Ein Dämon, der in Vogelform in Mexico frisch geborene Säuglinge raubt. Damit beginnt dieses Abenteuer typisch für Dorian Hunter. Dunkel, gut geschrieben und macht Lust auf mehr.
Dorian Hunter trifft sich indessen mit den Oppositionsdämonen. Nach den neusten Entwicklungen hat er einen Grund, mit ihnen gegen Olivaro zusammenzuarbeiten. Seltsam ist nur, dass es plötzlich darum geht, dass Dorian seine Seele den Dämonen verschreibt.
“Wenn du nicht bereit bist, einer von uns zu werden, Hunter, uns nicht deine Seele als Pfand gibst, dann müssen wir unsere Anonymität wahren.“ Das war doch früher nie ein Problem. Auch diese Symbolik um Schwarze Magie ist mir zwar bekannt, in diesem Ausmaß aber neu. Es gab durchaus schon Romane, in denen spontan Zauber gewirkt wurden, ohne vorher irgendwelche Rituale durchzuführen. Ernst Vlcek muss nicht versuchen, der Serie einen tiefsinnigen mystischen Stempel aufzudrücken. Es funktioniert doch auch so wunderbar.
Als Ritual, um die Magie zu erlangen, Olivaro zu töten (oder so), soll Dorian seinen verbliebenen Freakbruder töten. Doch er weigert sich.
Es wäre Mord. Und ich bin kein Mörder. Da kann ich echt nur noch lachen. Dorian geht einfach davon und die Oppositionsdämonen melden sich auch nicht nochmal. Und jetzt? Ist ihr Deal damit gescheitert? Falls sie und Vlcek nicht gelogen haben, hätte es diesen rituellen Mord unbedingt gebraucht. Das meine ich damit, man muss sowas nicht in die Serie hineinschreiben, wenn es nicht ernsthaft durchgesetzt wird.
In London geht dieses dämliche Beziehungsdrama mit Lilian weiter. Bisher war sie noch ein relativ solider Charakter. Jetzt soll sie dem Leser wohl mit unschönen Gedanken unsympathisch gemacht werden.
Warum musste er ausgerechnet solch ein unheimliches Wesen adoptieren? Warum konnte es nicht ein ganz normaler Junge sein. Genau. Wieso muss Dorian sich ausgerechnet um den ekelhaften Zwitter Phillip kümmern? Widerlich! Vielleicht reagiere ich auch nur mit einer Sensibilität, die in den 70ern unangebracht war. Was wohl allgemein mein Problem an dieser Beziehungsproblematik ist. Dann gerät Dorian nochmal mit einem Helfer der Oppositionsdämonen wegen Lilian aneinander. Wenn ich hier meine Gedanken zu jedem einzelnen Punkt niederschreibe, wird das ein langer Text. Überspringen wir das und kommen zurück zum Wesentlichen. Das macht auch wieder mehr Spaß. Die Widerständler stellen sich jedenfalls ziemlich dämlich an, wenn sie so mit ihrer stärksten Waffe gegen Olivaro umgehen. Klar, so gibt es ein paar Prügelein und richtige Männeraction. Aber überlegt ist die Aktion mal wieder nicht von ihnen.
Ich ... hatte den Auftrag, Ihnen eine Nachricht zu überbringen, Hunter. Diese Nachricht erfolgt genau so dumm. Aus seiner Lederjacke wirft er einen „riesigen Raubvogel“ (Wie groß muss dann erst die Jacke des Rocker sein?) auf Dorian. Die Harpyie fliegt Amok und Dorian erschießt sie. Tolle Botschaft. Erstens kann Dorian damit absolut nichts anfangen und zweitens hätte ich an seiner Stelle jetzt endgültig die Schnauze voll von den Spielchen der Oppositionsdämonen. Wieder eine Szene, die sich sehr hübsch liest, aber beim Nachdenken keinen Sinn macht. Ernst Vlcek eben. Die Harpyie hat dann zwar irgendwie in all dem Chaos noch mit ihrem Blut eine Botschaft an die Wände geschrieben. Aber naja, kann ich mir körperlich irgendwie nicht vorstellen. Dorian entschlüsselt, dass er in Zacatecas weitere Informationen erhält, was zu tun ist. Ich hätte auch total Lust unter kryptischen Voraussetzungen das Hündchen für irgendwelche Dämonen zu spielen. Egal, nur nicht zu viel den Sinn hinterfragen. Auf nach Mexiko!
Dorthin hat Olivaro auch Coco gebracht. Bewacht von vielen Raubvögeln und dem Vodeldämon Enrique Castuto. Was mit Cocos ungeborenem Kind geschieht, bleibt offen. Dabei kann ich mir nicht vorstellen, dass es für die Dämonen so schwer wäre, es mittels Magie aus ihrem Körper zu holen und dann zu töten. Sache erledigt, ein Problem weniger. Aber nein, Coco muss es wohl austragen und normal gebären. Dann wird es geopfert. Ah ja. Sie hat also noch ein wenig Aufschub und muss Olivaro nur vorspielen, dass sie mit ihm die Welt regieren will und furchtbar böse ist und so. Wieso durchschaut so ein uralter Dämon ihre recht deutlichen Lügen eigentlich nicht?
In Mexico macht sich Dorian mit dem Dämonendiener Esperno Cortez in einem Sportflieger auf die Jagd nach dem Adlerdämon. Der heißt jetzt auf einmal nicht mehr Castuto, Castillo. Ach, merkt doch eh keiner. Beim ersten Zusammentreffen mit Castillo verhöhnt der Adler des Dämons sie und lockt sie.
“Das ist zu riskant, Mr. Hunter“, rief Cortez zurück. „Nicht wir haben ihn in der Falle, sondern er will uns in eine locken.“ „Tun Sie, was ich sage!“ Ach, Dorian. Der Adler beschädigt den Flieger und zwingt sie zur Notlandung. Bei einem weniger erfahrenen Piloten wäre es das wohl direkt für sie gewesen. Der Adlerdämon ist aber nicht besser. Noch im Sinkflug geht er auf eine Provokation des Dämonenkillers ein und bekommt dafür ein paar Gewehrkugeln verpasst.
Sie landen nahe eines Bergdorfes, das von dem Dämon terrorisiert wird. Enrique Castillo holt dort zum Gegenschlag aus. Wenn er Dorian wirklich tot sehen wöllte, könnte er einfach seine „tausenden“ Raubvögel kommandieren. Dagegen hätte der Dämonenkiller keine Chance. Aber dann wäre ja sie Serie zu Ende. Also kommt er allein.
Er konnte ihn auf diese Distanz gar nicht verfehlen, er bot ein zu sicheres Ziel. Dorian drückte ab. Da traf etwas den Lauf seiner Winchester, stieß ihn zur Seite. Ah, wie ärgerlich aber auch. Es ist einer der Bewohner, denen Castillo das Neugeborene gestohlen hat. Will er sich persönlich rächen? Glaubt er, sein Kind lebt noch? Welche Gründe hat er, Dorian von seinem Volltreffer abzuhalten? Das wird natürlich erstmal offen gelassen, aber später hoffentlich noch logisch aufgeklärt. Da der Adler über Nacht noch einmal zuschlägt und sich Opfer holt, ist das Dorf am nächsten Tag nicht gerade gut auf die Fremden zu sprechen.
Es scheint, als wäre der gesuchte Bewohner wirklich auf einer Rachetour. Er hat sich einen „Racheadler“ abgerichtet, der Castillos Adler töten soll. Bei dessen Kräften bezweifle ich, dass dieser Plan nur den Hauch einer Chance hat. Aber es ist eine nette Idee. Bis hierin. Den Jungen Pedro als Lockvogel einzusetzen macht auch noch Sinn. Aber dann kommt der Heftromanzufall.
Eine unbestimmte Vorahnung riet ihm, dieses eine Mal den Racheadler nicht auf die weiße Feder zu hetzen. Er hatte das Gefühl, dass etwas schief gehen konnte. Weil Pedro gerade von Dorian verfolgt wird, geht ihre tägliche Übung schief und der Junge wird vom Adler angegriffen. Dorian zielt mit dem Gewehr. Sicher wird er den abgerichteten Adler jetzt erschießen, um Pedro zu retten.
Der Gringo hatte nicht auf den Adler gezielt, sondern auf die weiße Feder - und sie Pedro vom Kopf geschossen. Na sicher. Mit einer alten Winchester einem Kind die Feder aus dem Haar schießen, wo sie steckt. Dorian ist wohl auch klischeehaft zielsicherer Western-Revolverheld.
Nun arbeiten sie zusammen, um den Weißen Adler und den Dämon dahinter zu erledigen. Als Lockvogel soll das mittlerweile reparierte Flugzeug dienen und nicht mehr der arme Pedro. Castillo schickt als Vorhut seine regulären Vögel aus. Zum Glück wird die Maschine als landwirtschaftliches Sprühflugzeug benutzt und hat sehr schnell tödliches Vogelgift geladen. Vielleicht hätte sich Vlcek auf „dutzende“ statt „tausende“ Raubvögel beschränken sollen. Dass so viele durch die Giftwolke erledigt werden, ist unwahrscheinlich. Aber man kennt es vom Heftroman, Hauptsache mit großen Begriffen um sich werfen, für den Effekt. Ich bin aber schon froh, dass überhaupt noch an das Kanonenfutter gedacht wurde. Castillos Geist vereint sich mit seinem Adler, um die Eindringlinge zu erledigen. Seinen Körper lässt er zurück. Coco nutzt diese Chance, um den Leib zu suchen und mit einer Machete zu zerhäckseln. Doch es war nur eine Attrappe. Castillo ist nochmal umgekehrt und weiß nun, dass Coco gegen ihn agiert, statt brav auf ihre Niederkunft zu warten. Natürlich tötet er sie nicht, sondern will sie lange leiden lassen.
Dorian ändert den Plan und lässt sich absetzen, um das Versteck zu Fuß zu erreichen. Er sorgt sich zurecht um seine Coco. Castillo will ihr gerade ziemlich weh tun. Dorian erkennt, dass er zu spät kommt. In allerletzter Sekunde erscheint das Flugzeug.
Er hätte einen Freudensprung tun können. Denn der weiße Adler schwenkte knapp vor Coco ab und stieg in die Höhe, wandte sich dem mechanischen Gegner zu, der da so unvermittelt auftauchte. Der Bösewicht ist abgelenkt und Dorian will Coco helfen. Doch sie verlangt, dass er zuerst den Körper des Dämons vernichtet. Der genau dort liegt, wo zuvor die Attrappe lag. Ganz schlau von Castillo, echt. Naja, für ein glückliches Finale muss man doch nochmal auf Heftroman-Erzählmittel zurückgreifen. Dass die restlichen verbliebenen Raubvögel das Flugzeug zum Absturz bringen und sich über die Insassen hermachen, hätte ich aber nicht erwartet. So liebe ich den DK, wenn es seine Sachen gnadenlos durchzieht. Castillo ist im Körper seines Vogels gefangen und will sich an Dorian rächen, der gerade Coco befreit.
Dorian stieß Coco zur Seite und stellte sich dem Adler zum Kampf. Er riss die Winchester hoch. Doch als er abdrückte, gab es nur ein Klicken. Er hatte vergessen nachzuladen! Dorian schloss mit dem Leben ab. Statt einer wundersamen Rettung durch riesiges Glück in letzter Sekunde folgt eine logische Erklärung, warum Dorian in diesem Augenblick nicht stirbt. Castillo ist sein Auftrag dann doch wichtiger als seine Rache. Er ignoriert Dorian und holt sich Coco, um mit ihr wegzufliegen. Gute Erklärung!. Aber gleich danach folgt eine Szene, in der Castillo weiß, dass er es noch mit dem abgerichteten Racheadler zu tun bekommen wird. Er ist siegessicher. Kümmert sich aber nicht um ihn, sondern holt eben Coco. Durch die ist er nun so belastet, dass der andere Adler leichtes Spiel mit ihm hat und ihn tötet. Daran hat er nicht gedacht? Kann ich mir nicht vorstellen. Im Endeffekt dient das alles nur dazu, dass Dorian seine Coco nicht befreit und jetzt schon zurück hat. Eine schnelle Lösung muss her. Castillo hat sie bei seiner Vernichtung in den Klauen. Die Hexe stürzt aber nicht in den Tod, sondern...verschwindet. Entweder hat Coco sich selbst gerettet oder Olivaro. Tja. Toll. Mit einem Autoren-Fingerschnippen steht der Dämonenkiller jetzt wieder am Anfang.
Obwohl es Dorian nicht gelungen war, Coco zu sich zurückzuholen, empfand er es doch nicht als Niederlage. Es war kein persönlicher Sieg für ihn gewesen. Aber ein Sieg des Guten über das Böse. Na immerhin.
Puh. Schön. Das war doch mal ein nettes Abenteuer mit den Stärken der Serie. Das Konzept passt einfach und macht Spaß. Enrique Castillo ist ein toller Gegner. Der Handlungsschauplatz ist nett. Das Abenteuer bietet interessante Ideen und überraschende Entwicklungen. Man erkennt dahinter aber deutlich den Vlcek und damit auch, in welchem Jahrzehnt der Roman erschienen ist. An Dialogen und dem Umgang mit Frauen. Aber auch den kernigen Sprüchen und klischeehaften Figuren. Das ist Heftromanliteratur für Kerle! Gewisse moderne Feinheiten (oder Dinge, die Kollege Davenport damals schon berücksichtigte) braucht es da nicht, an sowas stößt sich die Zielgruppe eh nicht. Lieber Coco nackig herumlaufen lassen und den Dämonen Anspielungen in den Mund legen. Geil!
Meine konkreteren Kritikpunkte habe ich schon fast alle in der Handlungszusammenfassung untergebracht. Nur eine Sache noch. Wie genau funktioniert das jetzt mit Castillo und seinem Adler? Ist der Adler normal und einfach nur stark? Oder hat er für sich schon leicht übernatürliche Kräfte? Anfangs liest es sich ein wenig so, als könne sich Castillo selbst in den Adler verwandeln. Dann geht er eine Geistverbindung mit ihm ein und sein Körper bleibt zurück. Was am Ende auch als endgültige Erklärung verwendet wird. Ich sage also nicht, dass der Autor keinen Plan hatte und sich widerspricht. Er hätte einige Dinge nur deutlicher schreiben können oder ein wenig verwirrende Zwischensätze dazu weglassen.
Meine Wertung ist ziemlich klar, das freut mich. Da muss ich nicht lange überlegen und stehe auch dahinter. Ein rundum GUTer Roman von Ernst Vlcek.

:baff: :baff: :baff: (7 von 10 Freaks) Ich freue mich trotzdem schon auf den kommenden Davenport.