Jasons neuster Roman beginnt direkt mit einer netten Essenszene beim Chinesen und solchen tollen Dialogen zwischen John und Suko.
“Nach der Suppe werde ich dir sagen, was du noch bestellen kannst“, teilte Suko mir mit und grinste mich dabei an. „Hoffentlich kein toter Hund.“ Ok, vielleicht ist mein Humorzentrum auch nur geschädigt, aber diese Uraltsprüche müssen doch nicht sein. Dann wird auch gleich das Cover bildgenau umgesetzt, was wieder ungünstig ist. Dass Suko eine Gestalt, die ihm gleicht, ganz kurz im Hintergrund erspäht, würde passen. Dass jemand direkt hinter John steht und ihn mit einem Messer erdolchen will, nur um ein Augenzwinkern später auf mysteriöse Weise verschwunden zu sein, ist weniger glaubhaft. Kann der Gegner der Woche sich teleportieren oder hat Suko neuerdings Vorahnungen? Natürlich hat außer Suko niemand im Restaurant etwas von diesem Beinahemord bemerkt. Der Kerl bleibt natürlich verschwunden, aber man ist sich sicher.
Da kommt was auf uns zu.
Shao ist mit einer Bekannten in der Oper, als auch bei ihnen der andere Suko auftaucht. Wieder versagt er beim Mordversuch und löst sich langsam auf. Ok, hat er also doch diese Fähigkeit. In der Oper wird er zwar langsam immer durchscheinender, während er im Restaurant mit einem Fingerschnippen weg ist, aber ich will mal nicht zu genau sein. Dieses mal wurde die Attacke sogar beobachtet. Aber Polizei oder so? Unwichtige Nebensachen, die die Handlung nur aufhalten. In der Tiefgarage versucht der Verwandler es noch einmal, doch Shao rammt ihn einfach mit dem Wagen und fertig.
Schließlich tauscht man sich über die neue Bedrohung aus und wie meistens bei Dark gilt nur
Wir werden abwarten müssen. Es dauert nicht lange. In der gleichen Nacht sieht John an der Decke einen unheimlichen Schatten materialisieren. Aber keine Angst,
für mich war es nicht gefährlich, sondern mehr faszinierend. Der Schatten huscht auf John zu und wird bei Kontakt mit dem Kreuz vertrieben. Immerhin nicht direkt vernichtet. Hoffentlich wird noch darauf eingegangen, ob der Verwandler besonders stark ist oder warum er nicht wie 90 % von Johns Gegnern endet. Nun geht das Große Warten weiter.
Als am nächsten Morgen Sir James zu spät ins Büro kommt – was allein schon sehr ungewöhnlich ist – und sich dann auch noch extrem auffällig verhält, ist die Sache klar. Das hätte Dark aber auch spannender schreiben können. Er bedroht die Geisterjäger mit einer Pistole. Offenbar kann der Verwandler plötzlich nicht mehr nur das Aussehen von Menschen annehmen, sondern auch in sie fahren. Naja, damit hat er ebenso wenig Erfolg. Weil er solange nur dumm da steht, bis Suko und John sich eine halbe Seite beraten haben und der Chinese ihm dann die Waffe entreißt. Das Kreuz regelt dann den Rest.
Das uralte Spiel. Gut gegen Böse.
Da der Verwandler an die Hauptbesetzung der Serie nicht ran kommt, muss für den Bodycount eben Shaos Bekannte herhalten. Oder genauer ihr Freund. Der Verwandler übernimmt ihn nicht, sondern kopiert ihn dieses mal wieder. Und Bellas Freund fährt sein zweites Ich jetzt seelenruhig zu ihrer Wohnung, habe ich das richtig gelesen? Weil er damit einfacher zurecht kommt, als auszuflippen? Nur um dann vom Verwandler erstochen zu werden.
Shaos Bekannte merkt von selbst, dass ihr Besucher jemand anderes ist. Doch sie hat Glück.
Der Messerarm zuckte auch. Aber er glitt nicht nach unten, sondern in die Höhe, denn Cardigan hatte sich entschlossen, die Frau nicht zu töten. Es reichte ihm, dass der Wahnsinn sie in seinen Klauen hielt. Deshalb konnte er auf einen zweiten Mord verzichten. Aha und warum? Mir fehlt so ein bisschen die Motivation des Verwandlers, seitdem er aufgetaucht ist.
Dass Bella lebt ist ganz passend. So kann Shao dann mit ihr telefonieren und man fährt zu ihr. Die Geisterjäger haben ja sonst keine Spuren. Was erhoffen sie sich dort? Sie kommen ja zu spät und der Verwandler ist woanders auf der Suche nach neuen Opfern. Ok, vielleicht soll Bella als Köder herhalten und wurde deshalb nicht getötet. Wäre ein Klassiker. Dann hätte Dark die inneren Gedankengänge des Dämons aber anders schreiben müssen.
Nun versucht man zu der unter Schock stehenden Frau durchzukommen.
“Ich bin es. Suko. Der Mann von deiner Freundin Shao. Die wirst du kennen.“ Äh, warum hat man eigentlich nicht direkt Shao mitgenommen? Wäre das nicht besser gewesen, um der Zeugin etwas zu entlocken? Darauf kommen sie erst, als sie mit der Befragung fertig sind.
Es stellt sich heraus, dass der Freund auf dem Heathrow Airport im Sicherheitsbereich arbeitet und dort extremes Unheil anrichten könnte. Ok, im letzten Drittel hat Dark wohl wieder jedes Konzept einer übergeordneten Rahmenhandlung fallen gelassen. Wieso fährt der Verwandler, erst vom Flughafen zu Bella. Um sie dann nicht zu ermorden, sondern nur zu erschrecken. Damit sie den Geisterjägern einen wertvollen Tipp geben kann, wo er vielleicht als nächstes zuschlagen wird. Will der Verwandler unbedingt aufgehalten werden? Ist das ein Schrei nach Hilfe?
Der Verwandler ist tatsächlich am Flughafen und nimmt eine neue Gestalt an.
Der zweite Donner grinste, danach hob er sein Messer an. Es sah so aus, als wollte er in den Körper seines Ebenbildes stoßen, dann aber ließ er es bleiben, drehte sich um und machte sich auf den Rückweg. Wie dämlich ist der Kerl eigentlich? Nö, wieso ihn auch töten. Dann kann der echte Rich Donner ja nicht rumlaufen und Hilfe holen oder den Geisterjäger darauf aufmerksam machen, dass der Verwandler in seiner Gestalt unterwegs ist. Und jetzt ratet mal, wer John und Suko als Kontaktperson auf dem Flughafen zugewiesen wurde. Richtig, Rich Donner. Sie suchen also direkt den Mann auf, der sie warnt. Leider hat er nicht daran gedacht, umgehend nach dem Vorfall seine Mitarbeiter zu warnen. Da hat der Verwandler leichtes Spiel, die Leute reinzulegen. Dann zückt er wieder die Klinge. Doch wie man es leider von Dark kennt, sticht er nicht direkt zu, solange der Mitarbeiter überrascht ist. Sondern labert mit gezogenem Messer erstmal. Sehr schlau, ihm zu erzählen, dass man ihn jetzt gleich töten wird. Man muss dem Opfer ja Zeit lassen, zu reagieren und wegzurennen. Ok, der Verwandler will wirklich unbedingt erwischt werden. Irgendwie nimmt er auch die Verfolgung nicht auf und lässt den Mann laufen. Damit er rechtzeitig den Sohn des Lichts zu ihm führen kann. Mhh, wenn ich davon ausgehe, dass der Verwandler wirklich so ein Selbstbestrafungs-Ding am Laufen hat, sind seine Handlungen den ganzen Roman durch äußerst schlüssig und gut durchdacht. Gut, er hätte sich auch einfach am Anfang im Restaurant stellen können.
Genug Blödsinn. Ich springe direkt zum Finale, sind ja nur noch ein paar Seiten. Der Verwandler will mit Kerosin den Flughafen in die Lust sprengen oder so. Dass er schon als Bellas Freund und jetzt auch in seiner neuen Gestalt beim Kerosinlager herumlungerte, darauf wurden sie mehrmals hingewiesen. Trotzdem.
Den Geruch einer brennbaren Flüssigkeit wahrzunehmen, damit hatten wir nicht gerechnet, mussten uns aber darauf einstellen. Ja, wie furchtbar unerwartet, nachdem man mehrmals darüber geredet hat. Und
der Verwandler löste sich aus seiner Deckung und ging auf das offene Tor zu. Es folgt der übliche Dialog mit dem Bösewicht, in dem er alle seine Pläne offen legt und labert, statt einfach mal aktiv zu werden. Angeblich arbeitet er sogar mit Matthias zusammen, müsste also Vorwissen haben. Aber dass Suko einen Stab hat, mit dem er für einige Sekunden die Zeit anhalten kann, ist ja absolutes Insiderwissen, so selten wie er den einsetzt.
Da heute der „ich verschone dich, auch wenn das furchtbar dumm ist“-Tag ist, macht John nicht mit dem Kreuz kurzen Prozess. Der Verwandler hat genug Zeit, um seinen Körper anzuzünden. Der schmilzt zusammen und der Verwandler haut in seiner Geistgestalt ab.
Suko unterbrach das Schweigen. „Na? Hat dir das Finale gefallen?“ „Nicht richtig.“ Sehr treffende Worte. Die man auch auf den ganzen Roman übertragen könnte.
Das ist wieder so ein extrem klassischer Dark, wie es ihn früher regelmäßig gab. Es ist Potential vorhanden. Und im Grunde ist der Roman auch unterhaltsam. Als extrem seichter Heftroman mit niedrigem Anspruch. Aber man darf ja nicht genauer hinschauen oder mitdenken. Der Verwandler handelt den Roman durch total dämlich. Er nutzt keine Chancen und verwischt keinerlei Spuren. Es ist echt keine Leistung, dass man ihn erwischt hat. Dafür ist es eine Negativleistung, wie man ihn entkommen lassen hat.
Dann ist der Gegner nicht konsistent geschrieben. Wieso konnte der Verwandler den Körper von Sir James übernehmen, wo er doch eigentlich nur Menschen kopieren kann? Weil es eine tolle Szene für Dark war, ich weiß. Was sollte die Eröffnungsszene im Restaurant? Wo er John erstechen will. Wieso nimmt er gerade Sukos Gestalt an und wie ist ihm das überhaupt gelungen, wo er dafür doch Kontakt mit der Person haben muss. Suko sieht ihn dann, wie er gerade zustechen will und der Verwandler verschwindet. Wieso? Warum zieht er es nicht durch und sticht einfach zu? Das wäre Ihre Chance gewesen! So viele Fragezeichen. Von der ersten Seite an, bis zur letzten.
Dark hat sich dieses mal Mühe gegeben. Aber ohne nachzudenken. Der Verwandler ist mal hier und mal dort. Er macht mal dieses und mal jenes. Es gab auch schon wesentlich passivere Gegenspieler, die einfach nur öde waren. Man hat also die Wahl zwischen lahmen Gegnern die aber halbwegs logisch agieren und aktiveren Gegenspielern, die total unfähig sind. Nach dem Motto: Je weniger man macht, desto weniger kann man falsch machen.
Trotzdem

:baff: :baff: :baff: :baff: :baff: (5 von 10 Kreuzen).
Original von iceman76
Aber die Seitenzahl ist wie immer?
Bei mir im ebook ist die Leserseite ja immer hinten dran. Die eigentliche Geschichte hat die übliche Seitenzahl. Da wurde also nichts eingekürzt.