Äh. Ich hoffe, ihr habt Zeit mitgebracht. Ich entschuldige mich schonmal für alle, die meine geistigen Ergüsse wirklich lesen. War nicht geplant, musste aber raus.

Vielleicht ergibt sich ja wenigstens etwas Diskussionsmaterial. Einen längeren Meckerabsatz hätte ich hinterher wieder rauslöschen können, aber ich steh zu meiner Schande.
Natürlich. Pandora aus der Zeit von Xorron und Shimada. Sie steckt hinter allem und hat dafür gesorgt, dass Rasputin persönlich auf der Bildfläche erschienen ist. Gut, Hilleberg hat dem Altmeister diese Figur „abgenommen“. Aber eingeführt und viele Geschichten mit ihm geschrieben, das hat Dark alleine. Kann ich endlich eine offizielle Bestätigung des Teams bekommen, dass solche Eingriffe mit Dark abgesprochen sind, damit ich beruhigter schlafen kann? Ich würde mich dann auch nicht mehr so darüber aufregen.
Was will Pandora jetzt genau? Na klar, einen neuen Weltkrieg anzetteln. Dazu muss sie nur mit Rasputin und „anderen Eisen im Feuer“ lange genug herumsticheln, bis die Führer der großen Nationen sich an den Hals gehen. In kleineren Dimensionen wird bei diesem Autor nicht gedacht. Nachdem John im ersten Teil noch tapfer Rasputins Vorschlag eines Deals abgelehnt hat, geht er bei Pandora nun darauf ein.
Am anderen Brennpunkt hat Karina Chandra gefangen genommen. Nachdem sie dem getöteten Rasputindiener mit einer Knochensäge die Schädeldecke entfernt hat, holt sie jetzt sehr grafisch beschrieben sein Gehirn heraus. Offenbar hat sie jetzt die Fähigkeit, aus Gehirnen Informationen auszulesen? (edit: Ok, das klärt sich später auf)
Ach, Suko gibt es ja auch noch. Der ist jetzt auf der Flucht und wird vom Mönch Mongush unterstützt. Der Name wird sicher jedem Sinclairleser was sagen. Immerhin hatte er 2001 einen Auftritt in der Heftreihe und im gleichen Jahr nochmal einen bei den Taschenbüchern. Zusammen setzen sie sich auf die Spur von Karina. In Rasputins ehemaliger Wohnung, die inzwischen ein Privatmuseum ist, entdecken sie ganz klassisch eine Stadtkarte mit Markierungen. Davor baumelt ein Kreuz, das mal Karina gehört hat. Und es zeigt auf den Hafen. Noch deutlicher kann man die Helden nicht darauf stoßen. Dort angekommen muss Mongush sich nur kurz in Trance versetzen und schon hat man das genaue Lagerhaus. Karina ist zwar ausgeflogen, aber Chandra ist noch hier. Die hat Karina leben lassen, wie nett. Ergibt zwar keinen Sinn, aber man braucht die Figur halt noch. Als sie versuchen, Chandra zu befreien, macht sich Luzifers dunkle wie tödliche Aura bemerkbar.
[COLOR=bbcf83]Luzifer, das absolute Böse, war erschienen, um seine Feinde im Höllenfeuer zu vernichten.[/COLOR] Tja,
[COLOR=bbcf83]Alles, was ihnen blieb, war auf den unvermeidlichen Tod zu warten.[/COLOR] Dieses mal aber wirklich. Luzifer ist vielleicht der stärkste Gegenspieler der gesamten Serie. Wenn der persönlich eingreift, sollte niemand eine Chance haben. Nicht einmal der Sohn des Lichts, von Suko und so einem Mönch müssen wir gar nicht erst sprechen. Soweit die Logik. Florian Hilleberg lässt die Helden aber ja ganz gern mal gegen die Obermotze der Serie antreten und unverletzt aus der Sache rauskommen.
[COLOR=bbcf83]Unendlich mühsam hob Suko den Kopf und sah direkt in Luzifers eiskalte Fratze, die sich vor unsäglichem Hass verzerrte und von einer Sekunde auf die andere verschwand.[/COLOR] John wurde ja ins Gefängnis gesteckt, deshalb hat man ihm sein Kreuz abgenommen. Es reichen nun ein paar FSB-Hanseln, die den Talisman dabei haben, um Luzifer zu vertreiben. Man muss nicht mal die Kreuzformel rufen oder die Erzengel beschwören. Das ist wieder so ein Punkt, wo bei mir Schluss ist. Da gibt es auch keine Ausrede oder Schönreden. Vor allem macht sowas die Bedrohung von Luzifer kaputt. Ich muss ja annehmen, dass das „Canon“ ist. Gibt es einen deutschen Begriff dafür? Also offizieller Teil der Serie. Man muss jetzt davon ausgehen, dass Luzifer sich prinzipiell durch einfaches Hervorzeigen des Kreuzes vertreiben lässt. Da ist ja sein Diener Matthias widerstandsfähiger gegen das Teil, was total sinnfrei ist. Ok. Vielleicht sollte ich das lassen. Stattdessen könnte ich mich darüber aufregen, dass das FSB das eingesammelte Kreuz bei ihrer Überwachung von Suko mit sich rumschleppt, statt es in einem Tresor versauern zu lassen. Diese Szene ist so ein knallharter Hilleberg-Move. Chandra wird jedenfalls verhaftet und
[COLOR=bbcf83]Gut möglich, dass er Chandra gerade zum letzten Mal sah. Wahrscheinlich würde sie ebenfalls in Sibirien verschwinden.[/COLOR] Hoffentlich nicht. Ich mag die Figuren des Rasputin-Plots sehr. Seitdem sie von Dark eingeführt wurden. Vielleicht lässt Herr Hilleberg Chandra ruhen und Dark kümmert sich weiter um sie? Nope. Pandora taucht auf, krallt sich Chandra und verschwindet dann laut lachend mit ihr. So schnell kann das gehen, niemand kann etwas dagegen unternehmen. Dank Füllhornteleportation. Darf ich wieder mein Lieblingswort „Deus Ex Machina“ nutzen? Pandora kann Florian wirklich jederzeit und überall als Wunderwaffe auftauchen lassen. Sie ist nun einmal sehr stark. Puh, das waren jetzt ein paar echt emotilnale Seiten für mich. Zeit für einen Szenenwechsel.
Pandora hat John zuvor nach seiner Befreiung aus dem Gefängnis zum Alexanderpalast gebracht, wo er schnell auf Leichen von Rasputinanhängern stößt. Er durchkämmt den Palast, wo offenbar ein Treffen stattfindet.
[COLOR=bbcf83]Zwischen mir und Rasputins Anhängern lag noch ein Raum.[/COLOR] Und in diesem Raum wird er von Karina überrascht, die das gleiche Ziel hat wie er. Ah, hier laufen also die Fäden zusammen. Und natürlich wie gewohnt total knapp. Nur einen Raum weiter hocken die ahnungslosen Rasputindiener. Wäre John ein paar Minuten später gekommen, hätte Karina wohl ihr Ziel erreicht, die Typen mit Luzifers Hilfe zu killen. Was aber auch egal ist. Karina zeigt sich uneinsichtig, gerade weil Rasputin selbst unter den Leuten ist. Sie feuert auf den Magier, der sich als Wachspuppe herausstellt. Vielleicht waren die anderen Rasputinanhänger in dem Raum auch nur magische Fakes. Dafür erscheint jetzt ein Höllenwesen und schlägt John nieder. Es handelt sich um Carnegra, die also noch lebt und mit Matthias zusammen arbeitet. Was für ein Verwirrspiel. Da wurstelt Hilleberg ja einige Figuren in seinen Rasputin-Zweiteiler. Die Zusammenarbeit mit Matthias währt nicht lange, denn zwei Sätze später schießt sie plötzlich auf ihn. In ihr steckt auch noch die Kraft von Jennifer Gould.
“[COLOR=bbcf83]Und da du so gütig warst, mir einen Teil deiner Kraft zu schenken, bin ich dir ebenbürtig.“[/COLOR] Bevor es zum Kampf kommt, erscheint nun auch noch Pandora. Die Carnegra aber nicht angreift, sondern nur mit ihr reden will und Matthias verscheucht.
“[COLOR=bbcf83]Willkommen zurück, meine Tochter!“[/COLOR]
Ein kurzes Zwischenfazit an dieser Stelle. Die erste Hälfte des Romans hat mir ganz gut gefallen, trotz typischer Hillebergelemente. Die zweite beginnt direkt mit solchen Sachen wie Luzifers Vertreibung oder halt Carnegra. Da habe ich schon wieder keinen Bock mehr. Und dann diese ständigen Überraschungen auf ein paar Seiten. John trifft auf Karina, kurz bevor sie den Raum mit den Rasputindienern erreicht. In Odnung. Dann ist unerwartet Rasputin selbst unter ihnen, auch noch ok. Karina schießt auf Rasputin, der sich als Wachsfigur entpuppt. Überraschung! Ruffo erscheint, der eigentlich von Karina getötet wurde, und schlägt John nieder. Überraschung! Ruffo verwandelt sich in Carnegra. Überraschung! Sie zielt auf Karina, da erscheint Matthias, der sie davon abhalten will. Überraschung! Carnegra wendet sich gegen ihren Verbündeten. Überraschung! Bevor es zur Konfrontation kommt, erscheint Pandora, um das zu verhindern. Überraschung! Panroda, die sich als Mutter Carnegras entpuppt. Überraschung! Kurz gesagt, Hilleberg übertreibt mal wieder maßlos. Eines der Adjektive, die seine Art, Geschichten zu schreiben, ziemlich gut trifft. Puh, weitere 20 Seiten habe ich vor mir. Mal schauen, wie schlimm es noch wird. Wegen sowas brauche ich für viele Romane des Autors auch wesentlich länger. Ich muss zwischendurch immer mal kurze Verschnaufpausen einlegen und mich beruhigen.
Pandora bringt Carnegra, Karina und John zum Jussopow-Palast, wo sie von Rasputin empfangen werden. Chandra ist auch hier. Die Gegenseite könnte mit ihnen jetzt kurzen Prozess machen, aber natürlich sollen John und Karina langsam leiden. Die lernen es auch nie.
[COLOR=bbcf83]Rasputin hatte gewonnen. Und ich schloss mit meinem Leben ab.[/COLOR] Wieder mal. Aber keine Angst, man hat Chandra einen Peilsender untergejubelt und weiß nun, wo sie sich befindet. In letzter Sekunde stürmt der FSB mit Suko und Mongush den Palast. TOPAR! Suko darf niemanden töten, aber er überblickt die Szene in den 5 Sekunden und zerstört den Kometensplitter, der Rasputin schützt. Als die Zeit um ist schießt Chandra auf ihn.
[COLOR=bbcf83]Wie gebannt starrte er in die Mündungsflamme und wusste, dass er es nicht mehr schaffen würde, auszuweichen.[/COLOR] Aber auch hier muss der Leser nicht um den Helden fürchten, denn er trägt eine Schutzweste. Rasputin flieht, die rachsüchtige Karina direkt auf den Fersen und dahinter wiederum John. Als Pandora ihren Schützling retten will, ruft der Geisterjäger die Kreuzformel. Nachdem das jahrzehntelang die Lösung für alles war und die Co-Autoren einige Zeit versuchten, das Kreuz durch die Dämonenpeitsche und den Bumerang zu ersetzen, ist die Formel inzwischen wieder im Dauergebrauch. Geht halt einfach am schnellsten. Eben noch ist Rasputin auf das Füllhorn zugeschwebt, nun stürzt er direkt in die Moika. Karina und John springen hinterher, um ihm den Rest zu geben. Johns - ehemalige? - Freundin schafft es, Rasputin den silbernen Nagel in den Schädel zu treiben, den sie John zuvor entrissen hat. Der Magier zerbröselt zu Asche, die dann wohl vom Fluss davongetragen wird. Ok, dass Rasputin hier tatsächlich sein Ende findet, hätte ich nicht erwartet. In dem Falle finde ich das actionreiche und hektische letzte Viertel total angemessen. Für solche wichtigen Romane ist das genau richtig. Schade, dass Florian dieses Maß zu oft ansetzt und der krachende Wow-Effekt dadurch verloren geht. Und irgendwie sehe ich es auch mit einer Träne im Auge, das Ende Rasputins hätte ich gern dem Altmeister zugedacht. Für mich wird er immer seine Figur bleiben, egal wer sie fortgeschrieben hat. Klar, so ein Finale wie Hilleberg hätte Dark niemals hinzaubern können. Es geht mir einfach ums Prinzip.
Chandra ist verschwunden und hat überlebt. Mongush hat den Kometensplitter in seinen Besitz gebracht und ist damit abgehauen. Mal schauen, welche total unerwartete und engmaschig verzweigte Rolle Hilleberg sich für ihn überlegt hat. Karina hat sich zwar mit Matthias eingelassen, um ihr Ziel zu erreichen, aber einige der wichtigsten Rasputin-Anhänger erledigt. Ihre Vorgesetzten feiern das, während John berechtigte Sorgen hat.
Und der Geisterjäger bringt sogar an, dass es ungewöhnlich ist, dass man Luzifer in der Lagerhalle so einfach vertreiben konnte. Er hat sich sicher freiwillig zurückgezogen, weil es ihm wichtiger war, dass die Helden Rasputin erwischen, als die Gelegenheit zu nutzen, Suko auszuschalten. Ok, darüber könnte man diskutieren. Aber es relativiert meinen vorherigen aufgebrachten Absatz ein wenig, einen großen Kritikpunkt kann ich damit von der Liste streichen. Danke, Herr Hilleberg!
Bleibt noch Carnegra. Die hat erst Lykaon und nun auch Matthias überlebt. Mal schauen, an welchen großen Gegenspieler sie sich als nächstes hängt. Bei Matthias war sie ja auch eine Weile. Nun kümmert sich Pandora um sie. Außerdem hat Carnegra noch mit den Identitäten der Leute zu kämpfen, die sie in sich aufgenommen hat. Da wird noch einiges auf uns zu kommen. Immer wenn Hilleberg eine Tür endgültig schließt, öffnet er genug neue. Ich befürchte, die Mutter der Monster wird mich bald genau so nerven wie Denise Curtis es tut.
Puh. Wie schreibe ich es so gern. Tief durchatmen, das war mal wieder eine Achterbahnfahrt voller Aufs und Abs. Oftmals ruiniert mir das letzte Viertel eines Hefts das Abenteuer und ich muss dem Roman eine schlechtere Wertung geben, als ich in der ersten Hälfte erwartet hätte. Hier ist es anders herum. Das tolle Finale und total passende Ende für Rasputin retten den Roman für mich. Chandra konnte entkommen, auch eine Entscheidung, die ich gutheiße. Weniger gefällt mir, dass in diesem Zweiteiler Pandora als „neue“ Figur eingeführt wurde. Es wird also nicht ruhiger, nur weil Rasputin erledigt ist. Da taucht direkt die nächste Gegnerin auf. Und dann auch noch fix Carnegra ins Spiel bringen und Pandora ans Bein binden. Allgemein fand ich die ganze Passage im Alexanderpalast furchtbar. Typisch Hilleberg, da gibt es nichts zu beschönigen. Der Absatz mit Luzifer in der Lagerhalle wird zumindest versucht zu erklären. Er liest es nicht, aber gewissermaßen möchte ich mich da beim Autor entschuldigen. Naja, die Erfahrung mit ihm hat mich einfach misstrauisch werden lassen und ich traue ihm solche aus meiner Sicht „Patzer“ durchaus zu.
Ich hätte dem ersten Drittel eine solide Wertung gegeben. Dem zweiten Drittel eine schlechte Wertung und unerwartet dem letzten Drittel eine sehr gute Wertung. Carnegra und Pandora stoßen mir immer noch sauer auf. Aber wenn man die wie im ersten Teil wunderbar recherchierten und umgesetzten Vergangenheitspassagen mit einbezieht, sage ich einfach mal: Verdiente

:baff: :baff: :baff: (7 von 10 Kreuzen). Ja, für das Ende eines großen Gegenspielers ist das vielleicht keine gute Wertung, aber mir persönlich reicht das, wenn ich alle Punkte gegeneinander abwäge. Auf jeden Fall besser als Lykaons Finalroman. Sollte man von mir mal spontan verlangen, was gutes über den Autor zu schreiben, werde ich wohl noch einige Jahre von den letzten Seiten und dem Ende Rasputins schwärmen. Toll! Ich mag oft emotional meckern, lasse mich aber auch von sowas gern begeistern. Karinas Deal mit Matthias / Luzifer finde ich rückblickend auch interessant und passend. Ich befürchte nur, dass...ach, ich belasse es heute einfach mal bei dem Lob.
PS: Letztendlich habe ich mich für eine SEHR GUTE Wertung entschieden. Trotz der Kritikpunkte, die noch bleiben.