Für mich wieder ein Thema, das ich übersprungen habe und jetzt mit einer gewissen Lücke wieder verfolge. Es beginnt kompliziert wie man es vom Autor kennt. Mit Verknüpfungen zu alten Fällen die gleich mal 10 Jahre zurück liegen. Und natürlich Karina. Wo steckt sie? Wieso hat sie getötet? Das gilt es herauszufinden. Während Suko neutral und offen für alle Erklärungen ist, scheint John verbohrt zu sein und will einfach die Möglichkeit nicht akzeptieren, dass seine alte Freundin eine Killerin gegen Rasputins Schergen geworden ist. So richtig passend finde ich dieses Verhalten nicht, aber Hilleberg schafft damit natürlich mehr persönliche Reibereien und Drama.
Dennoch, ich wurde auf den ersten Seiten eingefangen und will die Lösung ebenso sehr wissen, wie die Geisterjäger. Da ich den letzten Rasputin-Roman vor einem Jahr nicht gelesen habe und die älteren Geschichten nicht mehr frisch in meinem Gedächtnis sind, bleiben natürlich einige kleine Fragezeichen offen. Wieso sendet Karina einen schwarzmagischen Impuls aus, auf den das Kreuz reagiert? Normale Menschen, die einfach nur böse sind oder dunkle Gedanken haben, dürfen das Kreuz im wahrsten Sinne des Wortes eigentlich kalt lassen.
Tja, aber offenbar hat sie sich mit Matthias eingelassen, um ihre Rache zu bekommen. Verdammt, ich hätte den Totenstadt-Roman doch lesen sollen. Das ist schon ein starkes Stück. Gut, Hilleberg mischt sich wieder enorm in Dark-Themen ein und spinnt sie auf seine Art weiter, was mir absolut nicht gefällt. Aber das ist ein allgemeines Thema. An sich gefällt mir der Roman in der ersten Hälfte schon einmal sehr. Am meisten stört mich, dass der Autor ihn mit haufenweise Querverweisen zu so ziemlich allen Rasputin-Romanen aus der Seriengeschichte zukleistert. Von denen natürlich einige nicht nur Erwähnungen sind, sondern auch unmittelbar für die Handlung zufällig wichtig sind. Ich habe das Gefühl, dass Hillberg stark auf das Aha-Erlebnis baut und wenn das ausbleibt, geht einiges an Wert für den Roman verloren.
Warum mir die erste Hälfte des Romans gefallen hat? Weil es zwar heiß her geht und die Angelegenheit brenzlig ist, aber es an sich ein normales nicht übertriebenes JS-Abenteuer ist. Das ändert sich jetzt genau in der Mitte des Hefts, wo Fahrzeuge durch Rasputins Magie explodieren und Geheimdienstagenten töten. Und dann erscheint auch noch Chandra, die recht grafisch beschrieben unter weiteren Agenten aufräumt.
[COLOR=bbcf83]Die linke Gesichtshälfte platzte auseinander.[/COLOR] Während sich Rasputins Diener John schnappen, will Chandra Suko erschießen und es kommt zur typischen Beinahetod-Szene.
[COLOR=bbcf83]Der Inspektor wollte die Augen schließen, doch er konnte nicht. Dann krachte der Schuss! Viel leiser, als er erwartet hatte. Suko zuckte in Erwartung des Einschlags zusammen, doch er blieb aus. Dafür wurde Chandra wie von einer unsichtbaren Faust getroffen zur Seite geschleudert.[/COLOR] In allerletzter Sekunde hat einer der überlebenden Agenten auf Chandra geschossen. Die ist zwar kugelfest, aber Suko kann abhauen. Während er weiter beschossen wird, aber man ihn wieder knapp verfehlt.
[COLOR=bbcf83]Neben ihm platzte die Rinde eines Baumes ab. Wasser aus dem darunterliegenden Splintholz spritzte ihm ins Gesicht.[/COLOR] Dann purzelt er glücklich einen Abhang hinunter in einen Fluss . Diese eine Szene dämpft den Lesespaß schon wieder. Aber ich weiß ja, worauf ich mich bei Hilleberg einlasse. So ist es auch guter Heftromanzufall, dass er von Landstreichern gefunden und gerettet wird. Und es sind ehrliche Typen, die ihn nicht beklauen und liegen lassen, sondern sich um ihn kümmern. Zurück im Hotel hat man auf Sukos Zimmer eine Leiche platziert und er muss fliehen, weil man wenige Minuten später den Raum stürmt. Der Mönch Mongush taucht auf und hilft ihm überraschend bei der Flucht. Weiteres Namedropping, das mir was sagen müsste. Mein Gedächtnis ist leider zu löchrig für Hillebergs Romane. Es gibt schließlich auch noch eine handvoll anderer Autoren, deren eigene Plots ich mir merken müsste, wäre Hilleberg alleiniger Autor, sähe die Sache vielleicht anders aus und ich hätte mehr Spaß an sowas.
John wurde also entführt und soll mit Rasputin zusammenarbeiten, um den gemeinsamen Feind Matthias auszuschalten und nebenbei Karina zur Vernunft zu bringen. Der Geisterjäger will diese Chance dämlicher Weise lieber nutzen, um Rasputin auszuschalten und kommt natürlich nicht weit.
[COLOR=bbcf83]“Pech gehabt, Sinclair!“, vernahm ich Rasputins Stimme, die sich mit jedem Wort weiter von mir entfernte. „Du hattest deine Chance. Jetzt fahr zur Hölle!“[/COLOR] Was ist nur mit dem Geisterjäger los? Erst ist er so stur und nun startet er so eine Aktion, obwohl er wissen sollte, dass er Rasputin nicht so einfach überrumpeln kann. Das ist nicht mehr mein Geisterjäger! John lässt sich natürlich nicht so einfach ausschalten. Es stellt sich heraus, dass seine Angreifer belebte Wachsfiguren sind, auch das noch. Die Kreuzformel erledigt auch diese dunkle Magie zuverlässig. Doch er stolpert ausgerechnet russischen Polizisten in die Arme, kaum hat er das Gebäude verlassen. Sie verhaften ihn, weil er angeblich einen Geheimdienstagenten ermordet hat.
Und Karina ist immer noch hinter Rasputins Männern her. Als sie den nächsten ausschalten will, ist genau jetzt zufällig Chandra bei ihm, um ihn zu beschützen. Das bringt dem Kerl aber auch nichts. Im Gegenteil. Wenn Chandra das Pech hat, gerade jetzt anwesend zu sein, kann Karina sie gleich mal entführen. Um zu zeigen, wie stark Karina auf die Gegenseite gewechselt ist, öffnet sie vor den Augen der schockierten Chandra der Leiche des Rasputin-Jüngers mit einer Knochensäge den Schädel. Muss ja hillebergtypisch extrem sein, damit es auch jeder Leser kapiert.
Ein kurzer Zwischengedanke, weil es gerade so gut passt. Es wird im Roman erwähnt, dass Chandra einst Xorrons Braut hatte werden sollen. Wie? Puh, da bin ich doch wieder froh, Hillebergs anderen Rasputin-Romane übersprungen zu haben. Natürlich. Er muss auch dieses moderne Thema mit den Urtiefen der Seriengeschichte verbinden, obwohl es bei Dark nie Hinweise darauf gab und unnötig ist. Da werde ich direkt wieder verärgert.
Jetzt kann ich nämlich wunderbar zurück zu John schwenken. Wer hat ihn da so reingelegt?
[COLOR=bbcf83]Und mit einem Mal wusste ich, wer nach all den Jahren zurückgekehrt war, um sich an meiner ausweglosen Situation zu weiden. Der Name floss mir wie von selbst über die Lippen. „Pandora!“[/COLOR] Yeah, schön weitere Fäden zu den richtig alten Romanen ziehen. Ja kein modernes Thema für sich alleine stehen lassen.
Und mit diesem Cliffhanger schließt der erste Teil. Perfekt, sonst hätte ich wohl eh erstmal eine Pause gemacht. Mhh, ich weiß, das sich den zweiten Teil aus Prinzip lesen werde. Lust habe ich keine. Aber für die Handlungszusammenfassung möchte ich mir das antun. Das Motto „Wenn dir Hilleberg nicht gefällt, musst du es doch nicht lesen.“ wäre hier durchaus fair angebracht. Man weiß eigentlich, worauf man sich bei ihm einlässt. Es hat sich nichts geändert und es wird sich auch nichts mehr ändern, keine Entwarnung für Leute, die mit ihm nichts anfangen können.
Dabei fing der Roman so gut an. Die hilleberg'sche Handschrift war deutlich erkennbar, aber er hat sich zurück gehalten. Ziemlich genau in der Mitte des Hefts geht es dann mit der ersten großen Actionszene los. Explodierende Autos, ganz furchtbar knappe Fehlschüsse und Rettungen in letzter Sekunde. Damit könnte ich auch noch leben und es zähneknirschend hinnehmen. Die allgemein Thematik ist interessant und die Vergangenheitspassagen zu Rasputin sind schön. Da kann es schließlich keine moderne Krachbummpengaction geben. Doch auch das dient nur als Mittel zum Zweck, nämlich um Pandora aufzubauen. Mein größter Kritikpunkt. Erst Xorron, dann Pandora. Andere mag sowas freuen, für mich vollkommen unnötig. Hilleberg übertreibt, genau so wie bei den zahlreichen Querverbindungen zu Charakteren, Orten und Ereignissen mehrerer vergangener Rasputin-Romane. Klar ist sowas schön, aber in Maßen und nicht einfach so viel reinpressen wie geht.
Ich sage es ganz klar. Ok, erstmal vorweg, natürlich ist Hilleberg ein toller Autor und hat einen prima Schreibstil. Aber wenn ich nicht mein kleines Fanprojekt am laufen hätte, ich würde seine Romane eher überspringen als die von Dark. Da ich die Handlungszusammenfassungen schreibe, kann ich aber nebenher die Rezis heruntertippen. Eine Bewertung fällt mir wieder schwer, weil es nun einmal am Schreibstil nichts zu meckern gibt. Für Heftromanniveau völlig ausreichend und gut zu lesen.
Sagen wir so.

:baff: :baff: :baff: :baff: (6 von 10 Kreuzen) für einen ersten Teil, dem ich ohne die erwähnten Kritikpunkte (oder in geringerem Ausmaß) gerne 8 Punkte gegeben hätte.
PS. Der Werkstattbericht ist interessant, bei anderen Autoren lese ich sowas total begeistert. Bei Hilleberg interessiert er mich inzwischen weniger. Die Dinge, die mich stören, sind für ihn selbstverständlich und er geht nicht darauf ein, warum er es so eingebaut hat. Gegen die aufwändige Recherche und die Einbindung vieler örtlicher Details habe ich bei ihm (im Gegensatz zu gewissen Lokalwerbungsroman-Autoren bei PZ) nichts. Das ist auch eine Sache, die er prima hinbekommt.