und solchen Kram wird verzichtet. Braucht kein Mensch. Natürlich erreichen sie die Höhle ohne Zwischenfälle. Dort ist das Ungeheuer gerade dabei, die gefangenen Frauen zu töten. Der Kampf entbrennt. Dorian kann dem Monster eine Unterwasserfackel in sein Auge rammen. Dadurch erwachen die Frauen aus ihrem Bann. Auch Coco. Die können fliehen, sehr schön. Der Dämonenkiller lockt das geblendete Monster geschickt in eine Falle, wo es tief in seinen Tod stürzt. So sicher wie Dorian wäre ich mir da nicht. Aber gut, die Höhle stürzt mit dem Tod ihres Gefangenen eh ein. So ein Signal würde auch mich überzeugen.
Jeff Parker trifft erst jetzt ein. Sehr schön, er wäre eh keine große Hilfe gewesen, wenn man es realistisch gehalten hätte. Und kein Olivaro. Noch schöner. Mit dem hat es sich aber eh erledigt. Die Oppositionsdämonen vermelden im Epilog, dass er sein Amt freiwillig niederlegt. Das kommt jetzt etwas plötzlich. Und es ist Schade. Es passt zu Olivaro, dass er (scheinbar) aufgibt und seine Niederlage anerkennt. Aber es hätte bei diesem gewitzten und kaltblütigen Dämon nie soweit kommen sollen. Der spielt doch 3D-Schach zum Frühstück!
Aber das sind halt so erzwungene Entwicklungen. Alles andere hätte viel mehr Grips und Konzeptionsarbeit gefordert. Genau so wie die Entwicklung im Sullivan-Plot , wo gewisse krasse Dinge ignoriert wurden, um es der Serie nicht schwerer zu machen.
Dieses Zwischenabenteuer für sich hat mir sehr gefallen. Wie der Einstiegsband des Autors um die abtrünnige Hexe Eva. Erneut ein Einzelfall der Woche, auch wenn es zwischendurch anders aussieht. Das gefällt mir allerdings gerade. Carsons Schreibstil ist völlig in Ordnung und macht Spaß. Die Geschichte ist größtenteils logisch erzählt. Die Charakterdarstellungen größtenteils überzeugend. Klar, ein paar Kritikpunkte gibt es immer. Aber nichts, was mich lange ärgert. Wenn der Autor so weiter macht, wird er Davenport als mein Lieblingsautor beim DK überholen. Natürlich hat der Roman aus den 70ern seine Schwächen und dieses urige in Namen und Beschreibungen stört mich wie immer. Aber da bekommt man 2020 bei PZ oder JS manchmal nichts besseres vorgesetzt.
Ein SEHR GUTer Roman mit knappen

:baff: :baff: (8 von 10 Freaks).