Abe wird zu einem Kriminalfall hinzugezogen, weil der Name „Asmodis“ fällt. Wie in London reicht das offenbar schon. Später stellt sich natürlich noch heraus, dass es deutlichere Spuren auf einen paranormalen Fall gibt.
Bei einer Befragung der vermeintlichen Satanistin, Hexe und Killerin zeigt sich, dass sie wohl eher Angst vor dem Teufel hat, statt ihm zu huldigen. Wer ist hier also Opfer und wer Täter? Der scheinbar jahrelang gefolterte Ehemann oder die Ehefrau die ihm Achate und ein Pentagramm unter die Haut nähte? Stellt sich die Frage, ob das den Teufel beschwören oder bannen sollte. Eine spannende Ausgangssituation, die Lust auf mehr macht.
Schließlich wird ein Assistenzarzt von einer dunklen Stimme dazu gezwungen, weitere Schutzmechanismen aus dem Körper des Mannes zu entfernen, woraufhin er von einer dunklen Macht übernommen wird. Damit sollte die Sache wohl klar sein. Tja, Pech.
Die zweite Hälfte des Romans beginnt mit John. Der unterstützt Abe in dem Fall, indem er von London aus ein wenig recherchiert. Trotz Internet und magiekundigen Kontakten, versucht der Geisterjäger es als erstes im angestaubten Archiv der Horror-Oma. Das hat Charme, aber so richtig zeitgemäß ist das nicht mehr. Gut, kann ich drüber hinweg sehen. Schlimmer finde ich das übliche Zwischenmenschliche Smalltalk-Gequassel mit Jane und ihrem Chris. Bitte so knapp wie möglich halten, ich bin wegen dem Gruselfall der Woche hier! Im Horror-Archiv findet John dann weitere Hinweise darauf, dass die Sache ganz anders ist, als es den Anschein hat. Ab geht’s nach Los Angeles. Die Kacke ist am Dampfen.
Als John endlich in den USA ankommt, hat der böse Geist schon fröhlich seine Wirtskörper gewechselt und wie es scheint steckt er momentan in Abe. Natürlich. Es muss ja dramatisch sein! Im letzten Drittel der Geschichte gibt es dann auch die Verbindung zum Vorgänger-Gespensterkrimi. Es ist der Bösewicht von damals, Kiro Mason, der jetzt wieder sei Unwesen treibt und den spurlos verschwundenen Abe übernommen hat. So weit, so gut. Würde mir reichen. Bis jetzt ist der Fall auch ein schönes bodenständiges Gruselabenteuer der Woche. Reicht Hilleberg natürlich nicht, er muss weitere tolle Querverbindungen ziehen. Die nichts mit dem ursprünglichen Gespensterkrimi zu tun haben, glaube ich. Die Zeugin wurde in eine Psychoklinik eingeliefert und beging dort Selbstmord. Oder auch nicht, denn das Gutachten stellte Ernest Langstrom aus. Der Ehemann, in dessen Körper Kiro die ganze Zeit steckte. Dann heiratete die vermeintliche Täterin Marina ihn. Und wie hieß die Ehefrau des Killers Kiro Mason? Armina. Armina. Marina. Na, klingelt es? Oh, was für ein tolles Geflecht im Hintergrund. Die Frau des Zombies hat also irgendwie mitbekommen, dass er sich als Geist einen neuen Körper gesucht hat und heiratet den Kerl dann, um ihren Killer-Gatten in dessen Körper zu bannen und aufzupassen, dass nichts schief geht. Muss das denn sein? Ist jetzt nicht so furchtbar kompliziert, dass mir der Kopf raucht, aber wenn man eine Fortsetzung zu einem Gespenster-Krimi aus den 80ern schreibt, kann man es doch im gleichen simplen Schauerstil lassen. Außerdem gibt es weitere kleine Details, zum Beispiel stammen Haare im Körper von Ernest Langstrom von den ursprünglichen Mason-Opfern. Ok, Hilleberg hat sich wieder wahnsinnig Gedanken gemacht und sicher auch viel Spaß dabei, diese Fäden zu ziehen. Für mich kommt aber so der gemütliche Grusellesefluss erstmal ins stoppen. Das ist nicht schön.
Jedenfalls hatte Mason damals noch ein Opfer auf der Liste und John folgt seinem typischen Bauchgefühl, dass der Geist des Killers diese Rechnung nun ganz sicher begleichen will. Da wird aus Jill Seymour auch mal schnell Jane Seymour, einen Gruß ans Lektorat. Sie wird unter Polizeischutz gestellt, John will erst einmal das Haus der Langstroms unter die Lupe nehmen.
Marina wird wie damals indes von der Voodoo-Loa Erzulie Freda wiedererweckt. Asmodis versucht das zu verhindern. Doch im Heftromantiming ist zeitgleich John im Haus und steht genau jetzt vor ihrem magischen Spiegel. Sein Kreuz erwärmt sich, schwächt Asmodis und verhilft Marina unbewusst wieder ins Reich der Lebenden. Aha, sie kommt nicht nur als Geist zurück, sondern auch in einem frischen Körper, während der alte als Leiche irgendwo rumliegt? Oder hat die Loa sie aus der Leichenkammer in ihr Haus teleportiert? Warum muss der Autor es auf den letzten Seiten für mich wieder vermasseln? Es ist so Schade. Kann man es nicht einfach mal simpel halten?
Jane oder Jill wohnt nun zufällig mit ihrer Enkelin zusammen, die natürlich fast in dem Alter ist, in dem ihre Oma es damals war, wo Mason sie meucheln wollte. Er hat also ein verwandtes Opfer im passenden Alter. Egal, erschießen kann man den Killer jedenfalls nicht einfach, schließlich steckt er nicht nur im Körper eines Unschuldigen, sondern auch in einem von Johns Freunden. Zum Glück hat der Autor ihm fürs Finale eine frisch wiedererweckte Voodoo-Kundige ins Heft geschrieben, die das Problem lösen kann. Wirklich vernichten kann man den Geist aber nur, wenn man den Dolch zerstört, mit dem er damals die Morde begangen hat oder so. Der liegt im Keller des Hauses herum. Äh, wieso hat Marina den Geist dann nicht schon längst vernichtet, sondern nur jahrelang im Körper eines Unschuldigen gefangen gehalten? Weil sie Johns Kreuz dafür braucht? Ich glaube, ich komme jetzt nicht mehr mit.
Auf den Weg in den Keller werden sie dann von Abe/Mason überrascht, der also doch nicht hinter seinem letzten Opfer her ist, sondern ihnen hier aufgelauert hat. John wird wieder mal bewusstlos geschlagen. Nun könnte er schnell seine Rache an Marina vollenden, doch
„Ich könnte es natürlich schnell machen, aber wo bliebe da der Spaß?“. Die Frau denkt in eine ähnliche Richtung wie ich.
Wenn sie Kiro lange genug hinhielt, würde sie dem Yard-Beamten die nötige Zeit verschaffen, die er brauchte, um sie zu retten und dieses Monstrum ein für alle Mal zu vernichten. Doch dieses mal klappt es nicht. Mason tötet sie und haut dann ab.
Auf den letzten Seiten will er nun doch mit seinem Opfer von damals abrechnen. Dort angekommen verlässt er aus irgendeinem Grund den Körper von Abe und übernimmt einen Polizisten. Danach die Opfer-Omma. Aber John ist inzwischen wieder halbwegs fit und im perfekten Heftromantiming in letzter Sekunden hier angekommen, um mit dem Silbernen Nagel und Marinas Voodoo-Puppe den Geist zu bannen. Dann zerstört er den Dolch mit seinem Kreuz. Fertig.
Das war im letzten Teil wieder mal ziemlich hektisch. Der erste Teil des Romans hat mir super gefallen. Nette Gruselstimmung und an keiner Stelle das Gefühl, dass ich etwas verpasst habe, weil ich den Gespensterkrimi nicht gelesen habe. Nicht nur deshalb hatte ich Spaß an der Geschichte. Sondern auch, weil ich mich sehr freute, dass Florian Hilleberg endlich mal wieder einen simplen Einzelfall der Woche schreibt. Der Herzblut-Fall hatte ja im Endeffekt mit Davina auch wieder Querverbindungen zu einer alten Figur aus einem seiner Romane, die jahrelang nicht mehr erwähnt wurde. Der zählt nicht.
Wieso konnte Hilleberg das nicht so lassen, sondern musste neben der sicher sehr simplen Geschichte des Gespensterkrimi auch eigene Ideen zwischen den Romanen einbinden? Im letzten Drittel gibt es dann noch Heftromantiming und Eingriffe des Autors in die Handlung, die unnötig sind. Das Abenteuer hätte doch auch nach einem simplen Ablauf prima funktioniert. Wieso probiert er es nicht einfach mal und schaut, wie die Reaktionen ausfallen? Ob die Leser sich beschweren, dass ihnen das zu geradlinig und langweilig war. Hier hätte es sich perfekt angeboten.
Die kleine Zwischenszene mit Suko war auch etwas seltsam. Ich glaube nicht, dass John trotz aller Hektik seinen Partner stundenlang warten lassen würde, weil er vergessen hat ihn anzurufen, dass der Ghoul schon erledigt wurde. Es ist halt dieser typische Hilleberg-Humor zur Auflockerung, der bei mir einfach nicht wirkt.
Original von Tulimyrsky
Ich schwanke zwischen gut und sehr gut, habe mich dann zugunsten des Autoren entschieden.
Macht nichts, dann bringe ich mal Gleichgewicht (Gnihihihi) in die Angelegenheit und gebe eine gute Wertung ab.

:baff: :baff: :baff: :baff: (6 von 10 Kreuzen). Schade, hätte der Roman den simplen Stil der ersten Hälfte beibehalten, wäre für mich ein Sehr Gut drin gewesen.
Edit: Ich habe mir im Nachhinein auch mal Hillbergs Rezi zu dem Gespenster-Krimi bei Gruselromane gegeben. Die klingt ja schon ziemlich harsch. Ich bin auch nicht besser, aber wenn man ein Fazit zieht wie
„Ein miserabler Stil und eine unlogische Geschichte sind der Beweis, dass der Autor auch 1983 schon Romane versaut hat.„ und sich dann wegen ähnlich harter Kritik aus dem Forum zurück zieht, hat das schon ein fragwürdiges Geschmäckle. Wenn man selbst auf der anderen Seite steht, sieht die Sache auf einmal ganz anders aus, was? Tja. Das hat aber nichts mit dem Roman hier zu tun.